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Veröffentlicht am 13.12.2024

Wer fürchtet sich im tiefen Wald?

Nachtwald
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Auf Butler Hall, mitten im Wald, lernen sich die Familien des frischvermählten Paares Claire und George kennen und verbringen eine Wochenende miteinander. Als noch ein weiterer ungebetenerer Gast auftaucht, ...

Auf Butler Hall, mitten im Wald, lernen sich die Familien des frischvermählten Paares Claire und George kennen und verbringen eine Wochenende miteinander. Als noch ein weiterer ungebetenerer Gast auftaucht, entwickelt das Familientreffen eine neue Dynamik. Was im Wald geschah, soll im Wald bleiben, meint man. Aber aufgrund verschiedener Ereignisse erwacht bald ein gegenseitiges Misstrauen unter den einzelnen Familienmitgliedern und als dann auch noch die Köchin der Familie verschwindet, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse.

Tríona Walsh ist mit "Nachtwald" ein atmosphärischer Psychothriller gelungen, der mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat. Die kurzen Kapitel machen ein zügiges Lesen möglich und die wiederkehrenden Plottwists am Ende der Kapitel sorgen dafür, dass man einfach weiterlesen "muss".

Die Abgeschiedenheit, in der das Buch spielt, ist sehr schön geschildert und man spürt beim Lesen die Mystik, die das Anwesen Butler Hill umgibt. Nach und nach lernen wir die unterschiedlichen Protagonisten kennen, wobei die Sympathien für die einzelnen Familienmitglieder während des Fortgangs der Geschichte rasch wechselten. Auch war mir bis kurz vor dem Ende nicht klar, wer denn wirklich der Mörder war, insofern blieb das Buch wirklich bis zum Ende spannend. Einige Szenen waren wirklich etwas gruselig und man war als Leser froh, NICHT mit Claire, George und ihren Familien im tiefen Wald im Westen Irlands sein zu müssen.

Leider waren manche Episoden für meinen Geschmack etwas zu übertrieben bzw. gar zu unrealistisch dargestellt, sodass ich dem Buch leider nur 4 Sterne geben kann. Gerade das Ende war mir dann doch etwas zu konstruiert, wobei mir grundsätzlich der Wechsel der Perspektiven bzw. dass immer jemand anderer "hauptverdächtig" war, gefallen hat. Ich habe "Nachtwald" mit viel Spannung gelesen und empfehle es sehr gerne an Freunde von Psychothrillern weiter.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Ein Pseudo-Freundschafts-Thriller

Was uns zusammenhält
3

Billie und Cassie waren jahrelang beste Freundinnen und haben viel gemeinsam erlebt. Doch wie das Leben so will, haben sich beide weiterentwickelt - jede in eine andere Richtung. Während Billie nach wie ...

Billie und Cassie waren jahrelang beste Freundinnen und haben viel gemeinsam erlebt. Doch wie das Leben so will, haben sich beide weiterentwickelt - jede in eine andere Richtung. Während Billie nach wie vor an der Freundschaft festhalten will, zieht Cassie ihrer Wege und orientiert sich anderweitig. Als Cassies Baby jedoch plötzlich verschwindet, erfährt die Beziehung zwischen den beiden jungen Frauen eine neue Wendung. Sind sie sich doch näher, als sie immer dachten? Oder ist die Freundschaft von einst tatsächlich nicht mehr zu kitten?

"Was uns zusammenhält" war für mich ein sehr zwiespältiges Buch. Auf der einen Seite ist Carola Lovering damit ein Freundschafts-Roman gelungen, der durchaus Psycho-Thriller Elemente aufweist. Der Schreib-Stil ist packend und durch die Gliederung in viele Kapitel ist man durchaus geneigt, immer weiter lesen zu wollen, weil man einfach wissen möchte, wie es weitergeht. Auf der anderen Seite fand ich das Buch samt seiner Charaktere leider sehr oberflächlich, sodass ich mich nicht wirklich dafür begeistern konnte.

Weder Cassie noch Billie sind wirkliche Sympathieträgerinnen. Erstere nervt durch ihr Pseudo-Influence-Dasein und ihr egoistisches Gehabe, zweitere durch ihre Mitleidsmasche und ihre selbst auferlegte Abhängigkeit von einer Freundschaft, die es so eben nicht mehr gibt.

Schön fand ich die Rückblicke in die gemeinsame Vergangenheit der beiden Protagonistinnen, in eine Zeit, zu der die beiden vieles gemeinsam erlebt haben. Die Gegenwart hat Tendenzen, spannend zu sein, wurde aber meiner Meinung nach viel zu sehr in die Länge gezogen, sodass das Buch im Endeffekt weder die Freundschaft mit Tiefgang behandelt, so wie ich es eigentlich anhand des Klappentextes erwartet hätte, noch zu einem wirklichen Thriller taugt - das zentrale Geschehen, die Entführung von Cassies Baby wurde dafür einfach zu oberflächlich abgehandelt.

Für mich war "Was uns zusammenhält" leider kein wirkliches Highlight, aufgrund des Erzählstils, der mir durchaus gefallen hat, ist mir das Buch dennoch 3 Sterne wert.

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Veröffentlicht am 02.12.2024

Unterhaltsamer Weihnachtskrimi mit viel Wiener Charme

Mord im Stadtpalais
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Während sich die Familie Steinhäusel auf ein besinnliches Weihnachtsfest vorbereitet, geschieht ein großes Unglück im Stadtpalais. Der Vater der Familie bricht nach dem Verzehr von Powidltascherln tot ...

Während sich die Familie Steinhäusel auf ein besinnliches Weihnachtsfest vorbereitet, geschieht ein großes Unglück im Stadtpalais. Der Vater der Familie bricht nach dem Verzehr von Powidltascherln tot zusammen. War es ein Zuckerschock, der dem betagten Herrn das Leben kostete? Oder ist er gar einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Während die Familie Steinhäusel trauert und unterschiedliche Familienzwiste austrägt, wittert Köchin Mila Schlimmes und unterstützt Kommissar Zack bei der Aufklärung des Falles.

Wer die Krimis von Beate Maly mag, wird auch diesen lieben. In bewährter Manier schildert sie herrlich das Leben der Industriellen-Familie Steinhäusel im Stadtpalais in Wien Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Deutlich werden die Klassenunterschiede zwischen der "Herrschaft" und dem Personal aufgearbeitet und detailgetreu der Tagesablauf im Stadtpalais erzählt. Die einzelnen Figuren haben Charme und trotz des schrecklichen Vorfalls, der über der Familie lastet, geht ein gewisser Humor nicht verloren. Auch wenn so manches ein bisschen vorhersehbar ist und eigentlich nicht er Krimi im Mittelpunkt steht, sondern eher das Alltagsleben und die verstrickten Familienbande, so fehlt es dem Buch nicht an Spannung und man möchte von Kapitel zu Kapitel unbedingt weiter lesen und wissen, wie es bei den Steinhäusels weitergeht.

Die Kulisse in der Wiener Innenstadt tut ihr Übriges dazu, dass "Mord im Stadtpalais" zu einem atmosphärischen Weihnachtskrimi geworden ist, den ich mit großem Vergnügen, ein bisschen Patriotismus und viel Humor gelesen habe und gerne and Leser von historischen Geschichten weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 24.11.2024

Erschütternder Schicksalsschlag einer italienischen Familie

Endlich das ganze Leben
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Im Italien der 80er Jahre werden die 16jährige Betta und ihre Cousine Miriam auf dem Weg zu einem Fest überfallen und vergewaltigt, Betta stirbt auf tragische Weise. Dieses Unglück erschüttert die Idylle ...

Im Italien der 80er Jahre werden die 16jährige Betta und ihre Cousine Miriam auf dem Weg zu einem Fest überfallen und vergewaltigt, Betta stirbt auf tragische Weise. Dieses Unglück erschüttert die Idylle einer etwas biederen italienischen Familie. Nachdem die Täter nicht gleich gefunden werden können, verläuft die Suche im Sande und die einzelnen Familienmitglieder versuchen jeder auf seine Weise mehr schlecht als recht mit der Situation zurecht zu kommen. Das geht so lange, bis sich Miriam in Leo verliebt und dieser versucht, aufzuklären, was damals wirklich geschah.

Roberta Recchia ist mit "Endlich das ganze Leben" ein großartiger Roman mit Krimi-Tendenz gelungen. Lernt man in den ersten Seiten die Familie und ihre Hintergründe sehr intensiv kennen, ist man bald in ihrem Schicksal mitgefangen und wird mitgenommen in das Leid, dass die Familie Ansaldo durch den unerwarteten Tod von Tochter Betta erfährt. Eine Mischung aus Familiengeschichte und Drama gepaart mit kriminalistischen Tendenzen verspricht Spannung und viel Emotion - ich konnte nicht anders, als von Beginn an mit der Familie mitzufiebern und mitzuleiden. Beziehungen werden in Frage gestellt, und jedes Familienmitglied geht anders mit dem Geschehenen um. Leider mangelt es an Kommunikation bei den Ansaldos und es muss der Schein, der gutbürgerlichen Familienidylle nach außen aufrecht erhalten werden - ein Fehler, der Miriam, die unmittelbar an dem Verbrechen dabei war, zum Verhängnis zu werden droht. Irgendwann bröckelt jedoch die Fassade und man kommt nicht mehr darum herum, sich miteinander und dem Geschehenen auseinander zu setzen.

Recchia arbeitet in ihrem Buch mehrere Handlungsstränge auf, die sich im Laufe des Buches schön ineinander verweben. Das Buch ist super spannend geschrieben, sodass es mich auch nicht gestört hat, dass die Kapitel relativ lang waren - ich hatte ohnehin das Gefühl immer weiter lesen zu wollen. Einzig gegen Ende wurden einige Themen aufgegriffen, die für mich für die Geschichte nicht nötig gewesen wären und eher für Verwirrung sorgten.

Insgesamt war "Endlich das ganze Leben" für mich ein großartiges, tiefgründiges Lesevergnügen, das mich emotional beschäftigt, aber auch sehr gut unterhalten hat. Sehr gerne empfehle ich das Buch daher weiter, bitte beachtet aber Trigger wie Gewalt, Sexualität und Drogenkonsum.

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Der traurige Beweis einer tiefen Freundschaft

Das Leben ist zu kurz für irgendwann
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Terry und Iris kennen sich seit vielen Jahren und haben viele Aufs und Abs des Lebens miteinander geteilt. Aufgrund einer schweren Erkrankung beschließt Iris, sterben zu wollen und sie macht sich dafür ...

Terry und Iris kennen sich seit vielen Jahren und haben viele Aufs und Abs des Lebens miteinander geteilt. Aufgrund einer schweren Erkrankung beschließt Iris, sterben zu wollen und sie macht sich dafür auf den Weg in die Schweiz. Terry erwischt sie gerade noch vor ihrer Abreise und so machen sich die beiden mit Terrys dementem Vater im Gepäck, auf zu Iris letztem Weg. Was ursprünglich schrecklich klingt eröffnet den beiden Frauen aber viele neue Einblicke und Erkenntnisse über sich selbst und über das Leben.

Ciara Geraghty ist mit "Das Leben ist zu kurz für irgendwann" ein sehr gefühlvoller, tiefgründiger Roman gelungen, der viele große Themen des Lebens abhandelt und zum Nachdenken anregt. Das Thema an sich ist natürlich traurig, die beiden Damen kommen sich während ihrer mehrtägigen Reise jedoch noch einmal richtig nahe und lernen sich selbst und die jeweils andere von einer ganz neuen Seite kennen. Prioritäten werden neu geordnet, Dinge, die früher unmöglich erschienen, werden plötzlich wahr. Demenz ist ebenso ein Thema wie das Überschreiten der eigenen Grenzen und die Beschäftigung mit dem bevorstehenden Tod.

All das wird von Geraghty so geschildert, dass man das Gefühl hat, mit im Auto zu sitzen. Manchmal möchte man mitlachen, manchmal weinen, viele Gefühle tun sich auf dieser Fahrt auf und man wünscht sich während des Lesens, dass diese Reise doch kein Ende nehmen möge, ebenso wenig wie das Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte.

Der lockere Erzählstil, die sympathischen Charaktere und die vielen Passagen, der Geschichte, mit denen man sich selbst auch sehr gut identifizieren kann, machen "Das Leben ist zu kurz für irgendwann" zu einem großartigen Lesevergnügen, das mit dem Ende des Buches noch nicht vorbei ist. Leider war mir persönlich das Ende ein bisschen zu abrupt und ich hätte mir ein bisschen mehr Hintergrundwissen über Iris gewünscht, vor allem der Prozess bis zum Entschluss sterben zu wollen hätte mich interessiert. Insgesamt hat mir "Das Leben ist zu kurz für irgendwann" aber sehr gut gefallen und ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, für all die Leser, die ein bisschen mehr über das Leben und die Dinge, die wirklich wichtig sind, erfahren möchten.

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