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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2023

Spannendes Jugendbuchabenteuer mit Zeitreisefaktor

Das Zeitportal (Band 2) – Entführt in die Vergangenheit
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Felix, Jonas, Nina und Anton sind dicke Freunde. Doch eines Tages ist Felix einfach verschwunden. Liegt da vielleicht eine Entführung vor? Auf jeden Fall braucht Felix Hilfe und so machen sich die drei ...

Felix, Jonas, Nina und Anton sind dicke Freunde. Doch eines Tages ist Felix einfach verschwunden. Liegt da vielleicht eine Entführung vor? Auf jeden Fall braucht Felix Hilfe und so machen sich die drei auf die Suche. Einen ersten sehr verwirrenden Hinweis bietet sein Bild in einem Jahrbuch von 1961. Ist er per Zeitreise dort gelandet? Seine Freunde sind davon überzeugt und reisen ihm nach. Dort finden sie Felix dann auch. Aber das ist erst der Anfang eines spannenden, sehr unterhaltsamen Abenteuers, das uns zusätzlich auch noch etwas Geschichte mit auf den Weg gibt. Wer weiß heute schon noch etwas vom 'Kalten Krieg'.
Zeitreisen ist wirklich nicht ohne, das kann richtig dramatisch werden und die Folgen, gefährlich für die ganze Menschheit, wenn man nicht aufpasst. Aber so gute Freunde bekommen das schon hin. Und das Ergebnis, ein tolles Buch, das voll überzeugt.
Und was die vier hier gelernt haben, können sie ja dann bei ihrem nächsten Zeitreisetrip einsetzen. Ich bin mir sicher, es wird ein nächstes Abenteuer geben.

Veröffentlicht am 19.12.2023

Sich Gewalt anzutrainieren, das macht etwas mit dem Menschen

NOVA
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Der Neurochirug Davide führt mit seiner Frau Barbara und Tommasco, dem inzwischen zum Jugendlichen herangewachsenen Sohn ein recht zufriedenes Leben. Seine Arbeit erfüllt ihn, bald steht eine Beförderung ...

Der Neurochirug Davide führt mit seiner Frau Barbara und Tommasco, dem inzwischen zum Jugendlichen herangewachsenen Sohn ein recht zufriedenes Leben. Seine Arbeit erfüllt ihn, bald steht eine Beförderung an und das Leben läuft in ruhigen Bahnen, bis zu diesem einen Tag. In einem Restaurant werden Ehefrau und Sohn von einem Mann geradezu übergriffig belästigt und er schaut dem Ganzen, wie gelähmt, zu. Er greift nicht ein. Das tut dann ein Anderer für ihn und klärt die Situation auf recht brutale Weise. Davide ist geschockt über sich selbst und hat das Gefühl, ein Feigling zu sein. Er war immer ein Mann der Worte und jetzt 'hat er versagt'. Das beschäftigt ihn so sehr, dass er beschließt, der Gewalt, der körperlichen Durchsetzungskraft mehr Gewicht zu geben. Und das führt, ganz langsam, auch zu Wandlung seiner selbst.
Dies ist mal eine ganz andere Art, sich mit dem Thema Gewalt auseinanderzusetzen. Ein Mensch versucht sich nicht, ihrer zu entledigen, nein, er trainiert sie sich, sozusagen bewusst, an, um ein Mann zu sein und vor sich selbst zu bestehen. Das ist spannend in der Konzeption, doch die Umsetzung in diesem Buch hat mich nicht überzeugt. Emotionen, Intensität, eine Geschichte, die einen mitreißt, das ist die Vorstellung, die einem dabei geradezu entgegenspringt, doch dies hier ist 'schön'. Im wahrsten Sinne des Wortes, schön, sprachlich ganz großes Kino. Hier liebt einer den Umgang mit seiner Sprache und setzt sie dementsprechend äußerst kunstvoll, literarisch gehoben ein. Aber der Autor will uns ja auch eine Geschichte erzählen, sie an uns Leser herantragen und uns begeistern. Und da ist hier noch viel Luft nach oben. Ich bin überzeugt, wünsche es mir zumindest, er bekommt das hin, beim nächsten Mal. Ein bisschen objektive Fachkunde seitens des Verlags hätte sicherlich nicht geschadet. Und es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Also die vertraute 'Wohlfühlzone' verlassen, Mut zur Emotion und dann ist man auch gerne wieder mit dabei.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 19.12.2023

Ein College-Roman, der mehr zu bieten hat

Flüchtige Freunde
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Leda fühlt sich am College, dank ihrer Mitgliedschaft in einer Studentinnenverbindung, gut eingebunden und ihre Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Familie wird so, zumindest oberflächlich, gestillt. Ihre ...

Leda fühlt sich am College, dank ihrer Mitgliedschaft in einer Studentinnenverbindung, gut eingebunden und ihre Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Familie wird so, zumindest oberflächlich, gestillt. Ihre eigene Mutter ist vor einiger Zeit gestorben und den Verlust und die Gefühle drumherum hat sie, eher unterbewusst, tief in sich selbst vergraben. An Halloween zieht sie mit ihren Verbindungsschwestern los und lässt es krachen. Als sie am nächsten Tag ziemlich lädiert zu sich kommt, weiß sie so gut wie nichts mehr von der zurückliegenden Nacht. Allerdings stellt sich sehr bald heraus, dass ein Mädchen mit Namen Charlotte seither verschwunden ist. Und Leda glaubt, sie irgendwann letzte Nacht getroffen zu haben. Während auf dem Campus Suchaktionen starten und man allmählich von etwas richtig Schlimmem ausgeht, macht sich Leda, mit einem Hang zur Obzession, auf eigene Faust daran, Ledas Spuren zu folgen.
Diese Geschichte, sie bietet, im positiven Sinne, nicht das Übliche, was man so von einem College-Roman erwartet. Liebe, Alkohol, Drugs, auch das ist natürlich dabei, aber der Fokus liegt auf Leda selbst und auf der Entwicklung, die sie während ihrer Suche, durchlebt. Sie gibt, ganz langsam, ihre vor allem für die Außenwelt aufgesetzte Haltung auf, gesteht sich ein, wie traumatisiert sie vom Tod ihrer Mutter ist, einen Vater hat es nie gegeben, und sie lässt 'Heilung' zu. Vieles, was in diesem Roman passiert, findet innen statt und so sind wir der jungen Leda sehr nah, wenn sie auf ihre ganz persönliche Reise geht. Das Alles geht angemessen mit der tatsächlichen Handlung einher und nimmt auch Themen wie sexueller Consens und den öffentlichen Umgang mit sexuellem Missbrauch auf.
Ein tolles Buch, das damit punktet, Überraschendes zu bieten und sich angenehm von den üblichen College-Romanen abhebt.

Veröffentlicht am 15.12.2023

Das Thema der selbstbestimmten Mutterschaft, ein einziges Drama, über so viele Jahre und heute zunehmend wieder

Frag nach Jane
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Dieses Buch ist ein Roman, eine fiktiv erzählte Geschichte, die eine so präsente und vielfach immer noch vorhandene Realität in sich birgt, dass es einen schmerzt, sehr.
Drei Frauen gehen hier ihren Weg. ...

Dieses Buch ist ein Roman, eine fiktiv erzählte Geschichte, die eine so präsente und vielfach immer noch vorhandene Realität in sich birgt, dass es einen schmerzt, sehr.
Drei Frauen gehen hier ihren Weg. Zu unterschiedlichen Zeiten wird ihr Leben von den Themen Schwangerschaft, ob gewollt oder ungewollt und Selbstbestimmtheit im Umgang mit der Entscheidung, ein Kind auszutragen, geprägt. Und trotz der Zeitspanne von nahezu 50 Jahren, von den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts und in unser heute, ist da sehr viel Gemeinsames, Erlebtes, Gefühltes. Und gerade für Angela, die 2017 nach langer Kinderwunschbehandlung nun schwanger ist, ist da das intensive Verlangen, ausgelöst durch einen Brief, der nie seine wahre Empfängerin erreicht hat, sich dem Schicksal der Frauen anzunähern, die so viel haben erdulden müssen, wahre Traumata erfahren haben, dazu gezwungen, medizinisch schlecht behandelt, was zu nicht wenigen Totesfällen führte, in den 1970- und 80er Jahren. Diese Zeit, dafür stehen Evelyn, die als unverheiratete Frau gezwungen wurde, ihr Kind in einem dafür eingerichteten Heim zu bekommen und es dann zur Adoption freizugeben. Und dann ist da Nancy, die ihre schwangere Cousine zu einer illegalen Abtreibung begleitete, die diese dann fast das Leben kostete. Und die dadurch auf 'Jane' stieß, eine von Frauen organisierte Möglichkeit, für Frauen, die ihre Schwangerschaft abbrechen mussten, eine sichere und würdevolle Umgebung zu schaffen, in der dies erfolgen konnte. Ihr Handeln war strafbar und sie mussten im Untergrund arbeiten, viele Jahre lang, bis zum erlösenden Urteil des obersten Gerichtshofs in den USA, was sie aus der Illegalität holte und für Frauen damals einfach alles war.
Dieses Buch, es hat eine Bestimmung und ist dabei beste Leseunterhaltung, mit einem schwer tragenden Thema, hervorragend, nuanciert beleuchtet und traurig,sehr aktuell dazu. Neben den vielen Ländern, in denen die Dinge immer noch 'einfach schlimm' sind, finden sich nun in einigen Bundesstaaten der USA Bestrebungen bzw. es ist schon weit mehr, die Entwicklung umzukehren und Abtreibung erneut zu einen schweren Straftatbestand zu machen. Da fehlen einem die Worte.

Veröffentlicht am 15.12.2023

Ein Literaturklassiker und Skandalroman seiner Zeit

Den Teufel im Leib
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Zum 100-jährigen Gedenken an den Schriftsteller Raymond Radiguet wurde sein skandalträchtiger Roman 'Den Teufel im Leib' neu übersetzt und aufgelegt. Darin erzählt der damals selbst erst 17-jährige von ...

Zum 100-jährigen Gedenken an den Schriftsteller Raymond Radiguet wurde sein skandalträchtiger Roman 'Den Teufel im Leib' neu übersetzt und aufgelegt. Darin erzählt der damals selbst erst 17-jährige von der Liebe zwischen dem 15-jährigen François und der drei Jahre älteren Marthe, die bereits verheiratet ist, mit einem Soldaten, der an der Front für sein Land kämpft. Selbst heute würde diese Konstellation gegebenenfalls noch aufhorchen lassen, aber für die damalige Zeit war es ein gigantischer Affront gegen die gängigen gesellschaftlichen Vorgaben. Die Beziehung der beiden ist leidenschaftlich und geprägt von der manipulativen Ader des Jungen, der sich allen Schicklichkeiten, gerade auch auf Kosten der jungen Marthe, widersetzt und einfach nur will. Das kommt von außen betrachtet sehr unsympathisch rüber, doch es ist auch authentisch für einen so jungen Menschen, der trotz des teilweise doch erstaunlich erwachsenen, man würde wohl sagen, frühreifen Gebarens, eben noch ein Kind ist, unreif und ohne Verantwortungsgefühl. Er lebt einfach. Doch das er bewusst manipuliert, das ist schon gegeben und zeigt sich durch die Handlung an einigen Stellen eindeutig.
Dieses Buch, es ist trotz oder gerade wegen all der 'Widrigkeiten und Ungereimtheiten' seines jungen Protagonisten und Ich-Erzählers, ein einen geradezu packendes auch faszinierendes Werk, in allem, was es in seinen Lesern, egal zu welcher Zeit, anklingen lässt.
Auf jeden Fall eine tolle Leseerfahrung.