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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2023

Eine konkrete Angst, die ins Uferlose führt

Die Farbe der Sprachlosigkeit
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Dana schreibt, eher weniger erfolgreich, Drehbücher für Fernsehserien. Sie hat einen Partner, Jan, einen Start-Up-Unternehmer, der seinen Weg geht. Und dann ist da das große sonst. Dass sie in ihrer Beziehung, ...

Dana schreibt, eher weniger erfolgreich, Drehbücher für Fernsehserien. Sie hat einen Partner, Jan, einen Start-Up-Unternehmer, der seinen Weg geht. Und dann ist da das große sonst. Dass sie in ihrer Beziehung, in dem so-vor-sich-hinleben, nicht glücklich ist, lässt sie gar nicht erst an sich ran. Und dann entdeckt sie eine Hautveränderung an ihrem Hals. Der Gang zum Arzt und eine angedachte weiterführende Diagnostik, sie machen ihr Angst. Das ist konkret und natürlich sehr nachvollziehbar. Doch dieses Gefühl, es eskaliert, löst sich vom eigentlichen Grund und verursacht 'Unglaubliches'. Panikattacken, Gedanken, die sich im Abstrusen verlieren und sie ziehen Dana die Beine unter den Füßen weg. Sie versucht sich festzuhalten, an Konkretem. Aber was gibt es schon in ihrem Lebem, was ihr Halt geben könnte. Beruflich nein, privat, da versucht sie es erst gar nicht, sich ihrem Partner mitzuteilen. Und Freunde, wenig.
Ein heftiges Thema, ein intensives Buch, ein Buch, das Fragen aufwirft, auf die sich (hier) wenige Antworten finden. Hier verliert jemand irgendwie auch sich selbst. Oder war das gar schon vor dem als konkretem Anlass ausgemachten Sachverhalt der Fall? Und dann, wie helfen, wenn man es nicht zulässt, zulassen kann?, wenn die absolute Sprachlosigkeit noch mehr Sprachlosigkeit hervorbringt.
Ja, wirklich ein heftiges Buch. Es hat nicht an allen Stellen gepasst, für mich, aber es hat einen auf jeden Fall gepackt und es klingt, in seiner Sprachlosigkeit, lange nach.

Veröffentlicht am 27.12.2023

Ein neuer Anfang für ein trauriges Mädchen und den Jungen ohne Gedächtnis

Ende Juli, Anfang August
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Vor genau drei Jahren ist es geschehen. Die heute 15-jährige Juli hat ihre Zwillingsschwester Mia an das Meer verloren. Und noch immer hofft sie, dass diese wieder kommt, kann mit deren Tod nicht abschließen. ...

Vor genau drei Jahren ist es geschehen. Die heute 15-jährige Juli hat ihre Zwillingsschwester Mia an das Meer verloren. Und noch immer hofft sie, dass diese wieder kommt, kann mit deren Tod nicht abschließen. Ihre Trauer ist tief und verzweifelt, bis heute. Und sie hat sich ziemlich abgeschottet von ihrer Umgebung. Doch dann, bei einem Strandspaziergang, wird ein Junge angespült. Körperlich unverletzt, in ihrem Alter, kommt es ihr vor, als würde er vom Meer (zurück)-gegeben. Es stellt sich heraus, das er das Gedächtnis verloren hat und der einzige Anhaltspunkt für seine Herkunft ist ein portugiesisches Lied, auf das er reagiert. Als dann eine eigenmächtige Entscheidung von Julis Eltern deren Welt noch düsterer macht, beschließt sie, zusammen mit dem Fremden, den sie August nennt, auf eine Reise zu gehen, eine Reise, um Erinnerungen neu zu erwecken und ihrem Freund seine Identität zurückzugeben. Was daraus wird, ist ein spannender ereignisreicher Roadtrip, mit vielen sehr interessanten, mitunter auch speziellen Menschen. Und diese Tour, sie macht etwas mit Juli. Es ist auch für sie eine Art Neufindung. Sie erlebt Gefühle, die jenseits der Trauer liegen und da ist noch mehr.
Ein sehr gelungenes Jugendbuch, mit einem ernsten Thema, erst beladen, wenn man an die Hauptprotagonistin denkt, aber was daraus dann entsteht, eine spannende doch zunehmend lebensbejahende Geschichte über zwei junge Menschen, die auf der Suche sind.

Veröffentlicht am 27.12.2023

Achtung, auch bei dir sind es die Dubties und die sind doch an allem schuld, oder?

Lilo und die Dubties
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Hallo, hereinspaziert, gleich mit der ersten Seite fallen wir mitten hinein, in die Dubtieswelt. Das ist eigentlich erst einmal das Zuhause von Lilo und ihrer Familie, aber eben nicht nur. Lilo ist ein ...

Hallo, hereinspaziert, gleich mit der ersten Seite fallen wir mitten hinein, in die Dubtieswelt. Das ist eigentlich erst einmal das Zuhause von Lilo und ihrer Familie, aber eben nicht nur. Lilo ist ein sehr nettes Kind und sie mag Spaß. Kleine Streiche gehören da natürlich dazu, aber irgendwas läuft aus dem Ruder. Denn die Lustigkeiten werden immer mehr und Lilos Eltern finden daran überhaupt nichts mehr lustig. Da ist richtig Ärger angesagt. Aber Lilo war es ja gar nicht. Es waren die Dupties, kleine bunte zu jedem Spaß aufgelegte koboldige Wesen, die manchmal auch nicht wissen, wann es genug ist. Aber ganz prinzipiell meinen sie es nur gut und wollen einfach dem Leben mehr Lachen geben. Doch man bekommt sie kaum zu Gesicht und so glauben Lilos Eltern ihrer Tochter nicht und es gibt mächtig Streit, so schlimmen Streit, dass Lilo einfach weglaufen will, von Daheim.
Was für eine spaßige quirlige Duptieslustige Geschichte, in der es herrlich bunt, lebendig und turbulent zugeht, irgendwie auch überraschend echt, so direkt aus dem Leben mit Kindern und mit Eltern. Denn die Geschichte ist aus Kindersicht erzählt und das gibt einem bei der ein oder anderen Situation als Erwachsenem durchaus zu denken. So fühlt sich das also an, so sieht das vielleicht auch mein Kind. Und es ist durchaus auch ernst, was hier passiert und authentisch, weil wir alle schon mal eine Situation erlebt haben, die Emotionen hervorbringt, die dann zu mehr werden können, aber hoffentlich eben nie tun. Und damit das mit dem Ernst nie wirklich so richtig 'blöd' wird, sind natürlich die Dupties da. Die sind bei uns inzwischen so richtig seßhaft geworden und sorgen dafür, dass man das ein oder andere dann doch etwas lockerer nimmt.
Danke Dupties!

Veröffentlicht am 19.12.2023

Spannendes Jugendbuchabenteuer mit Zeitreisefaktor

Das Zeitportal (Band 2) – Entführt in die Vergangenheit
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Felix, Jonas, Nina und Anton sind dicke Freunde. Doch eines Tages ist Felix einfach verschwunden. Liegt da vielleicht eine Entführung vor? Auf jeden Fall braucht Felix Hilfe und so machen sich die drei ...

Felix, Jonas, Nina und Anton sind dicke Freunde. Doch eines Tages ist Felix einfach verschwunden. Liegt da vielleicht eine Entführung vor? Auf jeden Fall braucht Felix Hilfe und so machen sich die drei auf die Suche. Einen ersten sehr verwirrenden Hinweis bietet sein Bild in einem Jahrbuch von 1961. Ist er per Zeitreise dort gelandet? Seine Freunde sind davon überzeugt und reisen ihm nach. Dort finden sie Felix dann auch. Aber das ist erst der Anfang eines spannenden, sehr unterhaltsamen Abenteuers, das uns zusätzlich auch noch etwas Geschichte mit auf den Weg gibt. Wer weiß heute schon noch etwas vom 'Kalten Krieg'.
Zeitreisen ist wirklich nicht ohne, das kann richtig dramatisch werden und die Folgen, gefährlich für die ganze Menschheit, wenn man nicht aufpasst. Aber so gute Freunde bekommen das schon hin. Und das Ergebnis, ein tolles Buch, das voll überzeugt.
Und was die vier hier gelernt haben, können sie ja dann bei ihrem nächsten Zeitreisetrip einsetzen. Ich bin mir sicher, es wird ein nächstes Abenteuer geben.

Veröffentlicht am 19.12.2023

Sich Gewalt anzutrainieren, das macht etwas mit dem Menschen

NOVA
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Der Neurochirug Davide führt mit seiner Frau Barbara und Tommasco, dem inzwischen zum Jugendlichen herangewachsenen Sohn ein recht zufriedenes Leben. Seine Arbeit erfüllt ihn, bald steht eine Beförderung ...

Der Neurochirug Davide führt mit seiner Frau Barbara und Tommasco, dem inzwischen zum Jugendlichen herangewachsenen Sohn ein recht zufriedenes Leben. Seine Arbeit erfüllt ihn, bald steht eine Beförderung an und das Leben läuft in ruhigen Bahnen, bis zu diesem einen Tag. In einem Restaurant werden Ehefrau und Sohn von einem Mann geradezu übergriffig belästigt und er schaut dem Ganzen, wie gelähmt, zu. Er greift nicht ein. Das tut dann ein Anderer für ihn und klärt die Situation auf recht brutale Weise. Davide ist geschockt über sich selbst und hat das Gefühl, ein Feigling zu sein. Er war immer ein Mann der Worte und jetzt 'hat er versagt'. Das beschäftigt ihn so sehr, dass er beschließt, der Gewalt, der körperlichen Durchsetzungskraft mehr Gewicht zu geben. Und das führt, ganz langsam, auch zu Wandlung seiner selbst.
Dies ist mal eine ganz andere Art, sich mit dem Thema Gewalt auseinanderzusetzen. Ein Mensch versucht sich nicht, ihrer zu entledigen, nein, er trainiert sie sich, sozusagen bewusst, an, um ein Mann zu sein und vor sich selbst zu bestehen. Das ist spannend in der Konzeption, doch die Umsetzung in diesem Buch hat mich nicht überzeugt. Emotionen, Intensität, eine Geschichte, die einen mitreißt, das ist die Vorstellung, die einem dabei geradezu entgegenspringt, doch dies hier ist 'schön'. Im wahrsten Sinne des Wortes, schön, sprachlich ganz großes Kino. Hier liebt einer den Umgang mit seiner Sprache und setzt sie dementsprechend äußerst kunstvoll, literarisch gehoben ein. Aber der Autor will uns ja auch eine Geschichte erzählen, sie an uns Leser herantragen und uns begeistern. Und da ist hier noch viel Luft nach oben. Ich bin überzeugt, wünsche es mir zumindest, er bekommt das hin, beim nächsten Mal. Ein bisschen objektive Fachkunde seitens des Verlags hätte sicherlich nicht geschadet. Und es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Also die vertraute 'Wohlfühlzone' verlassen, Mut zur Emotion und dann ist man auch gerne wieder mit dabei.

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