Profilbild von Sioux

Sioux

Lesejury Star
offline

Sioux ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sioux über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2024

Bully Romance meets Gossip Girl

Kings of Cypress Pointe - Sweet Revenge
0

Schreibstil:
Jedes Mal wenn ich lese, dass es sich um ein Autorenduo handelt, denke ich, dass ich irgendwo merken müsste, wann wer schreibt. Aber so wie fast immer, ist es auch hier unmöglich zu erkennen. ...

Schreibstil:
Jedes Mal wenn ich lese, dass es sich um ein Autorenduo handelt, denke ich, dass ich irgendwo merken müsste, wann wer schreibt. Aber so wie fast immer, ist es auch hier unmöglich zu erkennen. Stattdessen kann ich sagen, dass der Schreibstil super flüssig und bildlich ist und man der Handlung sehr leicht folgen kann. Dazu kommt, dass es zwar Spice gibt, es damit aber auch nicht übertrieben wird und man trotz der offensichtlichen Anziehung die tieferen Gefühle spürt.

Zur Geschichte allgemein:
Erst einmal muss glaube ich bei dieser Geschichte dazusagen, dass es sich um Bully Romance handelt. Das heißt, dass wir es hier mit Hass, Rache und Mobbing zu tun haben, was nicht unbedingt für jeden was ist, bzw. auf jeden Fall einer Triggerwarnung bedarf. Ich persönlich wusste, worauf ich mich einlasse, weshalb es dann letztlich einfach meinen Erwartungen entsprach.

Jetzt aber richtig zur Geschichte. Sie beginnt mit einem Prolog, der ein paar Monate vor den aktuellen Geschehnissen passiert. Die erste Begegnung der Hauptfiguren und der Moment, in dem alles noch so easy ist und hätte sein können. Das ist ein typisches Motiv, das man immer wieder bei solchen Büchern findet und deshalb nichts besonderes. Hier hat es dafür gesorgt, dass man mehr an das Gute glauben konnte, was manchmal ganz gut war.
Ebenfalls vorneweg kommt dann aber auch der Grund für alle Missgunst in dieser Geschichte und auch da eine Vorwarnung, denn die ganze Story basiert auf einem Missverständnis. Ich persönlich tue mich mit sowas immer sehr schwer, weil wir doch mittlerweile alle Fans von offener Kommunikation und der daraus entstehenden Tiefe sind. Ich glaube aber, Bully Romance fragt manchmal nicht nach gesundem Menschenverstand, sondern nach Spannungen, die sich eben nicht so schnell auflösen lassen. So war dieses Missverständnis letztlich ein sehr guter Grund für all die kommenden Geschehnisse und schloss sich zum Ende hin als Motiv auch nochmal, sodass es nicht in Vergangenheit geriet. Das fand ich ganz gut, zumal es irgendwo auch für eine gewisse Spannung führte. Denn mit dem Missverständnis kommt ein riesiges Geheimnis zutage, dass sich nicht erklären lässt, so sehr wir und West es sich auch wünschen.

"Ich werde nicht zulassen, dass West Golden gewinnt. Jedenfalls nicht kampflos." – KINGS OF CYPRESS POINTE – SWEET REVENGE

Die Handlung nimmt dann erst richtig ihren Anfang. Hauptsächlich wird aus Blues Perspektive erzählt, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und deshalb schon früh Verantwortung übernehmen musste. Dazu ist sie aber auch unheimlich taff, selbstbewusst und schlagfertig, was die Handlung immer wieder zu ungeahnten Wendungen führt. Sie prallt nämlich ziemlich schnell auf den King of Cypress – den König der High School und seinen Brüdern. Und von Anfang an ist das eine explosive Paarung. Ich habe es wirklich geliebt, wie die beiden aufeinander losgehen, wie sie sich in Spielchen verwickeln, die , mal mehr mal weniger fair, entschieden werden und sich dabei auch nicht voneinander fernhalten können. Dabei blieb es sehr abwechslungsreich und auch unterschiedlich motiviert. Denn obwohl es West eigentlich darum geht, Blue das Leben schwer zu machen und Blue darum, sich zu wehren, ist es eigentlich ein Wettkampf. Es geht darum, wer dem anderen länger widerstehen kann. Und das merkt man auch in der Entwicklung dieser Spielchen, denn auch wenn keiner es richtig einsehen will, ändern sich die Methoden, werden sie seichter, überlegter und weniger ernst.
Ich mochte dieses Hin und Her zwischen den beiden überraschend gerne. Es wurde nie langweilig, weil man neugierig darauf war, wie weit sie jeweils bereit sind zu gehen und wann sie kneifen. Denn das tun sie irgendwann. Denn da sind Gefühle. Und die kann keiner von ihnen leugnen. So ist es ein Wettkampf, der in alle Richtungen pure Versuchung versprüht. Zwischen ihnen ist eine Spannung, die mich als Leserin an die Seiten gefesselt und auf einen guten Ausgang hat hoffen lassen.



"Er entzieht mir die Taubheit, das mentale Novocain, das mir geholfen hat, den ganzen Schmerz und das Elend durchzustehen. Er bringt mich dazu, allem ins Gesicht zusehen. Alles zu fühlen." – KINGS OF CYPRESS POINTE – SWEET REVENGE



Was ich auch ganz cool fand, war, wie diese Entwicklung sich auch auf den Background der beiden auswirkte. West schafft es mehr und mehr in Blues Leben zu finden. Wir lernen ihr Leben mit ihrem Vater und ihrer Schwester kennen, tauchen in ihre Vergangenheit ein und lernen einiges über ihre Motivation und ihre Hoffnung auf die Zukunft. Wests Verhalten scheint im Vergleich dazu geradezu albern und das war für mich irgendwie ein Knackpunkt der Geschichte. Denn klar, Wests Verhalten ist albern. Wenn er ein Problem hat, dann soll er es aussprechen usw. Aber wir wissen ja, Bully Romance und es wird auch begründet, warum es nicht so einfach ist. Gleichzeitig nimmt die Ernsthaftigkeit, die mehr und mehr durch das nähere Kennenlernen der Figuren Einzug nimmt, der Handlung etwas der Albernheit. Denn West merkt zum Glück, wann es zu viel ist. Wann er über Grenzen geht und wo vor allem die von Blue liegen. Deshalb ist es am Ende immer irgendwo noch in einem Rahmen, den man irgendwie vertreten kann und das fand ich sehr gut.

So erreicht diese Geschichte trotz des Settings eine erstaunliche Tiefe. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich das High School Thema erstmal komplett abgeschreckt hat und ich erst im zweiten Moment auf das Buch angesprungen bin. Einfach, weil in der High School so viele Dinge wichtig sind, die mir nicht wichtig sind, bzw. auch niemals waren. Sowohl Blue als auch West wirken aber älter als das Setting es eigentlich vermuten lässt. Sie haben beide aufgrund ihrer familiären Situation mit ungewöhnlichen Situationen zu kämpfen und beweisen so im Laufe der Handlung mehr und mehr, dass sie über die kindischen Aspekte der High School schon hinausgewachsen sind. Wäre mein Empfinden in diesem Punkt nicht so, hätte ich es glaube ich nicht ertragen.

Was ich auch gut fand war, dass wir hauptsächlich aus Blues Perspektive lesen und West nur ergänzt. So blieb er stets geheimnisvoll und ein Stück weit unerreichbar – gleich einem König, wie er ja auch dargestellt wird.
Zudem mochte ich, wie die sexuelle Beziehung zwischen den beiden funktioniert. Was das betrifft, spielen sie nämlich nicht miteinander. Sie sind ehrlich, wenn auch auf komplizierte Art und Weise. So gibt es keine Lügen, was das betrifft, und auch keine unnötigen Eskapaden mit anderen Figuren. Stattdessen merkt man als Leser:in schnell, wie ein zartes Band zwischen ihnen entsteht, dass sich mehr und mehr festig. Weil zu erkennen ist, dass West nicht aus seiner eigenen Motivation heraus grausam ist, sondern eigentlich ein gutes Herz hat. Und weil Blue eigentlich an dieses Gute glaubt, ohne naiv zu sein.

Wenn ihr dieses Buch lest, werdet ihr euch übrigens nicht nur in West, sondern auch in seine Brüder verlieben. Ich war plötzlich auf den letzten Seiten und erst noch fest davon überzeugt, dass ich im nächsten Buch endlich erfahre, wie es mit dem PrettyBoy weitergeht. Stattdessen wurde mir bewusst, dass die Geschichte von West und Blue noch nicht zu Ende ist. Ich glaube, da kommt noch einiges auf uns zu, denn die Basis für etwas sehr Großes ist jetzt gelegt. Und doch ist da ein Cliffhänger, der plötzlich alles wieder in Frage stellt und die Beziehung der beiden sehr gut spiegelt. Am Ende bleibt wohl nur die Frage, wem West letztlich am meisten Vertrauen schenkt. Sehr spannend!
Und dann ist da auch noch ein Handlungsstrang in Blues Welt, der sich gerade zum Ende hin sehr öffnet und noch einige Spannungen verspricht. Ich habe schon ein paar Ideen, möchte aber nicht spoilern, also lest selbst:)

Ein kleines Highlight des Buches noch am Ende: Ähnlich wie bei Gossip Girl gibt es auch an der Cypress Pointe eine Queen of Gossip. Qween Pandora verbreitet zu jedem Kapitelanfang den neuesten Tratsch an die Schülerhaft der Cypress und alle anderen gleich mit. Das sorgt für eine ganz andere Dynamik zwischen den Figuren, weil Geheimnisse schnell herauskommen und weil auch Blues Exfreund beispielsweise mitbekommt, was an der Schule passiert. Eine coole Idee, um mehr Abwechslung zu schaffen und auch andere Figuren in dieses feste Konstrukt der High School zu integrieren.

Fazit:
Für mich eine Geschichte mit ordentlich Spannung. Sowohl sexuell als auch für meine Nerven, denn die beiden meinen es wirklich ernst mit ihrem Spiel. Bully Romance wie man sie kennt und doch so spannend und irgendwie auch tiefgreifend und gefühlvoll, dass man nicht aufhören möchte, zu lesen. Das Ende zerreißt einen und macht neugierig auf den nächsten Teil. Ich hoffe nur das Beste für die beiden, denn ich habe sie echt lieb gewonnen!

5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2024

Toller Reihenauftakt!

Trial of the Sun Queen
0

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin war total fesselnd und mitreißend. Ich war sofort in der Geschichte drin und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Zudem gefiel es mir, dass man alles so gut nachvollziehen ...

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin war total fesselnd und mitreißend. Ich war sofort in der Geschichte drin und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Zudem gefiel es mir, dass man alles so gut nachvollziehen konnte, obwohl man durch eine komplett fremde Welt stolpert. Man lernt sie durch die Augen von Lor kennen und fühlt sich an keiner Stelle alleingelassen oder orientierungslos.

Zur Geschichte allgemein:
Lor ist eine kleine Kratzbürste, was einem dazu verhilft, super schnell in die Geschichte hineinzufinden. Auch, wenn der Kerker, in dem sie sich anfangs befindet, zunächst langweilig und karg scheint, brodelnd in ihm das Leben. Lor macht das beste aus ihrer Situation, sucht sich Vergnügen und hat ihre Geschwister, die sie über alles liebt. Das Spannende für uns Leser:innen an all dem ist, dass Lor nicht wirklich weiß, weshalb sie in diesem Kerker ist. Und gleichzeitig verschweigt sie uns ganz bewusst, weshalb sie es geheim hält, dass ihre Geschwister ihre Geschwister sind. Es beginnt also sehr geheimnisvoll und damit spannend, denn schon jetzt suchen wir nach Antworten, überlegen und fiebern mit und lassen uns dadurch vollkommen mitreißen.
Die Handlung nimmt dann ziemlich schnell Fahrt auf, indem Lor sich in eine brenzlige Lage bringt. Und das ist super typisch für sich. Ich mochte sie total gerne, weil sie keiner Konfrontation aus dem Weg geht und trotzdem nicht so kopflos vorgeht. Sie möchte einfach etwas erreichen. Entweder für sich oder für andere (ihr größter Antrieb sind ihre Geschwister) und da lässt sie sich nicht von anderen beeinflussen oder zurückhalten.

Jetzt beginnt die Geschichte so richtig. Und ja, sie erinnert ein ganz klein wenig an die Tribute von Panem. Aber ich habe jetzt schon mehrere Bücher gelesen, die dieser Idee ähneln und ich fand es bei keiner schlimm. Solange ich die Unterschiede erkennen kann und jede Geschichte für sich noch ihr eigenes hat, verzeichne ich die Idee von Panem einfach als so grandios, dass sie nachahmenswert ist. Ähnlich wie das Prinzip von Romeo und Julia oder andere Motive der Literatur, die immer wieder aufgegriffen werden. Wieso etwas Gutes ausklammern, wenn man es weiterverwenden kann? Und genau das hat die Autorin hier auch gemacht. Sie hat die Idee weiter- oder zumindest etwas umgedacht. Deshalb hat es mich keineswegs gestört und ich habe es einfach genossen.

Das Spannende an allem war für mich, dass man ziemlich ahnungslos zusammen mit Lor durch die Welt stapft. Man wird genauso wie sie von der plötzlichen Brutalität der Spiele überrascht und scheint gleichzeitig ihre einzige Konstante zu sein, denn sie kann weder den anderen Teilnehmerinnen, noch anderen am Hof vertrauen. Zarte Bande werden erst nach und nach geschlossen und auch dann noch ist es fraglich, ob der Schein nicht trügt. Lor zeigt sich in dem allen aber sehr sozial und hilfsbereit. Sie ist emphatisch und schließt sich der allgemeinen Zwietracht nicht an. Das fand ich, war eine sehr schöne Konstante, die mir zumindest viel Vertrauen in die Protagonistin gegeben hat. Ihre Ziele und Motive sind die ganze Zeit klar und ihr Charakter bleibt konstant erkennbar.

Das Spannendste an den Spielen ist wohl, dass Lor sich selbst oft genug nicht sicher ist, ob sie nun gewinnen möchte oder nicht. Ihr Antrieb ist kein egoistischer, sondern bezieht sich auf ihre Mitmenschen. Nur, wie kann man für etwas kämpfen, dass einen vielleicht in eine Falle lockt und möglicherweise dem romantisierten Bild, das man sich erschaffen hat, gar nicht entspricht? Genau das fragt Lor sich und auch das fand ich super. Sie setzt sich damit auseinander, was es für sie bedeuten würde, Sonnenkönigin zu sein und das obwohl sie irgendwo ja auch schon dem Sonnenkönig verfallen ist. Nur ist diese Liebe real und beständig?

Der Sonnenkönig ist eine sehr spannende Figur in diesem Konstrukt. Er ist nett zu Lor, scheint erstmal auch nett zu seinen Untertanen und keiner sagt so wirklich etwas gegen ihn. Außerdem ist er natürlich schön und schlau und und und. Aber irgendwo scheint er auch ein Spiel zu spielen und obwohl Lor sich gerne auf ihn einlässt, behält sie doch im Hinterkopf, dass sie eigentlich ich viel über seine Welt und die äußeren Umstände ihrer Teilnahme weiß. Das fand ich super, weil es sie davon abhielt, naiv und dumm durch die Handlung zu irren.

Die Gegenseite von allem bildet der Schattenprinz. Ich muss zugeben, ich habe mal wieder den Klappentext nicht gelesen oder ihn zumindest wieder erfolgreich verdrängt. Ich hasse es ja, mich zu Spoilern und möchte lieber beim Lesen erfahren, wer das Love Interest ist. Hier war es tatsächlich gar nicht so einfach auszumachen. Der Schattenprinz erzählt aus seiner eigenen Perspektive und hat vornehmlich mit seinem ungeliebten Vater zu tun. In die Ereignisse um Lor stolpert er eher durch Zufall und auch nicht gerade willig. Er hat seine eigenen Motive, die ganz andere sind als die des Sonnenkönigs, seines Vaters oder die von Lor. Das bringt natürlich einen ganz anderen Blick auf die Dinge ins Spiel. Ich fand es spannend, seine „Schnitzeljagd“ zu beobachten und zu rätseln, wie er auf Lor treffen würde. Und obwohl er die zweite Erzählperspektive bildet, war es dennoch für mich nicht von Anfang an klar, welcher „Prinz“ nun derjenige sein würde, der Lor letztlich verfallen würde. Das legt den Fokus auf jeden Fall auf die Handlung selbst und nicht so sehr auf die Liebesgeschichte, was ich für diesen ersten Band ganz gut fand. So war die Fantasy der Geschichte einfach mehr im Vordergrund und konnte mich mit seiner Spannung überzeugen, statt dass man nur mit dem Liebespaar mitfiebert.

So muss ich alle enttäuschen, die hier auf richtige Romantasy offen. Es ist Slow Burn und ich denke, erst im zweiten Band wird es so richtig in Fahrt kommen. Die ersten Funken sprühten zum Ende hin auf jeden Fall schon und ich bin sehr gespannt.

Fazit:
Für mich eine rundum gelungene Fantasygeschichte. Die Protagonistin Lor ist sehr sympathisch, stark und überlegt. Die Handlung erinnert ein bisschen an Panem, was mich aber nicht gestört, sondern eher beflügelt hat. Es ist durchgehend spannend. Man möchte die Welt verstehen lernen, die Motive der einzelnen Figuren durchdringen und fiebert mit dem Wettkampf mit. Die Liebesgeschichte ist hier noch sehr zart. Ich denke, da kommt in Band 2 mehr. Ich fand es aber super, weil so der Fokus auf den Fantasiegeschehnissen lag. So bin ich schon sehr gespannt auf den nächsten Band und kann diesen Reihenauftakt empfehlen!

5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2024

Absolutes Wohlfühlbuch mit Suchtfaktor!

Because of You I Want to Stay
0

Schreibstil:
Die Autorin Nadine Kerger schreibt wirklich sehr schön locker und leicht, flüssig und wohlig. Ich war sofort in der Geschichte drin, konnte alles super nachvollziehen, habe mitgefiebert und ...

Schreibstil:
Die Autorin Nadine Kerger schreibt wirklich sehr schön locker und leicht, flüssig und wohlig. Ich war sofort in der Geschichte drin, konnte alles super nachvollziehen, habe mitgefiebert und habe die Beschreibungen des Ortes und der Menschen dort geliebt. Es ist alles unheimlich fassbar und kommt sehr natürlich rüber. Eine absolute Wohlfühlstimmung, die einen schnell in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt.

Zur Geschichte allgemein:
Die Handlung beginnt gleich mit der Reise nach Martha’s Vineyard. Josies Vergangenheit erfahren wir so nur durch gestreute Bemerkungen in Gesprächen. Erst hatte ich noch die Befürchtung, dass mir das zu wenig ist, aber tatsächlich war es so klug gemacht, dass man Josie dennoch sehr schnell sehr gut kennengelernt hat und auch ihre Vergangenheit schnell begreifen konnte. Eigentlich ist es nämlich ganz einfach: Josies Eltern hatten in ihrem Leben bisher nicht allzu viel Zeit für ihre Tochter und ihr Exfreund hat mit ihr zusammengearbeitet, bis er schließlich mit ihr Schluss gemacht hat. Statt sich jetzt aber fallen zu lassen, freut Josie sich auf das, was kommt und nimmt den kleinen Ort auf der Insel mit all ihren Sinnen auf. Das macht sie gleich unheimlich sympathisch. Auch die Lovestory lässt nicht lange auf dich warten. Es ist eine Art von „Liebe auf den ersten Blick“. Nur wird danach natürlich alles kompliziert. Was ich gut fand: es wird nicht künstlich dramatisiert. Obwohl es eine Art von „Forbidden Love“ ist, wird es nicht so Romeo-und-Julia-like. Blake und Josie gehen einfach langsam vor. Lernen sich kennen. Und lieben.

Also zunächst noch einmal zu Blake. Macht euch schonmal darauf gefasst, dass ihr hier drei tolle, sexy Brüder kennenlernt, die alle absolutes Boyfriend-Material sind. Blake ist der Älteste und auch der, mit der meisten Verantwortung. Das merkt man natürlich in seinem Alltag. Er ist aber auch ein sehr gefühlvoller, sich kümmernder Mensch. Und er hat seine Hobbys und Interessen. Perfekt eigentlich, jedenfalls für mich, denn er kann Verantwortung übernehmen, hat sein eigenes Leben und ist dennoch bereit, Teile dafür für seine Freundin aufzugeben bzw. zu teilen. Ich mochte es, wie er auch seine Schwächen eingesteht, seine Vergangenheit mit Josie teilt und fast immer im richtigen Moment auf Josie zugeht, um unnötiges Drama zu vermeiden. Klar, ein paar ungeklärte bzw. verzwickte Situationen gibt es trotzdem zwischen ihnen, denn irgendwoher muss die Spannung ja kommen. Aber es war eine sehr schöne Spannung. Eine Spannung, die sich auf die Ungewissheit bezieht: Sind wir jetzt ein Paar oder nicht? Empfindet er/sie das Gleiche für mich wie ich für sie/ihn? Was fühle ich für sie/ihn? Es war genau die richtige Mischung aus Schmetterlinge im Bauch, Zweifeln und Herzschmerz.

Der Handlungsverlauf hatte so keinerlei Längen für mich, sondern ließ sich flüssig durchlesen. Ganz nebenbei lernt man nicht nur Josie und Blake lieben, sondern auch die anderen Figuren. Fynn und Jacob, die anderen beiden Brüder, Wendy, Hannah und ihre Granny und all die anderen in dem kleinen Dorf, die es zu einem Wohlfühlort machen. Ganz allgemein gab es super viele schöne Beschreibungen und auch Szenen, die aus der Umgebung gegriffen waren, sodass das Setting jederzeit präsent war und seine Wirkung entfalten konnte. Das hat mir sehr gut gefallen.

Weiter hat mir sehr gut gefallen, wie leicht die Protagonisten hier Tiefe bekommen haben. Ja, in anderen Büchern hätte ich wahrscheinlich gesagt, dass die Hintergrundstorys noch etwas weitreichender hätten behandelt werden müssen. Hier waren sie aber nur das: der Hintergrund. Und eigentlich gar nicht so wichtig für die Story, bis die Vergangenheit und das, was sie unterbewusst mit einem gemacht hat, Blake und Josie einholt. Das kam bei beiden für mich an einer total passenden Stelle und fügte sich super in den Gesamtzusammenhang. Für mich war es der Clou zur passenden Tiefe für die Geschichte, die alles erst richtig rund gemacht hat, weil es die Entwicklung der Charaktere aufgezeigt hat. Dazu passte dann auch das Ende richtig gut.

Im Epilog gibt es dann nochmal einen kleinen Ausblick in die Zukunft. Super süß und genau das, was ich mir für die beiden gewünscht habe. Es gibt noch ein paar offene Themen, die aber, denke ich, durch die Geschichten der Brüder erzählt werden. Deshalb und einfach, weil das Setting und die anderen Figuren so schön und sympathisch sind, freue ich mich schon unheimlich auf die nächsten Bände!

Fazit:
Ein absolutes Wohlfühlbuch, das sich mit Leichtigkeit durchsuchten lässt. Das Setting ist wunderschön und ist sehr präsent, die Figuren sind sehr sympathisch und neigen nicht zum Überdramatisieren. Also kein genervtes Augenverdrehen trotz Klischees, sondern pures Vergnügen. Ich habe jede Seite genossen und war mit dem Gesamtpaket mehr als zufrieden. Die nächsten Bände werde ich auf jeden Fall lesen!

5 von 5 Sterne von mir.

3 Gründe, weshalb du dieses Buch lesen solltest:
1. Du suchst nach einem absoluten Wohlfühlbuch.
2. Du willst dich nicht nur in die Protagonisten, sondern auch in das Setting verlieben.
3. Du suchst nach einem schnelllesigen Buch, mit genug träumerischer Spannung.
On top: Absolute Empfehlung als Buch für den Sommer!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2024

Tiefgreifende Story, locker dynamisch erzählt!

Dry my Tears
0

Schreibstil:
Vom Schreibstil der Autorin war ich ganz anders beeindruckt, als von anderen Autor:innen diesen Genres. Er ist locker leicht, aber auch sehr dynamisch und kurzlebig. Anfangs wirkte er nahezu ...

Schreibstil:
Vom Schreibstil der Autorin war ich ganz anders beeindruckt, als von anderen Autor:innen diesen Genres. Er ist locker leicht, aber auch sehr dynamisch und kurzlebig. Anfangs wirkte er nahezu abgehakt auf mich, das verflog aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit. Die Autorin versteht sich darin, an den richtigen Stellen zu kürzen und flott vorwärts zu erzählen, ohne, dass man das Gefühl hat, etwas bliebe unerzählt. Stattdessen treibt es die Geschichte super voran und zieht die Leser:innen mit. Es war ein Strudel aus Worten und Sätzen, von dem ich mich bereitwillig habe mitziehen lassen. Sehr gelungen und absolut passend zur Geschichte, denn trotz dieser Dynamik, kamen die Emotionen sehr gut durch.



Zur Geschichte allgemein:
Ich bin immer skeptisch, wenn ich auf besonders dramatische Anfangssituationen stoße. Und ein Protagonist, der auf einer Ölplattform verletzt wurde und dann zu seiner „Erzfeindin“ ziehen muss, ist dramatisch. Tatsächlich aber gibt die Autorin einem genug Vorlaufzeit, um die Situation zu verstehen und die Figuren von Seite 1 an sympathisch zu finden.
Das eigentliche erste Aufeinandertreffen der Protagonisten findet nämlich schon in Band 1 der Reihe statt und wurde für mich nur durch Erwähnungen innerhalb dieser Geschichte greifbar. Fakt ist: Sie sind wie Feuer und Öl. Eine explosive Kombination, die hier miteinander auskommen muss.

Aber zum Anfang: Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven beider Protagonisten. Während Jack anfangs schwerverletzt nur wenig Input geben kann, werden wir durch Tess Sicht in die Geschichte eingeführt. Es geht mit Nathan und Amy (Band 1) zu den Ambrose-Brüdern. Tess war mir dabei sogleich sympathisch, denn sie ist empathisch, unkompliziert, anpackend und verlangt keine Gegenleistung für ihre Dienste. Stattdessen hilft sie dort, wo Hilfe gebraucht wird, was sie letztlich auch in die WG mit Jack verschlägt. Das Besondere an den beiden: Sie zicken sich an, streiten auch, haben hitzige Diskussionen, aber irgendwie mögen sie einander auch, weil sie beide gleich spüren, dass der jeweils andere ein gutes Herz hat. Das spürt man auch als Leser:in. Obwohl sie so viele Reibungspunkte haben, sind sie einander doch sehr ähnlich und das macht das Zusammenleben irgendwie zu einem gemeinschaftlichen Projekt, das wenig Worte bedarf.

Das Problem: Beide haben natürlich ihr Päckchen zu tragen. Bei Jack ist das ganz offensichtlich. Tess weiß durch Nathan, ihren besten Freund, bereits um die Probleme der Brüder. Gleichzeitig ist da aber auch der Unfall, der Jack seiner Identität beraubt hat. Er muss sich damit auseinandersetzen, nicht mehr so stark zu sein wie früher, gegen Dämonen zu kämpfen, die nicht sichtbar sind und offen zu kommunizieren, was er sonst für sich behalten hat. Das ist dann auch der Moment, wo die Triggerwarnungen greifen. Es geht um PTBS. Nach solch einer Belastung kein Wunder, für Jack aber erst einmal kein Gedanke, den er zulässt. Auch Tess ist da eher zurückhaltend. Jeder macht sein Ding. Sie sind schließlich nur Mitbewohner, oder?

Ich fand es sehr gut gemacht, wie die beiden von Mitbewohnern zu Freunden und mehr werden. Man merkt deutlich, wie die Grenzen verschwimmen, wie sie einander annähern, wie jede hitzige Diskussion den jeweils anderen zum Nachdenken anregt und die beiden ganz schleichend zusammenschweißt. Es ist eher Slow Burn, denn die Beziehung steht hier nicht an erster Stelle. Dadurch, dass Jack massive Probleme mit seinem Körper und seiner Psyche hat, gilt es erstmal das zu klären. So bleibt die Geschichte trotz des hohen Erzähltempos langsam in ihrer Entwicklung. Es geht in einem Tempo voran, das authentisch ist und den beiden Zeit lässt, über Situationen und Gefühle nachzudenken. Dabei bleibt die Spannung trotzdem durchgehend hoch. Immer wieder kommt es zu starken Szenen, entweder ausgelöst durch einen der beiden selbst oder durch die Nebenfiguren, die einen hohen Stellenwert in der Geschichte haben. Ich fand es genial, wie Jacks Krankheit hier aufgegriffen, erklärt und besprochen wird. Man bekam ein gutes Gefühl für seine Gedanken und war nicht gelangweilt von einem Heilungsprozess, der eben Zeit benötigt.

Tess‘ Päckchen ist schwerer zu fassen. Anfangs fand ich es noch sehr vage und habe überhaupt nicht verstanden, worin überhaupt ihr Problem liegt. Klar ist nur: Sie hat aus irgendeinem Grund mit ihrer Familie gebrochen und man weiß nicht so recht, wieso. Tatsächlich hat es mir dann einen kleinen Moment zu lange gedauert, bis man dazu die Hintergründe erfuhr, denn sie lässt sehr lange gar nichts durchblicken. Stattdessen lässt sie ihr Studium schleifen und verschanzt sich, spricht von einer Tess vorher und einer nachher und braucht ihre Zeit, um aufzutauchen. Andererseits fand ich das aber auch wieder spannend, weil sie sich einfach viel um andere kümmert, dann ja auch vornehmlich um Jack, und sich selbst dabei fein ignorieren bzw. nach hinten schieben kann. Eine Prokrastinierungs-Technik, die man erstmal draufhaben muss. Letztlich holt es sie aber doch ein und schließt am Ende einen sehr schönen Bogen zu allen anderen Themen im Buch. Sie arbeitet es nicht nur auf, trifft Menschen aus der Vergangenheit und spricht mit Jack darüber, sondern sie kümmert sich auch konkret darum, wieder glücklicher zu werden.

Das haben die beiden letztlich gemein: Sie kommen am Ende an den Punkt, an dem ihr Glück von ihnen selbst abhängig ist und stehen vor der Entscheidung den schwierigen oder den einfachen Weg zu gehen. Und beide entscheiden sich für den gleichen Weg, der dann auch den jeweils anderen mit einschließt. Das fand ich sehr schön gemacht, weil die beiden sich in dieser Zeit sehr nahe kommen und man merkte, wie sie lernten, einander zu vertrauen und vor allem auszusprechen, was vorher ewig ungesagt blieb. Gerade Jack platzt mit seinen Gefühlen geradezu heraus – ein kleiner Schmunzelmoment für mich und ein wichtiger Moment für die Geschichte.

Und dann ist das Buch auf einmal vorbei und ich war einfach nur happy. Beide Protagonisten haben sich entwickelt, konnten mit ihrem Leben aufräumen, haben sich einander zugewandt, ohne die Realität außer Acht zu lassen und sind trotzdem sie selbst geblieben. Der grummelige Jack ist immer noch da, aber er hat jetzt seine Tess und weiß mit seinem Trauma umzugehen und die verschlossene Tess hat ihren Jack, dem sie bedingungslos vertraut und der ihr beiseite steht, was auch immer sie sich vorgenommen hat.

Ein nettes on top auf die Geschichte ist die Thematik Umweltbewusstsein und – schutz. Tess hat darin ihre Leidenschaft gefunden und trifft mit Jack und seiner Arbeitsstelle auf die Gegenposition. So gibt es immer mal wieder während der Geschichten kleine Szenen, die sich darauf beziehen oder auch konkret an den Umweltschutz appellieren. Das fand ich ganz cool, weil Tess dabei keineswegs schrullig rüberkam, sondern cool und engagiert und Jack es auch annahm, sodass diese Thematik gut und schön untergebracht wurde.

Und was die Nebenfiguren angeht: Ich liebe sie alle und konnte es gar nicht erwarten, auch den nächsten Band zu lesen, denn dieser endet in Bezug auf die nächsten Figuren geradezu mit einem Cliffhänger. Sie sind so schön greifbar geworden, mit allen habe ich sofort sympathisiert und auch die aus Band 1 schienen mir so bekannt, als hätte ich ihre Geschichte sowieso schon gelesen. Es ist einfach schwer, den Ambrose-Brüdern nicht zu verfallen. Gerade, weil sie neben den einzelnen Liebesgeschichten in den Büchern auch noch ihre Familienprobleme haben, die es zu klären gibt und der Geschichte noch mehr Tiefe und Spannung verleihen.

Fazit:
Ungeahnt der Spannung habe ich angefangen, dieses Buch zu lesen und konnte bis zur letzten Seite nicht mit dem Lesen aufhören. Es ist total dynamisch geschrieben, hat Figuren, die einem sofort sympathisch sind und mit viel Tiefe daherkommen, schreckt nicht vor schwierigen Themen zurück und lässt sich im Erzähltempo dennoch die Zeit, um alles authentisch aufzuarbeiten. Die Liebesgeschichte hat es mir angetan, wirkte ausgesprochen echt und war kein dramatisches Auf und Ab, sondern ein gemeinschaftlicher Kampf für das Glück. Ich habe es geliebt und kann es allen Romance-Leser:innen nur empfehlen. Aber Vorsicht, ihr werdet den nächsten Band auch lesen wollen!

5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2024

Jahreshiglight und perfekter Abschluss der Trilogie!

Keep my Secrets
0

Zum Schreibstil:
Ich kann mich nur wiederholen: Dynamisch, locker leicht und flott vorwärts. Ich hatte das Gefühl, die Autorin hat genau an den richtigen Stellen gekürzt und an anderen Stellen die Worte ...

Zum Schreibstil:
Ich kann mich nur wiederholen: Dynamisch, locker leicht und flott vorwärts. Ich hatte das Gefühl, die Autorin hat genau an den richtigen Stellen gekürzt und an anderen Stellen die Worte hinzugefügt, die es gebraucht hat, um mich zu verzaubern. Es war total nahbar, spannend und leicht zu lesen und hat die Geschichte mehr als gut unterstützt.



Zur Geschichte allgemein:
Nach dem Cliffhänger und den Andeutungen aus Band 2 wusste ich schon so halb, was mich hier erwartet. Kane und Val, das ist ein Ding. Aus irgendeinem Grund sind sie aber nicht zusammen und diesen gilt es nun herauszufinden. Ich wollte also unbedingt wissen, wie es weitergeht und ob die beiden zusammenfinden würden. Ihr könnt euch vielleicht ungefähr vorstellen, wie ich dann gestutzt habe, als das Buch mit „Vor zwei Jahren“ anfing. Und nein, auch nach zwei Kapiteln war man noch nicht in der Gegenwart angekommen. Was ich erstmal als ziemlich nervig empfand, entpuppte sich dann aber als genial. Zwar ist es etwas gewöhnungsbedürftig, dass man die Geschichte der Brüder, die man schon aus den Bänden zuvor kannte, nun nochmal erzählt bekam, aber andererseits wurde auch gar nicht richtig etwas doppelt erzählt. Stattdessen wurden die Leerstellen gefüllt und die hatten es in sich. Denn insgeheim hat sich doch jeder gefragt: Ist Kane ein Mörder?

Die Spannung war also groß, es hieß aber erst einmal: alles auf Anfang. Das Buch beginnt mit dem ersten Aufeinandertreffen von Kane und Val und ich kann sagen, dass ich selten eine so feine, so schöne und so unkomplizierte Liebesgeschichte gelesen habe. Die beiden passen einfach ab Minute eins perfekt zusammen und wissen das auch. Da gibt es kein Herumgedruckse, keine Vorurteile und falsche Versprechungen. Es gibt nur Val und Kane. Erbarmungslos echt, pur und auch ein wenig verloren.

Aber erstmal zu Val. Als Tochter aus reichem Hause hat sie ganz andere Probleme als die Ambrose-Brüder. Aber die haben es in sich. Achtung Triggerwarnung: Es geht um Cybermobbing und Gewalt in der Beziehung. Noch dazu fehlt ihr der Rückhalt durch ihre Familie. Sie ist damit nicht nur monetär, sondern auch auf anderen Ebenen das komplette Gegenteil zu Kane. Dabei ist sie super bodenständig, kein Stück hochnäsig und sehr hilfsbereit. Vorurteile prallen an ihr ab, ihre Gefühle gehen vor und man möchte sie des Öfteren einfach gerne in den Arm nehmen, weil sie es grundlos so schwer im Leben hat. Ich mochte sie sofort und habe sofort mit ihr gelitten. Denn auf sie wird ein Druck ausgeübt, den wir Leser:innen sehr schnell mitbekommen und dem sie am Anfang der Geschichte noch nicht entkommen kann. Kane ist ihre Zuflucht, ihr sicherer Hafen, ihre Vorstellung einer Welt voller Glück und Liebe.

Und Kane, tja, wahrscheinlich müsste ich jetzt sowas schreiben, wie er ist ein Bad Boy. Man will ihn glaube ich auch gerne so sehen. Schlechtes Umfeld, creepy Eltern, Tattoos, kein Schulabschluss. Aber eigentlich ist Kane einfach nur herzensgut. Im buch heißt es oft, seine böse aussehenden Tattoos wären sein Schild, seine Rüstung, die ihm ermöglicht, er selbst in seiner verschrobenen Welt zu sein. Und das ist auch so. Denn Kane ist kein Stück aggressiv oder dumm oder faul. Er ist liebevoll, opfert sich für alles und jeden auf und liebt so intensiv, wie keine andere der Figuren in diesem Buch. Ich habe definitiv einen Crush auf ihn, denn er ist so herrlich gefühlvoll, wie man es nur selten von Boys gewöhnt ist.

Zusammen mit Val ergibt das ein Paar, das herrlich unkompliziert in einer komplizierten Welt feststeckt. Den beiden liegt definitiv ein dezentes Romeo-und-Julia-Motiv zugrunde und dennoch habe ich ihnen die Dramatik abgenommen und nicht als künstlich empfunden. Es gab immer wieder gute und schlechte Momente, herzzerreißende Trennungen und Umstände, die diese verlangten. Bei einem anderen Paar hätte ich das wohl auf die Dauer nicht ausgehalten. Kane und Val jedoch machen selbst kein Drama daraus. Sie sind beide unheimlich stark und finden trotz allem immer wieder in ihr Leben zurück. So ist es kein Wunder, dass man in Band 2 nicht ganz versteht, wie nun die Beziehung der beiden zueinander ist. Weil sie selbst sich dessen nicht bewusst sind. Weil sie etwas erzwingen, es aber nicht wollen. Weil sie eigentlich zusammengehören. Dieses Motiv begleitet sie die Geschichte hindurch und trotzdem wurde es nicht langweilig oder nervig. Ich habe mitgefiebert, mich gefreut, wenn sie sich einen Moment stehlen konnten und habe getrauert, wenn die Realität sie wieder einholte. Denn davon handelt das Buch eigentlich großteilig: Von Momenten, geklaut aus der Realität, hinein in eine Traumwelt, die über den beiden zusammenzubrechen zu droht. Das Ziel ist dabei klar: Sie möchten real werden. Nur dauert das etwas.



Neben der Liebesgeschichte bekommen wir nämlich in diesem Band die geballte Ladung der Ambrose-Familiengeschichte. Alles lastet auf Kanes Schultern und so sieht er sich immer wieder vor Problemen, die er irgendwie lösen muss. Einerseits war ich innerlich zerrissen, weil es echt krass ist, was er und seine Brüder da durchmachen müssen, andererseits war ich gerührt davon, wie die Geschwister zusammenhalten und selbst aus den unmöglich erscheinenden Situationen einen Ausweg finden. Nicht, weil sie etwas an den Haaren herbeiziehen, sondern weil sie sich zusammensetzen und darüber reden. Eine große Stärke des Buches, dass wir Leser:innen da so mitgenommen werden und die Lösungen zwar unschön, aber realistisch sind.

Parallel hat auch Val ihre Probleme zu bewältigen. Immer wieder steht Kane ihr dabei zur Seite, aber auch sie muss ihren Weg irgendwo alleine finden. Ist sie anfangs noch verschüchtert und zieht sich zurück, wenn es schwierig wird, wird sie im Laufe der Geschichte immer mutiger. Sie entwickelt sich. Das, was ihr passiert bzw. passiert ist, ist wirklich hart und war schwer für mich zu lesen. Vor allem, weil man schnell denkt: Jetzt wehr dich doch. Sag allen, was er tut. Jetzt mach doch was! Aber gleichzeitig ist man so in Val drin, dass man versteht, weshalb das nicht so einfach geht, wie man es gerne hätte. Dass ein Reifungsprozess dazugehört. Dass es irgendwo Klick machen muss und dass noch einiges aufgeräumt werden muss, um so krass vorzugehen.
Das alles wird sehr schön nacheinander abgearbeitet und war mitreißend wie tragisch. Ich fand es super stark, wie die Autorin diese beiden krassen Parallelgeschichten der Protagonisten erzählt und beidem genug Platz gibt, um in authentischer Art und Weise auserzählt zu werden. Das machte die Geschichte letztlich so tiefgreifend und nahbar.

So sind es erst zwei Jahre, dann ein Jahr vorher und dann steht da plötzlich heute und die Geschichte nimmt wieder Anschluss an das Ende von Band 1. Und auch hier macht die Autorin wieder einen Bogen und fügt die Geschichten der Protagonisten so gut zusammen, dass jedes Puzzleteil, trotz gleicher Farbe, federleicht an seinen Platz gleitet. Es war einfach nur wunderschön! Und das, ohne, dass wir seitenweise darüber gelesen haben, wie Kane und Val alleine Zeit verbringen oder sich in den Laken räkeln.

Ein besonderes Highlight für mich bei diesem Buch und perfekt für den Abschluss der Reihe: der Epilog. Nach und nach wird aus der Perspektive von Amy, Nathan, Tess, Jack, Val und Kane erzählt und wie auch zuvor, ergibt es ein großes Ganzes. Freunde und Geschwister, die bedingungslos zusammenhalten. Einfach wunderschön und es definitiv wert, gelesen zu werden!

Fazit:
Dieses Buch hat mir einfach unheimlich viel Spaß gemacht. Die Thematiken, die hier behandelt werden, sind nicht unbedingt leicht. Es geht um triggernde Themen, die Liebesgeschichte hat was von Romeo und Julia und es dauert über zwei Erzähljahre, um die Geschichte zu fassen, aber all das ergibt ein großes Ganzes, das grandios ist! Eine Liebesgeschichte, die locker leicht mitreißt, tragisch, dramatisch, romantisch und einfach nur wunderschön ist, über das Paar hinaus eine Geschichte erzählt und überzeugende Tiefe einbezieht. Ich habe es geliebt, konnte nicht von den Seiten lassen und zähle Kane und Val mittlerweile zu meinen liebsten Bookpaaren. Absolute Empfehlung für alle Romance-Leser:innen!



5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere