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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2023

Außergewöhnlich und interessant

Zwei Reifen, eine Welt
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In "Zwei Reifen, eine Welt" widmet sich der Fahrradenthusiast Jody Rosen seinem liebsten Fortbewegungsmittel, dem Fahrrad. Auf 464 Seiten fördert er allerhand Kuriositäten, Wissenswertes und Unterhaltsames ...

In "Zwei Reifen, eine Welt" widmet sich der Fahrradenthusiast Jody Rosen seinem liebsten Fortbewegungsmittel, dem Fahrrad. Auf 464 Seiten fördert er allerhand Kuriositäten, Wissenswertes und Unterhaltsames über das Zweirad zu Tage, und macht auch vor Themen wie Radpornographie nicht Halt. Und wer weiß schon vor der Lektüre dieses Buches, dass ein späterer Tennischampion der letzte Benutzer eines der beiden Standfahrräder auf der Titanic vor ihrem Untergang war? Besonders interessant fand ich das Kapitel "Fahrradwahn", in dem Jody Rosen eine Reihe von Artikeln aus Zeitungen und Zeitschriften zitiert, die zwischen 1890 und 1899 erschienen sind und etwa über Scheidungen berichten, weil die dem Fahrradwahn verfallene und neuerdings Hosen tragende Ehefrau ihre familiären Pflichten vernachlässige. Der einzige kleine Kritikpunkt meinerseits ist, dass ich mir einen ausführlichen Bildteil gewünscht hätte. Mit maximal einem Bild zu Anfang jedes Kapitels ist dieser etwas klein ausgefallen.

FAZIT: Eine wirklich außergewöhnliche und sehr interessante Geschichte des Fahrrads und ein ideales Geschenk für alle Fahrradbegeisterten.

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Konnte mich nicht fesseln

Die Spur der Aale
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Nachdem ich die Leseprobe zu "Spur der Aale" gelesen hatte, wollte ich das Buch gerne lesen, da die Themen Umwelt und Schmuggel selten Arten außergewöhnlich und sehr interessant klangen.

Mir war vorher ...

Nachdem ich die Leseprobe zu "Spur der Aale" gelesen hatte, wollte ich das Buch gerne lesen, da die Themen Umwelt und Schmuggel selten Arten außergewöhnlich und sehr interessant klangen.

Mir war vorher auch nicht bewusst, wie gefährdet die Aalpopulation ist und welche weite Reise Aale in ihrem Leben zurücklegen, um sich fortzupflanzen.

Leider empfand ich die Geschichte als etwas unrund, und für einen Krimi hatte sie eindeutig zu wenig Spannung. Alles plätscherte brav vor sich hin, und ich war zu keinem Zeitpunkt gefesselt von der Handlung. Der Autor arbeitet sehr offensichtlich auf eine Fortsetzung hin, da immer wieder Anspielungen auf Greta Vogelsangs Vergangenheit vorkommen und frühere Kontakte ins linksextreme Milieu suggerieren. Auch der Schluss lässt die Thematik der nächsten Bandes erahnen. Das wirkt alles etwas erzwungen, und auch der Schreibstil konnte mich nicht begeistern. Teilweise empfand ich die Wortwahl als etwas abstoßend bzw. merkwürdig. ("Er roch noch nach Schlaf und ein bisschen nach morgendlichem Furz. Sie mochte das.") Die Charaktere blieben farblos, und ich fühlte mit keinem wirklich mit.

Insgesamt konnte mich der Roman nicht überzeugen und den nächsten Band werde ich nicht mehr lesen.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Gewöhnungsbedürftig

Mein Lieblingstier heißt Winter
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Der Klappentext von "Mein Lieblingstier heißt Winter" hat mich neugierig gemacht. Leider wurde mir dann bereits auf den ersten Seiten klar, dass ich mit diesem Buch nicht warm werde, und das liegt vornehmlich ...

Der Klappentext von "Mein Lieblingstier heißt Winter" hat mich neugierig gemacht. Leider wurde mir dann bereits auf den ersten Seiten klar, dass ich mit diesem Buch nicht warm werde, und das liegt vornehmlich am Schreibstil. Ferdinand Schmalz bedient sich einer Kunstsprache, die entfernt an eine süddeutsche Umgangssprache erinnern soll, und durch beabsichtigte Grammatikfehler und ungewöhnlichen Satzbau äußerst sperrig anmutet. Ich hatte zunächst gehofft, mich mit der Zeit daran zu gewöhnen, doch je weiter ich las, desto mehr nervte es mich. 

Hätte mir die merkwürdige Sprache nicht die Freude am Buch genommen, hätte mich die morbid-groteske Geschichte um den Tiefkühlwarenhändler Franz Schlicht durchaus in ihren Bann ziehen können. Unwillkürlich musste ich während der Lektüre an David Schalkos Serien "Der Aufschneider" und "Braunschlag" denken.

Wer David Schalko und Josef Hader mag und sich für dieses Buch interessiert, sollte unbedingt vorab die Leseprobe lesen. Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Gelungene Romanbiographie

Astrid Lindgren. Helle Nächte, dunkler Wald
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Bereits als Kind liebte ich Astrid Lindgrens Werke, und bis heute fasziniert mich ihre große Liebe zu Kindern, die aus all ihren Geschichten spricht, und ihre Fähigkeit, sich in deren Gedanken und Bedürfnisse ...

Bereits als Kind liebte ich Astrid Lindgrens Werke, und bis heute fasziniert mich ihre große Liebe zu Kindern, die aus all ihren Geschichten spricht, und ihre Fähigkeit, sich in deren Gedanken und Bedürfnisse einzufühlen. Ich wollte daher in "Helle Nächte, dunkler Wald" gerne mehr über sie erfahren.

Hierbei handelt es sich um eine Romanbiographie, also einen Roman, bei dem sich ein Autor bzw. eine Autorin die künstlerische Freiheit nimmt, die bekannten Fakten einer Biographie mit fiktiven Elementen und emotionalen Zuschreibungen zu ergänzen. Diese aktuell beliebte Erzählform birgt das Risiko, dass man als Leser*in Gefahr läuft, Fiktion und Wirklichkeit schwer trennen zu können und die oft sehr freie Romanhandlung mit dem Leben der realen Person gleichsetzt. Ich finde es daher besonders bemerkenswert, wie verantwortungsbewusst die Autorin Maria Regina Kaiser mit diesem Punkt umgeht. In einem knapp 30seitigen Nachwort zeichnet sie ein sachliches Bild Lindgrens, gestützt auf Literatur zu ihrem Leben und Werk. Dies ermöglicht es, die Romanfigur besser einzuordnen. Gleichzeitig wird deutlich, wie wichtig es der Autorin war, im Roman so nah wie möglich an der realen Person zu bleiben. Bereits der eher nüchterne Schreibstil mit der personalen Erzählperspektive wahrt eine gewisse Distanz, zu der auch die Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln beitragen.

Der Roman beginnt 1912, als Astrid 5 Jahre alt ist, und endet mit ihrer Beerdigung 2002. Ihre Lebensgeschichte wird chronologisch in einer Vielzahl kurzer Kapitel erzählt, die zeitlich manchmal nur wenige Wochen oder Monate, öfter auch einige Jahre auseinanderliegen. Es gelingt der Autorin sehr gut, die unterschiedlichen Lebenswelten in Vimmerby und Stockholm einzufangen, und ein feinfühliges Portrait einer vielschichtigen Frau zu entwerfen, der trotz ihrer kraftvollen Art depressive Phasen nicht fremd waren. Auch die Einflüsse, die Astrids glückliche Kindheit, ihre traumatischen Erlebnisse um ihre frühe Schwangerschaft und der zweite Weltkrieg auf ihr späteres schriftstellerisches Werk hatten, werden deutlich.

Ich habe durch den Roman und das ausführliche Nachwort sowie den zusätzlichen 20seitigen Anhang viel Neues und für mich Überraschendes über Astrid Lindgren erfahren, durch das ich auch manches ihrer Bücher mit neuen Augen sehe. Ich kann das Buch allen, die mehr über die wohl bekannteste Kinderbuchautorin unserer Zeit erfahren möchten, nur weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Vor allem als Hörbuch super

Die Unverbesserlichen – Die Revanche des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 2)
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"Die Unverbesserlichen - Die Rache des Monsieur Lipaire" ist der zweite Band der Reihe "Die Unverbesserlichen". Ich kannte den ersten Teil nicht, und brauchte zunächst ein bisschen, um mich zurechtzufinden. ...

"Die Unverbesserlichen - Die Rache des Monsieur Lipaire" ist der zweite Band der Reihe "Die Unverbesserlichen". Ich kannte den ersten Teil nicht, und brauchte zunächst ein bisschen, um mich zurechtzufinden. Der zweite Band referenziert häufig auf den ersten Teil, so dass es vorteilhaft ist, diesen zuerst zu hören. Da im Laufe der Geschichte die zum Verständnis nötigen Informationen eingestreut werden, ist es aber möglich, mit Band 2 einzusteigen.

Die sechsköpfige Gruppe, die sich "Die Unverbesserlichen" nennt, besteht aus Guillaume Lipaire, der eigentlich Wilhelm Liebherr heißt und seinen Verdienst als Hausmeister durch illegale Vermietung leerstehender Ferienhäuser aufbessert, Paul, dem ehemaligen Fremdenlegionär, der leidenschaftlich gerne gärtnert und mit Hanf aus eigenem Anbau dealt, Karim, dem jungen und etwas begriffstutzigen Taxibootfahrer, Jacqueline, der Tochter des Bürgermeisters, die Schauspielerin werden möchte, Delphine, die einen kleinen Handyladen führt, und der hochbetagten Österreicherin Lissy mit ihrem Pudel Louis XIV, die mit Vorliebe reiche Männer anbaggert.

Mit nicht ganz legalen Mitteln, aber immer in bester Absicht versuchen die Sechs, die Pläne der Familie Vicomte zu durchkreuzen, die den normalen Bürgern von Port Grimaud an der Côte d'Azur das Leben schwer macht. Aufgrund der illustren Zusammensetzung der Gruppe sind kuriose Szenen mit viel Slapstickpotential vorprogrammiert, und nicht umsonst gibt es immer wieder Anspielungen auf Louis de Funès.

Der Anfang ist etwas langatmig, und an der ein oder anderen Stelle hätte ich mir eine etwas straffere Erzählweise und etwas mehr Spannung gewünscht. Wer einen klassischen Krimi mit Action und Nervenkitzel sucht, wird hier nicht fündig werden. Die Geschichte lebt vielmehr von ihrem speziellen Humor um die tollpatschige Gaunertruppe, und wird eher die Freunde alter Louis-de-Funès-Filme begeistern.

So wie diese Filme von der speziellen Art des Komikers leben, entfalten auch "Die Unverbesserlichen" ihre volles Potenzial erst durch den grandiosen Sprecher Axel Prahl (bekannt als Kommissar Thiel aus dem Münsteraner Tatort), der die einzelnen Figuren unglaublich genial und facettenreich verstimmlicht. Jeder Charakter erhält eine unverwechselbare Note, und allein Axel Prahls Interpretation der kapriziösen Österreicherin Lissy fand ich so überragend und urkomisch, dass sich bereits dafür das Hörbuch lohnt.

Für die Geschichte vergebe ich 3,5 Sterne, für die herrliche Hörbuchversion aber 5 Sterne, da Axel Prahl deren Komik erst richtig zur Geltung bringt.

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