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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Gute Idee, leider unrealistisch umgesetzt!

Die Sandwitwe
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Im Norddeutschen Küstenort Valandsiel werden nach und nach Menschen auf grausame Art ermordet: Ihnen wird Sand in die Lungen gefüllt, bis sie qualvoll ersticken. Der junge Knut Jansen, dank des Einflusses ...

Im Norddeutschen Küstenort Valandsiel werden nach und nach Menschen auf grausame Art ermordet: Ihnen wird Sand in die Lungen gefüllt, bis sie qualvoll ersticken. Der junge Knut Jansen, dank des Einflusses seines Vaters Revierleiter der hiesigen Polizei und somit dessen Nachfolger, wird auf den Fall angesetzt, unterstützt vom LKA. Ebenso kommt ihm Helen Henning, Ex-Profilerin des FBI und sein heimlicher Schwarm, zu Hilfe. Lange bleibt unklar, inwiefern die Morde miteinander in Verbindung stehen könnten. Ebenso wird die Spannung lange aufrecht erhalten, wer die Morde verübt haben könnte - und warum.

Im Gegensatz zu einigen anderen LeserInnen hat mir dieser Roman nicht zugesagt. Zuvieles ist in diesem Roman unrealistisch oder einfach nicht in sich stimmig. Knut Jansen verhält sich für den Posten des Revierleiters viel zu kindisch und unreif, dass er sich sogar eifersüchtig mit seinem Vater prügelt, statt dessen Berufserfahrung und Hilfe anzunehmen. Ein Umstand, der auf Dauer nervt. Ebenso ist merkwürdig, dass er als Küstenbewohner zwar surft, jedoch keine einfachen maritimen Begriffe drauf hat. Ein Laden brennt innerhalb weniger Momente lichterloh, als hätte der Besitzer die Wände mit Brandbeschleuniger gestrichen. Helen Henning fühlt sich von einer mutmaßlich angeheuerten Motorradgang bedroht, kehrt jedoch trotzdem ins ungeschützte Haus zurück, um sich wie auf dem Präsentierteller darzubieten. Doch die Krönung des Ganzen ist, dass Knut Jansen angeblich mal eben drei Nächte in Folge durchmacht, als wäre er ein Übermensch, der keinen Schlaf benötigt (die 2 Std. Schlaf in der ersten Nacht sind da definitiv vernachlässigbar!).

Ein gut gemachter Krimi muss nunmal realistisch bleiben, genau das macht gekonnte Spannung aus: Das Wissen, dass die Handlung des Romans genauso geschehen kann. Wenn es nicht realistisch sein soll, greif ich lieber auf gute Fantasy zurück.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Auftakt einer gelungenen Hamburger Detektiv-Serie

Jeremias Voss und die Tote vom Fischmarkt - Der erste Fall
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Im Gegensatz zu ermittelnden Kommissaren haben Privatdetektive oftmals einen ganz besonderen Charme. So auch in diesem Fall: Der erfolgreiche Hamburger Privatschnüffler Jeremias Voss erhält bei einer Testamentseröffnung ...

Im Gegensatz zu ermittelnden Kommissaren haben Privatdetektive oftmals einen ganz besonderen Charme. So auch in diesem Fall: Der erfolgreiche Hamburger Privatschnüffler Jeremias Voss erhält bei einer Testamentseröffnung den Auftrag der Verstorbenen, ihren Tod zu untersuchen. Gemeinsam mit seiner plietschen Assistentin Vera und seinem eigenwilligen Hund Nero beginnt Jeremias, auf nicht immer ganz legale Art zu ermitteln. Schnell wird klar, dass die drei sich gekonnt ergänzen. Ebenso kommt ihm sein geschickt aufgebautes Informationsnetzwerk zugute. Als sein Leben in Gefahr gerät, weiß Jeremias, dass er auf der richtigen Spur sein muss...

Ein wunderbarer Lokalkrimi mit einem sympathischen Privatdetektiv, der auch gerne mal den weiblichen Reizen erliegt. Durch den Perspektivenwechsel weiß der Leser mehr als der Detektiv, was das Miträtseln im vorliegenden Fall nur umso spannender machte. Eingestreute nordische Begriffe wie Tratsch oder Deern verleihen dem Krimi den passenden Hamburger Touch. Neben einem angenehm flüssigen und sehr gut lesbaren Schreibstil versteht es der Autor zudem, den Fall sehr realistisch zu gestalten, was dem Roman zusätzliche Spannung verleiht, die auch bis zum Schluss anhält. Alles in allem ein gekonnter Detektivroman, welcher sich hinter den großen, international bekannten Detektivgeschichten nicht zu verstecken braucht!

Veröffentlicht am 11.12.2017

Wenn eine Utopie zur Dystopie mutiert

Der Flug des Zitronenfalters
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In nicht allzu ferner Zukunft: Rohstoffknappheit hat dazu geführt, dass die Bevölkerung umstrukturiert wurde und nur noch mit einem Mindestmaß an Technologie lebt. Autos gibt es nur noch für den Staatsschutz, ...

In nicht allzu ferner Zukunft: Rohstoffknappheit hat dazu geführt, dass die Bevölkerung umstrukturiert wurde und nur noch mit einem Mindestmaß an Technologie lebt. Autos gibt es nur noch für den Staatsschutz, große Städte gehören der Vergangenheit an. Die Menschen leben in einem friedlichen Miteinander, und mitten drin Redakteur Paul, dessen Vater gerne von den verbotenen, alten Zeiten erzählt. Durch seine Neugier an der Vergangenheit gerät Paul jedoch immer mehr an verbotenes Wissen, welches die von Paul Steinbeck geschaffene Utopie mehr und mehr zu einer Dystopie mutieren lässt und unseren Hauptprotagonisten zum Zitronenfalter, welcher durch seinen Flügelschlag unbeabsichtigt einen Orkan entfacht und die Welt verändern wird.
Auf sehr geschickte Art und Weise hat der Autor in diesem Roman das aktuelle Weltgeschehen mit möglichen Zukunftsszenarien kombiniert, um eine realistisch anmutende Zukunft zu erschaffen. Der Roman ist in sich stimmig aufgebaut und lässt sich angenehm lesen. Das Ende lässt genügend Fragen für eine (angekündigte) Fortsetzung offen.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Gelungene Verknüpfung von Historie und Fiktion

Das Shakespeare-Geheimnis
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Über das Mittelalter ranken sich viele Mythen, so auch über Shakespeare: Hat das schriftstellerische Talent all seine Werke selbst verfasst oder waren da auch andere Schreiberlinge am Werk? Wie z. B. Christopher ...

Über das Mittelalter ranken sich viele Mythen, so auch über Shakespeare: Hat das schriftstellerische Talent all seine Werke selbst verfasst oder waren da auch andere Schreiberlinge am Werk? Wie z. B. Christopher Marlowe, dem gern die ein oder andere Spionagetätigkeit im Auftrag "ihrer Majestät" nachgesagt wird und der auf mehr oder weniger mysteriöse Weise ums Leben kam.

Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, geht es in Christiane Linds Roman "Das Shakespeare-Geheimnis" in erster Linie um die junge Alice, welche vor ihrem brutalen Ehemann in das London des Jahres 1592 flüchtet und dort in Christopher Marlowes Schauspieltruppe als Mann verkleidet Zuflucht findet. Doch auch das Leben Marlowes kommt hierbei nicht zu kurz, und so beinhaltet der Roman eine gelungene Mischung aus Lug und Trug, Schauspielerei, Verschwörung, Gewalt - und Liebe. Und selbstverständlich wird zu guter Letzt auch besagtes Shakespeare-Geheimnis gekonnt gelüftet.

Neben der gekonnten Verknüpfung von Historie und Fiktion lebt der Roman vor allem auch von den liebevoll herausgearbeiteten, lebendigen Charakteren sowie einem angenehm flüssigen Schreibstil. Auch das Cover ist schön gestaltet und hat den Roman inhaltlich sehr gut getroffen. Ein Sternchen ziehe ich ab, da mir während des Lesens einige Punkte zu offen blieben. Dies hat jedoch keinerlei Einfluss auf den Lesespaß, welchen dieser Roman dem Leser bereiten kann.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Ein mal etwas ruhigerer Krimi

Die stille Wut der Tante
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Valentina Bergh nutzt die Kündigung ihres bisherigen Arbeitgebers für einen Neubeginn und nimmt die Einladung ihrer in Berlin lebenden Tante an, zu ihr zu ziehen und ihre Leidenschaft des Bücherschreibens ...

Valentina Bergh nutzt die Kündigung ihres bisherigen Arbeitgebers für einen Neubeginn und nimmt die Einladung ihrer in Berlin lebenden Tante an, zu ihr zu ziehen und ihre Leidenschaft des Bücherschreibens zum Beruf zu machen. Doch kaum in Berlin angekommen stellt sich heraus, dass ihre Tante kurz zuvor auf mysteriöse Art verstorben ist. War es die Verkettung unglücklicher Umstände, oder war es Mord? Zusammen mit ihrer Freundin Frederike versucht sie, der Sache auf den Grund zu gehen...

Im Gegensatz zum klassischen Krimi steht hier die Krimihandlung mehr im Hintergrund, rückt das Zwischenmenschliche in den Vordergrund. Dadurch kommt es zu einem eher gemächlichen Spannungsaufbau und einer verhältnismäßig kurzen, dafür pfiffigen Detektivarbeit der Freundinnen. Die vorkommenden Charaktere sind sehr unterschiedlich und liebevoll erstellt und geben dem Roman eine angenehme Abwechslung. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und Valentinas Gefühlswelt recht gut nachvollziehbar. Und natürlich wird auch der auf den ersten Blick merkwürdig anmutende Titel im Laufe des Romans geklärt.

Ein schöner Roman, in welchen ich mir etwas mehr Detektivarbeit der beiden pfiffigen Freundinnen gewünscht hätte.