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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2024

Kurzweilige Unterhaltung mit Luft nach oben

A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic
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"Wer bist Du?"
Diese Frage stellt sich Lilly nach einer aufregenden Zeitreise und der Vollendung ihres Auftrags an Bord der Titanic. Doch der Reihe nach: Lilly ist eine taffe und selbstbewusste junge Frau, ...

"Wer bist Du?"
Diese Frage stellt sich Lilly nach einer aufregenden Zeitreise und der Vollendung ihres Auftrags an Bord der Titanic. Doch der Reihe nach: Lilly ist eine taffe und selbstbewusste junge Frau, die mit einem magischen Zahnrad durch die Zeit reisen kann. In ihrem Auftrag, eine wertvolle Kette vor dem Untergang der Titanic zu retten, trifft sie auf Ray, der es auf das Zahnrad abgesehen hat. Ray, der von seinem Vater erpresst wird, hadert mit seinem eigenen Auftrag – und wie das Schicksal es will, entwickeln die beiden eine tiefe Verbindung. Trotz ihrer anfänglichen Stärke verwandelt sich Lilly im Verlauf der Geschichte in eine eher schwärmerische Figur, was sie zeitweise von ihrem Ziel ablenkt. Kurz vor dem Untergang der Titanic steht Lilly dann vor der Entscheidung, den Kodex zu brechen – doch die Dinge nehmen eine unerwartete Wendung. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, um die Spannung zu bewahren.

Das Cover ist ansprechend gestaltet und weckt sofort Interesse am Buch. Der Schreibstil ist frisch und jugendlich, ideal passend zu den Protagonisten. Die Geschichte wird abwechselnd aus Lillys und Rays Perspektive erzählt, was interessante Einblicke in die Gedanken und Gefühle beider Figuren ermöglicht.

Obwohl das Setting auf der Titanic spannend gewählt ist und einige aufregende Momente bereithält, ist die Handlung größtenteils vorhersehbar und lässt sich flott durchlesen. Leider bedienen sich die Charaktere oft gängiger Klischees, und während die Nebenfiguren teils greifbarer und liebevoller gestaltet sind, hätte die Ausarbeitung der Hauptfiguren etwas mehr Tiefe vertragen können.

Fazit:
Eine nette Geschichte, die sich gut weglesen lässt und für kurzweilige Unterhaltung sorgt, auch wenn bei der Umsetzung noch Luft nach oben bleibt.

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Von der jüdischen Stieftochter zur glühenden Nationalsozialistin

Reichskanzlerplatz
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Magda Goebbels ist vielen bekannt als die Vorzeigemutter des NS-Staates und überzeugte Nationalsozialistin. In Nora Bossongs Roman lernen wir jedoch eine andere Seite von ihr kennen: die junge, schüchterne ...

Magda Goebbels ist vielen bekannt als die Vorzeigemutter des NS-Staates und überzeugte Nationalsozialistin. In Nora Bossongs Roman lernen wir jedoch eine andere Seite von ihr kennen: die junge, schüchterne Magda Friedländer, Stieftochter eines jüdischen Kaufmanns. Sie heiratet zunächst den Industriellen Günther Quandt und später Joseph Goebbels.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Hans erzählt, einem fiktiven Freund von Magdas Stiefsohn, der homosexuell ist. Hans’ Perspektive verwebt sich mit Magdas Lebensweg, während die politischen Entwicklungen von der Weimarer Republik bis zur NS-Zeit eng mit ihren persönlichen Entscheidungen verknüpft sind. Deutlich wird dabei, dass Magda Goebbels ihre Entscheidungen stets bewusst traf; ihr Weg, so zeigt es der Roman, war von ihr selbstbestimmt und gewollt.

Hans ist eine erfundene Figur, doch es gibt Gerüchte über eine reale Affäre Magdas. Wer dieser Geliebte war, bleibt bis heute unklar, was Bossongs fiktionale Darstellung noch interessanter macht.
Bossongs Roman ist eine beeindruckende Mischung aus Fakten und Fiktion, einfühlsam und bildreich erzählt. Sie ermöglicht den Lesenden, in die komplexe Entwicklung ihrer Protagonisten einzutauchen, und erzählt die Geschichte auf eine Weise, die einfühlsam und ehrlich ist, ohne dabei eine Entlastung von Schuld anzubieten.

Von der jüdischen Stieftochter zur glühenden Nationalsozialistin – Bossong schafft es, die Widersprüche und Entwicklungen von Magda Goebbels’ Leben lebendig und differenziert darzustellen.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Emotional und ehrlich

Gebt mir etwas Zeit
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Hape Kerkeling gewährt uns erneut einen faszinierenden Einblick in sein Leben. Nachdem er in Der Junge muss an die frische Luft von seiner Kindheit erzählte, begleitet man ihn nun auf den weiteren Stationen ...

Hape Kerkeling gewährt uns erneut einen faszinierenden Einblick in sein Leben. Nachdem er in Der Junge muss an die frische Luft von seiner Kindheit erzählte, begleitet man ihn nun auf den weiteren Stationen seines Lebens: den Beginn seiner Karriere, seine erste große Liebe, Verluste, Ängste und die Erfahrung von Ausgrenzung. Der Hörer lernt Hans-Peter, den Menschen hinter dem Künstler Hape Kerkeling, mit all seinen Sorgen, Freuden und Entwicklungen kennen.

Parallel dazu begibt sich Kerkeling auf die Spuren seiner Ahnen und entdeckt seine Familie und sich selbst aus einem neuen Blickwinkel. Er zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie stark uns die Generationen vor uns geprägt haben – mit all ihren guten und schlechten Erfahrungen. Auch in Kerkelings Leben gab es Geheimnisse, die hier gelüftet werden. So stellt er fest, dass er von allem ein wenig ist: Skandinavier, Holländer, Engländer und Rheinländer – ein DNA-Test bestätigt es.

Die Erzählweise ist einfühlsam und humorvoll, ohne je eitel oder übertrieben zu wirken. Die Biografie ist lebendig und authentisch, und man glaubt ihm, dass er dieses Projekt zunächst für sich selbst anging und erst dann die Idee für ein Buch entstand. Auch wenn die Geschichten seiner Vorfahren sicherlich hier und da ausgeschmückt wurden, fügen sie sich harmonisch in das Gesamtbild ein.

Wie gewohnt liest Kerkeling das Hörbuch selbst, was den Hörer emotional und ehrlich durch diesen Teil seines Lebens führt.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Beste Unterhaltung - diesmal nicht ganz so Cosy

Hamish Macbeth fängt einen dicken Fisch
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Bereits zum 15. Mal dürfen wir mit Hamish Macbeth in den schottischen Highlands auf Verbrecherjagd gehen. Doch diesmal ist es nicht ganz so gemütlich wie sonst, denn Hamish ermittelt undercover in einem ...

Bereits zum 15. Mal dürfen wir mit Hamish Macbeth in den schottischen Highlands auf Verbrecherjagd gehen. Doch diesmal ist es nicht ganz so gemütlich wie sonst, denn Hamish ermittelt undercover in einem Fall von Drogenhandel und Mord. Dabei bekommt er es erneut mit seinem Erzfeind, dem Inspektor, zu tun, der ihm weiterhin Steine in den Weg legt.

Statt seiner ewigen On-off-Liebe Priscilla steht ihm diesmal seine Vorgesetzte zur Seite, in die er sich – natürlich – sofort verliebt. Gemeinsam geraten die beiden mehrfach in gefährliche Situationen, und es wird so manches Mal ziemlich brenzlig. Da Hamish dieses Mal nicht in Lochdubh ermittelt, fehlen einige der altbekannten Figuren, was der Serie jedoch frischen Wind verleiht.

Und das Ende? Wie immer wird der Fall gelöst, Hamish bleibt alleine zurück und... mehr wird nicht verraten.

Auch Band 15 ist, wie gewohnt, großartig von Philipp Schepmann gelesen und bietet wieder beste Unterhaltung!

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Neue Perspektive auf die bewegte Geschichte von Wallis und Edward.

Wallis Simpson
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Die Biografie über Wallis Simpson ist der 9. Band der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ aus dem Molen Verlag. Die Gestaltung des Covers folgt dem bewährten Muster der Reihe: ein markanter „Spot“ in einer ...

Die Biografie über Wallis Simpson ist der 9. Band der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ aus dem Molen Verlag. Die Gestaltung des Covers folgt dem bewährten Muster der Reihe: ein markanter „Spot“ in einer knalligen Farbe. Reich bebildert mit Originalaufnahmen.

Doch wer war Wallis Simpson wirklich? Bislang dachte ich, sie sei die große Liebe von König Edward VIII., der für sie auf Krone und Titel verzichtet hat. Doch Lindingers Buch hat mir eine andere, vielschichtigere Persönlichkeit aufgezeigt.

Zu Beginn fand ich das Buch etwas verwirrend. Viele Namen und Persönlichkeiten der damaligen Zeit tauchen auf, und auch die Erzählung springt oft zwischen verschiedenen Zeitpunkten hin und her. Edward, der nach seiner Abdankung ohne große Entourage auskommen muss, lebt fortan auf Kosten anderer und ist nicht in der Lage, sein Leben selbst zu organisieren. Wallis hingegen ist genervt und schon vor der Hochzeit unzufrieden, da sie befürchtet, nach der Eheschließung ohne offiziellen Titel dazustehen.
Wallis Simpson bleibt für mich eine schwer greifbare Persönlichkeit. Sie ist facettenreich, extravagant, egoistisch und gleichzeitig faszinierend. Ihr Ziel ist klar: Sie will Teil der Reichen und Mächtigen sein. Doch letztlich bekommt sie einen Mann, der nie wirklich erwachsen wird und für den sie das gesamte Leben organisieren muss.
Im weiteren Verlauf des Buches wird die Handlung übersichtlicher. Man bekommt einen tieferen Einblick in das Leben von Wallis und Edward und begleitet sie durch Höhen und Tiefen. Das Buch ist allerdings weniger eine reine Biografie über Wallis, sondern eher die Geschichte von „WE“ – Wallis und Edward. Themen wie die NS-Zeit, das Exil und Homosexualität werden ebenfalls beleuchtet.

Der Schreibstil der Autorin war für mich an manchen Stellen nicht flüssig genug. Die verschachtelten Sätze machten es teils schwierig, der Erzählung zu folgen, und gelegentlich fehlte mir eine neutrale Sichtweise.

Fazit: Wer sich für das britische Königshaus interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen – es eröffnet eine neue Perspektive auf die bewegte Geschichte von Wallis und Edward.

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