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Veröffentlicht am 23.07.2024

Spannende Fortsetzung einer tollen Reihe

Greenwild – Die Suche nach der geheimen Meeresstadt
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Letztes Jahr haben wir gemeinsam mit unserem Sohn den ersten Band von „Greenwild“ gelesen, und er hat sowohl uns Eltern als auch unseren 9-Jährigen begeistert. Wir haben daher schon mit großer Vorfreude ...

Letztes Jahr haben wir gemeinsam mit unserem Sohn den ersten Band von „Greenwild“ gelesen, und er hat sowohl uns Eltern als auch unseren 9-Jährigen begeistert. Wir haben daher schon mit großer Vorfreude auf die Fortsetzung gewartet. In „Greenwild – Die Suche nach der geheimen Meeresstadt“ geht Daisys Abenteuer nahtlos weiter, man sollte also unbedingt Teil 1 vorher gelesen haben.

Daisy weiß inzwischen, dass ihre Mutter lebt, sie wird jedoch von den Sensenleuten im Amazonas gefangengehalten. Daisy setzt alles daran, sie zusammen mit den Botanist:innen von Greenwild und ihren Freund:innen Indigo, Holly und Prof zu befreien. Hierzu benötigen sie jedoch die Hilfe der geheimnisvollen Stadt Riffenfels in Marindeep, von der niemand weiß, ob sie überhaupt existiert. Daisy und ihre Gefährt:innen begeben sich auf eine aufregende Suche, bei der sie dem Jungen Max und vielen weiteren spannenden Charakteren begegnen.

Wie schon Band 1 ist auch der zweite Teil sehr spannend und sprachlich gewandt geschrieben, und es macht großen Spaß, ihn zu lesen. Pari Thomson hat immer wieder ausgefallene Ideen rund um die grüne und die blaue Magie (Souventusbaum der Erinnerungen, Flexilisholz, Cumulus-Äpfel etc.), die für Abwechslung und überraschende Wendungen sorgen. Daisy und ihre Freunde halten fest zusammen, unterstützen einander und beweisen Mut, Ausdauer und Einfallsreichtum. Aber „Greenwild“ ist nicht nur eine magische Fantasy-Geschichte, sondern zeigt auch ganz nebenbei, wie schützenswert die Natur ist und wie bedroht das sensible Gleichgewicht der Meere, insbesondere auch der Korallenriffe, durch die Menschen ist. Auch eine weitere Lesart ist offensichtlich: So, wie im Buch Greenwilder und Marindeeper nur mit vereinten Kräften den Kampf mit den Sensenleuten aufnehmen können, müssen auch in der Realität alle Menschen auf der ganzen Welt die ökologische Krise gemeinsam angehen.

Da im Buch auch ernstere Themen angesprochen werden, auch Figuren sterben, würde ich das Buch nicht mit zu jungen Kindern lesen, die Altersangabe von 10 Jahren finde ich sehr passend.

Wir sind wieder sehr gerne in die magische Welt von „Greenwild“ eingetaucht und können es kaum erwarten, auch den finalen Teil zu lesen!

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Veröffentlicht am 19.07.2024

Was macht ein Haus zu einem Zuhause?

Alice und die Geister von nebenan
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Alice Cannoli-Potchnik ist in ihrem zehnjährigen Leben schon unzählige Mal umgezogen, von einem baufälligen Haus auf dem Campus des Colleges, an dem ihre Mutter als Professorin lehrt, ins nächste. Doch ...

Alice Cannoli-Potchnik ist in ihrem zehnjährigen Leben schon unzählige Mal umgezogen, von einem baufälligen Haus auf dem Campus des Colleges, an dem ihre Mutter als Professorin lehrt, ins nächste. Doch Alice und ihr Vater lieben es, kaputte Dinge zu reparieren, und so ist Alice in ihrem Element. Als ihre Familie zum elften Mal umziehen muss, zieht das abbruchreife Nachbarhaus Alices Neugier auf sich. Alices Eltern, die das Freilernen befürworten und Alice nicht auf eine Schule schicken, steigt dort ein und beginnt auf eigene Faust zu renovieren. Schnell stellt sie fest, dass in diesem Haus etwas anders ist und sie die Anwesenheit von drei Geistern spüren kann. Nach einigen Tagen gelingt es ihr, mit den Geistern zu kommunizieren und herauszufinden, warum diese spuken und keine Ruhe finden. Alice ist fest entschlossen, den Geistern zu helfen…

Ich habe das Buch zusammen mit meinem zehnjährigen Sohn gelesen. Anfangs sind wir etwas schleppend in das Buch gekommen, da sich der Anfang, der sich hauptsächlich um die skurrilen Eigenheiten der Familie Cannoli-Potchnik und Alices Renovierleidenschaft dreht, doch etwas zieht. Erst im geheimnisvollen Nachbarhaus nimmt die Handlung dann richtig Fahrt auf und es entwickelt sich eine spannende, interessante und auch tiefgründige Geschichte. Je mehr Alice sich mit dem Haus und seinen daran gebundenen Geistern beschäftigt, desto mehr stellt sie sich die Frage, was ein Haus zu einem Zuhause macht. Und indem sie den Geistern hilft, ihre Angelegenheiten zu regeln und Ruhe zu finden, lernt sie ganz nebenbei viel über das Leben, die Liebe und verpasste Gelegenheiten.

An einigen Stellen zeigt sich deutlich, dass das Buch für den amerikanischen Markt geschrieben wurde. So spielt im Falle eines Geistes der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) eine Rolle, der amerikanischen Kindern sicher geläufig ist, hierzulande jedoch einer Erklärung bedarf. Das Konzept eines Collegecampus, auf dem auch Familien von Universitätsprofessoren wohnen ist hier unbekannt, und „Freilernen“ ist in Amerika im Unterschied zu Deutschland erlaubt.

Der Schreibstil des Buches ist gewandt und abwechslungsreich. Teilweise verwendet die Autorin Fremdwörter wie „Dereliktion“, „Kontinuität“, „Kontext“, „Essenz“, „hypertrophe Kardiomyopathie“ oder „Anthropologie“, so dass ich die Altersempfehlung von 10 Jahren nicht unterschreiten würde.

Die Geschichte rund um das alte Haus und die Geister hat meinem Sohn und mir sehr gut gefallen. Alice, ihre Eltern und die Professoren und Professorinnen am College waren mir jedoch zu unrealistisch, überdreht und albern. Hier driftet das Buch deutlich in den Klamauk ab und weniger wäre für meinen Geschmack deutlich mehr gewesen.

Insgesamt ein sehr unterhaltsames, kurzweiliges, anregendes und empfehlenswertes Buch für geübte Leser und Leserinnen ab 10 Jahren.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Leider enttäuschend

Elsie und das Karibu
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Elsie ist 10 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater und ihrer älteren Schwester Desiree zusammen, ihre Mutter ist aus nicht näher genannten Gründen seit Kurzem „verschwunden“. Bei der Wohnungsauflösung eines ...

Elsie ist 10 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater und ihrer älteren Schwester Desiree zusammen, ihre Mutter ist aus nicht näher genannten Gründen seit Kurzem „verschwunden“. Bei der Wohnungsauflösung eines Bekannten der Familie, der ins Seniorenheim zieht, sucht sich Elsie den ausgestopften Karibukopf aus, der fortan an der Wand ihres Zimmers hängt und zu ihrer Überraschung mit ihr spricht. Als Elsie sich auf die Suche nach ihrer Mutter macht, steht ihr das Karibu mit Rat zur Seite.

Die Familiensituation wirkte von Anfang an sehr merkwürdig auf mich. Der Vater verschweigt, weshalb die Mutter „verschwunden“ ist, eine echte Kommunikation in der Familie findet nicht statt. Elsie sollte mit zehn Jahren alt genug sein, die Wahrheit zu verstehen, wenn sie ihr altersgerecht vermittelt wird. Die Figuren wirken allesamt sehr oberflächlich, so dass es mir schwerfiel, eine emotionale Beziehung zu ihnen aufzubauen. Elsie handelt derart naiv und unwissend, dass es für eine Zehnjährige äußerst unglaubwürdig wirkte und zunehmend nervig war. Sie wirkte auf mich wie eine Erstklässlerin. Mein Sohn, ebenfalls zehn Jahre alt, hat das Buch nach einem Drittel abgebrochen, da er Elsie zu „kindisch“ fand.

Leider wird nicht erklärt, warum das Karibu, das Elsie bereits seit Jahren kennt, plötzlich sprechen kann. Elsie nimmt das nach anfänglichem kurzem Erstaunen auch einfach so hin. Die Bemerkungen und Ratschläge des Karibus sind teilweise durchaus humorvoll formuliert, konnten die Geschichte letztendlich jedoch auch nicht retten.

Das Buch enthält einige schwarzweiße Zeichnungen, die leider ebenfalls nicht unseren Geschmack trafen. Sie wirken sehr flüchtig hingekritzelt und teilweise unpassend. So sieht der jugendliche Freund der Schwester wie ein Mann Mitte 40 aus.

Insgesamt hat das Buch unsere Erwartungen nicht erfüllt. Zehnjährige Kinder, die bereits an deutlich komplexere Geschichten mit intelligenten Charakteren und elaborierten Plots gewöhnt sind, werden mit diesem Buch leider deutlich unterfordert.

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Veröffentlicht am 16.07.2024

Der frühe Vogel lebt gefährlich!

Der frühe Vogel
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Sebi und Rosa haben sich inzwischen in Dangast gut eingelebt und führen ihre Pension am Jadebusen mit viel Engagement und Herzblut. Anfang April geht die ruhige Wintersaison langsam zu Ende, und nicht ...

Sebi und Rosa haben sich inzwischen in Dangast gut eingelebt und führen ihre Pension am Jadebusen mit viel Engagement und Herzblut. Anfang April geht die ruhige Wintersaison langsam zu Ende, und nicht nur Küchenchef Sebi, dessen Kochleidenschaft durch die Grünkohlsaison auf eine harte Probe gestellt wird, freut sich auf den Frühling. Die beschauliche Osterruhe wird jedoch jäh gestört, als Alt-Hippie Heidrun Paulsen eines Morgens tot vor ihrem Wohnhaus in Varel liegt. Täglich war sie in aller Frühe aufgebrochen, um in Supermärkten und Pensionen übrig gebliebene Lebensmittel einzusammeln und dann im Rahmen eines Food-Sharing-Projektes zu verteilen. Dass der „frühe Vogel“ morgens gerne einen zwitscherte und mit einem obligatorischen Prosecco als Muntermacher in den Tag startete, war allseits bekannt. Hatte Heidrun also einen tragischen Unfall, begünstigt durch Alkoholeinfluss? Oder steckte hinter ihrer Behauptung, dass ihr jemand nach dem Leben trachte, doch mehr? Die Polizei hatte den Anzeigen der exzentrischen Rentnerin bisher wenig Glauben geschenkt. Heidruns Großnichte Joline, Rosas punkige studentische Aushilfe in der Pension, ist verzweifelt. Klar, dass Rosa sich nicht lange bitten lässt, und auf eigene Faust Ermittlungen anstellt.

„Der frühe Vogel“ ist bereits der 4. Band der Reihe um Rosa Fink, und er lässt sich auch unabhängig von den Vorgängerbänden lesen, da alle wichtigen Personen eingeführt und auch zurückliegende Ereignisse wie beiläufig eingeflochten werden . Dennoch empfehle ich, mit Band 1 zu starten. Da viele Personen über mehrere Teile hinweg immer wieder auftauchen und sich weiterentwickeln, macht dieser horizontale Anteil auch den besonderen Charme der Reihe aus.

Ich freue mich jedes Mal, wenn ein neuer Fall für Sebi und Rosa ansteht, da mir im Laufe der Reihe die liebenswert-skurrilen Figuren richtig ans Herz gewachsen sind und sich jeder Band wie ein Wiedersehen mit guten alten Bekannten anfühlt. Und wenn dann wie immer Juliane Hempel das Hörbuch einspricht, steht meinem Krimi-Vergnügen nichts mehr im Wege! Ich mag ihre angenehme Stimme sehr, mit der sie jeder Figur eine eigene Note verleiht. Und ganz besonders freue ich mich immer auf die eingestreuten Worte im nordischen Dialekt und natürlich Wiebke, das Dangaster Original, die auch in diesem Band glücklicherweise einen Auftritt bekommt.

Ich habe wieder bis zum Schluss gespannt mitgerätselt, hatte verschiedene Leute unter Verdacht und war doch lange auf dem Holzweg. Das Hörbuch verging wie im Flug, und ich hatte viel Vergnügen an der unterhaltsamen Geschichte, die mich auch immer wieder zum Schmunzeln brachte.

Wer Lust auf einen gemütlichen, kurzweiligen und abwechslungsreichen Krimi mit nordischem Flair und eigenwilligen, aber authentischen Charakteren hat, dem kann ich die Rosa-Fink-Reihe nur ans Herz legen! Auch als Urlaubslektüre am Strand oder als Hörbuch für die Autofahrt perfekt geeignet! In diesem Sinne: Na denn man tau!

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Veröffentlicht am 13.07.2024

schmerzhaftes Thema, berührend erzählt

Mein drittes Leben
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Dieses Buch hat mich so sehr berührt! Ich weiß leider aus eigener Erfahrung, wie sehr einen ein Schicksalsschlag aus der Bahn werfen kann, und ich musste beim Lesen immer wieder innehalten und alles sacken ...

Dieses Buch hat mich so sehr berührt! Ich weiß leider aus eigener Erfahrung, wie sehr einen ein Schicksalsschlag aus der Bahn werfen kann, und ich musste beim Lesen immer wieder innehalten und alles sacken lassen, weil mir Lindas Geschichte so nahe ging. Linda hat ihrem früheren Leben nach dem Unfalltod ihrer 17-jährigen Tochter den Rücken gekehrt und nahezu alle Kontakte abgebrochen. Jeder Tag kostet enorme Kraft, auch das Thema Suizid steht im Raum. Daniel Krien findet genau die richtigen Worte, um Lindas Gedanken, ihren Schmerz und ihre innere Taubheit zu beschreiben. Atmen, aufstehen, essen, schlafen - nichts ist mehr selbstverständlich. Ein Geruch, eine flüchtige Begegnung, ein besonderer Lichteinfall kann schmerzhafte Erinnerungen auslösen. Erst mit der Zeit gelingt es Linda, sich ganz behutsam zu öffnen, etwa gegenüber Natascha, deren jugendliche Tochter Nine pflegebedürftig ist, nicht sprechen kann und als Autistin völlig in ihrer eigenen Welt lebt. Die Lebensrealitäten von Linda und Natascha sind auf den ersten Blick komplett verschieden, aber beide tragen einen Schmerz in sich, und es baut sich zwischen Ihnen eine Freundschaft auf, die beiden Halt gibt. Und je weiter Lindas Blick wird, desto mehr sieht sie, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat.

Ganz besonders gut gefällt mir in diesem Buch die Figurenzeichnung. Ob Linda, Natascha, Nine, der Ehemann Richard oder die Nachbarn auf dem Dorf - jede und jeder ist auf seine Art besonders, liebenswert und authentisch. Daniela Krien erzählt leise, behutsam, mit viel Tiefgang und Gespür für kleinste Details. Ihre Sprache ist präzise, einfühlsam und schnörkellos. Sie verfällt nie in Klischees, bietet keine einfachen Lösungen, sondern beobachtet genau und beschreibt das Leben in seiner Komplexität und Ambivalenz.

Thematisch sicher kein leichter, aber ein ganz wunderbarer und letztendlich auch Trost spendender Roman, der unglaublich toll geschrieben ist und den ich dringend weiterempfehlen möchte. Für mich war es das erste Buch von Daniela Krien, und ich möchte nun auf jeden Fall noch mehr von ihr lesen.

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