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Veröffentlicht am 22.10.2017

Teufelskatz und das fliegende Spaghettimonster

Teufelskatz
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Der Prolog des Nachfolgers von "Saukatz" - "Teufelskatz und das fliegende Spaghettimonster (FSM) startet mit einem Mord an einem ehemaligen Priester, der Kommissar Steinböck und seine Katze Frau Merkel ...

Der Prolog des Nachfolgers von "Saukatz" - "Teufelskatz und das fliegende Spaghettimonster (FSM) startet mit einem Mord an einem ehemaligen Priester, der Kommissar Steinböck und seine Katze Frau Merkel direkt in die Niederungen der katholischen Kirche führt. Anhand eines Briefes versuchen Steinböck und sein Team, alten Spuren des Mordes und der Vertuschung nachzugehen und diese aufzudecken.

Erstmals lese ich von Pastafaris und dem FSM sowie den Anhängern dieser nudeligen Anti-Religions-Bewegung. Auch trifft man neben dem humorig-kauzigen Steinböck, der seinen Käfer liebt und selbstgedrehte Zigaretten, und natürlich "der Katz", mit der Steinböck witzige Dialoge führt, auch Ilona Hasleitner und Emil Mayer wieder, die das Ermittlungsteam bilden.

In Rückblenden wird das Thema Missbrauch von Kindern (hier in einer kirchlichen Einrichtung, einem Internat) in den 1970er Jahren zur Sprache gebracht, um dessen Aufklärung es geht: Was hat Franz Gruber, der ermordet aufgefunden wird, gewusst - was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war und unter den ehrenwerten Kirchenteppich gekehrt wurde?

Das Miträtseln und Mitpuzzlen macht viel Spaß - der "Club der Pädaphilen" hingegen gar nicht: Der Hintergrund dieses Regionalkrimis, der wiederum in München spielt, hat einen sehr realen gesellschaftlichen Bezug, der bis ins Internet reicht (das sog. Dark-net). Steinböck, der gemütlich und dennoch geniale Ermittler sucht dem Urheber des Verbrechens auf die Schliche zu kommen, wobei sein Team ebenfalls eine gute Figur macht, allen voran Frau Merkel, die sich auch von kirchlichem Glanz und Pop nicht beeindruckt zeigt, wohl aber von dem FSM, mit dem es ernsthafte Diskussionen führt.

Verstreut hat der Autor kleine "Schlingen" ausgeworfen, die später noch ihre Bedeutung haben sollen und möglichst nicht zu überlesen sind: Der spannende und teils urige Kriminalroman ist gut zu lesen, die bayrische Mentalität des lieber Weißwurst als Sushi-essenden, aber ewig zu spät in die Kantine kommenden Kommissar Steinböcks ist gut getroffen. Zum Schluss geht es noch um sehr viel Geld, eine Entführung und die Realität zur Thematik wird trotz grantelndem "Homo Münchensus" Rechnung getragen, etwa in der Erklärung des Kollegen von der Sitte, der Steinböck aufklärt: "Wir versuchen derzeit, die Zuhälter von den Auffanglagern fernzuhalten" (Zitat). Letztendlich gibt es einen showdown im Kommissariat und der Täter wird enttarnt, absehbar war die Lösung jedoch nicht unbedingt.

Fazit:

Ein schöner Biergartenausklang (mit der Katz im Baum) rundet den lesenswerten, teils humorigen München-Krimi mit Steinböck und "der Katz" wunderbar ab. Der Fall ist gelöst und trotz aller skurrilen Einlagen hat sich Kaspar Panizza dennoch nicht von der Ernsthaftigkeit und Ungeheuerlichkeit des Themas Missbrauch von Kindern entfernt. Für interessante, spannende Lesestunden mit einem urigen Ermittlerteam gibt es von mir eine Leseempfehlung und 4* sowie 90° auf der "Krimi-Couch".

Veröffentlicht am 16.10.2017

Der Jasmingarten

Der Jasmingarten
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Sizilien, Anfang des 20. Jahrhunderts:

Ignazio Marra, Anwalt und Anhänger der Sozialisten, war befreundet mit dem Vater von Giosuè, der bei einem Aufstand und hinterhältigen brutalen Niederschlag der ...

Sizilien, Anfang des 20. Jahrhunderts:

Ignazio Marra, Anwalt und Anhänger der Sozialisten, war befreundet mit dem Vater von Giosuè, der bei einem Aufstand und hinterhältigen brutalen Niederschlag der Regierung sein Leben verlor und Giosuè hinterließ: Ignazio kümmerte sich nach dem Tod des Freundes um den Jungen und so wuchsen Maria, die Tochter des Anwalts und Giosuè zusammen auf. Sie verband eine enge Freundschaft, die ein Leben lang halten sollte...
Pietro Sala, der aus einer mächtigen Familie Siziliens stammt, ein Lebemann mit Sinn für alles Schöne, verliebt sich in die noch sehr junge Maria, hält um ihre Hand an - und heiratet sie schließlich.
Der Kontakt zu Giosuè, der Maria helfen möchte, sich für die Lehrerinnenprüfung vorzubereiten, reißt jedoch nicht ab und Giosuè ist fortan ein enger Freund der Familie....

So beginnt dieser Roman, der ein Gesellschaftsporträt der sizilianischen Gesellschaft ist, deren normale Bürger von Armut geprägt war und es ein großes Gefälle zwischen Aristokraten, Minenbesitzern wie den Salas und der armen Bevölkerung gab, die ob der schlechten Arbeitsbedingungen in jungen Jahren nicht selten auswanderten. Frauen wie Maria, die "nach oben" heirateten, waren dennoch oftmals schlecht gestellt und ohne Absicherung durch den Ehemann. In diesem Falle jedoch war der Schwiegervater Vito Sala gut beraten, die tatkräftige und kluge Maria trotz ihres jungen Alters in die Geschäfte einzuweihen und sie ob der Glücksspielsucht Pietros in die Verwaltung einzuführen: Sie sollte später diese leiten, um das Vermögen ihrer Kinder Anna, Vito und - viel später Rita - zu sichern, während Pietro eine Leibrente zustand.

"Der Jasmingarten" liest sich wie ein Einblick in die Welt einer wohlhabenden sizilianischen Familie, die ihr Erbe sichern will und trotz unruhiger Zeiten (der erste wie auch der zweite Weltkrieg stehen noch bevor) ein relativ gutes Leben führt; in Palazzi wohnt und durch den Besitz der Schwefelminen reich wurde. Allerdings zahlen die "Carusi", halbwüchsige Kinder, die den Hauern unterstehen und meist keine 30 Jahre alt werden, da sie unter erbärmlichsten Bedingungen unter Tage arbeiten, einen hohen Preis für diese Art von Reichtum und Wohlstand.

Der Autorin gelingt es anhand von gut recherchierten politischen Fakten, das Sizilien - und Italien von etwa 1900 bis 1950 vor den Augen des Lesers wiederauferstehen zu lassen, indem sie ein facettenreiches und farbiges wie auch politisches Bild Italiens malt, das sowohl das Erstarken der Mafia, das Elend des Südens und der Reichtum des Nordens wie auch die Zeit Mussolinis beschreibt.

In all diese Beschreibungen und politischen Umbrüche spielt die Beziehung und die große Liebe zwischen Maria und Giosuè jedoch die bedeutendste Rolle - sie besteht selbst in Kriegswirren und ist unbezwingbar, teils auch sehr sinnlich beschrieben. Maria war durch ihre Klugheit, ihr soziales Engagement und ihre starke Empathie eine Sympathieträgerin für mich, Giosuè empfand ich als widersprüchlich - da er anfangs, in einem sozialistischen Haushalt aufgewachsen, ebenfalls sozialistische Meinungen vertrat, später jedoch "mit dem Faschismus (Mussolinis) zufrieden war" (Zitat), dieser Gesinnungswandel passte nicht, zumal er jüdischer Herkunft war und es in Italien niemanden entgehen konnte, was sich in Deutschland in diesen Jahren ereignete. So wird der aufkeimende Antisemitismus, der auch in Italien jüdische Familien zur Emigration bewegt, nicht ausgespart. Auch mit innerfamiliären Streitigkeiten seitens der Schwägerinnen, die Maria ihr Erbe des Schwiegervaters nicht gönnen, fließen immer wieder thematisch mit ein, ein sicher sehr realer Hintergrund.

Wer diesen Gesellschafts- und Liebesroman interessiert liest, kann eine ganze Menge über die italienische Geschichte lernen: Die Expansionspolitik Mussolinis, die dem Faschismus in Deutschland nicht nachstand, z..B. In den Kriegswirren wird es jedoch für die Liebenden zunehmend schwieriger, sich zu sehen, wenn Maria auch inzwischen Witwe ist. Der Roman endet in den späten 1940er Jahren und die Liebe zwischen Maria und Giosuè, wie auch zu den inzwischen erwachsenen Kindern besteht fort...

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, atmosphärisch und gut zu lesen; die 49 Romankapitel sind angenehm kurz gehalten und die Sinnlichkeit und Farbenpracht, der Ausdruck von Freude und Schmerz haben ihren angestammten Platz, der den Leser in die Palazzi des beginnenden 20. Jahrhunderts zu entführen vermag, leider fiel es mir dennoch etwas schwer, eine Beziehung zu den Hauptprotagonisten aufzubauen: Ich nahm sie recht distanziert wahr, mit Ausnahme von Maria.

Fazit:

Ich schließe mich gerne der Aussage an, dass dieser Roman der in Italien sehr bekannten Autorin "ein farbiges Gesellschaftsepos und (gleichzeitig) die Geschichte einer unbezwingbaren Liebe" zwischen Maria und Giosuè ist, die in all' ihren Facetten, sinnlich, voller Freude und auch Schmerzen beschrieben wird. Jedoch steht diese große Liebe für mich zu sehr im Vordergrund und ich hätte mir mehr historische und auch soziologische Einblicke in andere Gesellschaftsschichten Italiens gewünscht; hier liegt der Blickwinkel sehr in der Perspektive der "Palazzi", dem Hause Sala u.a., deren Reichtum auf den Besitz und der Unterhaltung der Schwefelminen zurückzuführen ist. Meine Wertung: 3,5 * und 87° auf der "Histo-Couch"

Veröffentlicht am 09.10.2017

Packender Agententhriller mit brisanten, brandaktuellen Themen!

Stimme der Toten
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"Stimme der Toten" von Elisabeth Herrmann ist der Nachfolger von "Zeugin der Toten" um die Tatortreinigerin Judith Kepler, die hier über eine kleine Blutspur stolpert und im Herzen einer weltweiten Verschwörung ...

"Stimme der Toten" von Elisabeth Herrmann ist der Nachfolger von "Zeugin der Toten" um die Tatortreinigerin Judith Kepler, die hier über eine kleine Blutspur stolpert und im Herzen einer weltweiten Verschwörung landet" (so das Buchmagazin 'Stories').
Erschienen ist der Kriminalroman (HC) 2017 im Goldmann-Verlag und das Cover, das regnerische Zeiten in Berlin symbolisiert, ist haptisch durch den herunterrieselnden Dauerregen sehr gut gelungen.

Ist der Mitarbeiter der CHL-Bank von der Galerie gestürzt - oder hat vielleicht jemand nachgeholfen? Mit ihrem Hinweis an die Polizei gerät Judith ins Fadenkreuz des BKA, das eine firewall um ihre Person installierte, um sie zu schützen - und dem Netz der Geheimdienste in der Person von Bastide Larcan, der ihr eine lukrative Zusammenarbeit anbietet: Ein Hackerangriff wird von Russland aus geplant, dessen Ziel es ist, Europa zu destabilisieren, indem Daten der mächtigen CHL-Bank manipuliert werden...

Die Themen in "Stimme der Toten" sind: Agenten, Stasi, Heimerziehung in der DDR, die deutsche Geschichte und Vergangenheit, Identitätswechsel, Verfassungsschutz, KGB und 'freelancer', die in Waffengeschäften und Geheimdiensten tätig sind und das digitale Zeitalter.

Der Krimi, der eher im Genre Agententhriller anzusiedeln ist, hat sozialkritische, politisch hochbrisante Inhalte, die gerade Ende September zur Bundestagswahl relevant sind: Zum einen Alkoholismus, Kindeswohl und Jugendämter (Sozialkritik); zum anderen schwärender Nationalsozialismus und Rechtspopulismus, der nach dem Ergebnis der Wahlen besonders in den neuen Bundesländern um sich greift (siehe AfD-Ergebnisse!) und im Roman einen Bezug zu Schenken haben, einem kleinen Dorf und "national befreiter Zone", das wirtschaftliche Autarkie erstrebt und Zulauf hat, ebenso wie die sog. "Reichsbürger".

Der Stil Herrmanns ist packend, fesselnd und spannend sowie flüssig zu lesen; die Charaktere sind facettenreich, deren "Gedanken-Kalkül" erscheint nachvollziehbar, besonders bewegend hier die Hauptprotagonistin Judith Kepler und Bastide Larcan: Die Vergangenheit um die Ereignisse von Sassnitz spielen hierbei eine große Rolle und bestimmen weiterhin das Leben von Judith, die unauffällig als Cleanerin arbeitet und eine schwierige Vergangenheit durchlebte. Die Autorin weiß mit atmosphärischer Dichte und gekonnten Dialogen zu überzeugen. Spannung entsteht auch über den Perspektivwechsel der Akteure, besonders Judith und Bastide, aber auch Nebencharaktern, die sehr authentisch agieren. Die 64 Kapitel werden von einem Prolog wie einem Epilog stilvoll und meisterlich 'umrahmt'. Zuweilen muss man miträtseln bei der Frage "who's who' und nicht ohne Grund mutmaßt eine eingeschleuste Agentin zum geplanten Hackerangriff auf die CHL

"dass der kalte Krieg nie aufgehört hat. Es hat allenfalls eine Atempause gegeben. Sie hacken keine Bank. Sie hacken Europa." (Zitat S. 480)

(gemeint ist der russische Geheimdienst SWR, der Nachfolger des KGB). Der äußerst spannende showdown in der Bank lässt einen der Auflösung entgegenfiebern; der Plot ist (soweit) stimmig und auch im Epilog gibt es interessante Wendungen zu entdecken.

Fazit:

Ein spannender, flüssig zu lesender Krimi - oder vielmehr Agententhriller, dem es an gut recherchierten Inhalten zu den eigentlichen "Strippenziehern" an den Machtgebilden dieser Welt nicht eben fehlt und das flaue, aber untrügliche und nachdenklich stimmende Gefühl beim Leser hinterlässt, dass dies nur ein kleiner Ausschnitt oder auch eine "Spitze des Eisbergs" all dessen sein könnte, was wir nicht wissen (sollten). Es geht um Machtinteressen, die hinter den bekannten politischen "Kulissen" längst im Verborgenen laufen und die politischen Konstellationen des Weltgeschehens im eigentlichen Sinne bestimmen.
Einem Interview mit der Autorin war zu entnehmen: "Wir müssen wieder mehr analog werden. Die digitale Welt soll uns dienen - und sich nicht schamlos an uns bedienen."
Dem ist nichts mehr von meiner Seite hinzuzufügen - ausser, dass ich "Stimme der Toten" als hochaktuellen, politisch brisanten und auch sozialkritischen Agententhriller einstufe, der mir sehr gut gefallen hat und daher eine Leseempfehlung sowie 5 */95° auf der "Krimi-Couch" erhält!

Veröffentlicht am 21.09.2017

Green Bonanza - Goldgrube für Gemüsefans (und nicht nur für diese!)

Green Bonanza
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"Green Bonanza" - Grüne Goldgrube zu Deutsch von Mia Frogner erschien im Jan Thorbecke-Verlag (Patmos-Verlagsgruppe) 2017 und ist mit Fotos von Josefine Linder eine wahre Rezept-Goldgrube für mehr Grün ...

"Green Bonanza" - Grüne Goldgrube zu Deutsch von Mia Frogner erschien im Jan Thorbecke-Verlag (Patmos-Verlagsgruppe) 2017 und ist mit Fotos von Josefine Linder eine wahre Rezept-Goldgrube für mehr Grün auf dem Tisch.

Eine übersichtliche Inhaltsangabe gibt einen guten Überblick, wo die Prioritäten in der (Gemüse)küche Mia Frogners liegen, die mit Tipps für eine richtige Ernährung beginnen.
Die lecker fotografierten Rezepte umfassen die Themenbereiche Kartoffeln/Süßkartoffeln, Kohlsorten, Linsen, Grünes (Spinat, Avocado z.B.), Tomaten, Tofu, Möhren und rote Beete, Aubergine, Zucchini und Kürbis sowie Nüssen, die leckere und gut nachzukochende Rezepte beinhalten. (Allerdings fällt Tofu bei uns komplett aus dem Speiseplan, da wir von der Definition 'gesund' hier nicht überzeugt sind, wie es bspw. viele Veganer oder Vegetarier sind und der Anbau von Soja, der viel Fläche benötigt, ebenfalls nicht umweltfreundlich ist - siehe Regenwald).
Danksagung, Rezepte - und Zutatenregister runden das Kochbuch informativ ab.

Durch die ansprechenden Fotos, die sich nicht nur auf die Rezepte beziehen, sondern auch z.B. die Zutaten selbst abbilden, gelingt es der Autorin, die Sinne anzusprechen, die die Lust aufs Nachkochen steigert und einen Blick für die gesunden Zutaten zu entwickeln, die auch mal im Ofen gebacken werden können (siehe Rosenkohl). Auch die unverzichtbaren Küchenhelfer werden vorgestellt und 13 Zutaten, die erklärungsbedürftig sein könnten.

Da wir gerne international kochen, waren die Gerichte wie Kichererbsen-Tomaten-Suppe, Falafel mit Gemüse und Avocado, Indische Linsensuppe sowie die Kohlrezepte von besonderem Interesse und die Umsetzung gut nachzukochen und sehr schmackhaft. Vermisst habe ich (ausser Angabe der Kcal/Kj), welche Beilagen zu den jeweiligen Gemüsesorten passen könnten. Dies würde ich beim nächsten Kochbuch mit Vorschlägen bedenken, damit das jeweilige Menü 'runder' ist.

Trotzdem kann ich "Bonanza Green" wegen seiner auch ausgefalleneren Rezeptvorschläge und gesunden Zutaten wie auch für die Gestaltung insgesamt weiterempfehlen und vergebe 4* .

Veröffentlicht am 21.09.2017

Die letzten Bowmans

Der Vater, der vom Himmel fiel
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Lyle Bowman mag Süßigkeiten und möchte sich einen Schokoriegel im nahen Laden kaufen; doch durch eine folgenschwere Verwechslung eines Trinkgefäßes sollte es nicht mehr dazu kommen...
Auf der Beerdigung ...

Lyle Bowman mag Süßigkeiten und möchte sich einen Schokoriegel im nahen Laden kaufen; doch durch eine folgenschwere Verwechslung eines Trinkgefäßes sollte es nicht mehr dazu kommen...
Auf der Beerdigung des Vaters wartet Bill auf seinen Bruder Greg, der in den USA lebt, wo er an einer Uni Geschichte lehrt und bereits früher alles besser wusste, weshalb die Brüder über 7 Jahre lang zerstritten waren und nicht miteinander sprachen.
Fast hätte Greg die Hochzeit von Billy torpediert, was ihm Jean, seine Schwägerin, bis heute nicht verziehen hat. Katy, die 7jährige tanzwütige Tochter der beiden, fragt sich, weshalb sie ihren Onkel Greg nicht besonders gut kennt..
Greg zieht nach zwei Tagen bei Billy in das gemeinsame Elternhaus, in dem Lyle viele Jahre nach dem Tod der Mutter alleine lebte und will sich an die Reparaturen begeben, die vor dem Verkauf des Hauses erforderlich sind. Mit Hilfe von Gregs Whiskey und einer Flasche Rotwein nähern sich die Brüder vorsichtig an und eines Abends hört Greg eine wohlbekannte Stimme, mit der er wöchentlich telefonierte: Seinen Vater!

Lyle hat im Jenseits ausgehandelt, dass er 20 Tage "Heimaturlaub" bekommt, um die familiären Angelegenheiten zu regeln, zu denen er im Leben nicht mehr kam: Nur Greg, der jüngste Sohn kann ihn sehen und mit ihm reden: Lyle instruiert nun seinen Sohn, die Familie zu retten und Zerwürfnisse aus der Welt zu schaffen...

"Es gibt Bücher, die liest man mit einem Lächeln im Gesicht. DIESES ist definitiv so eines" (Auszug Klappentext)

Dem kann ich mich nur anschließen, habe ich schon lange kein solch' witziges, kurioses, sprachlich geniales und pointiertes Buch mehr gelesen! Der Stil des Autors, in die er diese herzzerreißende Geschichte und famose Buchidee fasst, ist urkomisch, stellenweise slapstickhaft und von einer unglaublichen Situationskomik und Virtualität, dass es einen als Leser vor Lachen fast aus den Puschen haut! (Ähnlichkeit mit neurotischen Familienangehörigen à la Woody Allan-Filme sind rein zufällig; nur noch besser ;) )
Die facettenreichen Figuren wie Greg, Billy und Jean, Katy, Mrs. Turner, die 'christliche' Nachbarin, Syd, der beste Freund Lyles sowie besonders Onkel Fred, der eine Vorliebe für den Wilden Westen hat, sind mit feinem Humor und köstlich ironischem Unterton gezeichnet. Zudem wirken die Neurosen der Hauptprotagonisten wie 'voll aus dem Leben gegriffen' und machen sie umso sympathischer; mit Ausnahme von Jean vielleicht..

Fazit:

Eine Romanidee, die wohl kaum noch gelungener hätte umgesetzt werden können, an Humor und der Köstlichkeit ungeahnter Lesefreuden ist er kaum zu überbieten! Die ironische und virtuose Sprachfreudigkeit des Autors hat mich wirklich umgehauen und ich danke ihm für Lesestunden, die an Humor wie auch Tiefgang kaum zu übertreffen sind und dem Leser verdeutlichen, dass er womöglich nicht alleine damit ist, "verhaltensoriginelle Verwandte" in der Familie zu haben, die dennoch liebenswert sind ;)
Ein literarisch und stilistisch "vom Feinsten" gelungener Roman und eine unvermutete "Wiederkehr aus dem Jenseits" - allerdings mit Deadline von20 Tagen ;) - mit der Erkenntnis, dass es sich lohnt und das Leben einer jeden Familie bereichert, offen und ehrlich miteinander umzugehen und das am besten noch zu Lebzeiten!
Von mir für diesen literarischen Glücksgriff 5 Sterne (die hier locker verdoppelt werden könnten ;) und ein thank you, Mr. Henderson - I hope to hear from you soon! sowie an den Diogenes-Verlag für die Veröffentlichung dieses wundervollen Romans!