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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2023

Packender Psychothriller

Erinnere dich!
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"Erinnere Dich!" von Max Reiter ist ein richtig packender Thriller mit interessanten psychologischen Aspekten: Wie verlässlich sind unsere Erinnerungen und wodurch werden sie beeinflusst? Inwieweit dürfen ...

"Erinnere Dich!" von Max Reiter ist ein richtig packender Thriller mit interessanten psychologischen Aspekten: Wie verlässlich sind unsere Erinnerungen und wodurch werden sie beeinflusst? Inwieweit dürfen wir unserer Erinnerung trauen?

Der Schreibstil ist direkt, schnörkellos und sehr angenehm zu lesen. In den Hauptcharakter Arno Seitz konnte ich mich von Anfang an gut einfühlen, und die Entwicklung, die er im Buch durchmacht, war sehr gut nachvollziehbar. Besonders positiv fand ich, dass der Thriller ganz ohne blutrünstige Momente und Gewaltexzesse auskommt und sehr realistisch wirkte. Ich hatte bis zum Schluß das Gefühl, dass eine derartige Geschichte tatsächlich so ähnlich passieren könnte. Das Buch war von der ersten bis zur letzten Seite hochspannend und ich habe bis zum Schluß mitgerätselt.

Sehr gut gefielen mir die wiederkehrenden Bezüge zu "Das verrräterische Herz" von Edgar Alan Poe, dem Meister des Unterbewussten, der sich in seinen Werken ebenfalls mit der Frage von Schuld und Unschuld und deren psychischen Auswirkungen befasste.

Fazit: Ein toller und intelligenter Psychothriller, den ich allen empfehlen kann, die Lust auf Hochspannung ohne Blut und Gewalt haben.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Herausragend geschrieben und unbedingt lesenswert

Das Gen
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Nachdem ich kürzlich eher zufällig das Buch "Das Lied der Zelle" von Siddharta Mukherjee las und mich dieses absolut begeistert hat, wollte ich  unbedingt "Das Gen" lesen.

Hierin erzählt Mukherjee sehr ...

Nachdem ich kürzlich eher zufällig das Buch "Das Lied der Zelle" von Siddharta Mukherjee las und mich dieses absolut begeistert hat, wollte ich  unbedingt "Das Gen" lesen.

Hierin erzählt Mukherjee sehr umfassend und anschaulich die Geschichte der Generik, angefangen bei Mendel und Darwin über die Entdeckung der DNA bis hin zur kompletten Entschlüsselung des Humangenoms, modernster Gentechnik und den Möglichkeiten der Gentherapie. Hierbei lässt Mukherjee auch immer wieder sehr persönliche Details aus seiner Familiengeschichte einfließen, in der eine genetische Disposition zu psychischen Erkrankungen vorliegt.

Mukherjees Schreibstil ist einfach fantastisch und unvergleichlich. Er beherrscht die Kunst, hochkomplizierte medizinische Sachverhalte so zu veranschaulichen und zu erläutern, dass sie für Laien verständlich werden, ohne dabei stärker zu vereinfachen als nötig. Dabei erzählt er so unterhaltsam und spannend, dass sich das Buch trotz komplexer Thematik sehr flüssig lesen lässt und ich es gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.

Neben der Begeisterung für Humangenetik und für das enormes Potenzial der Gentherapie versäumt es Mukherjee nicht, auch die medizinischen Risiken der Humangenomtechnik anzumahnen und die gesellschaftlichen und moralischen Fragestellungen zu erwähnen, die sich hieraus ergeben. Hier erinnert er auch an das dunklen Kapitel der Eugenik im letzten Jahrhundert und warnt vor den Gefahren einer sogenannten positiven Eugenik, der Selektion der Starken, durch die Möglichkeiten der Genomtechnik.

Ich bin inzwischen ein großer Fan von Mukherjees Büchern geworden. Angesichts der vielfältigen Einsatzbereiche gentechnischer Verfahren in der medizinischen Therapie und Diagnostik, die sich bereits bieten und in Zukunft noch bieten werden, ein wichtiges und absolut empfehlenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Leben heißt leiden

Solange wir leben
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David Safier erzählt in "Solange wir leben" die Lebensgeschichte seiner Eltern Waltraut und Joschi. Wie viel davon wahr ist, bleibt unklar; wenn man etwas googelt, so erwähnt Safier in Interviews immer ...

David Safier erzählt in "Solange wir leben" die Lebensgeschichte seiner Eltern Waltraut und Joschi. Wie viel davon wahr ist, bleibt unklar; wenn man etwas googelt, so erwähnt Safier in Interviews immer wieder, dass seine Eltern mit ihm nicht über ihre Vergangenheit gesprochen hätten (etwa Focus 2016, in "Er sprang dem Tod oft von der Schippe": Safier über das Leben seines Vaters: "Erzählt hat er mir von dieser Zeit: nichts. Seinen Lebenslauf habe ich mir aus Halbsätzen, Erzählungen seiner Schwester und Recherchen gebastelt."). Für mich entstand der Eindruck, dass die wesentlichen Daten stimmen und viele Lücken gerade aus den frühen Jahren mit schriftstellerischer Freiheit gefüllt wurden.

Der Roman beginnt im Jahr 1937 und erzählt bis ins Jahr 2005 in zwei parallelen Handlungssträngen die sehr bewegte und von Schicksalsschlägen geprägte Geschichte von Joschi und Waltraut. Joschi hat als Jude fast seine ganze Familie im Holocaust verloren und Waltraut wächst als Kriegskind in ärmlichen Verhältnissen auf. Es war für mich faszinierend, die beiden und ihr Umfeld über nahezu ihr ganzes Leben zu begleiten und zu sehen, wie sie  sich verändern und entwickeln und sich immer wieder ihrem Leben und dem Schicksal stellen.

David Safiers Schreibstil ist ganz wunderbar zu lesen, es gelingt ihm, jede Figur in all ihren Facetten darzustellen, und ich konnte sie mir lebhaft in all ihren Eigenheiten, in ihren liebenswerten und auch herausfordernden Charakterzügen vorstellen.

Das Buch zeigt, wie wenig im Leben planbar ist und wie sehr sich das Leben manchmal von dem unterscheidet, was wir uns in jungen Jahren erträumen. Es erzählt von großen und schmerzlichen Verlusten, vom kleinen Glück und von der Liebe, die uns im Leben antreibt.

Ein berührendes und sehr lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Liebevoll illustriert und sehr lehrreich

Wenn die Erde einen Tag alt wäre ...
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Als ich das Buch "Wenn die Erde einen Tag alt wäre" entdeckt habe, wollte ich es unbedingt mit meinem Sohn lesen, da ich die Idee, die Geschichte der Erde auf einen Tag umzurechnen, sehr interessant fand. ...

Als ich das Buch "Wenn die Erde einen Tag alt wäre" entdeckt habe, wollte ich es unbedingt mit meinem Sohn lesen, da ich die Idee, die Geschichte der Erde auf einen Tag umzurechnen, sehr interessant fand.

Das Buch umfasst 64 Seiten, wobei jeweils eine Doppelseite einen Zeitpunkt auf der Erdzeituhr behandelt und komplett farbig illustriert ist. Jede Doppelseite zeigt oben links die Erdzeituhr mit dem aktuellen Zeitpunkt an und enthält mehrere Textabschnitte, die die Ereignisse auf der Erde erläutern. Dabei kommen immer wieder komplizierte Begriffe (Nukleinsäure, Mitochondrien, Chloroplasten, Stromatholiten,....) vor, und  insbesondere bei der Zellbiologie sind die Erläuterungen schon recht komplex, so dass ich das Buch ab 10-11 Jahren empfehlen würde. Besonders gelungen finde ich die ganzseitigen Illustrationen, die sehr farbenfroh, aber nicht knallig sind und den Text hervorragend ergänzen und auflockern. Es macht richtig Lust, durch das Buch zu blättern!

Durch die Umrechnung auf einen Tag werden die für Kinder doch recht schwer fassbaren 4,54 Milliarden Jahre greifbarer und sie können so anschaulich erkennen, wie kurz oder lang einzelne Phasen der Erdgeschichte im Verhältnis zueinander sind. So wird auch klar, daß die Geschichte der Menschheit auf dieser Skala nur wenige Wimpernschläge beträgt. 

Am Ende des Buches gibt es noch ein Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen und eine geologische Zeitskala in einer übersichtlichen Tabelle.

Fazit: Ein wirklich schön gestaltetes, interessantes und sehr lehrreichen Buch für Kinder ab ca. 10-11 Jahren, das ich auf jeden Fall empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Lesenswert

Die Möglichkeit von Glück
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Die Protagonistin Stine wird 1986 in einem kleinen Ort an der Ostsee in der DDR geboren. Ihre Eltern und Großeltern sind überzeugte Sozialisten. Stine wächst im wiedervereinigten Deutschland auf, doch ...

Die Protagonistin Stine wird 1986 in einem kleinen Ort an der Ostsee in der DDR geboren. Ihre Eltern und Großeltern sind überzeugte Sozialisten. Stine wächst im wiedervereinigten Deutschland auf, doch die sozialistische Ideologie ist noch vielerorts spürbar. Stines Lebensgeschichte hat mich sehr bewegt, insbesondere ihre harte und von Gewalt geprägte Kindheit. Die "Erziehungsmethoden" ihrer Mutter waren schockierend und umso befremdlicher, da sie Erzieherin in einem Kinderheim war.

Als Stines Großvater Paul stirbt, der nie viel aus seinem Leben erzählt hat, macht sie sich über das Bundesarchiv und andere Stellen auf Spurensuche. Stine möchte mehr über ihre Familie wissen, ihre Großeltern und Eltern, die nie über Vergangenes gesprochen haben, verstehen und darüber letzlich auch zu sich selbst finden. Die Jugend der Großeltern im Dritten Reich, ihre Kriegserlebnisse und das Schweigen darüber, der Aufbau der DDR und der Glaube an ein besseres Deutschland wirken bis in Stines Generation hinein. Hinzu kommen die Unsicherheiten der Nachwendezeit. Stines Gedanken hierzu und ihre innere Zerrissenheit sind sehr eindrücklich beschrieben und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen.

Die Autorin springt häufig zwischen verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen her, war den Lesefluss leider etwas behindert. Allerdings spiegelt dieses Hin und Her Stines Gedankenwelt sehr gut wider.

Aufgrund der detaillierten Schilderungen von Stines Recherche zu Opa Paul in diversen Archiven und der Ich-Perspektive liest sich der Roman wie eine Autobiographie, ist aber fiktiv. Es wäre in einem Nachwort interessant gewesen zu erfahren, ob hier reale Biographien zugrunde lagen.

Fazit: Ein lesenswerter und bewegender Roman!

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