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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kunstmann, A
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 286
  • Ersterscheinung: 17.08.2023
  • ISBN: 9783956145605
Fabio Bacà

NOVA

Christine Ammann (Übersetzer)

Wie geht man mit Gewalt um, wenn man im Alltag damit unvermittelt konfrontiert wird? Flüchten oder standhalten, das ist die große Frage, die dieser mit feiner Ironie erzählte Roman aufwirft, und so die Werte unserer Gesellschaft auf den Prüfstand stellt. Der Neurochirurg Davide Ricci weiß alles über das menschliche Gehirn und die menschliche Psyche. Glaubt er. Aber stimmt das? Mit seiner Frau und seinem Sohn lebt er in einem schicken Holzhaus am Stadtrand von Lucca. Wäre da nicht der Nachbar Massimo Lenci mit seiner Bar und dem ständigen nächtlichen Lärm, gäbe es nichts zu klagen. Aber als seine Frau und sein Sohn in einem Restaurant von einem Betrunkenen angegriffen werden und er sich, anstatt ihnen zur Hilfe zu kommen, hinter einer Gruppe von Touristen versteckt und zuschaut, wie ein anderer Gast eingreift, ändert sich sein Leben schlagartig. Hat er sich bis dahin als jemand gesehen, der »genetisch nicht zur Gewalt fähig ist«, muss er sich nun eingestehen, dass er schlicht feige ist. Und so kann es nicht weitergehen. Er freundet sich mit Diego an, dem Mann, der den Angreifer im Lokal spontan gestoppt hat, und lässt sich von ihm coachen. Mit durchaus zweifelhaftem Erfolg. Gewalt im Alltag ist allgegenwärtig, aber zum Glück wird man selten so direkt damit konfrontiert wie der Protagonist in diesem großartig erzählten Roman. Wie es Bacà gelingt, ein gesellschaftlich brisantes und gerne verdrängtes Thema zu einer nahezu »persönlichen» Erfahrung zu machen, ist verstörend und spannend bis zur letzten Seite.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2023

Tolle Sprache aber zu zerfaserte Geschichte über Gewalt

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Davide ist Neurochirurg an einem italienischem Klinikum. Gewalt brauchte er bisher nie anwenden, wenn er seine behandlungsbedürftigen Patient:innen durch feine Schnitte im Gehirn rettet. Als im Privaten ...

Davide ist Neurochirurg an einem italienischem Klinikum. Gewalt brauchte er bisher nie anwenden, wenn er seine behandlungsbedürftigen Patient:innen durch feine Schnitte im Gehirn rettet. Als im Privaten sein jugendlicher Sohn und vor allem seine Ehefrau in einem Restaurant von einem fremden Mann angepöbelt, angebaggert und angegrapscht werden, reagiert Davide nicht, beobachtet alles aus einer sicheren Distanz heraus. Es greift ein Unbeteiligter ein, indem er selbst Gewalt anwendet, um den Übergriffigen zur Räson zu rufen. Während wir in den Alltag der Familie eintauchen, sucht sich Davide Hilfe, um sich die Fähigkeit zur Gewaltanwendung anzueignen, denn bisher ist er der Meinung, einfach dazu gar nicht fähig zu sein. Alles gipfelt in einem Showdown, in dem das Leben der Familie in Gefahr gerät. Wie wird sich Davide verhalten?

Gleich ab dem ersten Satz habe ich mich in die Sprache und Fabulierkunst von Fabio Bacà verliebt. Christine Ammann bringt mit ihrer Übersetzung aus dem Italienischen diesen Roman wirklich zum sprachlichen Meisterwerk, indem sie die in Masse angewandten Fachbegriffe aus der Neurologie, welche in das Denken der gesamten Familie eingezogen sind, wirklich sehr gekonnt ins Deutsche überführt. Mit einem stark selbstironischen Unterton wird hier eine hoch gestochene Sprache verwandt, die Substantive aneinander reiht, komplizierte Satzkonstruktionen und anspruchsvolle Inhalte verwendet. Gerade weil das alles mit viel Ironie geschieht, macht es so einen Spaß den Text zu lesen. Fachlich sind die Ausflüge in die Neurologie und Psychologie dabei korrekt vom Literaten Bacà wiedergegeben. Wirklich eine Freude. Allerdings wechselt zum Ende hin der Ton des Romans hin zu einem ernsten mit einer soliden, aber unauffälligeren Sprache, sodass damit auch der Fokus des Ganzen zunehmend verloren geht.

Der inhaltliche Fokus ist für mich auch das größte Problem am Buch. Folgt man noch den Alltagsgeschichten der Familie, die mitunter losgelöst vom Gesamttext wirken, noch über weite Strecken gern, so fragt man sich zunehmend, was uns der Autor mit dem Roman vermitteln möchte. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass Gewalt immer noch mehr Gewalt nach sich zieht und dass Gewalt, egal mit welchem Zweck, unangebracht ist. Selbst zur Selbstverteidigung? Ich weiß es nicht. Der Roman bietet mir hier allerdings wenig neue Denkansätze, er wird zunehmend zu einer unfokussierten Geschichte über Gewalt im Alltag. Eine Quintessenz fällt mir allerdings schwer zu formulieren.

Die Zeichnungen der Figuren funktionieren als Skizzen, hätten aber auch noch tiefgründiger ausgearbeitet werden können. Man bekommt einen kleinen Eindruck, fast wie bei einer Kurzgeschichte, aber für einen Roman scheinen sie zu kurz gegriffen. Auch zaubert der Autor ganz zum Schluss eine vollkommen unerwartete Handlung einer Figur aus dem Hut, die im Roman keine Grundlage hat und erst im Nachhinein von einer anderen Figur erläutert wird. Das bewirkt zwar ein spektakuläres Finale für den Roman, entbehrt aber auch der notwendigen Unterfütterung und wirkt dadurch unglaubwürdig, wenn auch nicht vollkommen unmöglich.

Wenn es nur nach der Sprache gehen würde, der Roman hätte von mir 5 von 5 Sternen bekommen. Leider zerfasert er aber inhaltlich zu stark und lässt die Intention des Autors vermissen. Somit lande ich bei wirklich sehr guten 3 Sternen (3,5) und würde den Autor durchaus weiter im Blick behalten mit der Hoffnung, dass er sich zukünftig noch besser thematisch fokussieren kann.

3,5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 19.12.2023

Sich Gewalt anzutrainieren, das macht etwas mit dem Menschen

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Der Neurochirug Davide führt mit seiner Frau Barbara und Tommasco, dem inzwischen zum Jugendlichen herangewachsenen Sohn ein recht zufriedenes Leben. Seine Arbeit erfüllt ihn, bald steht eine Beförderung ...

Der Neurochirug Davide führt mit seiner Frau Barbara und Tommasco, dem inzwischen zum Jugendlichen herangewachsenen Sohn ein recht zufriedenes Leben. Seine Arbeit erfüllt ihn, bald steht eine Beförderung an und das Leben läuft in ruhigen Bahnen, bis zu diesem einen Tag. In einem Restaurant werden Ehefrau und Sohn von einem Mann geradezu übergriffig belästigt und er schaut dem Ganzen, wie gelähmt, zu. Er greift nicht ein. Das tut dann ein Anderer für ihn und klärt die Situation auf recht brutale Weise. Davide ist geschockt über sich selbst und hat das Gefühl, ein Feigling zu sein. Er war immer ein Mann der Worte und jetzt 'hat er versagt'. Das beschäftigt ihn so sehr, dass er beschließt, der Gewalt, der körperlichen Durchsetzungskraft mehr Gewicht zu geben. Und das führt, ganz langsam, auch zu Wandlung seiner selbst.
Dies ist mal eine ganz andere Art, sich mit dem Thema Gewalt auseinanderzusetzen. Ein Mensch versucht sich nicht, ihrer zu entledigen, nein, er trainiert sie sich, sozusagen bewusst, an, um ein Mann zu sein und vor sich selbst zu bestehen. Das ist spannend in der Konzeption, doch die Umsetzung in diesem Buch hat mich nicht überzeugt. Emotionen, Intensität, eine Geschichte, die einen mitreißt, das ist die Vorstellung, die einem dabei geradezu entgegenspringt, doch dies hier ist 'schön'. Im wahrsten Sinne des Wortes, schön, sprachlich ganz großes Kino. Hier liebt einer den Umgang mit seiner Sprache und setzt sie dementsprechend äußerst kunstvoll, literarisch gehoben ein. Aber der Autor will uns ja auch eine Geschichte erzählen, sie an uns Leser herantragen und uns begeistern. Und da ist hier noch viel Luft nach oben. Ich bin überzeugt, wünsche es mir zumindest, er bekommt das hin, beim nächsten Mal. Ein bisschen objektive Fachkunde seitens des Verlags hätte sicherlich nicht geschadet. Und es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Also die vertraute 'Wohlfühlzone' verlassen, Mut zur Emotion und dann ist man auch gerne wieder mit dabei.

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Veröffentlicht am 06.10.2023

Im Herzen der Gewalt

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Ruht die Fähigkeit zur Gewalt, gar der Wille dazu, in uns allen? Und was bedeutet dies für die Gesellschaft? Diese spannenden Fragen stehen im Mittelpunkt von Nova.

Die Kleinstadt Lucca, der Neurochirurg ...

Ruht die Fähigkeit zur Gewalt, gar der Wille dazu, in uns allen? Und was bedeutet dies für die Gesellschaft? Diese spannenden Fragen stehen im Mittelpunkt von Nova.

Die Kleinstadt Lucca, der Neurochirurg Davide, seine Frau Barbara, Logopädin, der jugendliche Sohn Tommaso, ein Übergriff auf Barbara in einem Restaurant, der von einem zunächst Fremden für sie gelöst wird. Das sind die Eckdaten und Ausgangssituation von Nova.

Davide beginnt nicht weniger als eine Transformation im Laufe des Romans, sein Denken und Handeln in Bezug auf Gewalt verändern sich und damit wird auch er ein anderer. Doch zu welchem Preis?

Der Roman ist wirklich hervorragend geschrieben und übersetzt, man meint eine echte Liebe zur Sprache zu erkennen und was diese ausdrücken kann. Umso bedauerlicher ist daher, dass die Figuren seltsam blass bleiben, man erfährt kaum etwas über echte Emotionen dieser. Stattdessen gibt es einige Längen, die weder dem Hauptplot noch einer echten Charakterverdichtung der Protagonisten und Protagonistinnen dienen. Thematisch entsteht der Eindruck, dass der Autor mit viel Raffinesse und Talent mit den Ausdrucksformen der Sprache spielt, darüber jedoch Substanz und Inhalt aus dem Fokus geraten. Gewalt als Mittel und Form, obwohl Hauptthema des Buches, wird letztlich auch ideengeschichtlich nur oberflächlich und einseitig betrachtet, auch die Komplexität sozialer Beziehungen wird nur unzureichend erfasst, und ausschließlich im Kontext Gewalt und Männlichkeit, dargestellt.

Der Roman ist gespickt mit medizinischen Fachbegriffen, die die Geschichte zwar authentisch machen, schließlich ist Davide Neurochirurg, jedoch das Lesen zuweilen beschweren, wenn man mit dem Vokabular nicht vertraut ist und gleichzeitig den Anspruch hat, das Gelesene zu verstehen. Da ich mir tatsächlich oft das Gelesene bildlich vorstelle, brauchte ich hier „Übersetzungen“. Es wäre schön, wenn zumindest sehr spezielles Vokabular vielleicht im Anhang oder einer Fußnote erläutert würde.

Das Cover finde ich sehr passend, es hat etwas Eruptives, das sich auch im Roman, im positiven Sinne widerspiegelt.

Ich hatte mich sehr auf den Roman gefreut, da ich Thema und Beschreibung sehr interessant fand. Sprachlich wurde ich nicht enttäuscht, inhaltlich hat der Autor das Potential, sowohl sein eigenes als auch des Themas, nach meinem Empfinden jedoch leider nicht ausgeschöpft.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Gewalt im Paradies

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Chirug Davide hat was viele Menschen als perfektes Leben bezeichnen würden: Er lebt mit seiner wunderschönen Frau und dem intelligenten Sohn in einer guten Gegend, fährt einen teuren BMW hofft im Job auf ...

Chirug Davide hat was viele Menschen als perfektes Leben bezeichnen würden: Er lebt mit seiner wunderschönen Frau und dem intelligenten Sohn in einer guten Gegend, fährt einen teuren BMW hofft im Job auf eine Beförderung. Lediglich ein paar Ungereimtheiten mit dem Nachbarn und seltsame Neckereien des Chefs trüben sein Paradies. Das alles ändert sich, als Davide Zeuge wird, wie seine Frau und sein Sohn von einem betrunkenen Mann belästigt werden, der wiederum von einem Unbekannten brutalst zurechtgewiesen wird. Aus Scham, nicht selbst eingegriffen zu sein, ergreift er Initiative und versucht sich der neuen Gewalt in seinem Leben zu stellen.

Eins muss man diesem Buch auf jeden Fall lassen: Es ist fantastisch geschrieben. Der Stil von Bacà ist sehr beschreibend, aber ohne zu ausufernd zu wirken, was meiner Meinung nach eine wirklich schwierige Balance sein kann. Hut ab hier auch an die Übersetzerin Christine Ammann, dieses Werk war sicherlich eine harte Nuss. Immer wieder konnte das Buch mich so fesseln

Leider schaffte das die Handlung oft nicht. Dafür, dass Gewalt das zentrale Thema des Buchs sein soll, geht es doch recht oft um ganz andere Sachen und so hält man sich oft mit Aspekten auf, die wirklich nicht spannend sind. Der Großteil der Geschichte verlief für mich einfach zu langsam und unspektakulär, auch wenn sie mit einem sehr wilden Ende versucht, das wiedergutzumachen - für mich war genau das dann aber auch zu absurd und auch irgendwie unpassend für den Rest des Buches.

Ich finde, es hätte innerhalb der Handlung viele Möglichkeiten gegeben, besser auf das Thema Gewalt einzugehen oder zumindest die Geschichte spannender zu gestalten.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Hass und Gewalt als Teil der Menschheit(sgeschichte)

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Als seine Frau und sein Sohn bedroht werden, lernt sich Davide neu kennen. Trotz der Gefahr für seine Familie ist er nämlich nicht in der Lage, einzugreifen und sie zu beschützen. Stattdessen ist der Neurochirurg ...

Als seine Frau und sein Sohn bedroht werden, lernt sich Davide neu kennen. Trotz der Gefahr für seine Familie ist er nämlich nicht in der Lage, einzugreifen und sie zu beschützen. Stattdessen ist der Neurochirurg wie gelähmt und schaut zu, wie ein Fremder die Situation brutal klärt. Unfähig zu Gewalt macht sich Davide daran, seine Kräfte zu entdecken und zu lernen, diese einzusetzen.

In „NOVA“ lernen wir eine Hauptfigur kennen, die sehr gebildet erscheint und sanftmütig auftritt. Meinungsverschiedenheiten klärt Davide mit Worten – nichts läge ihm ferner als seinen Mitmenschen Schaden durch eine körperliche Auseinandersetzung hinzufügen zu wollen. Entsprechend beschreibt er sich selbst als „Feigling“. Dieser bleibt Davide jedoch nicht, denn er macht im Laufe des Romans eine deutliche Entwicklung durch: Er lernt Aggressionen, Wut und die damit verbundene Gewalt als Urinstinkte kennen, die in jedem Menschen tief verwurzelt sind und die sich nicht dauerhaft unterdrücken lassen. Sein Mentor vermittelt ihm jedoch, dass man die Gewalt beherrschen können muss, ehe sie den Menschen beherrscht. Nicht in jeder Situation gelingt das und so gipfelt auch der Roman in einem erschütternden Finale. Hier stellt sich die Frage, ob Wut, Hass und Gewalt wirklich der richtige Weg sind, um sich zur Wehr zu setzen.
Neben Davide stehen vor allem seine Frau Barbara und sein Sohn Tomasso im Fokus des Geschehens. Mit ihnen und ihren Erlebnissen enthält das Buch einige Nebenschauplätze, die zwar unterhaltsam, für den Kern der Handlung meines Erachtens jedoch nicht relevant sind.
Sprachlich empfand ich den Roman stellenweise etwas herausfordernd, da er viele fachliche Termini enthält, insbesondere solche aus dem medizinischen Bereich.