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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2023

Sehr oberflächlich

Ist dir auch so heiß?
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"Ist dir auch so heiß" von Uli Heppel und Sabine Fuchs verspricht Überlebenstips für die Wechseljahre. Ich erhoffte einen humorvollen, augenzwinkernden Ratgeber, der fundierte, moderne und substanzielle ...

"Ist dir auch so heiß" von Uli Heppel und Sabine Fuchs verspricht Überlebenstips für die Wechseljahre. Ich erhoffte einen humorvollen, augenzwinkernden Ratgeber, der fundierte, moderne und substanzielle Tips für den Umgang mit dem Klimakterium bietet. Diese Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Die Ratschläge in den einzelnen Kapiteln kommen nicht über ein sehr oberflächliches "Akzeptiere dich selbst, begreife die Veränderungen als Chance"-Niveau hinaus und werden durch viele ganzseitige Illustrationen und seichte Kalendersprüche ("Wenn ich beim Yoga die Kerze nicht schaffe, mache ich einfach ein Teelicht") ergänzt, so dass das Büchlein in gut zwei Stunden ausgelesen ist. Leider bedient das Buch meiner Meinung nach viele Klischees, nach denen wir Frauen angeblich Probleme haben, Nein zu sagen, uns viele Gedanken um unser Aussehen machen, gefallen möchten und gerne netzwerken. Ich finde mich hier tatsächlich nicht wieder. Evtl. hätte ich vorher den Blog "Fuck the Falten" der Autorinnen besuchen sollen, um mir ein Bild von ihrer Herangehensweise zu machen.

Wer lockere Sprüche und eher leichte Wohlfühl-Ratgeber mag, wird dieses Buch sicher gerne lesen. Praktische Ratschläge zu konkreten Problemen  sucht man jedoch vergeblich.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Spannender Thriller mit inhaltlichen Schwächen

Zwei Fremde
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Ein Schneesturm in den schottischen Highlands, ein einsames Hotel, abgeschnitten von der Außenwelt, in der letzten Nacht vor dem Ende der Saison, und zwei mysteriöse Männer, die nachts nacheinander die ...

Ein Schneesturm in den schottischen Highlands, ein einsames Hotel, abgeschnitten von der Außenwelt, in der letzten Nacht vor dem Ende der Saison, und zwei mysteriöse Männer, die nachts nacheinander die Tür klopfen, als die Hotelangestellte Remie allein im Dienst ist. Beide geben sich als Polizisten aus, doch nur einer sagt die Wahrheit, der andere ist ein Mörder, der bei einem Gefangenentransport entflohen ist - doch wer ist wer?

Das Setting klang sehr vielversprechend und ich ging mit großer Vorfreude an die Lektüre. Das Buch begann spannend, ich fieberte mit der Protagonistin Remie mit, die mir zunächst sehr sympathisch war. Im Laufe des Buches erfährt man immer mehr über ihre privaten Hintergründe, und mein Bild von ihr wurde detaillierter, aber auch ambivalenter. Ab der Buchmitte fiel es mir zunehmend schwer, mit ihr mitzufühlen, da ich ihre Beweggründe teilweise unglaubwürdig fand und sie mir immer unsympathischer wurde. Einige Details der Handlung erschien mir unlogisch und sehr konstruiert, und je länger ich über das Buch nachdenke, desto mehr Ungereimtheiten entdecke ich.

Insgesamt ein spannender und unterhaltsamer Thriller, der aufgrund inhaltlicher Mängel leider hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Beeindruckend

Die Postkarte
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Anne Berests Mutter erhält Anfang des Jahres 2003 eine Postkarte ohne Absender, darauf nur 4 Namen: Ephraim, Emma, Noemi, Jacques. Dabei handelt es sich um Annes jüdische Urgroßeltern und deren Kinder, ...

Anne Berests Mutter erhält Anfang des Jahres 2003 eine Postkarte ohne Absender, darauf nur 4 Namen: Ephraim, Emma, Noemi, Jacques. Dabei handelt es sich um Annes jüdische Urgroßeltern und deren Kinder, die 1942 in Ausschwitz ermordet wurden. Anne vergisst die Karte zunächst, doch 10 Jahre später, als sie selbst ein Kind erwartet, erwacht ihr Interesse daran, und sie begibt sich auf Spurensuche, fragt ihre Mutter nach der Familiengeschichte. Diese hat in mühevoller Arbeit über Jahre in Archiven recherchiert, Briefe und Erinnerungsstücke zusammengetragen, so dass die Geschichte der Familie beeindruckend genau und detailliert erzählt werden kann. Zusammen mit ihrer Mutter macht sich Anne weitere Jahre später auf die Suche nach dem Absender der Karte und besucht den Wohnort ihrer Vorfahren, in der Hoffnung, dort weitere Antworten zu finden. Des weiteren thematisiert Anne Berest Antisemitismus im heutigen Frankreich und geht der Frage nach, was es bedeutet, heute als Jüdin in Frankreich zu leben.

Anne Berests Schilderungen sind sehr berührend und bewegend. Da Annes Vorfahren im heutigen Baltikum, in Russland, Polen, Palästina und Frankreich gelebt haben, liefert das Buch ein beeindruckendes Zeugnis jüdischen Lebens in Europa zwischen 1920 und heute. Ich habe zudem viel über die Verfolgung der Juden während des Vichy-Regimes erfahren.

Das Hörbuch wurde von Simone Kabst eingelesen. Ihre tiefe, ruhige Stimme empfand ich als sehr angenehm.

Ein wirklich bemerkenswertes und sehr empfehlenswertes (Hör-)buch.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Tiefgründig mit sehr plötzlichem Ende

Taormina
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Da der Klappentext sehr vielversprechend klang und die Literaturkritiken sehr positiv ausfielen, war ich sehr gespannt auf "Taormina" von Yves Ravey.

In der Ehe von Louisa und Melvil Hammet kriselt es, ...

Da der Klappentext sehr vielversprechend klang und die Literaturkritiken sehr positiv ausfielen, war ich sehr gespannt auf "Taormina" von Yves Ravey.

In der Ehe von Louisa und Melvil Hammet kriselt es, ein romantischer Sizilienurlaub soll die Risse kitten. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Direkt nach der Ankunft stürmt und regnet es, Melvil verfährt sich nachts mit dem Mietwagen auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel, und plötzlich spüren sie einen heftigen Schlag gegen den Wagen. Sie halten an, steigen aber nicht aus, und verlassen so schnell wie möglich den Unfallort. Es wird schon nichts passiert sein, vielleicht ein Tier, nur weg. Doch am nächsten Tag lesen sie in der Zeitung, dass ein Migrantenkind am fraglichen Ort tot am Straßenrand gefunden wurde. Sie suchen Ausflüchte, um sich nicht ihrer Verantwortung stellen zu müssen, Schuld haben andere, jedenfalls nicht sie, eine Werkstatt soll den Schaden gegen Cash reparieren, niemand von ihrem Unfall erfahren. Doch nun wittern andere die Chance auf schnell verdientes Geld, und die Hammets geraten in einen Strudel aus Erpressung und zwielichtigen Geschäften.

Die Geschichte hat mich zunächst sehr angesprochen, die Figuren sind scharf gezeichnet, Melville als ein verantwortungsloses Weichei, das Louisa vergöttert, und die Schuld für eigenes Versagen stets bei andern sucht, sowohl im Hinblick auf seine Arbeitslosigkeit, als auch in Bezug auf den Unfall. Louisa ist eine gutaussehende, beruflich erfolgreiche, aber noch immer von Papa verwöhnte Frau, die gewohnt ist, ihren Willen zu bekommen. Die Paardynamik ist sehr gut beschrieben, auch das Verhalten der beiden nach dem Unfall, die Ausflüchte, Schuldzuweisungen, Diskussionen der beiden. Leider flacht das Buch in den letzten Kapiteln deutlich ab. Plötzlich versteht Melvil, der zwei italienische Polizisten belauscht, jedes Wort ihrer Unterhaltung, obwohl er kein Italienisch spricht. Der Kellner und zwei Streifenpolizisten geraten zu einer Karikatur italienischer Korruption. Enttäuscht lässt mich dann das doch sehr abrupte Ende zurück. Ich habe nichts gegen einen offenen Schluss, aber dieses Buch endet gefühlt mitten in der Geschichte.

Insgesamt eine zunächst starke Geschichte mit viel Potenzial, dicht und erzählerisch stark, deren plötzliches Ende mich ernüchtert zurückließ.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Vielversprechender Auftakt

Refugium
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Mit "Refugium" startet John Ajvide Lindqvist den Auftakt zu seiner Stormland-Trilogie.

Dieser hat mich durch seinen klaren Schreibstil und die interessanten und vielschichtigen Protagonisten richtig ...

Mit "Refugium" startet John Ajvide Lindqvist den Auftakt zu seiner Stormland-Trilogie.

Dieser hat mich durch seinen klaren Schreibstil und die interessanten und vielschichtigen Protagonisten richtig begeistert. Neben einem großen Spannungsbogen und den für Schwedenkrimis typischen düsteren und auch brutalen Elementen bietet er auch einiges an Action. Aufgelockert wird die Atmosphäre immer wieder durch latent humorvolle Szenen, die einen guten Gegenpart zur teils harten Story bieten.

Insbesondere der Computer-Hacker Kim Ribbing, dessen Parallelen zu Lisbeth Salander unübersehbar sind, ist eine starke Figur, die den Roman trägt. Doch auch mit der Ex-Polizistin und Autorin Julia und dem Ermittler Johnny, der gleichzeitig Julias Exmann ist, hat Lindqvist spannende Figuren geschaffen, die Lust auf eine Fortsetzung machen. Der Roman hat mich bis zum Schluss gefesselt und wartete immer wieder mit Überraschungen auf. Auch wenn es zwei weitere Bände geben wird, ist der Thriller in sich abgeschlossen, und alle wichtigen Fragen werden beantwortet.

Freunde der Millennium-Trilogie können sich auf viele Anspielungen freuen. Ich kann das Buch in jedem Fall weiterempfehlen und freue mich schon auf den nächsten Teil.

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