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Veröffentlicht am 27.03.2023

spritzig und energiegeladen

Bitter Sweet Rebound
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„Solltest du dich jemals fragen, wieso ich dich hasse, sieh einfach in den Spiegel.“
(Mackenzie zu Cameron in Bitter Sweet Rebound)

Worum geht’s?

Den Start an der Yale Universität hat sich Mackenzie ...

„Solltest du dich jemals fragen, wieso ich dich hasse, sieh einfach in den Spiegel.“
(Mackenzie zu Cameron in Bitter Sweet Rebound)

Worum geht’s?

Den Start an der Yale Universität hat sich Mackenzie Underwood definitiv anders vorgestellt. Erst platzt sie in das Beziehungs-Aus ihrer neuen Mitbewohnerin und bricht dann auch noch während der Einführungsveranstaltung bewusstlos zusammen. Damit nicht genug: Sie soll ausgerechnet Cameron Cruz, dem arroganten Kapitän der Rudermannschaft, Nachhilfe geben. Als der jedoch ihre geheime Bucketlist findet und sie mit ihren Wünschen aufzieht, beschließt sie, künftig einen großen Bogen um ihn zu machen. Zu diesem Zeitpunkt weiß sie allerdings noch nicht, dass sie sehr bald auf seine Hilfe angewiesen sein wird.

Bitter Sweet Rebound ist Band 1 einer Reihe. Die Geschichte ist jedoch in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Cameron und Mackenzie in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet expliziten sexuellen Content und potenziell triggernde Themen.

Meine Meinung

Bitter Sweet Rebound ist ein Opfer meines Mood-Readings gewesen. Einige Monate musste das Buch auf dem SUB verbringen, denn jedes Mal, wenn ich danach gegriffen habe, habe ich bereits nach kurzer Zeit die Lust verloren, weiterzulesen. Das lag nicht am Schreibstil oder am Inhalt, sondern einfach daran, dass Cameron, Mackenzie und ihre Geschichte so spritzig-besonders ist, dass ich es zum richtigen Zeitpunkt lesen musste. It’s me, hi, i’m the problem – mood-reader durch und durch.

Diese Geschichte ist Chaos. Und das meine ich im positiven Sinne. Lebendig, wendig, einfallsreich, mit jeder Menge zum Entdecken und gleichzeitig nicht allzu tief, allzu emotional und glücklicherweise auch nicht erdrückend. Nein, hier fliegen die Fetzen, hier knallt es wie beim Feuerwerk und gleichzeitig wird dem Leser so einiges geboten, dass man lachen, fluchen und auch ein kleines bisschen cringen kann. Es ist ein etwas anderer College-Roman, der viele Klischees mitnimmt, aber diese gern auch über den Haufen wirft. Der Klappentext passt für mich zwar nicht so ganz, aber das tat der Sache keinen Abbruch. Einmal in der Geschichte (mit der richtigen Stimmung) drin und zack, habe ich die ganze Story in einem Rutsch verschlungen.

Mackenzie kommt nach Yale, wo sie als einzige ihrer Familie nicht Medizin (und nicht in Harvard) studieren möchte. Doch sie kommt nicht allein, ihr großer Bruder Max ist mit dabei, der seine kleine Schwester so sehr in Watte packt, dass man bereits nach wenigen Seiten das Bedürfnis hat, ihn den Hals umzudrehen. Doch der Hintergrund seiner Sorge ist berührend und auch wenn man mit seinen Methoden, Mackenzie regelrecht in Fürsorge zu ersticken, nicht d’accord geht, muss man Max irgendwie lieben. Wen man von Anfang an hassen wird, ist allerdings Mackenzies Freund Justin, der schon ab Seite 10 oder so den Worst Boyfriend Award gewinnt. Wieso, das müsst ihr selbst herausfinden, aber wow, ich wollte ihn erschlagen. Und Mackenzie einmal durchschütteln, was sie mit so einem depperten Typ eigentlich will. Aber nun gut, die Probleme lösen sich glücklicherweise von selbst (eventuell unter Zuhilfenahme einiger Fausthiebe durch Cameron und / oder Max).

Auftritt Cameron: Nicht nur, dass er der Ex von Mackenzies nerviger, unsympathischer und fragwürdiger Mitbewohnerin Laura ist (die mehr als einmal live-vögelt, während Mackenzie ins Zimmer kommt), der neue Teamkollege ihres Bruders Max und bedauerlicherweise auch der beste Freund ihres depperten Boyfriends Justin ist, nein, er ist auch ihr größtes Problem, denn beide geraten andauernd aneinander, müssen in Vorlesungen zusammenarbeiten und die Energie zwischen den beiden kommt zeitweise einer Kernexplosion gleich – nur wahlweise auf Basis Hass und manchmal auf Basis Anziehung. Witzige Wortgefechte, jede Menge verzweifelte Wortbattle, Mordgedanken, zynisch-freche Bemerkungen, bitterböse Punchlines und so mancher Satz, der Mackenzie die Schamesröte ins Gesicht treibt – hier wird das ganze Repertoire bedient, sehr zu meiner Freude, denn ehrlich gesagt hat es einfach nur Spaß gemacht, die beiden zu begleiten. Das Buch ist Chaos, das werde ich wieder und wieder sagen. Die Dynamiken sind rasant, man weiß manchmal nicht ganz, wer gerade mit wem was hat (und wieso!), manchmal möchten sich Cameron und Mackenzie umbringen, manchmal gibt es aber auch sehr schöne Momente zwischen den beiden. Und doch ist der Subtext eigentlich von Anfang an klar: Was sich liebt, das hasst sich.

Die im Klappentext erwähnte Nachhilfe und die Bucketlist haben mich überrascht. Denn beides spielt eine sehr unterordnete Rolle im Buch, tatäschlich gibt Mackenzie Cameron gar keine Nachhilfe (bzw. nur an einer Stelle sehr spät wird es erwähnt) und die Bucketlist nutzt Cameron anfangs, Mackenzie aufzuziehen, später aber, um sie glücklich zu machen. Glücklicherweise wurde nicht die gesamte Bucketlist abgearbeitet (geschocktes Emoji bitte einsetzen), ich denke, dies hätte der aufkeimenden Entwicklung der beiden Charaktere auch nicht gut getan. Ich möchte aber auch ehrlich sein: Wer hier tiefe Gefühle, emotionale Ausbrüche, dramatische Liebesbekundungen erwartet, ist fehl am Platz. Das ist für mich auch ein wenig der Kritikpunkt, denn die Autorin bedient sich – nicht negativ gemeint - sehr vieler Klischees, mit denen sie dann aber auch spielt. Ich kam mir an einigen Punkten wie in diesen klassichen 90er-Jahre Collegemovies vor und ich habe es sehr geliebt, diese Vibes, die Schnelligkeit der Geschichte und wie gesagt, diese positive Chaotik, bei der die einzelnen Handlungsstränge sich miteinander verweben, sich abschneiden oder einfach umwickeln und verknoten. Aber manchmal hätte ich mir etwas Gefühl gewünscht, um bestimmte Entwicklungen besser verstehen zu können. Dafür wird jeder, der spicy Spaß mag, hier auf seine Kosten kommen. Es wird manchmal humorvoll, aber auf jeden Fall heiß.

Im letzten Viertel des Buches entwickelt sich die Geschichte überraschend, denn eigentlich dachte ich eher, dass die beiden sich noch aus irgendwelchen Gründen zerfetzen werden, aber der Weg geht in eine andere Richtung. Von Anfang an ist subtil angelegt, dass Cameron noch ein großes Thema hat, was ganz selten zwischendurch erwähnt wird, aber zu großen Änderungen und Überraschungen am Ende führt. Mir hat das insoweit gefallen, weil es eine andere Thematik war, mit der man den berühmt-berüchtigten Knall begründet. Ich hätte mir etwas mehr Raum für diese Problematik gewünscht, da es doch ein wenig rasch und überstürzt wirkte und mir noch einige Fragezeichen zu vorigen Themen offenblieben.

Mein Fazit

Bitter Sweet Rebound ist ein positiv-chaotisches Buch voller spritziger Wortgefechte. Das Buch erinnerte mich an die klassischen 90er-Jahre College-Movies und es hat sehr viel Spaß gemacht, Cameron und Mackenzie zu begleiten. Etwas Tiefe und Gefühl hätte an einigen Stellen die Geschichte noch verstärken können, aber auch ohne ist es definitiv lesenswert und kann begeistern.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 27.03.2023

interessante Einblicke, schwache Liebesgeschichte

Beyond the Stars
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„Ein Herz ist schnell gebrochen, doch es dauert lange, bis es wieder heilt.“
(Die Haushälterin zu Natalie in Beyond the stars)

Worum geht’s?

Als die Gesangstrainerin Natalie Winter das Angebot bekommt, ...

„Ein Herz ist schnell gebrochen, doch es dauert lange, bis es wieder heilt.“
(Die Haushälterin zu Natalie in Beyond the stars)

Worum geht’s?

Als die Gesangstrainerin Natalie Winter das Angebot bekommt, einem der größten Rockstars der Welt aus einer Stimmkrise zu helfen, ist sie überwältigt von dieser beruflichen Chance. Kurzerhand packt sie ihre Koffer, um die nächsten Wochen bei ihm in Kanada zu verbringen. Doch Pascal Girard, der Leadsänger der Band Renard, verhält sich nicht so kooperativ wie sein Management versprochen hat. Natalie ist dennoch überzeugt, seine Stimme retten zu können – wenn er sie nur lassen würde. Dass Pascal auch noch unverschämt attraktiv ist, bringt Natalies Vorsatz, sich niemals mit einem Klienten einzulassen, gefährlich ins Wanken.

Beyond the stars ist Band 1 der Reihe um die Band Renard. Die Geschichte ist in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch den einen personalen Erzähler erzählt. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Themen.

Meine Meinung

Manchmal gibt es Bücher, auf die man sich enorm freut, bei denen man dann aber feststellen muss, dass man aus einem Klappentext einfach eine komplett falsche Erwartung abgeleitet hat. Das ist natürlich ein Verschulden auf meiner Seite, denn aus Erfahrungswerten und einer falsch interpretierten Triggerwarnung kann eine ganz eigene Geschichte entstehen – die dann aber von der im Buch abweicht. So war es hier.

Arge Schwierigkeiten hatte ich von Anfang an mit der Erzählperspektive. Aus dritter Sicht erzählt, aber immerhin in personaler Form, fehlte mir von Anfang an der Zugang zu den Charakteren. Natalie wirkt einerseits total reif und im Leben angekommen, gleichzeitig überrascht sie mit teils befremdlicher Naivität. Sie hat eine gescheiterte Musikkarriere, da sie nach dem Verlust ihrer Mutter nicht mehr auf der Bühne stehen kann. Stattdessen ist sie Stimmtrainerin, Vocal Coach und in beratender Funktion für Künstler zuständig. Hierbei weichen ihre Methoden offenbar sehr von denen der Branche ab. Jedenfalls erhält sie eines Tages einen Anruf, ob sie Pascal helfen kann, der nach einer heftigen Welttournee nun ausgebrannt ist und eine Stimm- (und Sinn-) Krise hat. Und so fliegt sie zu ihm, zieht in sein Haus ein und mit vielen fliegenden Fetzen wird zusammenarbeitet.

Das Problem an der Sache war, dass ich nicht so ganz wusste, was die Autorin bei dem Buch in den Fokus stellt. Die Wahrheit ist: Es liest sich wie eine sehr interessante Abhandlung über die Möglichkeiten, wie man Sängern helfen kann, aber nicht wie ein Liebesroman. Daran ist einmal die Erzählperspektive schuld, aber auch der fehlende Mut der Autorin. Sämtliche Themen, die wirklich emotionalen Balast in die Story bringen könnten, werden am Rande abgehandelt oder nur kurz erwähnt. Das fand ich unfassbar schade, denn ich bin ehrlich: Dafür war ich eigentlich hier. In der Triggerwarnung werden sehr viele Punkte aufgezählt, die meisten kommen aber wirklich nur in einem Satz erwähnt vor. Natürlich ist eine Triggerwarnung in erster Linie gedacht, um Leute eben zu warnen, aber wenn hier zB Krieg erwähnt wird, „erwarte“ ich, dass auch Krieg in irgendeiner Form ein Thema ist. War es hier aber nicht, außer dass der Vater der Protagonistin Soldat war. Bei den Punkten, die man von einem durchschnittlichen Rockstar-Romance-Roman erwartet (bei Pascal insbesondere die Thematik um Depressionen, Alkohol und seine Vergangenheit), gibt es insgesamt wahnsinnig wenig. Ich fühlte mich dem ehrlich gesagt auch etwas beraubt, denn zwar gibt es hier und da einmal einen Satz, wie Pascal sich fühlt, wie es auf Tour war, aber wirklich erleben tut man es nicht.

Das Buch ist insgesamt schon nicht sonderlich dick. Etwas über 300 Seiten, es lässt sich sehr fix durchlesen. Und wirklich, der Aspekt mit dem Stimmtraining war unfassbar interessant. So war mir nie bewusst, wie groß die Belastung für einen Sänger auf einer riesigen Tournee ist, wie Körper und Geist zusammenspielen. Anfangs war ich – genauso wie Pascal – entsprechend skeptisch hinsichtlich der Methoden von Natalie. Aber die Ergebnisse sprechen für sich und der Prozess, der lange Weg mit Rückschlägen und jeder Menge Hoffnung hat mir gut gefallen. Es wird viel auch bezüglich Stimmtraining, Warmup für Sänger und Methoden zur besseren Atmung eingebaut. Man merkt, dass die Autorin diesbezüglich Fachfrau ist. Ich entdecke gern neue Sachen und lese mich in neue Thematiken ein und den ein oder anderen interessanten Aspekt kann auch der normale, nichtsingende Leser mitnehmen. Natalie muss viel Häme der Umfeld akzeptieren, sie steht aber sehr für ihre Methoden ein. Manchmal fand ich sie leider aber auch zu pushy, zu sehr von sich überzeugt und zu rücksichtslos. Es ist gut, an seine Arbeit zu glauben, aber ein wenig Rundum-Blick und individuelle Herangehensweise dürften nicht schaden. Deswegen geraten Pascal und sie anfangs auch andauernd aneinander und das Problem war für mich, dass sicher einige der Momente durch eine bessere Kommunikation vermeidbar gewesen wären. Auch ist das Buch hauptsächlich so aufgebaut, dass grundsätzlich fast jeder in Pascals Umfeld nur das Geld und nicht ihn im Fokus hat und Natalie wirbelt so alles (von Ernährung über Sport bis zu den Proben der Band) durcheinander. Das war mir manchmal etwas zu viel. Dafür gab es aber auch einige interessante Einblicke in die Branche, das rücksichtslose Miteinander. Leider muss ich aber sagen, dass ich hier vieles vorhersehbar oder zumindest erwartbar gefunden habe. Entsprechend gab es für mich keine wirklichen Twists oder Überraschungsmomente. Die Charaktere sind alle einfach sehr stereotypisch. Kurios fand ich allerdings, dass Natalies beste Freundin Amy einfach plötzlich mit in die Villa einzieht, mit der Band abhängt und dort ihr Leben lebt. Das passte weder zu Natalies unglaublich professioneller Art noch war es für die Handlung in irgendeiner Art förderlich, außer dass ich mich permanent über sie aufgeregt habe.

Die Liebesgeschichte des Buches konnte mich leider nicht begeistern. Natalie und Pascal sind sehr gegensätzlich, öffnen sich aber füreinander und lernen voneinander. Das hat mir gut gefallen. Wieso zwischen beiden eine romantische Beziehung entstand, war für mich nicht greifbar. Es gab kein Prickeln oder irgendetwas, woran man es hätte ausmachen können. Natalie kämpft für Pascal wie eine Löwin, aber wieso es mehr als Freundschaft war, erschloss sich mir nicht. Stimmig fand ich allerdings, dass es auch keine expliziten Szenen zwischen den beiden gibt, denn das hätte für mich erst recht nicht gepasst. Es fühlte sich oft so an, als würde der Autorin der Mut fehlen, ihren Charakteren Tiefe zu geben, sie wirklich richtig etwas fühlen zu lassen. Alles, was irgendwie emotional hätte sein können, ging unter. Das ist auch der Grund, wieso ich die Reihe nicht weiter verfolgen werde, denn das handwerkliche Geschick von Natalie war interessant, aber ich bin hier für eine Rockstar-Romance gewesen und die habe ich leider nicht bekommen.

Mein Fazit

Beyond the stars ist ein zum Teil sehr interessantes Buch über das Handwerk vom Stimmtraining, aber leider kein Liebesroman. Den Charakteren fehlt die Tiefe, es gibt kaum Gefühl in der Geschichte. Schade, hier hätte man so viel mehr machen können.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.03.2023

schwacher Reihenabschluss

No Waves too high
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„Und jetzt wusste ich nicht mehr, wer ich war, nachdem mir diese Leichtigkeit abhandengekommen ist.“
(Alicia in No waves too high)

Worum geht’s?

Bis zu einem fatalen Haiangriff vor einem halben Jahr ...

„Und jetzt wusste ich nicht mehr, wer ich war, nachdem mir diese Leichtigkeit abhandengekommen ist.“
(Alicia in No waves too high)

Worum geht’s?

Bis zu einem fatalen Haiangriff vor einem halben Jahr war Alicia Taylor so etwas wie eine Berühmtheit in der kleinen Küstenstadt Eden: Die 22-Jährige wollte nie etwas anderes sein als Surferin, und sie war richtig, richtig gut. Doch als Alicia jetzt endlich aus der Reha entlassen wird und sich voller Vorfreude ihr Surfbrett schnappt, stellt sie fest, dass sie sich ihrem geliebten Meer nur noch bis auf wenige Meter nähern kann. Dann brechen die Erinnerungen über sie herein – und mit ihnen die nackte Panik. Weil Alicia keinesfalls zu einem Psychologen gehen möchte, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an den Meeresbiologen und Haiexperten Ethan Parfit. Bald verbindet die beiden nicht nur ihre gemeinsame Liebe zum Ozean. Doch Ethan hat ganz andere Vorstellungen davon, welche Art von Hilfe Alicia wirklich braucht, als sie selbst. Ist ihr Vertrauen zu ihm groß genug, um sich auf ein völlig neues Wagnis einzulassen?

No waves too high ist Band 3 der Love down under-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der Vorbände kommen am Rande vor, wodurch Spoiler entstehen. Vorkenntnisse sind nicht zwingend nötig, aber hilfreich.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch Alicia und Ethan erzählt. Im Buch ist sexuell expliziter Content enthalten. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte, insbesondere aus dem Bereich Angststörung und Panikattacken.

Meine Meinung

Auf No waves too high habe ich mich tatsächlich sehr gefreut. Ich mochte die Reihe bisher sehr, die entspannten Vibes haben mich verzaubert und ich war besonders auf Alicias Geschichte gespannt, nachdem der Haibiss bereits in Band 2 angesprochen wurde. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, aber leider konnte mich das Buch nur bedingt begeistern.
Die Geschichte startet nach Alicias Rückkehr aus dem Krankenhaus und der Reha. Sie kehrt nach Hause zurück und freut sich sehr darauf, wieder auf ihr Brett und ins Wasser zurückzukehren. Die Ärzte haben ihr bescheinigt, dass ihr Bein wieder werden wird, sie aber noch etwas Zeit benötigen wird. Womit Alicia nur niemals gerechnet hätte: Sie kriegt Panikattacken, wenn sie sich dem Wasser nähert. Anfangs redet sie es noch klein, doch schon bald merkt sie, dass sich das Problem nicht einfach wegreden lässt. Und so kommt Ethan ins Spiel, der Haiforscher ist und vor Ort für seinen Einsatz bei der Tierrettung bekannt ist. Eines Tages steht sie überfallsartig vor seiner Tür und bittet ihn um Hilfe. Denn Alicia will ihre Angst rational angehen und einfach möglichst viel über Haie erfahren, um den Elefanten in ihren Gedanken zu zerstören. Aber Gefühle, Angst und das aus einem derartigen Angriff resultierende Trauma sind eben nicht rational und einfach so angreifbar.

Ich muss sagen, dass ich von Alicia und ihrer Energie in den Vorbänden eigentlich sehr angetan war, aber komischerweise hat sie mich in diesem Buch etwas gestört. Ich fand sie überdreht und aufdringlich, gleichzeitig verstellt sie sich insbesondere ihren Freunden gegenüber doch sehr. So thematisiert sie ihre Angst nie, „lügt“ ihre Freunde an und tut so, als wäre alles in Ordnung. Ein Stück weit hatte ich dafür Verständnis, weil sie selbst überfordert und überrumpelt ist, weil sie selbst Angst vor der Angst hat. Und weil da natürlich noch die Geschichte mit ihrer Mutter ist, die bereits seit langer Zeit mit Depressionen kämpft, zwischenzeitlich aufgrund ihrer medikamentösen Einstellung Alicia stark vernachlässigt hat und was dazu führt, dass Alicia Angst davor hat, sich professionelle Hilfe zu suchen. Alles in allem kommen so also ein paar Probleme zusammen, auf deren Lösung ich sehr gespannt war. Nur irgendwie passiert sehr wenig, die Geschichte zieht sich und manchmal dreht sie sich auch im Kreis. Ich mag, dass die Autorin sich nicht für eine Wunderheilung entschieden hat, sofort von 0 auf 100 gesprungen ist. Heilung braucht Zeit, sich den Ängsten zu stellen auch. Das Problem ist aber, dass mir dafür zu wenig von den inneren Vorgängen aufgezeigt wurde. Die Autorin hatte eine gute Idee, hat sich meiner Meinung nach aber nur eingeschränkt getraut, das ganze Thema um die Angst anzugehen. Auch hätte ich mir in dem Konflikt Alicia und ihre Mutter mehr Tiefe und Feingefühl gewünscht, denn Alicia ist teilweise schon recht ruppig ihrer Mutter gegenüber.

Was mich leider noch weniger abholen konnte, war allerdings die Verbindung zu Ethan. Er ist ein netter Kerl, süß, unschuldig, gutmütig, hat noble Ziele und engagiert sich für die Umwelt. Durch ihn kommt das Thema Artenschutz, bedrohte Meerestiere, die Gefahren der Fischerei und das komplexe System aus finanziellen Interessen in die Geschichte. Auch ist Ethan unglaublich bemüht, Alicia zu helfen, wenngleich ich manchmal doch nicht so begeistert davon war, dass eben der Weg „unprofessionelle Hilfe“ so präsent ist. Aber irgendwie hat mir der Funke, das Knistern zwischen ihnen gefehlt. Schon Alicias überrumpelndes Auftreten bei Ethan fand ich irgendwie unangenehm, danach eiern beide lange rum und plötzlich kommen sich sie näher. Warum, das war für mich nicht greifbar. Und auch die weiteren Entwicklungen sind dann einfach da. Ich weiß nicht wieso, aber die ganze Geschichte hat sich für mich so unrund angefühlt, ein wenig sprunghaft und emotional einfach nicht so abholend, aber gerade das hatte ich erwartet, weil einfach Alicias Trauma etwas ungewöhnliches ist. Dafür habe ich viel über Tierschutz gelernt, interessante Einblicke in die Arbeit der Tierretter auf hoher See erhalten und generell viel über Haie gelernt. Nur leider war es wie bei Band 2 dann doch teilweise schon so, dass ich einige Sachen sehr pushy und missionierend empfand, etwas zu sehr belehrend und nicht so natürlich und liebevoll eingebaut, wie etwa in Band 1. Auch habe ich die tolle Energie der Clique dieses Mal sehr vermisst.

Mein Fazit

No waves too high konnte mich irgendwie nur bedingt abholen. Es gibt gute Ideen, aber die Umsetzung war für mich eher etwas inkonsequent. Alicia konnte mich leider nicht so verzaubern, die Liebesgeschichte war schwach und wenig greifbar. Leider ein mittelmäßiger Reihenabschluss für mich.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.03.2023

emotional, aber schwache Lovestory

Vor uns die Dämmerung
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„Die Menschen wollen alle glauben, dass die Welt ein schöner Ort ist.“
(Kaiden in Vor uns die Dämmerung)

Worum geht’s?

Wenn Emery in die Augen ihrer Mutter schaut, erinnert sie alles an den Tod ihrer ...

„Die Menschen wollen alle glauben, dass die Welt ein schöner Ort ist.“
(Kaiden in Vor uns die Dämmerung)

Worum geht’s?

Wenn Emery in die Augen ihrer Mutter schaut, erinnert sie alles an den Tod ihrer Schwester Logan. Ihre Krankheit. Ihren Verlust. Daher zieht Em zu ihrem Vater und versucht einen Neustart. Aber egal, wohin sie geht: Logan bleibt immer bei ihr. Unter einem großen Ahornbaum, wo ihre Schwester begraben wurde, fühlt sie sich ihr besonders nah. Was Em nicht weiß: Auch ihr neuer Stiefbruder Kaiden sucht diesen Ort auf. Er ist wütend, abweisend und so unglaublich gutaussehend, dass Em an nichts anderes mehr denken kann. Als die beiden sich näherkommen, lernt Em Schicht für Schicht den wahren Kaiden kennen – und lieben. Aber was Kaiden nicht weiß: Em leidet an der gleichen Krankheit wie ihre Schwester …

Vor uns die Dämmerung ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch Emery erzählt. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte, insbesondere aus dem Bereich Erkrankung, Trauer und Verlust. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.

Meine Meinung

Schönes Cover, interessanter Klappentext und ja – das Label „Books that make me ugly cry“. Das waren die Gründe, wieso ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Plus eine sehr überzeugende Leseprobe, die mit einem poetischen, gefühlvollen Schreibstil schon direkt mein Herz erreicht hat. Als dann die ersten überschäumenden Bewertungen zum Buch kamen, war ich sehr gespannt, ob das Buch „worth the hype“ ist. Und was soll ich sagen? Ja und nein.

Wer zu diesem Buch greift, sollte sich von Anfang an einer Sache bewusst sein: Das hier ist kein Zuckerwatte-Kuschelbuch. Vor uns die Dämmerung ist ein komplexes, ergreifendes Buch, was mit einer drückenden Atmosphäre, diversen Problematiken und jeder Menge intensiver Einblicke daherkommt. Es ist ein Buch, was einen von Anfang an in eine schmerzhafte Dunkelheit zieht, bei dem man verzweifelt nach Licht (und Hoffnung) sucht, aber manchmal nur sehr viele Schatten erhält. Dementsprechend sollte es eine bewusste Entscheidung sein, zu diesem Buch zu greifen. Es ist ein Buch, was an den Nerven, am Herzen zerren wird. Ein Buch, was möglicherweise triggernd sein kann, einen emotional ziemlich mitnehmen kann. Aber genug zum Vorab-Disclaimer.

In dem Buch geht es um Emery. Emery gab es einst als Doppelpack, denn sie hat eine eineiige Zwillingsschwester namens Logan gehabt. Aber Logan verstarb in Folge ihrer Lupus-Erkrankung und seitdem steht das Leben von Emery und ihrer Familie Kopf. Jahre sind vergangen, aber der Verlust beeinflusst das Leben jeden Tag. Emery vermisst ihre beste Freundin, aber auch ihre Mutter. Denn die hat sich seit Logans Tod zurückgezogen, gelegentlich nennt sie Emery sogar Logan. Und so entscheidet Emery sich, zu ihrem Vater zu ziehen, der die Familie vor Logans Tod bereits verlassen hat und zu dem sie seitdem keinen Kontakt hatte. Er hat eine neue Familie mit der liebevollen Cam und deren Sohn Kaiden gegründet. Und hier versucht Emery, ihr letztes Schuljahr zu absolvieren. Und am Leben zu bleiben, denn auch Emery ist lupuserkrankt.

Beim Lesen des Buches schlugen zwei Herzen in mir, das eine war begeistert, das andere leider nicht. Und ich möchte hier versuchen zu erklären, wieso. Denn das Buch hat wunderbare Elemente, aber auch nicht gelungene Momente. Ich fange mit dem an, was mich nur bedingt begeistert hat: Kaiden. Kaiden und Emery. Das anfängliche Familienleben. Denn Emery hatte ewig keinen Kontakt zu ihrem Vater (was später noch ein relevantes Thema wird) und anfangs bemüht sich ihr Vater auch irgendwie null um sie. Lediglich Cam ist von Anfang an liebevoll und motiviert, versucht Emery einzubinden und ihr ein gutes Gefühl zu geben. Kaiden hingegen ist von Anfang an das klassische Badboy Klischee. Er ignoriert Emery, er ist unhöflich zu Emerys Dad und auch zu seiner eigenen Mutter, er verschwindet nachts und trägt jede Menge Wut in sich. In der Schule sorgt er dafür, dass kaum jemand mit Emery redet. Und alles war irgendwie so… sinnlos? So anlasslos? Und das hat es mir tatsächlich schwer gemacht. Denn sein Handeln wirkte einfach nur so, als würde die Autorin ein wenig Klischee und beliebte Tropes (Enemies to lovers) einbauen wollen. Glücklicherweise bricht Kaidens Fassade im Verlauf etwas auf, wenngleich mir einfach der Anlass dafür fehlte. Quasi über Nacht wird er liebevoll und sorgsam zu Emery, verbringt Zeit mit ihr und naja, unweigerlich verlieben sie sich. Ab dem Zeitpunkt scheint beide tendenziell eher Sex als alles andere miteinander zu verbinden. Ganz ehrlich? Die Lovestory war unglaublich schwach, als hätte sich die Autorin überhaupt keine Mühe geben wollen, da Substanz einzubauen und ein zumindest einigermaßen solides Fundament zu bauen. Generell gibt es einen Punkt in der Geschichte, der dazu führt, dass die Charaktere sich verändern, nur mir ist nicht wirklich klar geworden, wieso eigentlich. Ab diesem Punkt fand ich das Buch aber deutlich angenehmer zu lesen, einfach weil die Charaktere langsam Sinn gemacht haben und nicht wie zurechtkonstruierte Abziehbildchen wirkten. Und das war auch nötig, denn der Kern des Buches liegt nicht auf der Lovestory, sondern auf…

Emerys Geschichte. Und das ist, was mich an dem Buch unglaublich begeistert hat. Die Autorin hat in einer unglaublichen Form geschafft, einem die Lupus-Erkrankung, die Folgen, die inneren Vorgänge von Emery und den steten Wandel zwischen Hoffnung und Verzweiflung nahezubringen. Dies führt eben auch zu der benannten drückenden Stimmung im Buch, da man doch sehr mit Emery leidet und von ihrem Schicksal ergriffen ist. Die Schwester verloren, nun selbst schwer krank, eine Mutter vom Verlust der Tochter so mitgenommen, dass sie für ihre andere Tochter nicht mehr da sein kann. Hier liegt unglaublich viel Gewicht und Schmerz in der Geschichte. Und wenn man das Nachwort liest, versteht man auch, wieso das der Autorin alles so gut gelungen ist. Es sind rohe Gefühle, ungefilterte Gedanken, hoffnungsvolle Erinnerungen und zerschmetternde Erlebnisse, die der Leser mit Emery erleben darf und muss. Irgendwann im Verlauf der Geschichte habe ich auch gedacht, dass es für mich die ganze Liebesgeschichte nicht gebraucht hätte. Kaiden und Emery hätten Freunde sein können, Geschwister. Die Lovestory war für mich nicht unterstützend und nicht relevant. Aber Emerys Empfindungen sind es. Manchmal möchte man sie anschreien, weil sie bewusst die Augen verschließt. Manchmal möchte man sie in den Arm nehmen, weil man mit ihr leidet. Manchmal möchte man ihr den Schmerz nehmen, ihr Hoffnung geben. Und gleichzeitig hat man Angst. Angst davor, wie dieses Buch ausgehen wird.

Und das führt mich zum letzten Punkt. Das Ende. Es wird wahrscheinlich polarisieren. Es wird Leute zufrieden stellen und andere Leute werden es hassen. Es wird für einige Sinn machen, für einige nicht. Es ist ein schnelles Ende, plötzlich und irgendwie mittendrin. Es lässt Raum für Gedanken. Aber vor allem ist es eins: Mutig. Mutig von der Autorin, dem Leser mit einem derartigen Ende herauszufordern. Mutig von der Autorin, der Protagonistin derartigen Raum zu geben. Mutig vom Leser, bis hierhin gelesen zu haben, auch wenn sein Gefühl ihn warnt, es zu tun. Es ist ein Ende, was ich mir häufiger in Büchern wünsche, weil es realistisch ist. Auch wenn es wehtut.

Mein Fazit

Vor uns die Dämmerung überzeugt mich nicht als Liebesgeschichte, aber als Lebensgeschichte. Die Autorin beschreibt Emerys Gefühlswelt unglaublich berührend und behutsam, das Drumherum verkommt leider aber doch ziemlich. Eine etwas andere Geschichte, voller Schwere, Verzweiflung und Hoffnung. Für mich eine Leseempfehlung, aber man sollte sich bewusst sein, auf welche Reise man sich begibt.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.03.2023

kurzweillig, humorvoll und unterhaltsam

Die Unannehmlichkeiten von Liebe – Die deutsche Ausgabe von „Loathe to Love You“
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„Dieser Herzschluckauf ist auf Dauer nicht tragbar, weder in kardiovaskulärer Hinsicht noch was meine geistige Gesundheit angeht.“
(Mara in Die Unannehmlichkeiten von Liebe)

Worum geht’s?

Die Naturwissenschaftlerinnen ...

„Dieser Herzschluckauf ist auf Dauer nicht tragbar, weder in kardiovaskulärer Hinsicht noch was meine geistige Gesundheit angeht.“
(Mara in Die Unannehmlichkeiten von Liebe)

Worum geht’s?

Die Naturwissenschaftlerinnen Mara, Sadie und Hannah sind es gewohnt, sich in männlichen Domänen zu behaupten. Und sie wissen: In der Wissenschaft – wie in der Liebe – sind es die Gegensätze, die die heftigsten Reaktionen hervorrufen. Obwohl sie also vernünftig genug sein sollten, ihren Erzfeinden aus dem Weg zu gehen, findet sich Mara mit dem Mitbewohner aus der Hölle unter einem Dach. Und während Sadie ihrem fiesen Ex ungewollt nahekommt, ist Hannah in einer existenziellen Notlage auf ihren niederträchtigen Kollegen angewiesen. Schon bald geraten alle drei in Gefahr, sich die Finger an ihren (nervtötend heißen) Gegenspielern zu verbrennen …

Die Unannehmlichkeiten von Liebe ist ein Einzelband, der die drei Kurzgeschichten „Under one roof“, „Stuck with you“ und „Below Zero“ zusammenfasst.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch die jeweilige Protagonistin in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.

Meine Meinung

Nachdem ich im letzten Jahr den großen Hype um Ali Hazelwood mitbekommen habe und mich nach langer Zeit nicht mehr widersetzen konnte, habe ich mich in die humorvollen, ungewöhnlichen Geschichten der Autorin um sympathische Frauen im MINT-Bereich verliebt. Entsprechend war es klar, dass ich auch das neue Buch – bestehend aus drei Kurzgeschichten – lesen musste. Bisher war ich kein großer Fan von Kurzgeschichten, aber ich wollte es mir nicht entgehen lassen, mich wieder in die zauberhafte Welt von Ali Hazelwood entführen zu lassen.

In dem Buch sind drei Kurzgeschichten vereint, die durch die drei Freundinnen Mara, Sadie und Hannah verbunden sind. Die Geschichten sind aber auch so aufgebaut, dass etwa in Geschichte 2 kleinere Spoiler zu Geschichte 1 enthalten sind und so weiter. Sie sind also schon in einer gewissen Weise zusammenhängend. Inhaltlich und auch von den Protagonistinnen her sind die Geschichte sehr verschieden gestaltet und bedienen auch verschiedene Tropes. Was jedoch jede Geschichte hat: Den unvergleichlich witzigen, charmanten Schreibstil, die dezente Sozialkritik am Umgang mit Frauen in naturwissenschaftlichen Bereichen und auch die selbstironische, spritzig-mitreißende Ansprache der Protagonistinnen an die Leser:innen. Man muss aber eben auch bedenken, dass es Kurzgeschichten sind, wodurch die einzelnen Plots nicht übermäßig tiefgründig und intensiv sind. Dafür hat die Autorin im Verhältnis aber definitiv nicht mit sexuellen Content gegeizt, was mir an einigen Stellen fast schon zu viel war, weil ich mir mehr Gefühl und Entwicklung gewünscht hätte. Aber das richtige Gleichgewicht auf so wenigen Seiten zu finden, ist wahrscheinlich auch sehr schwer.

Die erste Geschichten handelt von Mara, die ein Haus geerbt hat, dann aber feststellen muss, dass das Haus ihr nicht allein gehört. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart, wo Mara plant, schon wieder auszuziehen und springt dann zurück, um im Rückblick zu erzählen, wie sie zu dem Haus kam und ihren Miteigentümer kennenlernt. Ihr neuer Mitbewohner Liam ist wenig begeistert von seiner neuen Gesellschaft und auch Mara findet ihn fürchterlich, denn beide könnten beruflich kaum weiter auseinanderliegen. In einer Mischung aus Roommates to Lovers (mit bisschen Haters zwischendurch), jeder Menge witziger Wortduelle, fast schon kindischer Bekriegens-Rituale und einigen Einblicken in die Thematiken Klimaschutz und Konzernarbeit möchte man Mara irgendwann schütteln, weil der Leser recht schnell die Vibes von Liam auffängt, der mit seinen aufkommenden Gefühlen für Mara sehr überfordert ist. Die erste Geschichte war für mich allerdings auch die schwächste, ihr fehlte ein wenig der Wumms und der Biss, war aber gleichzeitig auch herrlich entspannt.

In der zweiten Geschichte geht es um Sadie und den „Bonzen-Thor“ Erik. Beide befinden sich nach einem Stromausfall zusammen in einem Fahrstuhl eingesperrt und Sadie könnte sich vermutlich 3 Millionen Orte ausmalen, wo sie lieber wäre. Denn beide haben – kurze – Vorgeschichte. Auch hier springt die Geschichte anschließend zum Kennenlernen zurück, springt zwischendurch aber auch immer wieder in den Fahrstuhl. Die abergläubische Sadie hat Erik durch Zufall kennengelernt, es kam zu intimen Momenten und dann – der große Knall. Seitdem reden beide nicht miteinander. Ich hatte große Erwartungen, was der Grund war (bitte, lass es nichts banales sein) und diese wurden erfüllt. Es ist zwar eine muntere Mischung aus Misskommunikation, Second Chance und Insta Love, aber diese Kurzgeschichte hat mir unfassbar gut gefallen, auch weil sie im Grunde genommen wenig dramatisch, aber dafür sehr realistisch aufgebaut war.

Die ungewöhnlichste Geschichte war die Dritte um Hannah. Denn Hannah ist anders als die ambitionierten Mädels, die man bisher so bei Ali Hazelwood kennengelernt hat. Sie ist eher durch Zufall und Interesse in die Naturwissenschaft gerutscht und hat sich sehr durchgebissen, um final bei der NASA zu landen. Hannah hat eine verdammt selbstbewusste Art, ist sehr flirty und energiegeladen. Die Geschichte beginnt mit Hannah in einem Gletscher mit verletzen Fuß und rückblickend erzählt sie, wie sie dort gelandet ist und wieso ausgerechnet ihr Retter Ian die letzte Person ist, die sie sich hierfür wünschen würde. Denn noch während ihrer Studienzeit lernt sie Ian kennen, den sie interviewen möchte, weil sie so sehr an seinem Beruf interessiert ist. Überflieger Ian erkennt sofort, dass Hannah unglaublich begabt ist und statt eines Interviews fangen beide an, Codes zu debuggen. Die Anziehung ist 100% greifbar, aber es endet auch hier mit einem Knall, denn Hannah ist nur ein Mädchen für eine Nacht und Ian, unglaublich unbeholfen, ist jemand für die Ewigkeit. Als Ian dann noch Hannahs Projekt mit einem Veto torpediert, ist Krieg angesagt. Doch in den kalten Regionen Norwegens muss Hannah vielleicht erkennen, dass einige Sachen anders sind, als man zunächst glaubt. Die dritte Kurzgeschichte war im Vergleich sehr dramatisch und kraftvoll und hat mich auch am meisten unterhalten, dafür war die Beziehungsentwicklung hier für mich die schwächste.

Die Unannehmlichkeiten von Liebe ist insgesamt ein tolles Quickread-Buch für zwischendurch, da die einzelnen Geschichten in unter zwei Stunden lesbar sind und jede in sich geschlossen ist. Gleichzeitig fehlt es aber natürlich an der Tiefe und den großen Gefühlen, die sich auf den wenigen Seiten nicht entwickeln können. Man muss sich unbedingt vor Augen halten, dass es eben Kurzgeschichten sind. Mich haben die Geschichten sehr begeistern und unterhalten können, ich habe wunderbar gelacht und Spaß gehabt und hätte mir tatsächlich aber Sadies und Hannahs Geschichte unfassbar gern als vollständige Geschichte gewünscht, denn das Potenzial hierfür war auf jeden Fall da.

Mein Fazit

Die Idee von Die Unannehmlichkeiten von Liebe hat mir gut gefallen und es sind wunderbare Geschichten für Zwischendurch, die mit dem gewohnten charmanten Wortwitz der Autorin überzeugen können. Aufgrund der Kürze fehlt es jedoch an Tiefe. Die Geschichten hätte man sicher auch in voller Länge aufbauen können. Unterhaltsam, mitreißend und kurzweilig – aber eben leider doch nur Kurzgeschichten. Deswegen: Leseempfehlung mit leichten Abstrichen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]