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Veröffentlicht am 14.08.2024

Amour fou?

Komm schon, Baby!
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Inhalt & Handlung:
Juli, Hebamme aus Leidenschaft, geht voll und ganz in ihrem Beruf auf, für sie ist es nicht bloß ein Job, sondern echte Berufung, denn wo andere Feierabend machen, absolviert sie noch ...

Inhalt & Handlung:
Juli, Hebamme aus Leidenschaft, geht voll und ganz in ihrem Beruf auf, für sie ist es nicht bloß ein Job, sondern echte Berufung, denn wo andere Feierabend machen, absolviert sie noch Hausbesuche bei ihren Klientinnen, oder ist zumindest gedanklich bei ihnen. Klar, dass ein Privatleben sehr darunter leidet beziehungsweise fast nicht existiert, auch beziehungstechnisch herrscht in ihrem Leben Flaute. Als ein Konzertbesuch doch einmal in einem One-Night-Stand endet, stellt sie ein paar Wochen später mit Entsetzen fest, dass sie schwanger ist. Der Super-Gau folgt jedoch, als sich herausstellt, dass der Vater ihres ungeborenen Kindes auch gleichzeitig der Mann einer ihrer Klientinnen ist, und ausgerechnet Juli in einigen Monaten deren Kind auf die Welt bringen soll. Hier ist nun guter Rat teuer, wie soll Juli aus diesem Schlamassel herauskommen und wo soll sie nun auf die Schnelle einen Lebensgefährten aus dem Hut zaubern, den sie ihrem Umfeld als Vater ihres Kindes präsentieren kann?

Schreibstil:
In gewohnt lustiger Weise erzählt Ellen Berg die Geschichte der Hebamme Juli, deren Leben sich peu á peu in das reinste Chaos verwandelt. Wenn man anfangs glaubt, es geht nicht mehr schlimmer, setzt Ellen Berg noch eins drauf und überrascht den Leser abermals mit einer drastischen Wendung, sodass einem Juli in ihrer scheinbar ausweglosen Situation einfach nur noch leid tut. Zusätzlich lässt die Autorin ihr gut recherchiertes Wissen über Hebammen einfließen, und weist fast schon nebenbei auf die Problematik des derzeit vorherrschenden massiven Hebammenmangels hin. Der Roman ist auf diese Weise informativ (ohne dabei auch nur ansatzweise oberlehrerhaft belehrend zu sein) und zugleich ungeheuer lustig. Immer wieder kommt es zu Wendungen, die der Geschichte zusätzlichen Kick verleihen, sodass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen will.

Charaktere:
Die Protagonistin Juli ist Hebamme durch und durch, ist kompetent und stellt die Bedürfnisse ihrer Klientinnen zum Großteil über ihre eigenen. Als sie feststellt, dass sie in den Vater ihres Kindes, der zu allem Überfluss auch noch der werdende Vater einer Klientin ist, verliebt hat, steht für sie von Anfang an fest, dass sie diese Beziehung nicht sabotieren kann und beschließt ihre eigenen Gefühle zum Kindesvater zu unterdrücken, was ihr jedoch nicht gelingen will, da auch der Kindesvater für sie Gefühle empfindet. Auch wenn ich das Verhalten des Kindesvaters nicht nachvollziehen konnte, der in meinen Augen wie ein Waschlappen agierte, der nicht zu seinen Gefühlen stehen konnte oder wollte. Wer mir aus diesem Roman noch in bester Erinnerung geblieben ist, ist Julis reizende Großmutter, die sich rührend um das Wohlergehen ihrer Enkelin sorgt.

Cover:
Gewohnt lustig gestaltet, erkennt man am Cover sofort den Ellen Berg-Roman, wobei man zwar die Richtung des Inhalts erkennen kann, die genaue Bedeutung des Covers wird einem erst nach der Lektüre des Buches bewusst, weil man erst nach und nach einige Einzelheiten erkennt, die im Text erwähnt werden.

Meinung:
Ein herzerwärmender Roman, der mich bestens unterhalten hat, das Chaos löst sich Stück für Stück, in manchmal unerwarteter Weise, wie ein komplett verworrener Bindfaden, bei dem man auf magische Weise entwirren kann. Ansonsten kann man ihn durchaus als „Wohlfühlroman plus“ bezeichnen, der mit vielen interessanten Informationen aus dem Alltag einer Hebamme aufwartet.

Persönliche Kritikpunkte:
Mit der Figur des Vaters von Julis ungeborenem Kind wurde ich nicht so recht warm, für mich war er übertrieben pathetisch gezeichnet, der aus Pflichtgefühl in einer lieblosen Beziehung zu seiner Lebensgefährtin bleiben will. Auf mich wirkte dieses Ansinnen jedoch sehr passiv, er wirkte wie eine Marionette in einem Leben, das von außen gesteuert wurde.

Fazit:
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, die verhältnismäßig kurzen Kapitel laden förmlich zum Weiterlesen ein, und ehe man es sich versieht, ist man am Ende des Buches angekommen, zumal es ungeheuer kurzweilig geschrieben ist!

Veröffentlicht am 18.10.2023

Manchmal muss man auch unorthodoxe Wege beschreiten

Alles muss man selber machen
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Inhalt & Handlung:
Die Kosmetikerin Nele hat keine gute Phase im Leben: erst springen gleich mehrere ihrer Stammkunden ab, sodass sie, die es als Alleinerzieherin zweier minderjähriger Kinder finanziell ...

Inhalt & Handlung:
Die Kosmetikerin Nele hat keine gute Phase im Leben: erst springen gleich mehrere ihrer Stammkunden ab, sodass sie, die es als Alleinerzieherin zweier minderjähriger Kinder finanziell ohnehin keine allzu großen Sprünge machen kann, vor dem finanziellen Ruin steht, dann gibt auch noch ihr altersschwacher, schlecht gewarteter Wagen seinen Geist auf, und zu allem Überfluss erleidet ihre Achtjährige in der Schule einen Asthma-Anfall, sodass Nele sofort zu ihrem kranken Kind eilen muss! In dieser Tonart geht es weiter, Nele stolpert von einer Misere in die nächste. Ihre normalerweise begüterte, beste Freundin Fiona um finanzielle Unterstützung zu bitten, ist leider nicht möglich, stellt sich doch heraus, dass deren Mann vor kurzem arbeitslos geworden ist. Auch die dritte im Bunde, die ältere Hermine, ist derzeit finanziell alles andere als gut aufgestellt. So versuchen die drei Frauen ihre Familien gerade so über Wasser zu halten. Um zu Geld zu kommen, bedienen sie sich recht unorthodoxer Methoden, die zum Teil am Rande der Legalität sind. Der Zufall will es, dass Nele auf diese Weise ihren Traummann kennenlernt – ausgerechnet einen Polizisten! Für Turbulenzen ist also gesorgt!
Persönliche Meinung:
Ein typisches Werk von Ellen Berg! Mit viel Wortwitz nimmt sich Ellen Berg dem eigentlich sehr ernsten Thema finanzielle Krisen insbesondere unter Alleinerzieherinnen an und findet doch Wege und Mittel, dem Leser ihn ihrer gewohnt leichten und lockeren Art das eine oder andere Schmunzeln zu entlocken. Die Protagonisten sind grundverschieden: Nele die etwas chaotische, die im Leben eher zurückhaltend agiert, Fiona, die „Lady“, die aber zu 100% da ist, wenn eine ihrer Freundinnen in Not ist und wie eine Löwin für sie kämpft und für sie einsteht, und die sehr praktisch orientierte Hermine mit besonderen EDV-Kenntnissen. Die drei ergänzen sich wunderbar und wachsen einem zunehmend ans Herz. Auch wenn das Ende bittersüß ist und auf mich ein wenig konstruiert wirkt, habe ich mich dennoch sehr gut unterhalten gefühlt.
Am Cover mit seiner liebevoll gestalteten Karikatur lässt sich auf den ersten Blick erkennen, dass man es hier mit einem Ellen-Berg-Roman zu tun hat, man freut sich wie jedesmal über die originellen Details!
Fazit:
Ein sehr amüsanter und kurzweiliger Roman, der Werte wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Loyalität hochleben lässt und der Menschen, dies sich in finanziellen Nöten befinden, Mut machen will, nicht aufzugeben und manchmal auch nach kreativen Lösungen zu suchen und dabei vielleicht auch manchmal recht unorthodoxe Wege zu beschreiten!

Veröffentlicht am 17.05.2023

Berührendes Buch, das zu Erkenntnissen führt

Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
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Inhalt:
Alexander Bojcan, alias Kurt Krömer hatte über 30 Jahre lang Depressionen, ohne dies selbst zu wissen oder diesen Zustand überhaupt benennen zu können. Trotzdem machte er Karriere als beliebter ...

Inhalt:
Alexander Bojcan, alias Kurt Krömer hatte über 30 Jahre lang Depressionen, ohne dies selbst zu wissen oder diesen Zustand überhaupt benennen zu können. Trotzdem machte er Karriere als beliebter Komiker und baute quasi ein Doppelleben auf: als erfolgreicher Selbstdarsteller auf der Bühne einerseits und andererseits als der an allem zweifelnder und beinahe zu zerbrechen drohender Privatmann Alexander Bojcan. Erst als er den Punkt im Leben erreichte, an dem nichts mehr ging, begab er sich zur Behandlung in eine Klinik. Dies ist seine Geschichte!

Schreibstil:
Krömer erzählt mit entwaffnender Ehrlichkeit von seinen Panikattacken, seinen Ängsten, seiner depressionsbedingten zeitweiligen Impotenz und seinem Privatleben, in dem er aus Mangel an Energie als alleinerziehender Vater von drei bei ihm lebenden Kindern nur das absolut Nötigste schaffen konnte. In Rückblicken erzählt er von seiner Therapie, die er anfangs aus Furcht davor scheute, als psychisches Wrack von der Presse vorgeführt zu werden bis hin zu der Zeit danach bzw. seinen Erfahrungen nach seinem Depressions-Outing in der Sendung „Chez Krömer“

Cover:
Auf dem Cover zeigt sich Kurt Krömer mit nacktem Oberkörper – genauso nackt, wie er sich in seiner Geschichte vor dem Leser entblößt und in seine Seele blicken lässt.

Autor:
Kurt Krömer ist das Alter Ego von Alexander Bojcan, Schauspieler, Komiker und Staffelsieger des Comedyformats „LOL- Last one laughing“. Seine Sendung „Chez Krömer“ ist über die deutschen Grenzen hinaus bekannt und wird millionenfach gesehen, wobei die gemeinsame Folge mit Torsten Sträter über Depressionen mit den Grimme-Preis - dem renommiertesten Medienpreis Deutschlands - ausgezeichnet wurde.

Sprecher:
Den Sprecher, wie könnte es für einen Comedian anders sein, mimt Kurt Krömer himself. Genau das verleiht dem Ganzen noch mehr Authentizität!

Meinung:
Ich wurde durch besagte „Chez Krömer“ –Sendung, die nach wie vor über Internet abgerufen werden kann, auf Kurt Krömer aufmerksam. Diese Folge war so einfühlsam gestaltet und die dadurch hervorgerufenen öffentlichen Reaktionen so gewaltig, dass ich dieses Hörbuch über Krömers steinigen Weg durch seine Depressionen einfach anhören musste. Er nimmt sich darin kein Blatt vor den Mund, so erzählt er etwa, wie er in der Hochphase seiner Depressionen völlig verzweifelt einen Supermarkt fluchtartig verlassen musste, weil es ihn schlicht überfordert hatte, lediglich vier Dinge für seine Familie einzukaufen und von der damit verbundenen Scham, dies vor seinen kleinen Kindern einzugestehen. Dieses Buch maßt sich nicht an, hochwissenschaftliche Abhandlungen über Depressionen zu entwickeln, hier steht der Mensch Alexander Bojcan im Vordergrund und seinen Erfahrungen mit dieser teuflischen Krankheit, unter der in unserer Gesellschaft so viele Menschen leiden, die sich jedoch aus Angst vor der Stigmatisierung niemanden anvertrauen wollen. Allein die unglaublichen Reaktionen, die sowohl die Sendung als auch dieses Buch hervorgerufen haben, zeigt wie groß der allgemeine Wunsch ist, mehr über das Tabuthema „Depressionen“ zu erfahren und wieviel Nachholbedarf es gibt: denn auf der einen Seite ist vielen Menschen, denen es psychisch schlecht geht, gar nicht bewusst, dass sie unter Depressionen leiden, auf der anderen Seite gibt dieses Buch Angehörigen von Betroffenen Hilfestellungen, wie sie mit einem depressiven Menschen umgehen können. So stellt man etwa fest, dass der vielleicht wohlgemeinte Rat, „sich zusammenzureissen und ein wenig an der frischen Luft spazieren zu gehen“ völlig fehl am Platz ist, und den Kranken in dieser Situation noch mehr herunterzieht. Auch wenn das Buch mitunter sehr komische Momente einfängt, so hat man beim Hören/Lesen doch auch einige Aha-Erlebnisse, was dieses Thema anbelangt.

Persönliche Kritikpunkte:
Auch wenn man mit Kurt Krömer mitfühlt, in diesem Buch wird sehr oft betont, wie schlimm diese Zeit für ihn als alleinerziehenden Vater war. Ich möchte mir nicht anmaßen darüber zu urteilen, diese Phase mag für ihn sicherlich unglaublich schwierig zu bewältigen gewesen sein. Doch erfährt man im Laufe des Buches, dass er zu jeder Zeit bei der Kinderbetreuung auf die Unterstützung seiner Mutter und einer Nanny zurückgreifen konnte, was besonders in der Zeit seines achtwöchigen Klinikaufenthalts von unschätzbarem Wert für ihn war. Ein alleinerziehender Elternteil, der dies liest, und der nicht über ein derartig tolles Auffangnetz verfügt und mit seinen/ihren Kindern tatsächlich vollkommen auf sich gestellt ist, wird sich bei diesen Schilderungen mit Sicherheit nicht abgeholt fühlen, vielleicht sogar bitter auflachen, wohl wissend, dass er seine eigenen Kinder nicht für einen mehrmonatigen Klinik-Aufenthalt alleine lassen kann. Das zeigt einmal mehr wie verzweifelt und aussichtslos die Lage für einen Depressiven oft wirklich ist, zumal dieser vielleicht auch nicht über die finanziellen Mittel für einen kostspieligen mehrwöchigen Klinikaufenthalt verfügt!

Fazit:
Ein Buch, das kein Sachbuch ist oder mit allerhand Hintergrundwissen über Depressionen aufwartet, sondern das schlicht die persönliche Geschichte von Alexander Bojcan wiedergibt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Veröffentlicht am 31.03.2023

Das Ende des Patriarchats als Neuanfang für echte Gleichberechtigung?

Das Ende der Ehe
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Inhalt:
In diesem Buch geht die Bestsellerautorin Emilia Roig der Frage nach, ob die Ehe als Institution überhaupt noch zeitgemäß ist, oder ob sie nicht doch ein Hindernis für die Frauen zur Weiterentwicklung ...

Inhalt:
In diesem Buch geht die Bestsellerautorin Emilia Roig der Frage nach, ob die Ehe als Institution überhaupt noch zeitgemäß ist, oder ob sie nicht doch ein Hindernis für die Frauen zur Weiterentwicklung darstellt, da Frauen innerhalb einer Ehe ein recht traditionelles Rollenbild zuteilwird.

Schreibstil:
Emilia Roig bedient sich hier einer eher gehobenen Ausdrucksweise und verwendet zudem eine Vielzahl von Quellenhinweisen, die sich nicht nur auf Autoren mit universitären Würden und Titeln beziehen, sondern es werden hier auch Aussagen und Theorien umstrittener Denker angeführt, was letztlich den Gedankenstrom, der sich über mehrere Jahrzehnte und über mehrere Kontinente hinweg entwickelt hat, sehr schön wiederspiegelt (Die Quellenangaben erstrecken sich dabei über 27 Seiten!)

Cover:
Das Cover erinnert in seiner Machart ein wenig an eines jener Graffitis, welche man heutzutage zuhauf an Wänden findet und wirkt gerade deswegen so trendy! Auf diese Weise wird dem eher abgelutschten Thema „Feminismus“ viel Esprit verliehen! Es macht aus dem Cover zu Recht einen Eyecatcher!

Autorin:
Emilia Roig wuchs in einer algerisch-jüdisch-karibischen Familie in Frankreich auf, was ihr Gerechtigkeitsempfinden prägte und den Grundstein für ihr späteres diesbezügliches Engagement prägte. Sie gilt als Gründerin und Geschäftsführerin des in Berlin ansässigen Center for Intersectional Justice (CIJ), einer Organisation, die sich gemeinnützig für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung für Jedermann einsetzt.

Meinung:
Dieses Buch vertritt die Meinung, dass die heutige Zeit vom Patriachat geprägt ist, das letztendlich auch vor der Ehe nicht haltmacht. War die Institution der Ehe in früheren Zeiten ein finanzielles Auffangnetz für Frauen, wird dieser Aspekt mit der zunehmenden finanziellen Unabhängigkeit der Frauen obsolet. Trotzdem wird jungen Mädchen schon von Kindesbeinen eingetrichtert, dass die Ehe die einzig wahre Bestimmung einer Frau ist. Klischeehafte Disney Filme, die Märchen von Prinzessinnen zum Inhalt haben , die ihr karges Dasein fristen, bis sie vom heldenhaften Prinzen durch einen Kuss befreit werden, kamen just in jener Zeit auf, in der Frauen begannen, sich von diesem typischen Rollenbild zu befreien, und trugen ihrerseits dazu bei, Mädchen sukzessive mit konservativem Gedankengut zu indoktrinieren – ein sicherlich sehr interessanter Blickwinkel!
Überhaupt werden hier sehr viele, manchmal auch recht umstrittene Theorien angeführt, die allemal Denkanstöße geben. Die Autorin – selbst ursprünglich verheiratet und danach geschieden – spricht in vielen Dingen aus eigener Erfahrung, so etwa erzählt sie davon, dass sie nach einer pompösen Hochzeit in eine regelrechte Depression verfallen war, weil ihr Wunschdenken, mit der Hochzeit den Höhepunkt ihres Lebens erreicht zu haben, durch die Realität jähe Ernüchterung fand.
Der Grundtenor ist, dass Männer innerhalb einer Ehe Zuwendung finden und umsorgt werden, während Frauen in der Ehe meist die Rolle der Untergebenen, Dienenden einnehmen (müssen), was mit ihrer ursprünglichen romantischen Vorstellung einer Beziehung auf Augenhöhe wenig gemein hat. (Dies beginnt im Grunde schon mit der Hochzeit, bei der die Frau wie ein Geschenk verpackt vom Vater an den künftigen Ehemann übergeben wird; auch die Aufforderung des Pfarrers, dass der Bräutigam die Braut küssen darf, degradiert diese letztlich zum willenlosen Objekt.)
All dies wird jedoch durch gesellschaftliche Konventionen verstärkt. Frauen werden sich jedoch dieser Ungerechtigkeiten, mit denen sie tagtäglich konfrontiert werden, durch den sich ausweitenden Feminismus immer mehr bewusst.

Persönliche Kritikpunkte:
Beim Lesen hat man des Öfteren das Gefühl, dass sich die Autorin aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen in einen regelrechten Männerhass hineinsteigert und hier in „Kill-Bill“-Manier zum persönlichen Showdown ansetzt.
Auch der ständige Versuch, schwule, nonbinäre, queere Personen mit ins Boot holen zu müssen, ist ein wenig mühsam, aber offenbar ist dies in der heutigen Zeit notwendig, um einer eventuellen Anfeindung vorzubeugen.

Fazit:
Ein Buch mit vielen interessanten Denkansätzen, das einem manchmal aus der Seele spricht, einen an einigen Stellen sogar schmunzeln lässt, weil man sich ertappt fühlt. Aber alles in allem brandaktuell und meiner Meinung nach lesenswert!

Veröffentlicht am 20.02.2023

„Das Böse ist immer und überall…“

True Crime Österreich
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Inhalt & Handlung:

In 14 Kurzgeschichten werden diverse mehr oder weniger bekannte österreichische Verbrechen der letzten Zeit porträtiert, dabei wird jeweils ein wenig auf die Vorgeschichte der Taten ...

Inhalt & Handlung:

In 14 Kurzgeschichten werden diverse mehr oder weniger bekannte österreichische Verbrechen der letzten Zeit porträtiert, dabei wird jeweils ein wenig auf die Vorgeschichte der Taten eingegangen, auf den Tatablauf selbst und schließlich auch auf die Strafe, die der Täter/die Täterin/die Täter dafür erhielt bzw. im Falle eines nicht vollständig aufgeklärten Verbrechens wird auf den aktuellen Ermittlungsstand hingewiesen.

Schreibstil:

Der Schreibstil ist Großteils sehr nüchtern, ohne viel Schnörkel – wie man es sich für Tatsachenberichte erwartet. In Summe ergibt sich daraus ein erschreckendes Abbild menschlicher Abgründe, wobei sich die Gefühlskälte der Täter auch in der Erzählweise wiederspiegelt.

Cover:

Das Coverbild mit seinen blutverschmierten Fliesen hinter den prominenten Lettern des Titels lässt auf einen Tatort schließen und ist dem Inhalt entsprechend gut ausgewählt.

Autor:

Adrian Langenscheid gilt als einer der erfolgreichsten True Crime Autoren Deutschlands. Er lebt mit seiner Familie in Stuttgart.

Sprecherin:

Wie viele der True Crime Hörbücher von Adrian Langenscheid wird auch dieses Hörbuch von der Sprecherin Julia Kahle gelesen.

Meinung:

Ein im Großen und Ganzen gut aufbereitetes Werk, das die einzelnen Tat-Hintergründe näher beleuchtet. Man trifft auf Fälle, die ihrer aktuellen Phase wochenlang durch Medien dominiert hatten und die mittlerweile schon wieder ein wenig in Vergessenheit geraten waren. Bei den einzelnen Verbrechen wurde gut recherchiert, sodass man als Hörer/Leser, auch wenn man den jeweiligen Fall mit Interesse in den Medien mitverfolgt hatte, durchaus noch zusätzliches Informationsmaterial erhält. So ist man bei dem einen oder anderen Verbrechen, das damals nicht ganz aufgeklärt werden konnte, versucht, anhand der neuen Informationen, seine eigenen Theorien aufzustellen, wie die Tat wirklich geschehen sein könnte und sich quasi als „Hobby-Ermittler“ zu betätigen.

Persönliche Kritikpunkte:

Meiner Meinung nach geht bei der Hörbuchfassung qualitativ leider viel verloren, da bei diesem Buch zwangsläufig viele Ortsbezeichnungen bzw. typisch österreichische Redewendungen vorkommen, mit denen die Sprecherin auf Kriegsfuß zu sein scheint und diese zum Teil völlig falsch ausspricht oder betont. Für jemanden, der mit den Feinheiten der österreichischen Sprache vertraut ist, führt dies zu einer unfreiwilligen Komik, welche durch die Wahl eines geeigneteren Sprechers, der auch den Lokalkolorit beherrscht, leicht vermieden werden können.

Die Auswahl der vorgestellten Kriminalfälle war für mich persönlich nur zum Teil nachvollziehbar: Dass ein Serienmörder wie Unterweger oder ein Entführungsfall Kampusch in einer derartigen Sammlung nicht fehlen dürfen, steht außer Frage. Dass aber auch ein Fall aus der Schweiz (auch wenn es sich hier um eine österreichische Täterin gehandelt hatte) angeführt wird, ist für mich genauso wenig nachvollziehbar, wie jener Fall, bei der zwei Jugendliche zu einem Mord angestiftet worden waren. Richtig spektakuläre Fälle, die hier in Österreich zur aktuellen Zeit medial hohe Wellen schlugen, wie etwa der Bankräuber „Pumpgun-Ronnie“, die Favoritner Mädchen-Sexualmordserie, der Mord des bekannten ORF-Mannes Frodl oder der Briefbomer Franz Fuchs fanden hier jedoch keinerlei Beachtung fanden, was mich ein wenig befremdete.

Fazit:

Akribisch aufbereitet und gut dokumentiert. Die Hörbuchfassung ist hier jedoch aufgrund der Sprecherin weniger empfehlenswert!