Ich bin zwiegespalten, aber eher enttäuscht ...
LAKE – Das Haus am dunklen UferDie Schauspielerin Casey ist seit einem Trauma alkoholsüchtig und peinliche Vorfälle in der Öffentlichkeit beendeten ihre Karriere. Um der Klatschpresse zu entkommen, versteckt sie sich in dem Familienferienhaus ...
Die Schauspielerin Casey ist seit einem Trauma alkoholsüchtig und peinliche Vorfälle in der Öffentlichkeit beendeten ihre Karriere. Um der Klatschpresse zu entkommen, versteckt sie sich in dem Familienferienhaus am abgelegenen Lake Greene. Dort freundet sie sich mit Katherine an - sie und ihr Ehemann sind die neuen Besitzer des Glashauses gegenüber. Casey findet die angespannte Stimmung zwischen den beiden verstörend und beginnt das Paar durchs Fernglas zu beobachten. Sie sieht Beunruhigendes, kurz darauf verkündet der Ehemann, seine Frau sei wegen des angekündigten Sturms abgereist. Das erscheint Casey aus verschiedenen Gründen unglaubwürdig, weshalb sie zu ermitteln beginnt ...
Ich war bisher ein Fan der Bücher von Riley Sager - die Spannung in ein, zwei seiner Bücher ist mir zwar etwas zu subtil, aber schlecht fand ich bisher keins! “Lake - Das Haus am dunklen Ufer” hat meiner Meinung nach allerdings mehrere dramaturgische Schwächen.
Das Innenleben der Protagonistin ist mir zu ausführlich, das dient jedoch sicher dazu, sich in sie hineinzuversetzen. Und ich kann ich beurteilen, ob einige Hinweise zu offensichtlich sind, oder ob ich sie auf Anhieb erkannt sowie richtig gedeutet habe, weil ich über 30 Jahre Krimi- und Thrillerfiktion-Erfahrung verfüge. Caseys “kaputter” Lebenswandel und Katherines Eheprobleme sind für mein Empfinden zwar nicht besonders originell, aber eindringlich gestaltet – ich finde allerdings bereits hier einiges wenig plausibel. Richtig bergab ging es für mich mit Der Wahnsinns-Wendung, die alles verändert, die für mich aufgrund der Erzählperspektive jedoch kaum Sinn macht. Sie bringt packende Hochspannung mit sich, sodass total neugierig auf die Auflösungen war - diese finde ich dann allerdings konstruiert bzw. wenig überzeugend.
Achtung - folgenden Absatz könnte man als spoilernd empfinden:
Für mich ist auch seltsam, dass eine erschütternde Erkenntnis Casey dazu bringt, eine andere (zunächst) außer Acht zu lassen, denn meiner Ansicht nach ist offensichtlich, dass es nicht um “entweder dieses oder jenes Problem” geht, sondern um dieses UND jenes!
Die einzelnen Handlungselemente sind toll, aber die Umsetzung zu einem stringenten Plot ist meiner Meinung nach wenig gelungen.
Natürlich finde ich vieles wirklich gut: es geht ereignisreich zu, das atmosphärische Setting (eine exklusive kleine Ferienhaussiedlung in Neuengland im Herbst), die Figurendynamiken, eine falsche Fährte, die greifbar beklemmende Stimmung und der teilweise sarkastische bis tragisch komische Erzählstil, auch weil interessante philosophische bzw. psychologische Betrachtungen darunter sind.