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Veröffentlicht am 15.07.2022

durch die Augen eines Kindes

Liebessabotage
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Wann und wo tut eigentlich nichts zur Sache. Wichtigste zutat ist eine Gruppe von Kindern unterschiedlicher Nationalitäten, begrenzter Raum und die Phantasie des jungen Geistes. So schildert Amélie Nothomb, ...

Wann und wo tut eigentlich nichts zur Sache. Wichtigste zutat ist eine Gruppe von Kindern unterschiedlicher Nationalitäten, begrenzter Raum und die Phantasie des jungen Geistes. So schildert Amélie Nothomb, wie vor den Augen der Erwachsenen ein Krieg ausbricht, während sie selbst in ihrer Rolle als Diplomaten versuchen, die Welt im fragilen Gleichgewicht des Friedens zu halten.

Was raus muss, muss raus. Geradlinig und direkt erzählt die Autorin hier mittels einer namenlosen Protagonistin in der Ich-Perspektive, was im Kopf eines siebenjährigen Kindes so alles vor sich geht. Gerade dieser klare, stakkatoartige und eindringliche Schreibstil ist es, der mich am Beginn des Buches überraschen und begeistern konnte. Eine exquisite Form der Wahrnehmung und Empfindung. Vor allem aber sind es die Gedanken, die die Leserschaft präsentiert bekommt. Mag es auf den ersten Blick absolut absurd erscheinen, dass Kinder, denen man nachsagt, Teilen und Offenheit sei ihre natürliche Begabung, Krieg und Brutalität als Freizeitbeschäftigung, sogar als notwendiges Werkzeug ansehen, um die Welt am Laufen zu halten. Doch bei näherer Betrachtung spricht sehr viel Wahrheit aus Nothombs Worten. Und so ertappt man sich während des Lesens immer wieder dabei, wie man seine eigenen Ansichten hinterfragt, auf den Prüfstand stellt.

Eben diese geistreiche und brüskierende Art und Weise, nicht nur eine Geschichte zu erzählen, sondern ein Bild eines Kindes zu erzeugen, und wie es die Erwachsenen und seine Umgebung wahrnimmt, ist es, die mich rasch für dieses kleine Buch einnehmen konnte.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

ein Blick in die nigerianische Kultur

Freundin bleibst du immer
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Zainab, Enitan und Funmi sind drei Frauen, die sich während ihres Studiums im Norden Nigerias kennenlernten und zu besten Freundinnen wurden. Auch wenn sich ihre Wege im Laufe der Jahre trennten, blieben ...

Zainab, Enitan und Funmi sind drei Frauen, die sich während ihres Studiums im Norden Nigerias kennenlernten und zu besten Freundinnen wurden. Auch wenn sich ihre Wege im Laufe der Jahre trennten, blieben sie immer in Kontakt. Und nun, nach dreißig Jahren treffen die drei wieder aufeinander, als es für die Tochter Funmis gilt, sich das Ja-Wort zu geben.

Inhaltlich mag das schon sehr wischiwaschi klingen, aber gerade das ist mein Hauptkritikpunkt an dem Buch. Ich habe von hinten bis vorne keinen Plot gefunden, der das Buch ansatzweise spannend machen würde, denn außer um die Hochzeit und den Gedanken der drei Freundinnen geht es um nichts anderes. Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt - das Wiedersehen, ein Rückblick in die Studienjahre und die Hochzeitsfeier selbst - und man kann wirklich sagen, dass der lange Rückblick ins Nigeria der Studierenden der Achtziger wirklich das spannendste war. Und das auch nur, weil die damaligen Verhältnisse und politisch gesellschaftlichen Divergenzen geschildert wurden. Auch die Protagonistinnen trugen nicht unbedingt zur Wohlfühlatmosphäre des Buches bei. Zwar sind die drei Freundinnen authentisch und facettenreich gestaltet, allerdings tun sie sich nicht gerade durch sympathisches Verhalten hervor. Besonders Funmi ist empfand ich als arrogant und rückständig. Ich vermute einmal, dass das Buch eine Art nigerianische Aufbruchsstimmung vermitteln sollte, ein Hinwenden zu einer modernen, dennoch traditionsbewussten Zukunft. Aber gerade dieses Gefühl wird in den Abschnitten, die in der Gegenwart spielen, nicht vermittelt. Viel mehr ist es so, dass die drei im direkten Vergleich mit ihren Vergangenheits-Ichs aus den Rückblenden zu konservativen, verbitterten Mütterchen wurden. Danke, aber wenn ich mir verkrampftes Festhalten an einer dekadenten Vergangenheit geben will, muss ich nicht unbedingt ein Buch dafür aufschlagen, sondern trete einfach vor meine Haustüre.

Eines kann man dem Buch allerdings zu Gute halten. Denn es vermittelt eindrucksstarke Bilder des nigerianischen Alltagslebens - vor allem als Frau - gibt Einblick in unterschiedliche Gesellschaftsschichten und gibt ein tolles Bild von Kultur und Essen. Allerdings muss man auch sagen, dass es, wenn man etwas über die nigerianische Kultur und das dortige Leben erfahren möchte, es definitiv bessere literarische Aufarbeitungen gibt.

Das Buch ist meiner Meinung nach also ein Fehlgriff, sprachlich solide, doch der Autorin scheint vor lauter Vermittelungsbegeisterung der nigerianischen Kultur, der Plot durch die Finger gerutscht sein.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

The Old Dominion State

Virginia
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Peggy, eine überzeugte Lesbe besucht ein Frauencollege im Virginia der Sechziger. Dort unterrichtet auch Lee, schwuler Literaturprofessor und Sohn einer wohlhabenden und alteingesessenen Familie. So weit ...

Peggy, eine überzeugte Lesbe besucht ein Frauencollege im Virginia der Sechziger. Dort unterrichtet auch Lee, schwuler Literaturprofessor und Sohn einer wohlhabenden und alteingesessenen Familie. So weit so gut, doch plötzlich beginnen die beiden eine stürmische Liebesbeziehung, aus der rasch eine Ehe und zwei Kinder, Byrdie und Mickie, hervorkommen. Doch die Ehe scheint ein einziger Interessenkonflikt und dementsprechend lange hält die Ehe auch. Peggy bricht aus, packt ihre Tochter Mickie ein, und flieht in den Südosten Virginias, um sich dort ein neues Leben als schwarze Mutter mit einer schwarzen Tochter aufzubauen.

Das Reizvolle an dem Buch war für mich von Anfang an, die Aussicht, dass das angestammte Bild von Vorstadtleben mit Mutter, Vater, Kind, das wir alle beim Gedanken an das Amerika der Sechziger und Siebziger vor Augen habe, rasch auf radikale Art und Weiße auf den Kopf gestellt werden würde. Und dementsprechend dauerte es nicht lange, bis die Autorin ihre Leserschaft mit unkonventionellen Gedankengängen und Taten ihrer Protagonistin schockiert. Das Faszinierende dabei ist dann aber auch, dass Nell Zink darauf verzichtet, sich intensiver damit zu beschäftigen, den Finger in die Wunde der damaligen konventionellen Missstände zu legen, sondern einfach mit rasantem Tempo im Leben Peggys weiter voranschreitet. Ungewöhnlich und stilistisch einzigartig. Im Generellen schafft es Nell Zink ihre Protagonist:innen so zu gestaltet, dass diese zwar als lebensechte und nahbare Sympathieträger erscheinen, auch wenn ich beim Lesen immer wieder das Gefühl hatte, dass diese bewusst ein wenig auf Distanz gehalten werden, um so Gefäße für die Rebellion und das Dasein einer ganzen Generation an Menschen zu schaffen, die aus der Norm ihrer jeweiligen Mehrheitsgesellschaft fallen und deren Leben deshalb in jeglicher Weiße aus der Norm fällt. Und dies ist meiner Meinung nach gut gelungen. Und so findet man auf der einen Seite dutzende Denkanstöße darauf, was in den Köpfen der damaligen Amerikaner:innen, aber auch in denen vieler noch heute lebenden, eigentlich falsch läuft. Darüber hinaus findet man sich auch immer wieder Stellen, an denen man sich selbst in den Protagonist:innen wieder erkennt. Das Ende hat mich allerdings ein wenig enttäuscht, denn dieses erschien mir viel zu rasch abgehandelt und ich fand mich stellenweise ein wenig ratlos und alleingelassen. Kurzum: das Ende war für meinen Geschmack zu kurz, gehetzt und ein wenig realitätsfremd - also auf dem Level, bei dem bei mir eine unsichtbare Grenze des Wohlbefindens überschritten wurde.

Dennoch ist das Buch definitiv ein must read und ich bin beinahe rundum begeistert.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Die jungen Jahre Snows

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Zum zehnjährigen Jubiläum der Hungerspiele stecken diese noch in den Kinderschuhen. Eine Gruppe von Schülern wird am Morgen der Ernte dazu auserkoren, als Mentoren für die Tribute diese dem breiten Publikum ...

Zum zehnjährigen Jubiläum der Hungerspiele stecken diese noch in den Kinderschuhen. Eine Gruppe von Schülern wird am Morgen der Ernte dazu auserkoren, als Mentoren für die Tribute diese dem breiten Publikum bekannt zu machen, deren Leistung zu verbessern und insgesamt die Spiele bei der Bevölkerung des Kapitols beliebter zu machen. Einer jener 24 Mentoren ist Coriolanus Snow, Spross einer alt eingesessenen, wenn auch zusehends verarmten Familie. Er strebt danach, seiner Familie wieder auf die Beine zu helfen, Rum und Macht zurück in den Schoß der Snows zu führen. Doch mit dem weiblichen Tribut aus Distrikt 12 stehen die Chancen schlecht für ihn, seine Ziele zu erreichen. Doch Lucy Gray hat ungeahnte Talente, das Publikum und auch ihn zu verzaubern.

Die Panem-Trilogie gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Dementsprechend war ich auf einen weiteren Roman aus Panem gespannt. Suzanne Collins konnte mich wenig überraschend wieder mit dem Schreibstil abholen, leicht und locker, perfekt geeignet für eine Jugenddystopie. Man fliegt also recht flott durch die Seiten, vor allem auch, weil der Spannungsbogen wider sehr gut gezogen ist, und auch hier, wie in den Vorgängerromanen sich Action mit ruhigerer Phasen abwechseln, ohne dass dabei Langeweile entstehen würde. Vor allem aber war es wieder schön, in das Universum der Hungerspiele zurückzukehren. Und hier sind mir einige Sachen positiv aufgefallen, die eine Steigerung zum ersten Band der Reihe darstellen. Da wäre zunächst einmal, dass alle 24 Tribute und die jeweiligen Mentoren namentlich erwähnt werden, was den Nebencharakteren ein prägnanteres und authentischeres Auftreten gibt. Darüber hinaus bekommen wir dadurch, dass wir die Geschehnisse diesmal durch die Augen einer außenstehenden Person wahrnehmen, und nicht durch die eines der teilnehmenden Tribute. Dadurch bekommt man viel mehr von den eigentlichen spielen mit, die Tode der einzelnen Tribute werden intensiver geschildert, was zusätzliche Spannung erzeugt und wiederum zur Steigerung der Authentizität der Geschichte beiträgt. Spannend sind vor allem aber die Hintergründe zu Snow. Zwar erscheint er anfangs als Sympathieträger, doch im Laufe der Geschichte wird immer deutlicher, dass er nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, und den verblendeten Standpunkt eines Kapitolbewohners vertritt. Wir sehen also jetzt schon sehr viel - wenn auch in viel schwächerer Ausführung - von dem Snow, den wir aus den anderen drei Büchern kennen. Doch auch wenn er als Hauptcharakter kein Sympathieträger für mich war, steht es für mich außer Frage, dass er im Laufe der Geschichte eine beispiellose Charakterentwicklung durchmacht. Und das gleiche gilt im Übrigen auch für die mysteriöse Lucy Gray. Hier hat die Autorin zwei unglaublich starke und authentische Protagonist:innen geschaffen. Als besonders interessant empfand ich aber auch zu sehen, welche Entwicklung die Hungerspiele im Laufe der der Jahre durchmacht haben. So findet sich ein drastischer Bruch zwischen den Spielen aus diesem Buch und denen 64. Jahre später, der für mich als großer Fan wirklich spannend zu verfolgen war.

Alles in allem bin ich von dem Buch überzeugt. Spannung, Setting und Charaktere formen wieder einmal ein Meisterwerk.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Der Schatten der amerikanischen Gesellschaft

Der Mann, der vom Himmel fiel
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Thomas J. Newton taucht scheinbar aus dem nichts in Kentucky auf. Schon bald beginnt der Mann, den niemanden kennt, durch den Verkauf von neuartigen, zuvor nie dagewesenen Technologien Massen an Geld zu ...

Thomas J. Newton taucht scheinbar aus dem nichts in Kentucky auf. Schon bald beginnt der Mann, den niemanden kennt, durch den Verkauf von neuartigen, zuvor nie dagewesenen Technologien Massen an Geld zu verdienen. Dabei zeiht er zwei Personen magisch in seinen Bann: die Alkoholikerin Betty Joe, die rasch Gefühle für den mysteriösen Fremden entwickelt, und den Chemiker Nathan Bryce, der viel mehr an den Hintergründen hinter den neuen wissenschaftlichen Produkten interessiert ist.

Walter Tevis scheint ja die literarische Wiederentdeckung des letzten Jahres zu sein. Dementsprechend war ich sehr gespannt auf das Buch. Und seinem Ruf als begnadeter Literat wird er mit seiner poetischen und einnehmenden Sprache durchaus gerecht. Dementsprechend war es für mich beim Lesen ein wahrer Genuss, vor allem, da der Autor immer wieder gesellschafts- und politisch relevante Aspekte und Kritikpunkte an der amerikanischen Gesellschaft mit einfließen lässt, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben, was im Hinblick darauf, dass die Originalfassung des Buches bereits in den 60ern erschien, wirklich beeindruckend ist. Dennoch war ich nach den ersten siebzig Seiten des Buches vom bisherigen Fortgang der Geschichte ein wenig enttäuscht. Zwar zog es sich nicht, allerdings empfand ich es so, dass das Potential der Geschichte nicht vollends ausgeschöpft wurde. Zu viele und zu große Sprünge in die Zukunft, aus denen man durchaus noch verwertbares, solides Material herausholen konnte. Allerdings verbesserte sich das mit dem Fortlauf der Geschichte immer weiter, der Plot wurde engmaschiger und für mich besser nachvollziehbarer und nahbarer. Das letzte Drittel machte dann alles hervorgegangene Wett. Hier findet sich ein wirklich solide ausgearbeiteter und vor allem überraschender Spannungsbogen.

Auch auf Ebene der Charaktergestaltung war ich vorerst ein wenig enttäuscht, hatte mir mehr erhofft. Denn sowohl Newton, Bryce als auch Betty blieben mit anfangs sehr unnahbar und kalt. Bei Betty änderte sich dies im restlichen Buch nicht, sie ist für mich rückblickend weniger, als der Klappentext verspricht, auch wenn sie zweifelsfrei vielschichtig gestaltet ist und vor allem einen wichtigen, gerne vergessenen Aspekt der amerikanischen Leistungsgesellschaft widerspiegelt. Mit Newton und vor allem Bryce wurde ich bis zum Ende der Geschichte aber durchaus warm, auch wenn bei ihnen weiterhin Luft nach oben besteht.

Insgesamt ein durchaus gutes Buch, auch wenn in Sachen Plot und Protagonisten der Anfangt noch sehr tapsig wirkt.

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