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Veröffentlicht am 09.11.2021

Ein ewiger Albtraum

Albwachen
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In der Regel verpuffen die Erinnerungen an einen Albtraum bereits kurz nach dem Erwachen. Nicht so für Thomas, seine Albträume brennen sich in seinen Kopf ein, lassen ihn nicht mehr los und entwickeln ...

In der Regel verpuffen die Erinnerungen an einen Albtraum bereits kurz nach dem Erwachen. Nicht so für Thomas, seine Albträume brennen sich in seinen Kopf ein, lassen ihn nicht mehr los und entwickeln sich so zum wahren Albtraum. Das Leid lässt erst nach, wenn Thomas seinen Traum Detail für Detail nachstellt. Doch wird ihm dadurch nur eine kurze Linderung verschaffen und mehr und mehr steigert sich der innere Zwang, bis es für Thomas nur mehr einen Ausweg gibt. Er verlässt seine Familie und begibt sich auf eine Flucht vor sich selbst und seinen Träumen.

Vorab sei gesagt, dass das Buch definitiv nicht für jeden geeignet ist, und man sich auf eine intensive und anspruchsvolle Lektüre einlassen muss können. Anfangs stockt der Lesefluss noch. Auf sprunghafte Weise mimt der sprachliche Stil die jugendhafte Unerfahrenheit des anfangs noch jungen Thomas, der sich erst mit seinen Problemen zurechtfinden muss. Im Laufe des Buches stellt sich dann aber ein angenehmer Lesefluss, während der sprachlich hochtrabende Stil erhalten bleibt. Besonders gut gelungen sind die Beschreibungen der psychischen Probleme Thomas'. Mit akribischer Genauigkeit wird den Leser:innen vor Augen geführt, wie sich Thomas vergeblich versucht dem Einfluss seiner Träume zu entziehen, die Angst davor, zu Träumen. Unterschwellig steigert sich die Spannung, entstanden dadurch, dass sich Thomas merklich in einer Spirale abwärts bewegt, aus der es kein Entkommen gibt. Schnell ist klar, dass es für Thomas keine Absolution geben wird, und trotzdem hält das Ende eine Überraschung bereit, die bei rückwirkender Betrachtung durch ihre geniale Banalität besticht.

Letztendlich ist das Buch wirklich interessant und lesenswert, da man in eine Welt der ungewollten menschlichen Abgründe entführt wird. Auch wenn der sprachliche Stil sehr gewöhnungsbedürftig ist und sehr viele Leser:innen vielleicht abschrecken mag, hat er mich letztendlich doch für sich begeistern können.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Das Schicksal der Pflegekräfte aus dem Osten

Wenn ich wiederkomme
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Wie tausende andere Frauen auch, verlässt Manuels Mutter ihr Heimatland Rumänien, verlässt ihre Familie, um im Westen Geld zu verdienen. Und so arbeitet sie in Mailand, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche ...

Wie tausende andere Frauen auch, verlässt Manuels Mutter ihr Heimatland Rumänien, verlässt ihre Familie, um im Westen Geld zu verdienen. Und so arbeitet sie in Mailand, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und schickt den Großteil ihres Gehalts in die Heimat zurück. Zwar sind ihre beiden Kinder gut mit Geld versorgt, doch wachsen sie ohne ihre Mutter auf und langsam aber sicher beginnt der Familienzusammenhalt zu bröckeln. Und auch die Mutter vermisst ihre Kinder immer mehr, doch scheint es in Rumänien keine Alternative zu geben.

Ich war wirklich gespannt auf das Buch, da ich immer wieder durchaus positive Meinungen zu Marco Balzano gehört habe, vor allem aber, da mich die Brennpunktthematik sehr ansprach. Pflegekräfte aus Osteuropa, die Stützen des Mittel- und Westeuropäischen Rentensystems und deren körperliche und geistige Ausbeutung ist ein Thema, das mich zwar brennend interessiert, mit dem ich mich leider aber noch nicht so intensiv beschäftigt habe, wie ich es gerne wollen würde. Jedenfalls erhoffte ich mir durch dieses Buch einen tieferen Einblick. Diesen bekam ich dann auch, größtenteils in für mich zufriedenstellendem Ausmaß. Zwar haben wir drei unterschiedliche Perspektiven, die Mutter, den Sohn und die erwachsene Tochter, doch der Fokus liegt definitiv auf den Auswirkungen dieser Wanderarbeit auf die Psyche und das Schicksal der Zurückgeblieben. Zwar wird das, was die Arbeit mit der Mutter psychisch macht, auch sehr genau beschreiben, allerdings hatte ich mir auch erhofft, auch ein wenig mehr über die Hintergründe und Abläufe, wie beispielsweise Bezahlung oder etwaige Probleme mit den Behörden, gewünscht. Der Punkt, der mich leider am meisten enttäuscht hat, ist die fehlende literarische Tiefe des Buches. Sprachlich hat mich das Buch trotz der drei verschiedenen Perspektiven ziemlich kalt gelassen. Der Schreibstil hat sich für mich kalt und abweisend angefühlt, hat bei mir beim Lesen kein angenehmes Gefühl erzeugen können. Und so konnten mich die Protagonist:innen trotz der genauen Beschreibung ihrer Gedanken und Gefühle nicht mitreißen. Zwar scheint das Buch direkt dafür gemacht zu sein, voller Empathie mit diesen mit zu fiebern, doch bei mir blieb es leider aus, dass ich auf dieser persönlichen und emotionalen Ebene abgeholt werde.

Letztendlich ist das Buch thematisch von enormer Bedeutung und trotzdem, dass es mehr literarische Tiefe vertragen hätte, immer noch sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Informativer Ausflug ins Reich der Kraken

Faszination Krake
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Kraken sind eine der faszinierendsten Meeresbewohner. So bietet dieses Buch nicht nur eine Fülle an informativen Fakten, sondern auch viele Verknüpfungen zu anderen Wissenschaftsbereichen, in den Weltall ...

Kraken sind eine der faszinierendsten Meeresbewohner. So bietet dieses Buch nicht nur eine Fülle an informativen Fakten, sondern auch viele Verknüpfungen zu anderen Wissenschaftsbereichen, in den Weltall und zum Menschen selbst. Eine perfekte und informative Komposition, nicht nur für Kinder interessant.

Das Cover alleine ist schon ein richtiger Hingucker. Das Design der Covergestaltung zieht sich dann auch noch im Inneren des Buches fort. Text, Bilder und Bilderrätsel für die kleinen Leser:innen wechseln einander ab, lockern das Schriftbild auf und machen das Buch für Kinder besonders interessant.

Toll finde ich auch, dass die Leser:innen aber nicht ununterbrochen mit Wissen vollgestopft werden, sondern der Autor es auch vermag, einen beim Lesen immer wieder zum schmunzeln zu bringen.

Ohne großes Reden: Das Buch bietet eine interessante Abwechslung zu einem wirklich interessanten Thema, kann alleine aber schon mit den Tollen Bildern und Illustrationen überzeugen.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Menschenunwürdige Weltanschauung in den Tropen

In der Strafkolonie
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Ein Forschungsreisender macht einen Abstecher in eine tropische Strafkolonie. Dort trifft er auf einen Offizier, der ganz davon begeistert ist, dem Reisenden die Maschine vorzuführen, mit der hier die ...

Ein Forschungsreisender macht einen Abstecher in eine tropische Strafkolonie. Dort trifft er auf einen Offizier, der ganz davon begeistert ist, dem Reisenden die Maschine vorzuführen, mit der hier die Zum-Tode-verurteilten exekutiert werden. Mit akribischer Begeisterung erklärt er ihm, wie die Maschine funktioniert und schwärmt dabei von den guten alten Zeiten unter dem alten Kommandanten, als Hinrichtungen mit dieser Maschine noch regelmäßige Ereignisse waren. Zwar ist der Forschungsreisende von der Praxis des Tötens von verurteilten angewidert, doch der Offizier hofft darauf, bei ihm Eindruck zu schinden, um so für den Erhalt dieser Tötungspraxis zu kämpfen

Die Erzählung Kafkas hat mich wirklich beeindruckt. Der geradlinige Erzählstil saugt einen in das Geschehen, es beginnt leise und ruhig, steigert sich zu einem Sturm, bevor es gegen Ende wieder sanft abklingt. Beeindruckend ist auch die Atmosphäre, die in der Geschichte herrscht. Düster, abschreckend und schon fast menschenfeindlich. Man erbost sich als zivilisierter Mensch an der Weltanschauung des Offiziers und Praktiken, mit denen hier jedem das Recht auf einen fairen Prozess entrissen wird. Einzig und alleine die letzte Szene lies mich ein wenig ratlos zurück. Sie trug nicht wirklich zur Handlung bei und die Geschichte hat sich für mich schon perfekt abgerundet und zu einem Schluss gefunden. Meiner Meinung nach waren diese 1 1/2 Seiten ein wenig überflüssig.

Kurz und knapp ist "In der Strafkolonie" aber ein durchaus gelungene Erzählung, die einen sehr guten Einstieg in Kafkas Werke und den damit verbundenen Kampf gegen Autoritäten bietet, und Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

leider eine Enttäuschung auf voller Länge

Janin
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Die Familie der jungen Charlotte von Neubeck fällt einer politischen Intrige zum Opfern und fortan muss sie sich unter dem falschen Namen Janin Steinborn ihren Lebensunterhalt als Stubenmädchen auf einem ...

Die Familie der jungen Charlotte von Neubeck fällt einer politischen Intrige zum Opfern und fortan muss sie sich unter dem falschen Namen Janin Steinborn ihren Lebensunterhalt als Stubenmädchen auf einem Gut bei Frankfurt am Main verdienen. Nicht nur, dass das komplett unerfahrene Mädchen nun alles von neu auf erlernen muss und ihre Tarnung aufrecht erhalten muss, sie will auch nicht hinnehmen, dass ihre Familie hinter Schloss und Riegel sitzt und macht sich auf die Suche nach rechtlichen Beistand.

Joa! das trifft meine Gefühle nach dem Ende des Buches recht gut. Der Roman ist als erotisch flagellantischer Roman gekennzeichnet, ein Genre, in dem ich mich normalerweise kaum bewege, und so wollte ich Neues ausprobieren. Allerdings habe ich recht schnell gemerkt, dass mir dieser Genremix aus historischen Roman und erotischen Roman nicht zusagt. Angefangen beim Schreibstil, der mir überhaupt nicht zugesagt hat. Ich kam in keinen guten Lesefluss, stolperte immer wieder über Begrifflichkeiten und gesprochene Sprache, die viel zu modern für das 19. Jahrhundert ist, und musste das Buch immer wieder auf die Seite legen und mich anderer Lektüre widmen, um nicht ganz den Geist aufzugeben. Denn obwohl mich das Buch schon ab Anfang enttäuschte, hoffte ich im Laufe der Geschichte auf Besserung. Was mich aber massiv störte, war das Fehlen von Komplexität in Handlung und bei den Protagonist:innen. Die Handlung ist dermaßen geradlinig Erzählt, dass es nur diesen einen Handlungsstrang gibt, eine einzige Richtung in die sich die Geschichte entwickelt. Das Schicksal von Janins Familie und ihr Kampf für Gerechtigkeit hätten Unmengen an Potential geboten, um der Geschichte ein komplexes Gewand zu geben. Allerdings ist Janin nur damit beschäftigt, nicht als Stubenmädchen unterzugehen und verprügelt zu werden. Zwar versucht sie dann einen Anwalt anzuheuern, der sich darum kümmern sollte, dass ihre Familie freikommt, allerdings verläuft hier die Geschichte sehr im Sande:

1. Man erfährt bis zum Ende nicht, wie es um ihre Familie steht und schon gar nicht, warum diese überhaupt inhaftiert ist.

2. Janin wird bekommt die Anstellung von der Besitzerin des Gutes und wird von dieser gedeckt. Warum, das erfährt man auch nie.

Auch mit Janins Charakter konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Einerseits hat sie immer sehr blass auf mich gewirkt, hatte sich charakterlich nicht sehr stark von den anderen beiden Stubenmädchen Elli und Hannah unterschieden. Gefehlt hat mir definitiv ein reflektierter Geist. Janin wächst kaum während der Handlungszeit. Zwar erlernt sie früher oder später die notwendigen Stubenmädchen-Skills, ihr Charakter bleibt aber in festgefahrenen Mustern. Leider muss ich auch sagen, dass sie für mich keine Sympathieträgerin dargestellt hat. Sie war mir zu naiv und unbedacht, was teilweise beim Lesen recht ansträngend war, sich zum Glück aber in Grenzen gehalten hat. Ein Punkt, der mich auch immer wieder innhalten lies, war die fehlende historische Atmosphäre. Zwar hat man die Dampfeisenbahn und die Dienstmädchen, die den ganzen Tag auf Knien durch das Herrenhaus rutschen, aber sprachlich und oft auch von den Beschreibungen - die im Übrigen recht knapp ausfallen - hat mir da einfach sehr viel gefehlt. Das Buch hätte genau so gut im 16. Jahrhundert spielen können, wie zur Zeit des NS-Regimes. Hier hat sich das Setting leider sehr stark verloren.

Leider muss ich wirklich sagen, dass es sehr wenige positive Aspekte an dem Buch für mich gegeben hat.

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