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Veröffentlicht am 17.10.2024

Der traurige Beweis einer tiefen Freundschaft

Das Leben ist zu kurz für irgendwann
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Terry und Iris kennen sich seit vielen Jahren und haben viele Aufs und Abs des Lebens miteinander geteilt. Aufgrund einer schweren Erkrankung beschließt Iris, sterben zu wollen und sie macht sich dafür ...

Terry und Iris kennen sich seit vielen Jahren und haben viele Aufs und Abs des Lebens miteinander geteilt. Aufgrund einer schweren Erkrankung beschließt Iris, sterben zu wollen und sie macht sich dafür auf den Weg in die Schweiz. Terry erwischt sie gerade noch vor ihrer Abreise und so machen sich die beiden mit Terrys dementem Vater im Gepäck, auf zu Iris letztem Weg. Was ursprünglich schrecklich klingt eröffnet den beiden Frauen aber viele neue Einblicke und Erkenntnisse über sich selbst und über das Leben.

Ciara Geraghty ist mit "Das Leben ist zu kurz für irgendwann" ein sehr gefühlvoller, tiefgründiger Roman gelungen, der viele große Themen des Lebens abhandelt und zum Nachdenken anregt. Das Thema an sich ist natürlich traurig, die beiden Damen kommen sich während ihrer mehrtägigen Reise jedoch noch einmal richtig nahe und lernen sich selbst und die jeweils andere von einer ganz neuen Seite kennen. Prioritäten werden neu geordnet, Dinge, die früher unmöglich erschienen, werden plötzlich wahr. Demenz ist ebenso ein Thema wie das Überschreiten der eigenen Grenzen und die Beschäftigung mit dem bevorstehenden Tod.

All das wird von Geraghty so geschildert, dass man das Gefühl hat, mit im Auto zu sitzen. Manchmal möchte man mitlachen, manchmal weinen, viele Gefühle tun sich auf dieser Fahrt auf und man wünscht sich während des Lesens, dass diese Reise doch kein Ende nehmen möge, ebenso wenig wie das Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte.

Der lockere Erzählstil, die sympathischen Charaktere und die vielen Passagen, der Geschichte, mit denen man sich selbst auch sehr gut identifizieren kann, machen "Das Leben ist zu kurz für irgendwann" zu einem großartigen Lesevergnügen, das mit dem Ende des Buches noch nicht vorbei ist. Leider war mir persönlich das Ende ein bisschen zu abrupt und ich hätte mir ein bisschen mehr Hintergrundwissen über Iris gewünscht, vor allem der Prozess bis zum Entschluss sterben zu wollen hätte mich interessiert. Insgesamt hat mir "Das Leben ist zu kurz für irgendwann" aber sehr gut gefallen und ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, für all die Leser, die ein bisschen mehr über das Leben und die Dinge, die wirklich wichtig sind, erfahren möchten.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2024

Wirre Zeiten im Palais Heiligendamm

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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In "Ein neuer Anfang" lernen wir die Hoteliersfamilie Kuhlmann kennen, die mit ihrem Hotel "Palais Heiligendamm" große Pläne hat und dieses zum ersten Haus am Platz, ja in der ganzen Umgebung machen möchte. ...

In "Ein neuer Anfang" lernen wir die Hoteliersfamilie Kuhlmann kennen, die mit ihrem Hotel "Palais Heiligendamm" große Pläne hat und dieses zum ersten Haus am Platz, ja in der ganzen Umgebung machen möchte. Leider macht der Leiter des naheliegenden Grand Hotels der Familie das Leben schwer. Während Stammhalter Paul das Hotel einmal weiterführen soll, ist es eigentlich Elisabeth, die sich so wirklich für die Hotellerie interessiert, die es als Mädchen Anfang des 20. Jahrhunderts in diesem Metier allerdings alles andere als leicht hat. Und als wäre das nicht schon schwer genug, gibt es auch noch unterschiedlichste Schwierigkeiten in der Familie selbst und obwohl Mutter Ottilie Kuhlmann ein strenges Regiment führt, so hat sie doch nicht immer alles unter Kontrolle. Als dann auch noch der 1. Weltkrieg ausbricht, brechen schwere Zeiten für das Palais Heiligendamm und für Familie Kuhlmann an, und nicht nur einmal droht die Zukunft des Hotels in Schwebe zu sein.

Michaela Grünig hat mit "Ein neuer Anfang" einen großartigen Auftakt zu ihrer Trilogie um das Hotel "Palais Heiligendamm" geschaffen. Schritt für Schritt lernen wir die einzelnen Familienmitglieder kennen und schon sehr bald kristallisieren sich Sympathien für einzelne Protagonisten heraus. Im Mittelpunkt steht die quirrlige Tochter Elisabeth, die mit ihrer frohen Art mein Herz schon sehr bald für sich gewinnen konnte. Aber auch der Rest der Familie erweckt Sympathien und sogar mit der Mutter, die sehr streng und unnahbar erscheint, konnte ich mich im Verlauf des Buches anfreunden.

Interessant waren nicht nur die Familiengeschichte der Kuhlmanns und der Einblick in die Hotellerie, sondern auch die historischen Entwicklungen zu Beginn und während des 1. Weltkrieges. Auch wenn manche Kriegsgeschichten nicht unbedingt leichte Kost waren und viel zum Nachdenken anregten, so war es doch spannend, mehr über diese Zeit zu erfahren und ich finde, Grünig hat die Hintergründe zu ihrem Buch wirklich sehr sorgfältig recherchiert.

"Ein neuer Anfang" ist viel mehr als "nur" Unterhaltung, es zeigt viele historische Probleme auf und lässt einen nachvollziehen, wie Menschen damals gelebt haben und welchen Schwierigkeiten sie ausgesetzt waren, wenn sie nicht das klassische Rollenbild der damaligen Zeit erfüllt haben. Verschiedenste Themen von Homosexualität über Geschlechterrollen, Kriegstraumata, bis zum Unterschied der verschiedenen Klassen, der damals sicher noch stärker ausgeprägt war, als heute, werden behandelt, und bereichern so den Leser.

Ich habe "Ein neuer Anfang" unglaublich gerne gelesen und konnte von Anfang an direkt in die Geschichte "hineinkippen", sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Ich habe mit der Familie mitgefiebert, mich mit ihnen gefreut und auch die ein oder andere Träne mit den Kuhlmanns verdrückt und ich habe während der Lektüre auch viel Neues über das Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts gelernt. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und ich freue mich auf die folgenden Bände dieser gelungenen Trilogie.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Auf ein Neues in der Versicherungsagentur

Die Telefonistinnen - Tage des Zweifels
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In "Tage des Zweifels" gibt es ein "Wiedersehen" mit den Telefonistinnen, die so unerlässlich für die Organisation und die Verbindungen im Unternehmen nach innen und nach außen sind und es macht Freude, ...

In "Tage des Zweifels" gibt es ein "Wiedersehen" mit den Telefonistinnen, die so unerlässlich für die Organisation und die Verbindungen im Unternehmen nach innen und nach außen sind und es macht Freude, Gisela, Hanni, Charlie und Julia wieder ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten.

Während in der Versicherung der neue Juniorchef Viktor ordentlich aufrührt, kämpfen die Damen einerseits mit den Ungerechtigkeiten und den Benachteiligungen, denen sie als Frauen in der Arbeitswelt noch immer ausgesetzt sind. Andererseits gibt es auch privat vieles zu regeln. Gisela steht zwischen den Stühlen und weiß nicht, ob sie ihren verschollenen Mann nun für tot erklären lassen soll, Charlie geht auf die Barrikaden und setzt sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung der Telefonistinnen ein, die gutmütige Hanni kämpft mit ihrem gewalttätigen Vater und versucht, neben der Arbeit in der Versicherung auch noch ihre kleine Handschuhproduktion ins Laufen zu bringen und Julia versucht herauszufinden, wer ihr heimlich immer wieder Geschenke macht.

Nadine Schojer ist mit "Tage des Zweifels" eine großartige Fortsetzung ihrer Romantrilogie um die Telefonistinnen der Versicherung Pering gelungen. Die Protagonistinnen, die wir bereits im 1. Band lieb gewonnen haben, lernen wir nun mit ihren Persönlichkeiten und Eigenheiten besser kennen und jede von ihnen schaffte es aufs Neue, meine Sympathie zu gewinnen. Auch wenn die Schrecken des Krieges vorbei waren, die Zeiten wieder besser wurden und sich Deutschland im Wiederaufbau befindet, gibt es für die 4 Damen allerlei Hürden zu meistern.

Ich finde den 2. Teil der Reihe deutlich gelungener als den Beginn. Schojer lässt uns nun intensiv am Leben der 4 Damen teilhaben, besonders mit Gisela und Hanni habe ich sehr mitgefiebert. Die Charaktere werden viel besser geschildert, und auch am Alltag in der Versicherung dürfen wir nunmehr mehr teilhaben. Während mir im ersten Band etwas der rote Faden gefehlt hat, fand ich Band 2 nun sehr spannend und wollte ihn kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen musste, wie es mit den Telefonistinnen weiter ging. Die Unterteilung in kurze Kapitel hat das Lesen sehr flüssig gemacht und die Übergänge zwischen den Geschichten der einzelnen Damen gut abgegrenzt.

"Tage des Zweifels" war für mich ein großes Lesevergnügen. Ich bin gerne ins Köln der Nachkriegszeit eingetaucht und hab mich von Charlies Kampfgeist, Giselas Schwermut, Julias Leichtigkeit und Hannis Durchhaltevermögen begeistern lassen. Es hat Freude gemacht, die Damen besser kennenzulernen, mich mit ihnen zu freuen und mit ihnen mitzuleiden, so als wären sie ein bisschen schon Freundinnen geworden. Zum Glück dauert es nicht allzu lange, bis der nächste Band raus kommt und wir erfahren dürfen, wie es in der Versicherung Pering weiter geht. Ich freue mich darauf und empfehle die Reihe von Nadine Schojer sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Schicksalsgeschichten aus einer ostdeutschen Kleinstadt

Verlassene Nester
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Kurz nach der Wende spielt diese Geschichte in einer ostdeutschen Kleinstadt. Ein Betonwerk muss schließen, die Bewohner der Stadt versuchen mit den vielfältigen Veränderungen in ihrem Leben klar zu kommen. ...

Kurz nach der Wende spielt diese Geschichte in einer ostdeutschen Kleinstadt. Ein Betonwerk muss schließen, die Bewohner der Stadt versuchen mit den vielfältigen Veränderungen in ihrem Leben klar zu kommen. Teenager Pilly versucht zwischen ihrem alkoholabhängigen Vater, ihren schrulligen Tanten und ihren 2 Freundinnen, die in Wahrheit keine sind, ihren Platz im Leben zu finden - von ihrer Mutter fehlt leider von längerem jede Spur. Während jeder für sich mit den Veränderungen klar zu kommen versucht, hält das Schicksal schon wieder die nächsten Überraschungen für Pilly und ihre Familie bereit.

Patricia Hempel hat mit "Verlassene Nester" einen sehr kritischen Roman geschrieben, der wohl in vielen Arbeitersiedlungen in ostdeutschen Städten zur Zeit um die Wende stattgefunden haben könnte. Der Umbruch, all das Neue und gleichzeitig die Trostlosigkeit, die die Veränderungen mit sich bringen, werden sehr schön geschildert. Die Unsicherheit über das was kommt und das was gewesen ist, wird sehr schön herausgearbeitet. Manche haben die Stadt bereits verlassen, andere überlegen, es ihnen gleich zu tun. Dass plötzlich die Erkenntnis aufkommt, dass viele von ihnen einst dem System gedient haben und andere bespitzelt haben, trägt zur Unsicherheit bei.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die dreizehnjährige Pilly, die von Anfang an meine Sympathie gewonnen hat. Aber auch mein Mitleid, allzu traurig sind doch die Entwicklungen in ihrem Leben und ihre Suche nach Liebe und Stabilität wird nicht nur einmal erschüttert. Die Hilflosigkeit, mit der Pilly sich manchen Situationen stellt, überträgt sich auch auf den Leser, man möchte das Mädchen am liebsten mal richtig in den Arm nehmen und drücken. Hempel ist es auch gelungen, in ihrem Buch die triste Atmosphäre, die wohl in dieser Stadt geherrscht hat, sehr gut einzufangen, ich hatte beim Lesen den Eindruck, alles sei "grau".

Mir hat die Geschichte an sich sehr gut gefallen, auch wenn manche Situationen ohne Hintergrundwissen der damaligen Zeit ein bisschen schwer zu verstehen waren. Was mir leider nicht gefallen hat (und dem Buch von meiner Seite daher auch nur 3 Sterne einbringt), ist der Schreibstil. Fast in jedem Kapitel wird die Zeit gewechselt aus der erzählt wird, und auch die Sicht der Personen ist immer wieder eine andere. Bei den kurzen Kapiteln fand ich das sehr verwirrend. Kaum hatte man sich in eine neue Episode eingelesen, kam wieder ein Wechsel, das war gerade am Anfang sehr verwirrend. Auch fand ich das Buch zu wenig emotional. Es gab sooo viele Umbruchssituationen, aber was die mit den Menschen gemacht haben, durften wir leider nicht erfahren.

"Verlassene Nester" ist schwere Kost, kein Buch für fröhliche Lesestunden. Aber ich denke, das war so beabsichtigt und sollte ja auch die Stimmung der Bewohner widerspiegeln, zu einer Zeit, in der so viel geschehen ist und sich so vieles verändert hat. Es ist auch kein Buch, das man einfach in einem durchlesen möchte. Patricia Hempel hat es mit ihrem Roman jedoch geschafft, mein Interesse zu wecken, mich näher mit dieser Episode unserer Geschichte zu beschäftigen und einen ersten Eindruck zu verschaffen, wie das Leben der Menschen in dieser Umbruchszeit wohl gewesen sein mag.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Spannung bis zum Ende

Wenn sie wüsste
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Millie bekommt trotz ihrer Vergangenheit die Chance als Hausmädchen bei Nina und ihrer Familie zu arbeiten. Was ursprünglich als toller, gut bezahlter Job begann, entwickelte sich bald zur Hölle für Millie. ...

Millie bekommt trotz ihrer Vergangenheit die Chance als Hausmädchen bei Nina und ihrer Familie zu arbeiten. Was ursprünglich als toller, gut bezahlter Job begann, entwickelte sich bald zur Hölle für Millie. Und als sie schon dachte, dass es schlimmer nicht kommen könnte, nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung. Und noch eine. Und noch eine...

Freida McFadden ist mit "Wenn sie wüsste" ein großartiger Psychothriller gelungen, der einen kaum los lässt. Auf harmlose Art und Weise lernen wir die Protagonisten kennen und schnell entwickeln sich während des Lesens Sympathien und Antipathien für die einzelnen Personen. Es erscheint klar, wie "Gut" und "Böse" aufgeteilt ist. Plötzlich nimmt die Geschichte jedoch ihren Lauf, es geschehen Dinge, mit denen niemand gerechnet hätte - und dennoch erscheint plötzlich alles sonnenklar.

Der Autorin ist es gelungen, den Leser von Anfang an mitzureißen. Man möchte einfach wissen, wie es weiter geht. Nicht alle Hintergründe sind von Anfang an klar, die Figuren entwickeln sich weiter und zeigen nach und nach ihre wahren Seiten. Kaum glaubt man, die Geschichte zu durchschauen, gibt es eine Wendung, sodass der Spannungsbogen niemals abreißt. Faszinierend!

"Wenn sie wüsste" ist ein mitreißender Thriller mit viel Raffinesse und sicherlich der beste seiner Art seit langem. Ich war begeistert und empfehle das Buch sehr gerne weiter!

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