Realität und Fiktion genial verknüpft
NSA - Nationales Sicherheits-AmtDeutschland im Jahr 1942, der zweite Weltkrieg tobt und in Deutschland und anderen europäischen Ländern werden jüdische Menschen gefangen genommen. Dabei kommt den Nazi etwas zu Gute: die Komputer und ...
Deutschland im Jahr 1942, der zweite Weltkrieg tobt und in Deutschland und anderen europäischen Ländern werden jüdische Menschen gefangen genommen. Dabei kommt den Nazi etwas zu Gute: die Komputer und bestimmte Programme, die ihnen dabei helfen, gezielt nach bestimmten Personen oder Merkmalen von Personen zu filtern. Das alles erledigen die Programmierer im NSA, dem nationalen Sicherheitsamt. Eine von ihnen ist die einundzwanzigjährige Helene, Tochter eines bekannten Chirurgen und seit dem ihr Bruder gefallen ist, auch sein einziges Kind. Sie ist eine von denen, die es geschafft haben, dieses eine bestimmte Programm zu entwicklen. Erst als sie selbst vor einer Situation steht, in der sie jemanden helfen muss, der ihr am Herzen liegt, merkt sie, was dieses Programm alles anrichtet. Auch Eugen Lettke arbeitet im NSA, als Kind von anderen verhöhnt, nimmt er nun ihre Spuren auf und sinnt nach Rache.
Meine Meinung
Allein Andreas Eschbachs außergewöhnliche Ideen machen mich immer wieder neugierig auf seine Geschichten und so ging es mir auch mit NSA. Computer, oder wie sie Buch genannt werden Komputer, zur Zeit des zweiten Weltkriegs und deren Auswirkungen klang nach einem sehr spannenden Thema.
Die Umsetzung ist dem Autor auch richtig gut gelungen und er schaffte es sehr schnell, mich mitten in seine Welt zu ziehen. Er schreibt detailliert und verständlich, so dass man seinen Ideen jederzeit folgen kann. Zwar war es mir hier und da ein wenig zu detailliert, aber dafür bekam ich einen sehr guten Einblick, wie alles funktioniert und zusammenhängt.
Der Einstieg beginnt gleich mit einer Mischung aus realem Zeitgeschehen und Fiktion und machte mir schon die erste Gänsehaut, als er begann, bekannte, geschichtliche Ereignisse mit in seine Geschichte einzubauen. Doch dann begibt er sich erst einmal auf einen Rückblick in die Tage der Teenagerzeit sowohl von Helene als auch von Eugen. Dabei beschreibt er parallel die aktuellen, politischen Ereignisse in Deutschland, so dass man als Leser nicht nur nah an den Protagonisten bleibt, sondern auch an der gesamten Entwicklung im Land. Erschreckend ist der Gedanke an die Einsätze der Komputer und was die Nazis damit alles erreicht hätten, hätte es diese damals schon gegeben. Ein wenig kam mir das auch vor wie ein Fingerzeit auf unsere heutige Zeit vor, in der Überwachung, Abhören und Datenklau schon Tagesgeschäft sind.
Gut dargestellt hat Andreas Eschbach die damalige Vorstellung von dem “guten” Deutschen, dem Arier. Der Mann stark, mutig und intelligent und die Frau muss ihn sozusagen bedienen und gefällig sein. Puh, das ist ja ein Thema, bei dem ich rot sehe und ich hätte hier so manches Mal bei bestimmten Aussagen (es ist gut, wenn man vor dem 25. Lebensjahr ein Kind bekommt etc.) schon platzen können. Das zeigt aber auch, wie geschickt Eschbach mit Worten seine Leser oder auch in diesem Moment seine Leserin in die gewünschte Richtung lenkt.
Alles in allem hat mir das Gesamtbild des Romans sehr gut gefallen, allein die Mischung bzw. die Verknüpfungen von wahren Ereignissen mit den fiktiven Ereignissen waren absolut gelungen. Es war wie ein historischer Roman und doch wieder nicht. Die gesamte Geschichte blieb so spannend, dass es nicht schwer fiel, auf rund 800 Seiten aufmerksam zu bleiben.
Als Erzähler wählt Eschbach den personellen Erzähler in dritter Person, der dem Leser eine gelungene Sicht auf die Ereignisse gibt. Alles wirkt logisch und durchdacht und mancher Moment konnte schon Angst bereiten, denn, wie ich auch schon sagte, befinden wir uns aktuell gar nicht so weit von dem Geschehen in dem Roman entfernt.
Die Charaktere waren schon sehr ausgefeilt, wobei mir Helene deutlich lieber war, als Eugen. Helene ist eine sehr unsichere Person, hält sich für eine graue Maus und transportiert dieses auch nach außen. Doch sie nimmt eine sehr interessante Entwicklung und ab diesem Moment war sie mir auch sympathischer als zu Beginn, wo sie doch eher der leblose Mitläufer war. Eugen Lettke ist mir alles andere als sympathisch, er sinnt auf seine Rache zu etwas, was ihm als Teenager passiert ist, also ein sehr nachtragender Mensch. Jemand, der versucht, aus allem für sich das Beste herauszuholen.
Aus wechselnder Perspektive zwischen diesen beiden Protagonisten verfolgen wir das Geschehen. Es gibt natürlich auch noch einige Nebencharaktere, die mehr oder weniger Einfluss auf das Geschehen nehmen, von denen mir z. B. Helenes Freundin Marie und deren Mann Otto gut gefallen haben.
Mein Fazit
Ein sehr umfangreiches Buch mit einer interessanten Idee, deren Umsetzung mir sehr gut gefallen hat und mich überzeugen konnte. Eschbach hat die unterschiedlichsten Gefühle beim Lesen in mir hervorgerufen und ich denke, die Geschichte hallt noch lange in mir nach. Auch jetzt ertappe ich mich wieder dabei, wie ich über einzelne Momente nachdenke und überlege, ob ich in dieser Rezension wirklich alles gesagt habe, was ich sagen wollte. Leseempfehlung!