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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2023

Der Geruchssinn hat entscheidende Bedeutung für so viele Abläufe in der Natur, auch in der menschlichen

Die Nase vorn
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Der Geruch ist einer der fünf Sinne und bei weiten wichtiger als von uns Menschen angenommen. Wir sind uns seiner Bedeutung für uns selbst und für so viele Lebewesen in der Natur, inklusive der Pflanzen, ...

Der Geruch ist einer der fünf Sinne und bei weiten wichtiger als von uns Menschen angenommen. Wir sind uns seiner Bedeutung für uns selbst und für so viele Lebewesen in der Natur, inklusive der Pflanzen, nur sehr unzureichend bewusst. Aber mit diesem duftgewaltigen Buch wird uns da geholfen. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie hat sich auf eine vielfältige Reise gemacht, geschichtlich durch die Zeit, auf dem Weg der wissenschaftlichen Forschung rund um das Thema Geruch. Und ganz direkt durch unsere Welt hat er all die Lebewesen für uns besucht, die mit Geruch etwas anfangen können und ihn in ihrem Agieren mit ihrer Umgebung einsetzen. Herausgekommen dabei ist ein Buch, das den Vorhang öffnet, an dem wir bisher so arglos vorbeigelaufen sind, weil wir es nicht für nötig oder auch einfach nicht für interessant genug gehalten haben, dem Geruch Aufmerksamkeit zu witmen. Doch jetzt ist es soweit und das Erstaunen über all das Spannende, was uns hier geboten wird, was wir auch bzgl. uns selbst entdecken können, ist wuchtig. Und enden müsste es nie, denn die Natur ist eine unbegrenzte Ressource für noch so viel mehr davon. Die Forschung dazu wird weitergehen, denn wir wollen verstehen. Und wir werden Nutzen daraus ziehen, denn wir zählen selbst zu den vielen geruchsgesteuerte Wesen. Wie war das noch mit dem Morgenkaffee.
Dieses Werk hat mir eine Tür geöffnet und wenn ich durch den Alltag gehe, werde ich jetzt wohl wirklich riechen, ganz bewusst und dann fasziniert beobachten, was dies mit mir macht. Geruch kann ein Wohlfühlen sein oder die Wahrnung vor einer Gefahr, Einladung oder einfach Lust auf mehr.

Veröffentlicht am 13.12.2023

Unterhaltsame Krimirunde mit einer reizvollen humorigen Mischung aus Wiener Schmäh und asiatischer Lebenshaltung

Herr Kuranaga
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Herr Kuranaga, japanischer Philosophie-Professor in Wien und ganz wichtig, ein echter Samurai, bringt sich ein. Der Wirt seiner Kneipe "Eiserne Hand" offenbart dem dortigen Stammtisch seine Sorgen, denn ...

Herr Kuranaga, japanischer Philosophie-Professor in Wien und ganz wichtig, ein echter Samurai, bringt sich ein. Der Wirt seiner Kneipe "Eiserne Hand" offenbart dem dortigen Stammtisch seine Sorgen, denn seine Freundin liegt nach der dritten Coronaimpfung mit ernsthaften Problemen auf der Intensivstation. Irgendetwas stimmt da nicht, da sind sich schnell alle einig und die ersten 'Ermittlungen' laufen an. Ein befreundeter Arzt macht den Anfang und dann lässt Kuranaga seine eigenen Verbindungen in die ganze Welt spielen. Gerade in den asiatischen Sphären tut er Kontakte auf, die Erstaunliches zu berichten haben. Und eine Lösung bahnt sich ihren Weg.
Ein sehr unterhaltsamer Kriminalroman, mit einem angenehm dargebotenen Maß an Spannung und vor allem, jeder Menge Humor und Charme. Wenn zwei kulturell so ausgeprägt verschiedene Grundstatements gut Freund miteinander sind und an einem Strang ziehen und dann der Reiz, der das Aufeinandertreffen von Wiener Schmäh und asiatischer Lebenshaltung so mit sich bringt, voll durchschlägt, dann hat das was. Da kann man den 'Ernst der Lage' auch schon mal kurzzeitig vergessen, weil es einfach Spaß macht, diesen charmanten Absonderlichkeiten, wie sie auch von den Protagonisten selbst durchaus wahrgenommen werden, zu lauschen bzw. sie lesend mitzuerleben. Die Idee dazu schlägt auf jeden Fall voll ein und wir Leser sind zufrieden, so zufrieden, dass uns Herr Kuranaga gerne wieder beehren darf. Ich würde mich freuen.

Veröffentlicht am 13.12.2023

Wenn Morden dazu führt, endlich jemand Besondere zu sein

STROM
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Hector ist 28 Jahre alt und hat in seinem Leben bisher nichts erlebt, was erwähnenswert wäre. Genau deshalb wird er, davon ist er überzeugt, von seiner Umwelt irgendwie so gar nicht wahrgenommen. Und das ...

Hector ist 28 Jahre alt und hat in seinem Leben bisher nichts erlebt, was erwähnenswert wäre. Genau deshalb wird er, davon ist er überzeugt, von seiner Umwelt irgendwie so gar nicht wahrgenommen. Und das muss sich ändern. In der heutigen Zeit ist es das Internet, das Berühmtheit schafft und so beschließt er, Influencer zu werden. Und was er verkauft, muss sich abheben von all den Anderen, die ihr Glück so versuchen. Sein Beruf in einem Elektrogeschäft macht es nicht her, aber trotzdem setzt ihn die Idee, deren Umsetzung ihn zu etwas Einzigartigem machen soll, unter STROM. Er wird Menschen töten, dieses filmen und es dann auf seinem neugegründeten Blog online stellen. Wenn da die Follower nicht anbeissen, wenn da nicht die Klicks durch die Decke gehen, dann stimmt etwas nicht mit der erlebnisgeilen Gesellschaft, deren Grenzen sich durch die mögliche Anonymität in der digitalen Welt immer weiter verflüchtigen. Hector setzt sein Vorhaben in die Realität um, akribisch in der Planung und der Ausführung. Und das Ergebnis, der Mord-Blogger wird zum neuen Hit. Doch um die morbide Gesellschaft bei der Stange zu halten, gilt, mehr, immer mehr, immer brutaler und blutrünnstiger.Denn sonst verliert doch, ganz klar, die kranke Community das Interesse und wendet sich Neuem zu. Denn es gibt viele Hectors, viele Nichtgesehene, die sich von ihrem Leben angeödet fühlen und nach Auswegen suchen.
Ein tolles Buch, spannend, prickelnd in jeder Minute und so real und aktuell, wie ich schon lange nichts mehr gelesen habe. Genauso habe ich diese Geschichte wahrgenommen und doch. Noch während man diese positiven Worte formuliert, ist da ein Beigeschmack, der in in einem die Frage aufwirft, wie nah ist man dran, mit seinem Leserermpfinden an der Community, die Hector hier über einen so langen Zeitraum erst möglich macht.
Aber auch dann. Es ist immer noch ein tolles Buch, Leseunterhaltung, die richtig gut funkioniert. Und die eigene Selbstreflexion ist selbstverständlich mit im Paket.

Veröffentlicht am 08.12.2023

Die Welt der Quanten und wie man sie versteht, auch wenn sie an zwei Orten gleichzeitig sein können

Warum wir nicht durch Wände gehen*
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Die Welt der Quanten, sie umfasst schon ein ganz besonderes Universum und ist in abgehobeneren Sphären unterwegs, auch von der grundsoliden jederzeit nachvollziehbaren Physik hin zur ihr, ein Meilenstein ...

Die Welt der Quanten, sie umfasst schon ein ganz besonderes Universum und ist in abgehobeneren Sphären unterwegs, auch von der grundsoliden jederzeit nachvollziehbaren Physik hin zur ihr, ein Meilenstein neuer Erkenntnisse und Anwendungen. Und sie ist definitiv schwer zu begreifen. Denn Naturwissenschaft ist doch durch und durch nachvollziehbar aufgebaut und vor allem immer eindeutig. Mit diesen Credo könnte es bei diesem Thema eher schwierig werden. Aber nun gibt es ja dieses Buch und für alle Verzweifelten, die sich nicht abhängen lassen wollen, selbst auf Laienebene und knapp darüber, es gibt Hoffnung. Der Autor Florian Aigner, selbst natürlich einer von denen, die hier auf höchster Ebene mitreden können, er hat es tatsächlich hinbekommen, aus Quanten etwas reales zu machen, sie ziemlich allumfassend zu erklären und sie trotzdem nicht ihrer Faszination zu berauben. Denn was wir heute wissen und was wir daraus bereits machen, ist nur der Anfang.
Ein tolles Buch für alle, die verstehen wollen. Und es funktioniert.

Veröffentlicht am 08.12.2023

Victor Lustig, der Meister der Hochstabler

Als mir die Welt gehörte
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Biografisches, gemischt mit Fiktion, Viktor Lustigs Vita hat großes zu bieten, denn darunter würde er es auch nie machen. Er wollte reicher werden, nicht reich, wollte nie stillstehen, sondern immmer höher ...

Biografisches, gemischt mit Fiktion, Viktor Lustigs Vita hat großes zu bieten, denn darunter würde er es auch nie machen. Er wollte reicher werden, nicht reich, wollte nie stillstehen, sondern immmer höher hinaus und 100 von Aliassnamen zeigen ja auch, dass seine Umtriebigkeit, seine Kreativität ihn wirklich weit gebracht haben, bis zur letztendlichen Konsequenz, Alcatraz lässt grüßen. Und selbst dort, als eigentlich gefallender Held aller Betruggeneigten, setzt er noch einen drauf und betrügt Al Capone, einen der berüchtigtsten Verbrecher seiner Zeit . Er ist der Mann, der tatsächlich den Eiffelturm verkauft hat, welch ein Irrsinn und er hat es geschaftt, das amerikanische Finanzsystem ins Wanken zu bringen. Mit nahezu nichts wie sich selbst und dem hemmungslosen Wahnsinn, grenzenlos, an Ideen, die dann auch tatsächlich funktionierten, hat er es zur Berühmtheit gebracht und Geschichte geschrieben.
Ich fand diese besondere, wie soll man es nennen, Fabulierbiografie, denn alles wird voll nicht wahr gewesen sein, das verlangt schon die Betrügerehre, die er wahrscheinlich nie hatte, sehr unterhaltsam und amüsant. Vieles davon ist wirklich geschehen, das ist historisch belegt und die kreative Note drumherum, der Autor hat sich gut hineinversetzt, in seinen Helden und in seinem Namen getan, was diesem sicherlich sehr gefallen hätte.