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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2025

So viele Geheimnisse, die das Leben belasten

Stromlinien
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Die Zwillinge Enna und Jale wachsen bei ihrer Oma auf und warten gemeinsam sehnsüchtig auf den Tag, an dem ihre Mutter aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch genau an diesem Tag ist Jale verschwunden, ...

Die Zwillinge Enna und Jale wachsen bei ihrer Oma auf und warten gemeinsam sehnsüchtig auf den Tag, an dem ihre Mutter aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch genau an diesem Tag ist Jale verschwunden, die Maurer taucht nicht auf und ein kleines Motorboot versinkt in der Elbe. Enna ist verzweifelt. So verschieden die Schwestern auch sind, so sehr fühlt Enna sich Jale verbunden, teilt alles mit ihr und macht sich Sorgen. In dieser Verzweiflung beginnt sie Luca aus ihrer Schule zu vertrauen. Nahe stehen die Mädchen sonst nur sich selbst, vor Bindungen schotten sie sich ab.
Nach und nach klärt sich die ganze Geschichte auf und es ist erstaunlich, wieviele Geheimnisse Menschen behalten können und was dies mit ihnen bewirkt. Verbitterung, Einsamkeit und tiefes Misstrauen haben sich in das Haus von Enna, Jale und ihrer Oma eingeschlichen. Die Geschichte der Familie reicht mehrere Generationen zurück und ist tief verbunden mit der Elbe und den darin befindlichen Inseln. Realität fließt an vielen Stellen mit in das Buch ein. Eine wesentliche Rolle spielen 2 Schiffsunglücke und die Insel Hahnöfersand. Es empfiehlt sich das Nachwort zu lesen, hier wird Fiktion von Wirklichkeit getrennt. Insgesamt Handbuch das Buch sehr gern gelesen. Es war schön zu sehen, wie Enna ihren eigenen Weg findet, wenn auch unter tragischen Umständen. Die ganze Tragödie, die diese Familie begleitet, wird es Stück für Stück offenbart und es tut regelrecht weh zu lesen, wie schwer es sich die Menschen durch anschweigen gemacht haben. Ein tolles Buch.

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Veröffentlicht am 24.03.2025

Gedanken einer Ehefrau

Es geht mir gut
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Ein ungewöhnlich heißer Novembertag 1957 in Delaware, so dass Kathleen sich entschließt, nicht mit Mann und Kind in die Kirche zu fahren, sondern lieber im Pool der Wohnanlage schwimmen zu gehen. Seitdem ...

Ein ungewöhnlich heißer Novembertag 1957 in Delaware, so dass Kathleen sich entschließt, nicht mit Mann und Kind in die Kirche zu fahren, sondern lieber im Pool der Wohnanlage schwimmen zu gehen. Seitdem die Familie hier eingezogen ist, wurde der Pool nie genutzt und so erzeugte Kathleen einiges Aufsehen. Doch auch als die Familie aus der Kirche zurückkommt, ist Karhleen nicht dazu zu bewegen, aus dem Wasser zu kommen und auch als ihr Mann Virgil vom Golfnachmittag zurückkommt nicht. Nach und nach erfahren wir beim Lesen von Kathleens Gedankengängen – von der Wahrnehmung ihrer selbst seit den beiden Schwangerschaften, von ihrer Vergangenheit, ihrer Jugendliebe, ihrer wahren Meinung über diese Wohnanlage und auch über ihre Ehe. Und auch in Virgils Gedankengänge tauchen wir ein. Gefangen zwischen Verantwortung der Familie gegenüber und seinen Wünschen. Beide haben ihre Geheimnisse, ob sie es schaffen, die Karten letztlich auf den Tisch zu legen?

Im Jahr 1957 tickten die Uhren noch anders, was besonders herauskommt an dem Bild, welches Virgil von seiner Frau hat, wie peinlich berührt er von ihrem aus seiner Sicht zu knappen Badeanzug ist. Das Jahr in dem die Hündin Leika mit dem Sputnik in den Himmel flog. „Es geht mir gut“ ist ein Buch, welches bei mir eher im Nachgang gearbeitet hat und seine wirkliche Tiefe gezeigt hat. Es liest sich sehr angenehm und flüssig und ich fühlte mich mit Kathleen im Pool. Das Bild was sich von Virgil in meinem Kopf entwickelt hat, ist alles andere als ein Mann mit Rückgrat und Familiensinn, Feigheit zieht sich durch sein Leben wie ein roter Faden. Ich mochte es sehr, wie wir nachbilden nach erst mehr aus Kathleens Leben erfahren. Ganz sacht, ohne ausdrückliche Anklage und doch voller Kraft. Das Bild einer glücklichen Kleinfamilie bröckelt Stück für Stück.

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Ehrlich. Bedrückend, mutig

Jede 3. Frau
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Dieses Buch hat mich als erstes optisch total angesprochen und als ich die Beschreibung gelesen habe, war mir klar, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommen darf. Dieses Buch beinhaltet Geschichten ...

Dieses Buch hat mich als erstes optisch total angesprochen und als ich die Beschreibung gelesen habe, war mir klar, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommen darf. Dieses Buch beinhaltet Geschichten von 25 Frauen, unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Erfahrungen – aber eines eint sie: Sie haben eine Fehlgeburt erlitten. Es ist ein Thema, über welches selten gesprochen wird. Es ist kein Buch, welches man wie einen Roman hintereinander weg liest. Je nach eigener Geschichte sind die Erfahrungsberichte mehr oder weniger bedrückend. Es ist ein Buch über ein Thema, welchem bisher wenig Bedeutung eingeräumt wurde. Insbesondere die Vorbemerkungen und Einleitung sind sehr interessant und auch informativ. Allen Frauen (und Familien), die davon betroffen sind, wünsche ich alles Gute und viel Kraft.

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Veröffentlicht am 15.03.2025

Eine Geschichte wie ein Strandspaziergang

Regen an sonnigen Tagen
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Lisa schreibt unter dem Pseudonym Johanne Nielsen einen Erfolgsthriller nach dem anderen. Doch tief in sich drin verspürt sie den Wunsch, neue Wege zu gehen. Ein erster Versuch in diese Richtung endet ...

Lisa schreibt unter dem Pseudonym Johanne Nielsen einen Erfolgsthriller nach dem anderen. Doch tief in sich drin verspürt sie den Wunsch, neue Wege zu gehen. Ein erster Versuch in diese Richtung endet in einem vernichtenden Zeitungsartikel. Lisa bricht zusammen und wacht erst im Krankenhaus wieder auf, neben sich ihre Mutter, die in gewohnter Manier dem Personal Anweisungen erteilt. Lisa beschließt, einmonatige Tage im Ferienhaus der Familie auf Rügen zu verbringen, die Mutter im Schlepptau. Auf ihren Strandspaziergängen trifft sie Benedict mit seinem Hund Edgar. Fortan werden die Spaziergänge regelmäßig, die Gespräche tiefgründiger. Doch Benedict umgibt ein Geheimnis und auch Lisa kann sich erst nach und nach öffnen und holt so ein Erlebnis aus tiefster Kindheit hervor. Dies bringt eine ganze Lawine ins Rollen und die Familie steht bald Kopf.

Nach 2 Krimis der Autorin war dies ein ganz anderes Leseerlebnis, bewegend und tiefgründig. Auf der einerseits wird gezeigt, wieviel Einfluss Eltern auf ihre (auch erwachsenen) Kinder haben können und wie schwer es manchmal sein kann, sich daraus zu befreien. „Hab keine Angst, dich neu zu erfinden“ meint Lisas Mutter. Denn auch darum geht es, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, diese überhaupt zu erspüren und dann den Mut haben, neue Wege zu gehen. Es zeigt aber auch, was Eltern bereit sind auf sich zu nehmen, um ihre Kinder vermeintlich zu schützen. Toll verpackt in tiefgründige Gespräche am Strand. Ich habe vor allem Benedict ins Herz geschlossen. Das Buch liest sich sehr angenehm, mit wundervollen Illustrationen. Sehr gelungen und in jedem Fall lesenswert.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Spannende Verhandlungsführung

Der zweite Verdächtige
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In einem Berliner Männerclub wird eine Ameise gefunden. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Schnell steht ein Verdächtiger fest, Jan Staiger. Er kommt in U-Haft. Doch da die Beweislage nicht eindeutig ...

In einem Berliner Männerclub wird eine Ameise gefunden. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Schnell steht ein Verdächtiger fest, Jan Staiger. Er kommt in U-Haft. Doch da die Beweislage nicht eindeutig auf ein Verbrechen hinweist, kann sein Anwalt Rocco ihn rausholen. Doch 4 Monate später das gleiche Bild nur in einer anderen Kneipe. Die Polizei ist sich sicher, Jan Staiger muss ein Serientäter sein. Die zweite Hälfte des Buches zeigt detailliert die Gerichtsverhandlung und letztlich löst sich damit der Fall auf.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Es war spannend und ich mochte es, wie sich Verteidigung und Anklage die Bälle hin und her geworfen haben. Roccos Verteidigungsstrategie habe ich wirklich gern verfolgt, da gehört unwahrscheinliche Schlagfertigkeit, schnelle Entscheidungen und eine enorme Menschenkenntnis dazu. Das Gefuehl, dass irgendetwas nicht rund ist, bekommt man beim lesen recht schnell, wird aber auch schnell von Roccos Einschätzung bestätigt. Ich habe zwischenzeitlich falsch vermutet, die Lösung kommt wirklich erst zum Schluss und hinterlässt noch etwas „Kopfarbeit“. Ein wirklich toller Justiz-Krimi, ich kann mir gut vorstellen, weitere Teile davon zu lesen.

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