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Veröffentlicht am 21.09.2024

Historische Eifel-Saga mit Schwächen

Ginsterhöhe
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Der Roman, „Ginsterhöhe“, ist zeitlich nach „Perlenbach“ angesiedelt, und ich habe “Perlenbach“ zuerst gelesen. Da die Geschichten jedoch inhaltlich nicht aufeinander aufbauen und lediglich sehr lose zusammenhängen, ...

Der Roman, „Ginsterhöhe“, ist zeitlich nach „Perlenbach“ angesiedelt, und ich habe “Perlenbach“ zuerst gelesen. Da die Geschichten jedoch inhaltlich nicht aufeinander aufbauen und lediglich sehr lose zusammenhängen, können diese völlig unabhängig voneinander gelesen werden.

„Ginsterhöhe“ spielt zeitlich zwischen 1919 und 1949 im Eifeldorf Wollseifen und beginnt mit der Rückkehr des Jungbauern Albert Lintermann, dem Sohn von Wilhelm Lintermann aus „Perlenbach“, aus dem Ersten Weltkrieg. Durch eine Granate im Gesicht entstellt, trägt er nicht nur schwer an den körperlichen und psychischen Folgen des Krieges, sondern auch an der Ablehnung seiner Ehefrau und dem Spott einiger Dorfbewohner aufgrund seiner Kriegsverletzung.

Stück für Stück kämpft er sich zurück, und die Geschichte beschreibt eindrücklich das damalige Dorfleben, den Alltag auf dem Hof, die beginnende Umstellung der Landwirtschaft von reiner Handarbeit und Zugtieren auf Maschineneinsatz. Auch der Aufstieg der Nationalsozialisten, die im realen Wollseifen die Ordensburg Vogelsang zur Ausbildung von nationalsozialistischen Kadern errichteten, und der daraus resultierende Artilleriebeschuss gegen Ende des Zeiten Weltkrieges werden thematisiert. Diese historischen Aspekte zu Wollseifen fand ich sehr interessant.

Der Roman ist kurzweilig und flüssig zu lesen, konnte mich jedoch insgesamt nicht überzeugen. Die Figurenzeichnung empfand ich als oberflächlich und eindimensional, eine echte Charakterentwicklung fand nicht statt. Die Figur des Wilhelm Lintermann, die einzige Person, die nennenswert in beiden Büchern vorkam, war für mich nicht stimmig und ich konnte den sensiblen Wilhelm aus „Perlenbach“ nur schlecht mit dem älteren, unterkühlten Wilhelm aus „Ginsterhöhe“ zusammenbringen. Der spätere Nazi Johann Meller wurde von Anfang an sehr plump und ausschließlich negativ gezeichnet, so dass er beinahe zur Karikatur wurde. Die meisten anderen Wollseifener wurden als Gegner oder höchstens Mitläufer des Systems beschrieben. Diese Sichtweise ist mir zu einfach, denn die meisten Menschen dürften komplexer und ambivalenter strukturiert gewesen sein.

Durch die fiktiven Tagebucheinträge des Dorflehrers streut Anna-Maria Caspari immer wieder historische Fakten sowie Ereignisse aus dem Dorfleben in die Geschichte ein. Dieser Kunstgriff ist allerdings recht plump umgesetzt, merklich aus der heutigen Perspektive verfasst und enthält einen groben Schnitzer: So lässt sie den Lehrer am 30. Oktober 1939 schreiben: „Es war schon erstaunlich, wie schnell unsere Truppen Belgien und Teile von Frankreich eingenommen haben.“. Erstaunlich ist vor allem, dass der Lehrer dies bereits im Herbst 1939 weiß, da der Westfeldzug mit der Einnahme Belgiens und großer Teile Frankreichs erst im Mai 1940 begann. Im Herbst 1939 befanden sich die Kriegsparteien noch im sogenannten „Sitzkrieg“ (sehr empfehlenswert hierzu das kürzlich erschienene Sachbuch „Frühling 1940“ von Raffael Scheck).

Fazit: Für Fans historischer Romane, die vor allem eine leichte, abwechslungsreiche und unterhaltsame Geschichte suchen, sicher eine empfehlenswerte Lektüre. Wer Wert auf Tiefgang und komplexe Figurenzeichnung legt, wird eher nicht fündig werden.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

eine starke Frau sucht ihren Weg

Sing, wilder Vogel, sing
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Honora ist schon früh auf sich allein gestellt. Ihre Mutter ist bei der Geburt gestorben, ihr Vater hat sie bereits als Kind verstoßen, da er überzeugt ist, dass auf ihr ein Fluch liegt. So fühlt sich ...

Honora ist schon früh auf sich allein gestellt. Ihre Mutter ist bei der Geburt gestorben, ihr Vater hat sie bereits als Kind verstoßen, da er überzeugt ist, dass auf ihr ein Fluch liegt. So fühlt sich Honora in der Natur am wohlsten, kann den Wind und die Landschaft lesen, doch die Menschen bleiben ihr fremd. Als sie den Sohn eines angesehenen Mannes heiratet, scheint sich ihr Blatt zu wenden, aber die große Hungersnot in Irland nach 1845 bringt neues Leid. Als 1849 der Hunger ihr gesamtes Dorf auslöscht und sie alles verliert, bricht sie nach Amerika auf in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch auch in Amerika bleibt sie fremdbestimmt und unterdrückt. Trotz aller Widrigkeiten bewahrt sich Honora ihren Freiheitsdrang und ihr „Inneres Selbst“ und gibt nicht auf…

Jacqueline O’Mahony schreibt kraftvoll und eindringlich. Ich konnte mich gut in Honora hineinversetzen und habe mit ihr mitgefühlt und mitgelitten. Sie ist eine starke, pragmatische Frau, die sich selbst treu bleibt und sich ihren starken Willen und den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben bewahrt. Der Schluss war für mich ein kleiner Schwachpunkt, da die Handlung hier etwas vorhersehbar und zu glatt wirkt.

Besonders bewegend fand ich die Schilderung der Hungersnot in Irland, die an die Tragödie von Doolough (1847) angelehnt ist, auf welche noch heute der Doolough Valley Famine Walk zurückgeht. Sehr interessant waren in diesem Zusammenhang auch das Nachwort der Autorin und ein Interview mit ihr im Anhang.

Ein bewegendes, ermutigendes und sehr empfehlenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Grandiose Aufnahmen, die einen völlig neuen Blick auf Insekten ermöglichen

Von Angesicht zu Angesicht
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Dieses Buch ist unglaublich! Bereits das Cover hat mich auf Anhieb begeistert, und als passionierte Hobbyfotografin war ich sofort fasziniert von den unfassbar detaillierten Super-Makroaufnahmen, die ich ...

Dieses Buch ist unglaublich! Bereits das Cover hat mich auf Anhieb begeistert, und als passionierte Hobbyfotografin war ich sofort fasziniert von den unfassbar detaillierten Super-Makroaufnahmen, die ich in dieser Qualität so noch nie zuvor gesehen habe.

Eine Bemerkung vorneweg für alle Spinnenphobiker/innen (wie mich): Keine Sorge, in diesem Band geht es tatsächlich ausschließlich um Insekten, Fotos von Spinnentieren sind nicht enthalten.

Die Bilder von Thorben Danke, die mit modernster Technik aufgenommen und jeweils aus Hunderten Einzelaufnahmen kombiniert wurden, zeigen die heimische Insektenwelt aus einer völlig neuen Perspektive und in einer atemberaubenden Detailtiefe. Ganz unwillkürlich sieht man diese Tiere, die man im Alltag oft achtlos beiseite wischt oder gar ärgerlich zerquetscht, mit ganz anderen Augen und neuem Respekt. Sie zeigen sich als filigrane, hochspezialisierte Körper mit ausgeklügelten Sinnesorganen und Fähigkeiten.

Die fantastischen Bilder werden ergänzt durch interessante und sehr informative Texte. In den ersten Kapiteln erfährt man zunächst Allgemeines über Insekten, während der Hauptteil sich dann sechs Ordnungen im Speziellen widmet: Den vier sogenannten "Megadiversen Insektenordnungen" der Käfer, Schmetterlinge, Zweiflügler und Hautflügler sowie den Ordnungen der Schnabelkerfe und Libellen. Abgerundet wird das Buch durch ein Glossar sowie interessanten Informationen zur Aufnahmetechnik der Bilder.

Unser zehnjähriger Sohn ist völlig fasziniert in dieses Buch versunken, und die gesamte Familie war restlos begeistert. Es ist ein Schmuckstück für jede Hausbibliothek und sensibilisiert auf geradezu künstlerische Weise für die bedrohte Artenvielfalt unserer heimischen Insekten. Wir werden dieses Buch ganz sicher öfter verschenken und können es nur jedem ans Herz legen!

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Pumuckl treibt wieder Schabernack

Pumuckl, Tiergeschichten
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Bei „Pumuckl, Tiergeschichten“ werden bei mir sofort Kindheitserinnerungen wach. In neun kleinen Geschichten erzählt Uli Leistenschneider neue tierische Abenteuer des vorwitzigen Kobolds. Diese stehen ...

Bei „Pumuckl, Tiergeschichten“ werden bei mir sofort Kindheitserinnerungen wach. In neun kleinen Geschichten erzählt Uli Leistenschneider neue tierische Abenteuer des vorwitzigen Kobolds. Diese stehen in bester Tradition von Ellis Kaut. Ob im Zoo, auf dem Bauernhof oder auf der Suche nach einem eigenen Haustier: Pumuckl steht wie immer der rote Wuschelkopf nach Schabernack, er stiftet ordentlich Verwirrung und reimt lustig vor sich hin. Die einzelnen Geschichten sind ca. 15 Seiten lang und somit ideal zu Vorlesen ab dem Kindergartenalter. Durch die relativ kurzen Sätze eignet sich das Buch auch prima zum ersten Selbstlesen in der 2. oder 3. Klasse der Grundschule.

Die über 100 durchgehend farbigen und fröhlichen Illustrationen lockern die Geschichten zusätzlich auf. Der kleine Kobold sieht in den Zeichnungen erfreulicherweise heute noch beinahe genauso aus wie in meiner eigenen Kindheit. Mein kleiner Neffe und ich haben beim Vorlesen viel gelacht und uns köstlich amüsiert. Ein wunderbares Buch für kleine und große Kobold-Fans!

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Veröffentlicht am 14.09.2024

Der heimischen Tierwelt auf der Spur

Moments in Nature
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Da ich nicht auf Social Media unterwegs bin, kannte ich Gamander und Una López bisher nicht, doch die Leseprobe machte mich neugierig. Und ich bin begeistert! Ihre Aufnahmen heimischer Tiere sind beeindruckend ...

Da ich nicht auf Social Media unterwegs bin, kannte ich Gamander und Una López bisher nicht, doch die Leseprobe machte mich neugierig. Und ich bin begeistert! Ihre Aufnahmen heimischer Tiere sind beeindruckend und machen direkt Lust, selbst mit der Kamera loszuziehen und zu beobachten. Hierzu geben die beiden auch wertvolle Tipps, u.a. auch zur wirkungsvollen Tarnung. Viele Fotos sind mitten in der Bewegung der Tiere entstanden, und diese Momentaufnahmen sind besonders reizvoll, zeigen manchmal auch eine gewisse Situationskomik.

Die jungen Geschwister wirken äußerst sympathisch, nahbar und natürlich, und ihre ehrliche Begeisterung und Leidenschaft für die Natur, Tiere und Fotografie ist auf jeder Seite spürbar. Die Bilder werden durch informative Texte ergänzt, die nicht nur viel Wissenswertes rund um die fotografierten Tiere bieten, sondern auch einen spannenden Einblick in die Arbeitsweise der Geschwister. Ihr sehr persönlicher und erfrischender Stil macht für mich auch das Besondere an diesem Buch aus. Die beiden berichten ausführlich über ihre Motivation und bereichern die Bilder um Anekdoten und Erlebnisse.

"Moments in Nature" ist ein wunderschönes Buch für die ganze Familie, das dazu anregt, die Tiere der unmittelbaren Umgebung zu beobachten und die heimische Tierwelt wieder bewusster wahrzunehmen. Sehr empfehlenswert!

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