Die Hochzeitsglocken läuten nicht für alle gleich wohlklingend
Am 1. Mai war Feiertag und Treffen des feministischen Buchclubs, bei dem wir Emilia Roigs „Das Ende der Ehe. Für eine Revolution der Liebe“ gelesen haben. Das Buch hatten wir ausgewählt, bevor Roig in ...
Am 1. Mai war Feiertag und Treffen des feministischen Buchclubs, bei dem wir Emilia Roigs „Das Ende der Ehe. Für eine Revolution der Liebe“ gelesen haben. Das Buch hatten wir ausgewählt, bevor Roig in den sozialen Netzwerken mit antisemitischen Aussagen aufgefallen ist. Entsprechend Bauchschmerzen hatten manche von uns, das Buch vor dieser Kulisse zu besprechen.
Wem es beim aktuellen politischen Klima gelingt, Autorin und Werk zu trennen, der bekommt einen umfassenden Einblick, was an der Institution Ehe richtig, richtig falsch läuft. Deshalb gucken zwischen den Seiten meines Exemplars auch Fähnchen raus, mit denen ich mir viele Stellen markiert habe, die ich besonders interessant fand. Unbezahlte Care- und Sorgearbeit, systematische Benachteiligung der Frau in der Ehe, Sexarbeit, die patriarchale Kernfamilie, Geld, alternative Erziehungs- und Fürsorgemodelle, gleichgeschlechtliche Ehe – das sind unter anderem Themen, denen sich Roig in in ihrem Buch widmet und die ich in ihrer Fülle gar nicht wiedergeben kann, weil sie mich noch immer beschäftigen und in einem stetigen Denkprozess halten. Die Autorin bietet keinen abschließenden Lösungsansatz, das wäre auch utopisch bei der Abschaffung eines Systems, das sich über Jahrhunderte verfestigt hat. Sie liefert aber Ansätze, über dieses System zu reflektieren, erzählt aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz und zeigt auf, was zumindest möglich sein könnte.
Ich bin sehr froh, dass wir uns im feministischen Buchclub dazu entschlossen haben, „Das Ende der Ehe“ zu lesen. Ich hatte es schon länger auf dem Schirm, und so gab es einen Anlass, dieses relevante Buch nicht weiter nur auf der Merkliste zu haben, sondern endlich mal „durchzuarbeiten“!