Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.
Das Buch „Rote Kreuze“ des jungen russischen Autors Sasha Filipenko ist das erste Buch dieses Autors , was auf deutsch erscheint,und es ist ein Buch, das in seiner Wucht überzeugt. In einer sehr emotionslosen ...
Das Buch „Rote Kreuze“ des jungen russischen Autors Sasha Filipenko ist das erste Buch dieses Autors , was auf deutsch erscheint,und es ist ein Buch, das in seiner Wucht überzeugt. In einer sehr emotionslosen Sprache schildert das Buch die Schrecken der stalinistischen Regierung, erzählt von Tatjana Alexejewna, einer über Neunzigjährigen, die an Alzheimer erkrankt ist und ihre Geschichte noch einmal erzählen möchten und zwar dem dreißigjährigen Alexander , dessen Leben auch eine dramatische Wende genommen hat.
Der Leser bekommt die ganze Dramatik und Gewalt der Stalinära zu lesen und ich musste so manches Mal schlucken, obwohl ich schon vieles aus der Zeit gehört hat. Gerade auch die sachliche Schilderung dieser Zeit, unterstreicht noch mal dieses Kapitel der Geschichte.
Diesen Autor sollte man im Auge behalten und ich bin gespannt, was wir noch von ihm zu lesen bekommen.
Alexander beginnt nach einem Schicksalsschlag ein neues Leben in Minsk. Schnell lernt er auch seine neue Nachbarin kennen. Tatjana Alexejewna ist schon über neunzig Jahre alt und hat mehr und mehr Probleme ...
Alexander beginnt nach einem Schicksalsschlag ein neues Leben in Minsk. Schnell lernt er auch seine neue Nachbarin kennen. Tatjana Alexejewna ist schon über neunzig Jahre alt und hat mehr und mehr Probleme mit dem Vergessen. Die beiden kommen ins Gespräch mit einander und teilen gegenseitig ihre Schicksale. Denn die alte Dame teilt sich mit Russland das wechselseitige Schicksal des 20. Jahrhunderts. Und so teilt sie mit ihrem neuen Nachbar den ewigen Kampf gegen das Vergessen.
Der ehemalige Sohn, der 2021 auf Deutsch erschienen ist, konnte mich voll und ganz für sich begeistern und so war es klar, dass auch die anderen Bücher, die von Sasha Filipenko auf Deutsch erschienen sind, von mir gelesen werden müssen. Denn die unglaubliche Atmosphäre, die der Autor in seinen Büchern, die sich alle mit dem postsowjetischen Ostblock auseinandersetzen, kreiert hat mich damals wirklich begeistert. Diese starke Stimmung ist in diesem Buch sogar noch stärker und greifbarer, als in Der ehemalige Sohn. Und auch der allgegenwärtige Kampf gegen das Vergessen der dramatischen Schicksale und Verbrechen, die untrennbar mit dem Wort Sowjetunion in Verbindung stehen ist in diesem Roman unglaublich gut gelungen. Auch finden wir uns wieder mit einem jungen Protagonisten wieder, der die Leserschaft durch die Geschichte begleitet.
Allerdings muss ich sagen, treten die Schilderungen von Tatjanas Schicksal zu stark in den Vordergrund. Sie machen mehr als die Hälfte des Umfangs des Buches aus. Zwar sind diese Schilderungen spannend, aufreibend und irgendwie auch der Motor der Geschichte, allerdings fehlt mir sehr stark der Umgang der Gesellschaft damit. Protest und Unmut kommen bei weitem nicht so stark herüber, wie ich es mir gewünscht hätte. So kommt es mir mehr so vor, wie ein Ausharren im Schatten. Auch die Geschichte Alexanders konnte mich kaum berühren, und ich fand sie auch nicht sonderlich stark ausgebaut. Sie ist mehr so ein kleines Zusatzhäppchen, das dabei ist um Alexander mehr Gesicht und Gestalt zu geben.
Für alle, die sich mit Gedanken zu postsowjetischen Gesellschaftsentwicklungen auseinandersetzen wollen ist Shasha Filipenko immer ein guter Tipp, auch wenn mir das von ihm, was ich zuvor gelesen habe, besser gefallen hat.