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Veröffentlicht am 13.02.2023

Anna Barbara Gignoux - Kämpferin für Kinderarbeit und Lohndumping

Die Herrin der Farben
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Im Augsburg des 18. Jahrhunderts lernen sich die unkonventionelle Anna Barbara und der farbbegeisterte Johann Friedrich kennen und lieben. Anna hat kein Interesse, ihr Leben mit als einfache Ehefrau zu ...

Im Augsburg des 18. Jahrhunderts lernen sich die unkonventionelle Anna Barbara und der farbbegeisterte Johann Friedrich kennen und lieben. Anna hat kein Interesse, ihr Leben mit als einfache Ehefrau zu verbringen, und Johann träumt von Farben und deren Zusammensetzung. So beschließen die beiden zusammen ein Unternehmen auf die Beine zu stellen. Und so entsteht mit Annas kaufmännischen Geschick und Johanns Kreativität gründen sie eine der ersten Kattundruckereien Augsburgs. Doch die Konkurrenz wird zunehmend größer und Anna Barbara muss sich gegen immer mehr Feinde behaupten.

Erwartungsfroh trat ich an diesen Roman heran, in der Erwartung einen spannenden historischen Roman zu lesen, in dem eine intelligente und unkonventionelle Frau gegen die Widerstände der Gesellschaft kämpft. Allerdings merkte ich recht schnell, dass mir die Geschichte nicht ganz s gut gefällt. Ich fand nicht besonders gut in den Schreibstil hinein und mein Interesse zum Buch zu greifen lässt sich nicht anders als mit mäßig beschreiben. Ein massives Problem hinsichtlich des Formalen Aufbaues des Buches hatte ich damit, dass immer nur einzelne, beinahe schon unzusammenhängende Sequenzen aus dem Alltag, viel mehr aber dem Geschäftstreiben Anna Barbaras geschildert werden. Diese werden unterbrochen durch Zeitsprünge, die oft Monate, manchmal aber auch Jahre beinhalten. So zerpflückt sich die Geschichte von ganz alleine, sodass es einem schwer fällt, dieser bedingungslos zu folgen. Die Zeitsprünge führen auch dazu, dass die Spannung, wird sie einmal aufgebaut, gleich wieder in sich zusammenfällt. Die Geschichte plätschert also nur so vor sich hin, ohne jemals interessante Höhen zu erklimmen.

Hinzu zu diesen Zeitsprüngen kommt, dass das Buch von Logikfehlern nur so strotzt. Es gibt Charaktere, da wird bis zum Ende des Buches nicht geklärt, ob sie nun aus Ludwigsburg oder aus Ludwigshafen am Rhein stammen - nur so als Beispiel. Auch finden sich im Buch ärgerlich viele Rechtschreibfehler, was den Lesespaß durchaus auch getrübt hat.

Dann müssen wir aber auch noch über unsere Protagonistin reden. Denn diese trägt unweigerlich auch dazu bei, warum ich dieses Buch nicht genießen konnte. Erstens bleibt sie am Beginn des Buches so unnahbar und farblos, dass es einem beim lesen wirklich schwer viel, eine emotionale Bindung zu ihr aufzubauen. Mit Fortschreiten des Buches traten aber immer mehr ihre Schattenseiten zu Tage. So ist sie herrisch, egoistisch und verkörpert in vielem einen Antagonisten, wie wir ihn aus anderen Büchern kennen, der gegen das Wohl der Protagonisten arbeitet. Anna Barbara scheint schon fast wie die leibgewordene Kapitalistin. Sie ist nur darauf aus, ihrem Wohlstand und ihre Marktreichweite zu vergrößern - auf Kosten ihrer Angestellten. Diese Angestellten sind hauptsächlich Kinder und und Frauen, weil die sind ja billiger. Und hier findet sich auch schon ein großer moralischer Widerstreit. Denn auf der einen Seite haben wir Anna Barbara, die selbstbestimmt ihre Fabrik als frau in der Männerdomäne führen will, als gleichwerte Verhandlungspartnerin anerkannt werden will. Gleichzeitig aber bedient sie sich genau der Geschlechterrollen, die sie für sich - und nur für sich - abzulegen versucht. Spätestens ab diesem Moment konnte ich unsere Protagonistin nicht mehr ernstnehmen und ihre selbstsüchtigen Handlungen haben mehr und mehr dazu beigetragen, dass ich mich ernsthaft zu fragen begonnen habe, warum man für solch eine Frau solche Bewunderung empfinden kann, ihr einen ganzen Roman zu widmen.

Kurzum, dass Buch hat mich in allen gröberen Aspekten, Handlung, Figuren und sprachlicher Stil, durchwegs enttäuscht. Dementsprechend kann und will ich diesen Roman nicht weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 31.01.2023

gefühlsreiche Studentenzeit

Verwirrung der Gefühle
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Auf seinen alten Tagen blickt der nicht exakt namentlich genannte Professor, der uns als Ich-Erzähler vorsitzt, auf seine frühen Studienjahre zurück. Vor allem auf die Zeit, in der sein damaliger Professor ...

Auf seinen alten Tagen blickt der nicht exakt namentlich genannte Professor, der uns als Ich-Erzähler vorsitzt, auf seine frühen Studienjahre zurück. Vor allem auf die Zeit, in der sein damaliger Professor mit seiner Energie und seinem Elan beim Vortragen die Gefühle des jungen Mannes zum Entgleisen bringt.

Verwirrung der Gefühle ist bei weitem wirklich nicht meine erste Novelle von Stefan Zweig. Schreibstil und gesellschaftskritisches Denken waren mir also bereits bekannt. Sprachlich war auch dieses Werk wieder flott und gut lesbar, allerdings konnte mich die Geschichte nicht ganz abholen. Fast schon erschien es mir, dass im Gegensatz zu anderen Werken Zweigs, wie beispielsweise Angst oder Briefe einer Unbekannten, der Plot hier recht schwach konstruiert ist. Ich konnte einfach nicht genug Interesse mit dem Schicksal der Protagonisten aufbringen, als dass ich von diesem fasziniert sein würde. Das tut mir zwar wirklich leid, vor allem, weil unser Student ein Schicksal erleidet, dass vom Klappentext an mein höchstes Interesse geweckt hatte. Dieses konnte dann leider einfach nicht gehalten werden.

dennoch bin ich nicht enttäuscht von diesem Werk und sehe das Potential darin, Menschen beim Lesen für sich zu gewinnen, auch wenn es bei mir leider nicht funktioniert hat.

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Veröffentlicht am 14.01.2023

Das rasende Gemüt der Frau

Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau
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Unser erzähler verbringt ruhige Ferien an der französischen Riviera, als plötzlich ein skandalöses Ereignis die Gemüter der Feriengäste erhitzt. Denn ohne Vorwarnung brennt eine zweifache Mutter mit einem ...

Unser erzähler verbringt ruhige Ferien an der französischen Riviera, als plötzlich ein skandalöses Ereignis die Gemüter der Feriengäste erhitzt. Denn ohne Vorwarnung brennt eine zweifache Mutter mit einem wildfremden Mann durch, den sie erst seit 24 Stunden kennt. Eine Diskussion entbrennt, ob 24 Stunden reichen, um das Leben einer Frau komplett auf den Kopf zu stellen. Eine der anderen Gästinnen nutzt die Chance und vertraut unserem Erzähler ihre Lebensgeschichte, ihre eigenen, ganz besonderen vierundzwanzig Stunden an.

Wieder einmal erschafft Stefan Zweig eine äußert kurzweilige Novelle, die durch seinen besonderen, bunten und anspruchsvollen Schreibstil getragen wird. Hinzu kommt wieder einmal die Thematik: Ist die Frau dermaßen in ihrer Existenz als Mutter und Ehegattin gefestigt, dass die Ereignisse von 24 Stunden nicht ausreichen, ihr Leben in neue bahnen zu lenken und auf den Kopf zu stellen. Denn zweifelsfrei hätt man solch Verfehlungen bei Männern deren Gemüt entschuldigend zugeschrieben und zweifelsfrei verziehen. Hinzu kommt der Umgang mit Spielsucht, die einerseits äußerst literarisch aufgearbeitet wird, und andererseits für die Zeit, in der die Novelle entstand, besonders kritisch beäugt wird.

Insgesamt wieder einmal eine unterhaltsame und flotte Novelle. Stefan Zweig enttäuscht nie.

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Veröffentlicht am 13.01.2023

Belfast in der ersten Hälfte des Zweiten Weltkrieges

Der Eiscremekönig
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Gavin stammt aus einer irisch-nationalen Familie, kann sich jedoch nicht so ganz mit deren Werten identifizieren. Sehr zum Ärger seiner Eltern zeigt er auch nicht den gewünschten Enthusiasmus, ein Studium ...

Gavin stammt aus einer irisch-nationalen Familie, kann sich jedoch nicht so ganz mit deren Werten identifizieren. Sehr zum Ärger seiner Eltern zeigt er auch nicht den gewünschten Enthusiasmus, ein Studium zu beginnen bzw. sich auf die Studiumsberechtigungsprüfung vorzubereiten. Stattdessen schließt er sich mit Begin des Krieges dem örtlichen Luftschutzverein an, erlebt auch dort seine Tiefen. Vor allem aber lernt er den Alkohol und andere "Sünden" kennen. Dennoch verschwindet das Gefühl der Untätigkeit nicht. Und mehr und mehr hofft Gavin, dass endlich der Vernichtungsschlag der deutschen Luftwaffe gegen Belfast erfolgt. Denn ein Held kann ohne Katastrophe nicht entstehen.

Der Schreibstil von Brian Moore hat mich binnen weniger Seiten voll und ganz überzeugen können. Er ist atomsphärisch und literarisch interessant, ohne dabei zu schwer und zu überladen zu werden. Man kommt also sehr rasch und flott durch das Buch durch. Ansonsten hat das Buch die typischen Elemente eines Coming-Of-Age-Romans. So macht Gavin eine enorme charakterliche Entwicklung zwischen Anfang und Ende durch. Der Roman greift aber auch die gängigen Probleme der Irland-Frage auf. So hat beispielsweise Gavins Vater Ansichten, die man rückwirkend betrachtet einerseits als veraltet und krass egoistisch bezeichnet könnte, die allerdings aus seiner Sicht durchaus Sinn machen. So findet Deutschland unter der irischstämmigen Bevölkerung Belfast durchaus auch Anhängerschaft, da sie darin eine Möglichkeit zur Vernichtung des britischen Empire sehen. Auch übermäßiger Katholizismus wird thematisiert und wie Gavin, der mehr und mehr zum Agnostiker wird, sich durch diesen in seinem Leben und in der Liebe eingeschränkt fühlt. Darüber hinaus bedient sich Brian Moore auch immer wieder fantastischer Elemente und es entsteht ein Zauber des Übernatürlichen und ein Hauch von magischem Realismus.

Abschließend lässt sich sagen, dass Brian Moore mit diesem Roman einen absolut lesenswerten und spannenden Roman über Jugend, Rebellion und das geteilte Irland im Zweiten Weltkrieg geschaffen hat.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

der altbekannte Hauch von Sowjet

Rote Kreuze
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Alexander beginnt nach einem Schicksalsschlag ein neues Leben in Minsk. Schnell lernt er auch seine neue Nachbarin kennen. Tatjana Alexejewna ist schon über neunzig Jahre alt und hat mehr und mehr Probleme ...

Alexander beginnt nach einem Schicksalsschlag ein neues Leben in Minsk. Schnell lernt er auch seine neue Nachbarin kennen. Tatjana Alexejewna ist schon über neunzig Jahre alt und hat mehr und mehr Probleme mit dem Vergessen. Die beiden kommen ins Gespräch mit einander und teilen gegenseitig ihre Schicksale. Denn die alte Dame teilt sich mit Russland das wechselseitige Schicksal des 20. Jahrhunderts. Und so teilt sie mit ihrem neuen Nachbar den ewigen Kampf gegen das Vergessen.

Der ehemalige Sohn, der 2021 auf Deutsch erschienen ist, konnte mich voll und ganz für sich begeistern und so war es klar, dass auch die anderen Bücher, die von Sasha Filipenko auf Deutsch erschienen sind, von mir gelesen werden müssen. Denn die unglaubliche Atmosphäre, die der Autor in seinen Büchern, die sich alle mit dem postsowjetischen Ostblock auseinandersetzen, kreiert hat mich damals wirklich begeistert. Diese starke Stimmung ist in diesem Buch sogar noch stärker und greifbarer, als in Der ehemalige Sohn. Und auch der allgegenwärtige Kampf gegen das Vergessen der dramatischen Schicksale und Verbrechen, die untrennbar mit dem Wort Sowjetunion in Verbindung stehen ist in diesem Roman unglaublich gut gelungen. Auch finden wir uns wieder mit einem jungen Protagonisten wieder, der die Leserschaft durch die Geschichte begleitet.

Allerdings muss ich sagen, treten die Schilderungen von Tatjanas Schicksal zu stark in den Vordergrund. Sie machen mehr als die Hälfte des Umfangs des Buches aus. Zwar sind diese Schilderungen spannend, aufreibend und irgendwie auch der Motor der Geschichte, allerdings fehlt mir sehr stark der Umgang der Gesellschaft damit. Protest und Unmut kommen bei weitem nicht so stark herüber, wie ich es mir gewünscht hätte. So kommt es mir mehr so vor, wie ein Ausharren im Schatten. Auch die Geschichte Alexanders konnte mich kaum berühren, und ich fand sie auch nicht sonderlich stark ausgebaut. Sie ist mehr so ein kleines Zusatzhäppchen, das dabei ist um Alexander mehr Gesicht und Gestalt zu geben.

Für alle, die sich mit Gedanken zu postsowjetischen Gesellschaftsentwicklungen auseinandersetzen wollen ist Shasha Filipenko immer ein guter Tipp, auch wenn mir das von ihm, was ich zuvor gelesen habe, besser gefallen hat.

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