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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2024

Berührendes Debut

Wünschen
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Obiefuna lebt Anfang der 2000er Jahre als Jugendlicher zusammen mit seinen Eltern, seinem Bruder Ekene und Aboy, dem Lehrling des Vaters, Im Süden Nigerias. Er merkt früh, dass er anders ist als die meisten ...


Obiefuna lebt Anfang der 2000er Jahre als Jugendlicher zusammen mit seinen Eltern, seinem Bruder Ekene und Aboy, dem Lehrling des Vaters, Im Süden Nigerias. Er merkt früh, dass er anders ist als die meisten Jungs seiner Umgebung. Er tanzt besser als er Fußball spielt, und er fühlt sich sehr zu Aboy hingezogen. Als sein Vater ihn eines Tages in einer intimen Situation mit Aboy erwischt, schickt er ihn fort auf ein christliches Internat.
Obiefunas Ängste, seine Verzweiflung und seine Einsamkeit sind eindrücklich beschrieben. Er schwankt zwischen Scham und Sehnsucht, und die Unmöglichkeit, sich jemandem anzuvertrauen, lastet schwer auf ihm.
Im Gegensatz zu seinen Mitschülern, die erste Verliebtheiten in die Mädchen der Nachbarschule unbekümmert genießen können, ist Obiefuna gezwungen, ein Doppelleben zu führen.
In Nigeria ist Homosexualität strafbar, wobei die Gesetze 2013 noch einmal gravierend verschärft wurden. Deren Auswirkungen auf queere Personen werden in diesem Buch deutlich.
Chukwuebuka Ibehs Schreibstil ist eindringlich und flüssig, und es gelingt ihm, Obiefunas Gefühls- und Gedankenwelt lebendig und einfühlsam zu schildern.
Ein sehr vielversprechender Debüt, und ich bin gespannt auf weitere Werke!

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Oberflächlicher als erwartet

Sorry not sorry
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Die Leseprobe zu „Sorry, not sorry“ klang äußerst vielversprechend, und als Frau habe ich mich selbst schon oft genug über mich geärgert, wenn mir klar wurde, wie häufig ich mich vorauseilend für irgendetwas ...

Die Leseprobe zu „Sorry, not sorry“ klang äußerst vielversprechend, und als Frau habe ich mich selbst schon oft genug über mich geärgert, wenn mir klar wurde, wie häufig ich mich vorauseilend für irgendetwas entschuldige, mich schäme oder mich zurücknehme, um andere nicht zu verletzen oder die vermeintliche Harmonie nicht zu gefährden. In den letzten Jahren habe ich begonnen, ganz bewusst diese Verhaltensweisen abzulegen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Ich hatte mir von diesem Buch tiefere Einblicke in die gesellschaftlichen, politischen, soziologischen und kulturellen Hintergründe erhofft, die diesem meist typisch weiblichen Verhalten zugrunde liegen, und auch konkrete Ansätze, dieses zu verändern. Leider bleibt Anika Landsteiner argumentativ doch sehr an der Oberfläche, und mir fehlt ein tiefgründiger, wissenschaftlich fundierter Ansatz, der zu einem höheren Erkenntnisgewinn führt. Stattdessen reiht sie Altbekanntes aneinander, setzt den Fokus auf bereits hinreichend durchgenudelte Themen wie Schönheitsideale, die Konsumindustrie oder die Darstellung klassischer Geschlechter- und Beziehungsrollen in Film und Fernsehen. Da ich quasi nie fernsehe, schon gar nicht die von ihr aufgeführten Reality-Formate oder Serien wie „Sex and the City“, waren diese Kapitel für mich komplett uninteressant. An vielen Stellen tritt die Thematik „Scham“ eher als Feigenblatt auf, um gegen die von ihr grundsätzlich als patriarchal eingestufte Kernfamilie ins Feld zu ziehen oder über Abtreibung zu schreiben. Auch das Thema Verhütung geht die Autorin erstaunlich oberflächlich an und verschenkt hier, gerade im Hinblick auf die Selbstermächtigung jüngerer Leser*innen, Potenzial. Wichtige Themenfelder wie gelebte Partnerschaft, Familie, Erziehung und Arbeitswelt, in denen falsche bzw. anerzogene Scham einen wichtigen Punkt darstellt, fehlen hingegen komplett. Insgesamt hatte ich mir von diesem Buch deutlich mehr Tiefgang und Substanz erwartet.

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Ein Pechvogel auf Abenteuerreise

Leif Wolffson - Total verpeilt im Eisbärenland
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Die Leseprobe um den tollpatschigen Wikingerjungen Leif Wolffson und auch das einladende Cover haben meinen Sohn und mich zunächst sehr angesprochen und wir starteten gespannt in das Abenteuer um Leif ...

Die Leseprobe um den tollpatschigen Wikingerjungen Leif Wolffson und auch das einladende Cover haben meinen Sohn und mich zunächst sehr angesprochen und wir starteten gespannt in das Abenteuer um Leif und seine tierischen Freunde, den Erpel Olaf, den Papageientaucher Toki und das Moschusrind Flora. Gut gefallen hat uns Leifs Glaube an sich selbst trotz seiner fortwährenden Missgeschicke und der Zusammenhalt der Truppe. Jeder Charakter ist auf seine Art speziell, hat seine Stärken und Schwächen, und gemeinsam sind sie ein richtig gutes Team. Die Geschichte wird auf gut 300 Seiten flott und wendungsreich erzählt und ist in 20 Kapitel unterteilt. Der Autor selbst hat das Buch mit schwarz-weißen Comiczeichnungen illustriert. Diese wirken zuweilen etwas schnell hingekritzelt und gefielen uns nicht besonders. Leifs Ungeschicklichkeit fanden wir zunächst sehr witzig und unterhaltsam, doch mit Fortschreiten der Handlung wiederholte sich das Schema zu offensichtlich und nervte zunehmend. Mein Sohn hat das Buch deswegen nur noch widerwillig zu Ende gelesen.
Positiv hervorheben möchte ich noch das Glossar am Ende des Buches, das Wissenswertes rund um die nordische Mythologie und die Wikinger vermittelt.
Insgesamt konnte uns die Geschichte um Leiff nicht begeistern, und wir werden die Reihe nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Die Geschichte eines Verdingkindes und seiner Nachkommen

Martha und die Ihren
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In seinem autofiktionalen Roman schildert der Schweizer Autor Lukas Hartmann die Geschichte seiner Großmutter Martha und ihrer Nachkommen. Martha stammte aus ärmlichsten Verhältnissen und kam schon als ...

In seinem autofiktionalen Roman schildert der Schweizer Autor Lukas Hartmann die Geschichte seiner Großmutter Martha und ihrer Nachkommen. Martha stammte aus ärmlichsten Verhältnissen und kam schon als junges Mädchen nach dem frühen Tod ihres Vaters als sogenanntes Verdingkind zu einer Bauernfamilie, wo ihre Arbeitskraft zählte, sie als Mensch jedoch nie Liebe erfahren durfte. Das Gefühl der Fremdheit und der unbedingte Wunsch, finanziell abgesichert zu sein und nie wieder Not leiden zu müssen, blieben ein Leben lang in ihr, ebenso wie ihr unermüdlicher Arbeitsdrang, der ihre Unabhängigkeit sichern sollte. Das Buch zeigt eindrucksvoll, wie Marthas Erfahrungen auch die nachfolgenden Generationen prägen, und wie schwer es auch ihren Söhnen und Enkeln fällt, Nähe zuzulassen. Es hat mich zudem überrascht, wie sehr sich die familiären Konflikte und die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen in der Nachkriegszeit in der Schweiz und Deutschland ähneln, obwohl die Schweiz im Zweiten Weltkrieg neutral geblieben war.
Leider konnte mich der Schreibstil nicht richtig fesseln. Er wirkte eher eintönig und uninspiriert, und eine echte Nähe zu den Figuren stellte sich bei mir nicht ein. Hierzu trugen auch die hin und wieder etwas abrupten Zeitsprünge bei. Als etwas unglücklich empfand ich auch die Kapitelüberschriften, die oft schon wesentliche Inhalte vorwegnahmen und so zusätzlich dazu beitrugen, dass keine richtige Spannung aufkam.
Insgesamt fand ich insbesondere Marthas Erlebnisse als Verdingkind sehr interessant und hätte speziell über diese Zeit gerne noch mehr erfahren.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Leider etwas enttäuschend

Ungeheuer lieb (Band 1)
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Die Kinderbuchautorin Sonja Kaiblinger hat mit „Ungeheuer lieb“ den Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe ab 8 Jahren vorgelegt. Mein Sohn und ich waren gespannt auf die Abenteuer von Ludwig, seiner Schwester ...

Die Kinderbuchautorin Sonja Kaiblinger hat mit „Ungeheuer lieb“ den Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe ab 8 Jahren vorgelegt. Mein Sohn und ich waren gespannt auf die Abenteuer von Ludwig, seiner Schwester Carla und dem geheimnisvollen Ungeheuer. Leider konnte uns beide die Geschichte nicht überzeugen. An vielen Stellen empfanden wir die Handlung als abstrus, die Charaktere als überzogen, uns fehlte der grundlegende Realitätsbezug und zuweilen auch die innere Logik, die auch in einer fantasievollen Geschichte gegeben sein sollte. Positiv war hingegen die Darstellung der Geschwisterbeziehung, denn Ludwig und Carla wurden im Laufe des Abenteuers ein eingespieltes Team, das fest zusammenhielt. Der comicartige Zeichenstil mit den übergroßen Kulleraugen traf auch nicht unseren Geschmack, zumal die Darstellungen manchmal nicht ganz zum Text passten, wie mein Sohn sofort bemerkte, und sich Bilder zum Teil wiederholen. Insgesamt wirkte das Buch etwas oberflächlich und lieblos gestrickt. Weniger gelungen fanden wir auch das allzu offene Ende – gerade ein Kinderbuch sollte meines Erachtens eine in sich abgeschlossene Kernhandlung besitzen. Dies ist hier nicht der Fall und zwingt dazu, auch den Folgeband zu kaufen. Wir werden diese Reihe dennoch nicht weiter verfolgen.

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