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Veröffentlicht am 04.04.2024

Familiengeschichte in der Nachkriegszeit

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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Deutschland im Jahr 1948, der Krieg ist vorbei und das Land in seine vier Sektoren unterteilt. Während Emmas Tochter Lissi als Kinderärztin zurück nach Weißensee kehrt, muss Marlene mit ihrem Mann flüchten, ...

Deutschland im Jahr 1948, der Krieg ist vorbei und das Land in seine vier Sektoren unterteilt. Während Emmas Tochter Lissi als Kinderärztin zurück nach Weißensee kehrt, muss Marlene mit ihrem Mann flüchten, denn als Adelige gelten sie als Sympathisanten der Nazis. Marlene muss nun unerwartet bei Null beginnen und auch Lissi steht vor großen Herausforderungen. Da die junge Frau in ihrer Kindheit an Kinderlähmung erkrankte, hat sie heute ein verformtes Bein, was der neue Klinikleiter gar nicht gern sieht und Lissi gerne Steine in den Weg legt. Doch Lissi lässt sich nicht so leicht einschüchtern und zeigt, was in ihr steckt. Als in Berlin dann mehrfach Fälle vn Kinderlähmung auftreten, steht sie vor einer ganz neuen Herausforderung.
Mit Geteilte Träume erschien der bereits vierte Band der Kinderklinik Weißensee Reihe von Antonia Blum im Ullstein Verlag. Der Krieg ist nun vorbei, doch noch ist der Alltag lange nicht zurückgekehrt.
Der Einstieg in den Roman fällt leicht, schnell wird es spannend und man befindet sich wieder mitten im Geschehen. Wie auch zuvor erzählt Antonia Blum sehr lebendig und mitreißend und lässt dadurch die Ereignisse im Roman galubhaft werden.
Die Nachkriegszeit wird hier sehr gut mit eingebunden, anhand der persönlichen Erlebnisse der Charaktere müssen wir Leser uns mit den damaligen Problemen auseinandersetzen. Seien es Schwierigkeiten in der Versorgung, die Spaltung Berlins oder auch das Beschaffen von Material für Reparaturarbeiten, all diese Begebenheiten werden hier geschickt mit eingebunden.
Auch die Spannung in diesem Roman ist hoch, denn es beginnt regelrecht mit der im Klappentext angeteaserten Flucht Marlenes nach Westberlin. Hier muss Marlene sich so einigen Schicksalsschlägen stellen und nicht nur die räumliche Trennung zu ihrer Schwester Emma macht die Beziehung unter den Schwestern sehr schwer. Auch Lissi, die als Kinderärztin nun wieder in Weißensee ist, steht vor schier unlösbaren Aufgaben. Aus den Perspektiven der beiden Schwestern und Lissi erzählt Antonia Blum von den Ereignissen der Nachkriegszeit, von denen man sehr gefesselt wird.
Was hier in diesem Band sehr nahe geht, ist die Entfremdung zwischen den Schwestern Marlene und Emma. Emma hat die Hoffnung auf ein Leben, in dem alle gleich behandelt werden. Sie glaubt an die Versprechungen, die die Politik macht, während Marlene immer noch unter dem Schock der Enteignung steht und so gar nicht begreifen kann, was Emma spricht.
Insgesamt sind hier wieder alle Charaktere äußerst authentisch geschildert und man hofft und bangt und fiebert wieder mit ihnen mit. Vor allem Lissi ist mir hier sehr schnell ans Herz gewachsen, denn sie ist allen Umständen zum Trotz eine starke, äußerst kämpferische junge Frau, die auch bei Widrigkeiten nicht gleich aufgibt. Denn die Herausforderung vor denen sie vor allem in der Klinik steht sind nicht nur im Arbeitsbereich, sondern auch in der Liebe.
Mein Fazit
Ein gelungener vierter Band, mit dem die Reihe um die Schwestern Marlene und Emma nun ihren Abschluss findet. Wie in den vorherigen Bänden ist die Geschichte lebendig und authentisch erzählt und man begleitet die Charaktere in einem Alltag, der alles andere als leicht zu meistern ist. Sowohl persönlich als auch zeitlich interessant und fesselnd erzählt und wer die ersten Bände gelesen hat, wird nicht drumherum kommen, diesen Teil zu lesen. Wieder sehr fesselnd und von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.04.2024

Mein Herzensbuch – heute, morgen und für immer

Melodie der Asche
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Laudan, Sohn des Feldherrn der Heressia, ist schon seit seinem dreizehnten Lebensjahr ein Kämpfer. Doch insgeheim hütet er einen Traum, einen Traum von Freiheit für alle Völker. Eines Tages trifft Laudan ...

Laudan, Sohn des Feldherrn der Heressia, ist schon seit seinem dreizehnten Lebensjahr ein Kämpfer. Doch insgeheim hütet er einen Traum, einen Traum von Freiheit für alle Völker. Eines Tages trifft Laudan auf den jungen Fischer Vaelen. Durch Vaelen, dem jeglich Erinnerung an seine eigene Vergangenheit fehlt, zeigt Laudan, dass es etwas gibt, für das sich Kampf und Rebellion lohnt. Leider geht ihre gemeinsame Zeit viel zu schnell vorbei und Laudan kehrt zurück an den Hof des Herrschers, den Sha. Aber da ist auch noch Caliyan, der mächtigste Zauberer aller Zeiten, der einst den gleichen Traum wie Laudan und Vaelen träumte, doch dieser Traum hat ihn völlig zerstört und alles, an was er denken kann, ist Rache. Niemand ahnt, dass das Schicksal der drei eng miteinander verbunden ist.

Dieses wunderschöne Cover, das die Autorin Elya Adair selbst gestaltet hat, hatte meine Aufmerksamkeit geweckt, doch was ich mit dieser Geschichte für einen Schatz in den Händen hielt, hatte ich nicht im geringsten geahnt. Gleich vorweg, Melodie der Asche ist ein Buch, das mich gefesselt und mitgerissen hat und völlig gefangen nimmt.
Schon der Prolog ist verwirrend und spannend und mit dem Einstieg ins erste Kapitel folgt sogleich ein Plottwist, der den Leser vor einem Rätsel stellt. Dabei erzählt die Autorin mit einer so wunderschönen Sprache, die die Geschichte wie eine Melodie erklingen lässt. Das Erzählte ist bildgewaltig und absolut fesselnd, das Geschehen lief vor mir ab wie ein Film, der sich tief in den Kopf einbrannte und auch jetzt noch in meinem Herzen nachklingt.
Vom ersten Augenblick an ist es spannend, dabei gespickt voller Rätsel und Wendungen, die den Leser nicht zur Ruhe kommen lassen. Wer glaubt, hier eine queere Romantasy vor sich zu haben, wird ganz schnell eines besseren belehrt, denn dieses Buch ist so unheimlich viel mehr und hebt sich deutlich von dem ab, was man sonst so liest. Es ist stellenweise brutal und düster, manchmal absolut hoffnungslos und man leidet und fühlt mit den Charakteren mit. Immer wieder steht der Leser vor neuen, kleinen Rätseln, die die Autorin ganz geschickt Stück für Stück entwirrt, bis es ein großes Gesamtbild ergibt. Dabei ist dieses Gesamtbild so unheimlich komplex und doch bis ins kleinste Detail durchdacht, was mich absolut beeindruckt hat. Dieses Buch kann man mehrfach lesen und immer wieder würde man auf neue Kleinigkeiten stoßen, die man zuvor nicht so beachtet hat.
Auch das Worldbuilding ist komplex und durchdacht. Zwischen großen weißen Türmen und Obsidianfelsen am Meer, Wüstenstädte und Fischerdörfer, es ist so beschrieben, dass man die Orte lebendig vor sich sieht, ohne dabei grundlos abzuschweifen.
Die Lovestory ist ebenfalls durchweg gelungen, sie ist so wunderschön und gleichzeitig tragisch und bittersüß und das alles ohne seitenweise Spice. Trotzdem spürt man beim Lesen regelrecht die Melodie im Herzen, die die Protagonisten miteinander verbindet. Mein Herz zersprang immer wieder aufs neue beim Lesen und wurde wieder zusammengesetzt, nur um kurz darauf wieder zu zerreißen.
DIe Charaktere sind so unheimlich vielschichtig, dass man einfach jeden für sich greifen kann. Sie wirken glaubhaft und authentisch in ihren Handlungen und man fühlt und leidet mit ihnen mit. Da es gleich drei Perspektiven gibt, denen man folgt, bekommt man von jedenm einen tiefen Einblick, doch was wirklich mit ihnen geschieht, wird genauso langsam aufgelöst, wie der Rest der Story. An manch einer Stelle hätte ich den Protagonisten eine Warnung zugerufen oder sie beschützt oder in den Arm genommen. Sie sind so lebendig, dass sie dem Leser ganz nah gehen.
Doch nicht nur die Protagonisten sind völlig durchdacht, auch alle Nebencharaktere bekommen ein Bild und alle losen Fäden werden irgendwann miteinander verknüpft. Jeder Kreis schließt sich und ist zum Ende einfach stimmig.

Mein Fazit

Ich glaube, ich habe nicht ansatzweise die Worte gefunden, um dieses unglaubliche Debüt zu beschreiben. Elya Adair erschafft hier eine komplexe Welt voller Liebe, Hass, Wut, Rache und Kämpfe und erzählt dabei gleich so melodisch und bildgewaltig. Diese High Fantasy Geschichte hat mich von der ersten Seite an auf eine Reise mitgenommen, die mich auch jetzt noch nicht loslässt. Ich habe mich selten so mit Charakteren verbunden gefühlt wie hier. Ich habe mitgefühlt, mitgelitten, gehofft und gebangt. Diese Geschichte hebt sich völlig von anderen Geschichten ab, die ich in letzter Zeit gelesen habe und ich empfehle sie jedem, der einfach mal etwas anderes lesen möchte. Mein Herzensbuch, heute, morgen und für immer.

Veröffentlicht am 01.04.2024

Konnte mich leider nicht packen

Amberlough – Stadt der Sünde
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Amberlough, eine Stadt irgendwo, irgendwie gefangen in politischen Machenschaften. Hier leben Aristide, Cyril und Cordelia. Während Aristide bei Tag als Conferecier arbeitet, in dem Cordelia als Burlesque ...

Amberlough, eine Stadt irgendwo, irgendwie gefangen in politischen Machenschaften. Hier leben Aristide, Cyril und Cordelia. Während Aristide bei Tag als Conferecier arbeitet, in dem Cordelia als Burlesque Tänzerin engagiert ist, schmuggelt er in der Nacht Drogen und Flüchtlinge. Cyril hingegen ist Geheimagent und heimlich mit Aristide zusammen. Doch in der Stadt nimmt der Faschismus langsam überhand.
Puh, ich muss zugeben, dass mir dieses Buch es ganz und gar nicht leicht gemacht hat, überhaupt reinzukommen und einen Durchblick zu erhalten. Der Schreibstil ist, meiner Meinung nach, recht schwierig und gerade mit diesem Hintergrund fehlte es mir an Leichtigkeit.
Das Setting war es, was mich neugierig auf die Geschichte gemacht hat. Amberlough ist eine fiktive Stadt mit dem Glamour der Dreizigerjahre, doch im Hintergrund spürt man immer mehr den Faschismus zunehmen.
Die Geschichte beginnt kompliziert, da ich nicht die geringste Ahnung hatte, worüber die Charaktere sprachen und bevor ich das raushatte, vergingen einige Seiten. Es fiel mir einfach schwer am Ball zu bleiben und ich habe mehrere Anläufe gebraucht, um mich halbwegs zurechtzufinden. Erst als es ein wenig mehr in Richtung des Clubs Bumble Bee geht, wird es interessanter.
Die Autorin schafft hier durchaus Parallelen zu unserer Realität. Der Beginn des Faschismus ist gut dargestellt. Cyril und Aristide sind ein Paar und Cyril soll seine Beziehung beenden, bevor es Konsequenzen gibt. Auch sonst kann man die Ereignisse durchaus mit vergangenen und leider auch mit aktuellen Ereignissen vergleichen. Mir hat aber dabei einfach das Tempo gefehlt, denn es ist vielmehr politisch.
Die drei Protagonisten mochte ich zum Glück recht gerne, was mir im Endeffekt half, weiterzulesen. Alle drei werden wichtig im Kampf um die Stadt und gegen die Ospies. Cyril wird als Undercoveragent bei den Ospies eingeschmuggelt, Ari hilft Personen mit falschen Papieren zu flüchten und auch Cordelia schließt sich letzten Endes dem Widerstand an.
Mein Fazit
Mir ist dieses Buch leider extrem schwer gefallen, trotz des eigentlich spannenden Themas kam ich kaum in und durch die Geschichte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich eine temporeiche Geschichte erwartet habe. Mein Buch war es leider nicht, aber wer Interesse hat, sollte unbedingt reinlesen, da die Grundthematik äußerst wichtig ist.

Veröffentlicht am 30.03.2024

Einfach anders

Sparks
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Während des ersten Weltkriegs haben einige Menschen besondere Fähigkeiten erhalten. Niemand weiß so richtig wieso und woher, doch es scheint, als bekäme jeder die Fähigkeit, die er zur passenden Zeit benötigt. ...

Während des ersten Weltkriegs haben einige Menschen besondere Fähigkeiten erhalten. Niemand weiß so richtig wieso und woher, doch es scheint, als bekäme jeder die Fähigkeit, die er zur passenden Zeit benötigt. Auch Ringmaster, Rin genannt, ihre Frau und alle, mit denen sie als magischer Zirkus reisen, besitzen einen Spark. Rin kann durch die Zeit reisen, Odette kann Wunden heilen, Mauve kann hellsehen und auch sonst gibt es die kuriosesten Fähigkeiten. Doch Rin hat eine Vergangenheit, der sie entfliehen musste und fühlt sich auch heute noch vom Circus King bedroht, bis er tatsächlich wieder in Rins Leben tritt.
Mir fiel das Cover sofort ins Auge und die Story klang sehr ungewöhnlich. Genau das ist Sparks auch, eine Geschichte, die ich spontan kaum mit einer anderen vergleichen kann.
Der Beginn fiel mir noch nicht ganz so leicht, denn es brauchte einen Moment, mich mit den Zeitsprüngen und den Charakteren mit all ihren außergewöhnlichen Kräften zurechtzufinden. Aber die Autorin J.R. Dawson verfügt über einen bildgewaltigen Schreibstil, mit dem sie ihrer Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre verleiht. Nach ein paar Seiten war ich dann von dieser Geschichte absolut gefesselt.
Das Setting, der Zirkus, ist detailreich beschrieben und man erhält einen Einblick in die gesamte Zirkuswelt. Da die Geschichte im Hauptteil Mitte der Zwanzigerjahre spielt, verleiht dem ganzen einen besonderen Flair.
Wer ein Buch mit viel fesselnder Spannung und hohem Tempo erwartet, könnte enttäuscht werden, denn Sparks wird mit leisen, düsteren, aber auch sehr eindringlicher Atmosphäre erzählt. Es gibt zwei Zeitlinien, einmal die des Zirkus um 1926, zum anderen eine die im ersten Weltkrieg beginnt. Wie diese Zeitebenen zusammenpassen, erahnt man recht schnell, aufgelöst wird es nur mit und mit. Dazu kommen diverse Zeitreisen, die Rin und ihre beiden Freundinnen beginnen und in erster Linie versuchen, den zweiten Weltkrieg dadurch zu verhindern. Es hat mich auf jeden Fall tief bewegt, wie die Frauen immer wieder versuchen, Einfluss zu nehmen und doch müssen sie immer wieder feststellen, dass sie nicht alles verhindern können. Auch das Thema rund um die Sparks wurde spannend dargestellt, denn Sparks sind aufgrund ihrer Fähigkeiten schon anders und werden von Sparksjägern gefangen genommen. Doch die Zirkusfamilie hält zusammen und schaffen gemeinsam einiges.
Protagonistin Rin ist ebenfalls ein besonderer Charakter. Nicht nur ihre Fähigkeiten als Spark macht sie anders, denn sie ist auch Jüdin und liebt eine Frau. Die Zeiten, die auf sie zukommen, sind also in jeder Hinsicht schwer für Rin. Außerdem ist Rin ein grüblericher, eher stiller Charakter, die mit den Geistern ihrer Vergangenheit, aber auch mit der Angst vor dem Circus King zu kämpfen hat.
Es gibt viele spannende Nebencharaktere, wie Mauve und Odette, die fest zu Rin halten, aber auch die beiden Teenager, derer sie sich annehmen, sind etwas besonderes. Mir hat diese bunte Vielfalt an Persönlichkeiten richtig gut gefallen.
Last but not least ist da noch der Circus King, dessen Art und Fähigkeiten absolut außergewöhnlich und extrem gefährlich sind. Diesen Charakter hat die Autorin sehr überzeugend gezeichnet.
Mein Fazit: Sparks ist ein besonderes Buch in jeder Hinsicht, es besticht mit seiner schweren, teils düsteren Atmosphäre und doch macht es Hoffnung, wenn man die Zirkusfamilie betrachtet. Vielleicht keine leichte Lektüre für zwischendurch, aber absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 26.03.2024

Spannender Jugenthriller mit starker Charakterzeichnung

Nervenspiel
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Der achtzehnjährige Veit Graufischer lebt mit seinen Eltern im reinsten Luxus, denn Geld haben sie im Überfluss. Gut, dass er mit seinen Eltern zusammenlebt, ist eher übertrieben, denn Veit ist eigentlich ...

Der achtzehnjährige Veit Graufischer lebt mit seinen Eltern im reinsten Luxus, denn Geld haben sie im Überfluss. Gut, dass er mit seinen Eltern zusammenlebt, ist eher übertrieben, denn Veit ist eigentlich immer allein. Aus Langeweile meldet er sich immer wieder über Organisationen bei Jugendreisen an. Da ihm langweilig ist, spielt Veit dabei jedes Mal ein Spiel, nur das seine Begleiter nichts von Veits Spiel ahnen. Dieses Mal ist er mit einer Jugendgruppe nach Peru gereist und hier entdeckt Veit immer mehr Möglichkeiten für sein absolut perfides Spiel.

Düsteres Cover, ein kurzer, eher nichts sagender Klappentext?1 Das kann nur gut werden, oder? Gleich vorab, ja, dieser Jugendthriller hat es ganz schön in sich, aber dazu später mehr. Der Einstieg macht neugierig, denn schon zu Beginn lernt man Veit kennen und dieser ist ein ganz besonderer Protagonist. Autor Benedict Friederichschafft es mit Worten seine Geschichte lebendig werden zu lassen, dabei liest sich dieser Jugendthriller locker und flott und lässt den Leser manches Mal sprachlos zuück.
Zu Beginn zog sich allerdings das Geschehen noch ein kleines bisschen. Bevor die Handlung wirklich Tempo und auch den ein oder anderen Plottwist erhält, nimmt sich der Autor Zeit, Veit und die weiteren Teilnehmer der Reise zu zeichnen. Ab einem ganz bestimmten Moment bekommt das Ganze aber dann richtig Tempo und man kann das Buch kaum zur Seite lesen.
Das Setting, der Dschungel von Peru, ist recht gut dargestellt, hier wird weder aus- noch abgeschweift und man kann spürt beim Lesen die schwüle, feuchte Luft des Dschungels. Allein diese Umgebung macht ja schon etwas besonderes aus, doch worauf der Autor ganz intensiv sein Augenmerk lenkt, ist sein Protagonist.
Veit ist ein Narzisst der ganz besonderen Art. Die Zeichnung seines Charakters ist so unglaublich gut gelungen, die Art, wie Veit mit seinen Mitmenschen umgeht, wie er diese dadurch manipuliert und was wirklich in ihm vorgeht, macht absolut Angst. Damit wird allerdings auch absolut deutlich, dass man Fremden gegenüber immer vorsichtig sein sollte. Es gab diverse Szenen, z. B. auf einem Flughafen, die mich mit einem Wtf zurückließen. Doch hat es sich in der Realität ja doch schon häufig bestätigt, dass Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung genau so sind, wie Friederich Veit beschreibt. Dadurch, dass wir die Geschichte auch noch aus der Ich-Perspektive aus Veits Sicht verfolgen, macht dieses noch authentischer und greifbarer. Erschreckenderweise kann ich noch nicht einmal sagen, dass ich Veit nicht mochte.
Die weiteren Charaktere bleiben hier natürlich überschaubar, da sich weite Teile der Handlung um die Jugendgruppe im Dschungel drehen. Diese Gruppe besteht dann doch aus recht stereotypen Charakteren, von Nerd über Freak, Schönheit und Ökotante bis hin zu Muskelprotz und Intelligenzprotz haben wir alles dabei. Doch genau diese Vielzahl an unterschiedlichen Figuren heben Veit wieder extra heraus, denn niemand von ihnen ahnt, wer dieser Junge wirklich ist oder welches Geheimnis er verbirgt.

Mein Fazit: Ein gut gelungener Jugenthriller, der recht unblutig abläuft, der allerdings mit der Zeichnung seines Protagonisten wirklich hervorsticht. Auch wenn mir viele Beschreibungen zu Beginn zu lang waren, gab es dann einen Wendepunkt, bei dem ich das Buch nicht weglegen wollte. Veit ist wirklich in jeder Hinsicht richtig gut gelungen und das Ende des Buches lässt schon fast die Hoffnung auf eine Fortsetung entstehen. Emfpehlenswert!