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Veröffentlicht am 31.03.2024

Gesellschaftstragödie mit Tiefgang

Mein Name ist Estela
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In ihrem Buch "Mein Name ist Estela" entführt uns Alia Trabucco Zerán nach Chile und lässt uns das Hausmädchen Estela während ihrer 7jährigen Tätigkeit in einem Haushalt in Santiago begleiten. Neben der ...

In ihrem Buch "Mein Name ist Estela" entführt uns Alia Trabucco Zerán nach Chile und lässt uns das Hausmädchen Estela während ihrer 7jährigen Tätigkeit in einem Haushalt in Santiago begleiten. Neben der Haushaltsführung zählt auch die Betreuung der kleinen Julia zu den Aufgaben von Estela. Eines Tages ist Julia jedoch tot und Estela wird ins Verhör genommen.

Alia Trabucco Zerán ist mit "Mein Name ist Estela" ein großartiges Bildnis zweier Gesellschaftsschichten gelungen. Obwohl sie auf engem Raum zusammen leben, könnte das Leben des Hausmädchens Estela nicht unterschiedlicher zu dem der Familie, für die sie arbeitet sein. Estela lebt im Verborgenen, wird kaum gehört, sie hat zu funktionieren und ihren Teil zu der perfekten Welt der Familie beizutragen. So wirklich Gehör kann sie sich erst im Rahmen des Verhörs anlässlich des Todes der kleinen Julia verschaffen. Nun hören wir sie alle, denn sie spricht nicht nur im Rahmen ihrer Einvernahme - sie spricht zu uns. Schritt für Schritt schildert sie uns ihr Leben, die Hürden, die sie auf sich nahm, die Einsamkeit, in der sie lebte.

Estela ist klug, sie beobachtet genau, was vor sich geht. Sie bemerkt die Isolation der kleinen Julia und den Druck, unter dem das Mädchen leidet und sie zieht Parallelen zu ihrem eigenen Leben. Trotz aller Sympathie gelingt es ihr nicht, so wirklich an Julia heranzukommen, zu unterschiedlich sind die Welten, in denen die beiden leben.

Von Anfang an fesselt einen das Buch. Sowohl die Geschichte, als auch der Schreibstil lassen kaum ein Abschweifen zu, man ist von Beginn an eingebunden und hat das Gefühl, mit Estela mitzuleiden. Man kennt den Ausgang des Buches, dennoch möchte man immerzu wissen, was passiert ist, man wartet geradezu darauf, Zeuge dieser Tragödie zu werden. Und auch nach dem Ende des Buches bleibt etwas zurück: Gedanken an Estela, an ihre Welt und die Frage, warum das Leben manchmal genau diesen Lauf nimmt.

"Mein Name ist Estela" war für mich ein großartiges Lesehighlight, das mich fasziniert und beschäftigt hat, das viel Raum zum Nachdenken gab und das ich gerne weiterempfehlen werde.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Weitreichende Schwesternliebe

Was die Sterne dir schenken
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Lexis Schwester Amelia wird bewusstlos am Strand gefunden und als sie erwacht, ist nichts mehr, wie es einmal war. Amelia hat sich verändert und nicht nur das, sie ist plötzlich der Meinung, mit Sam verheiratet ...

Lexis Schwester Amelia wird bewusstlos am Strand gefunden und als sie erwacht, ist nichts mehr, wie es einmal war. Amelia hat sich verändert und nicht nur das, sie ist plötzlich der Meinung, mit Sam verheiratet zu sein. Es treibt sie zur Verzweiflung, dass sich "ihr Mann" nicht mehr meldet und sie nicht im Krankenhaus besucht und sie schildert ihrer Schwester detailgetreu, was sie mit Sam alles erlebt hat.

Um Amelia in ihrer Genesung zu unterstützen, widerspricht Lexi nicht und als ihr am Strand ein Mann begegnet, der genau auf Amelias Beschreibung passen würde, fasst sie einen Plan: mit seiner Hilfe, würde sie das Leben von "Amelia & Sam" nachstellen.

Was ursprünglich als gute Idee erschien, führt zu vielen Verwirrungen, sorgt aber dennoch dafür, dass die Familie enger aneinander geschweißt wird und als schließlich auch noch die Liebe ins Spiel kommt, wäre eigentlich alles perfekt. Würde da nicht eine schreckliche Krankheit lauern...

Mit "Was die Sterne dir schenken" ist Dani Atkins einmal mehr ein gefühlvoller, tiefgründiger Roman gelungen, der einen gut in die Geschichte von Amelia und Lexi, Nick und dem imaginären Sam eintauchen ließ. Nicht nur einmal wird Lexi vor eine schwere Entscheidung gestellt - einerseits, um die Genesung ihrer Schwester zu fördern, andererseits aber auch um ihr eigenes Leben in die richtige Richtung zu lenken. Wir dürfen mitfiebern, wie sich Amelia nach und nach zurück in ihr Leben kämpft, während Lexi nach wie vor versucht, eine Scheinwelt für sie aufrecht zu erhalten. Wie weit dürfen wir gehen, um einen geliebten Menschen von der Wahrheit fern zu halten? Ist es gut, immer alles zu wissen? Auch als Lexi selbst vor die Frage gestellt wird, ob sie denn wissen möchte, wie ihr Leben weiter ginge, ist es nicht einfach, die richtige Antwort zu finden.

Dani Atkins gelingt es immer wieder, einen direkt in das Buch hinein zu holen, sich mit den Protagonisten zu identifizieren und zu überlegen, wie man entscheiden würde, wäre man selbst in ihrer Situation. Ein bisschen gefehlt hat mir diesmal eine überraschende Wendung, wie wir sie bei der Autorin schon oft erleben durften "Was die Sterne dir schenken" war etwas vorhersehbarer. Auch optisch unterscheidet sich das Buch von seinen Vorgängern - schade, denn das typische Design Dani Atkins' Bücher sprang am Büchertisch immer sofort ins Auge. Ansonsten ist es ein durchaus gelungener Roman, den ich gerne weiterempfehlen werde.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Die Geheimnisse der Division Street

Leuchtfeuer
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Vorstadtidylle - aber es lasten Geheimnisse auf der Division Street. Ein folgenschwerer Unfall und eine Geburt, beides verändert das Leben zweier benachbarter Familien für immer und hat Auswirkungen auf ...

Vorstadtidylle - aber es lasten Geheimnisse auf der Division Street. Ein folgenschwerer Unfall und eine Geburt, beides verändert das Leben zweier benachbarter Familien für immer und hat Auswirkungen auf jeden einzelnen der Bewohner. Bei einem Verkehrsunfall stirbt ein Mädchen und kurz darauf wird ein kleiner Junge geboren, dessen Leben ursprünglich auch auf des Messers Schneide stand. Die Auswirkungen der beiden Ereignisse erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte und verweben die Schicksale der beiden Familien miteinander. Wie gehen die einzelnen Familienmitglieder miteinander um? Schaffen sie es, trotz der Vorkommnisse wieder ein sorgenfreies Leben zu führen? Oder lasten die Geheimnisse der Division Street für immer auf ihren Bewohnern?

Dani Shapiros Roman lässt uns über mehrere Jahrzehnte mitverfolgen, wie 2 benachbarte Familien mit Schicksalsschlägen umgehen. Über mehrere Zeitebenen erstreckt sich der Roman und Kapitel für Kapitel lernen wir die einzelnen Familienmitglieder kennen, erfahren, wie sie den Unfall bzw. die Geburt des kleinen Waldos erlebt haben und sehen, wie sie im Laufe der Zeit damit zurecht kommen. Welche Bewältigungsstrategien gibt es, um das Erlebte zu verarbeiten? Geschieht das überhaupt oder lasten die Geheimnisse weiter über den einzelnen Menschen.?

Im Roman werden viele Themen angeschnitten, angefangen vom traurigen, durch 2 Teenagern aus Unachtsamkeit verursachten Unfall, bei dem ein Mädchen ums Leben kam, über eine traumatische Geburt, Alkoholsucht, bis hin zur Demenzerkrankung, die die sympathische Mimi ereilt. Alles ist hoch interessant und es gäbe über jedes Thema eine eigene Geschichte zu erzählen. Leider wird jedes Problem nur sehr oberflächlich gestreift und es gelingt aus meiner Sicht nicht, sich wirklich in das Buch hineinzuversetzen. Die Charaktere sind auf den ersten Blick teilweise so farblos wie Ben, manche auch richtig unsympathisch, wie der arrogante Shenkman und man möchte sie eigentlich besser kennen lernen. Sobald man jedoch ein bisschen tiefer eintaucht, ist das Kapitel um, und die nächste Person wird kurz beschrieben. Für mich hat diese Erzählweise das Buch eher mühsam zu lesen gemacht und es ist mir nicht gelungen, mich dafür zu begeistern, auch wenn das ursprüngliche Thema, die auf den Familien lastenden Geheimnisse, sehr interessant geklungen haben.

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