„Eine Liebe, die so gewaltig war, dass sie alle Hindernisse überwand. Jede Distanz überbrückte. Die Sorte Liebe, über die Songs und Gedicht geschrieben wurden. Die alle suchten, aber nur wenige wanden.“
(Lilac in A place to grow)
Worum geht’s?
Für Lilac McCarthy ist Cherry Hill, die Obstfarm ihrer Familie, der schönste Platz auf Erden. Sie liebt ihren kleinen Farmladen, in dem sie Selbstgemachtes verkauft, und natürlich das jährliche Peach Festival, das sie als Vorsitzende des Veranstaltungskomitees hingebungsvoll organisiert. Doch dieses Jahr droht alles anders zu werden: Bo Radisson, der Erbe der größten Obstfarm vor Ort, ist nach seinem Auslandsstudium zurück in der Stadt. Bo hat Lilacs Leben schon einmal auf den Kopf gestellt. Nun verfolgt er große Änderungspläne für ihr geliebtes Peach Festival. Es dauert nicht lange, bis Bo und Lilac darüber kräftig aneinandergeraten, und Lilac feststellen muss, dass ihr Herz in Bos Nähe verräterisch schnell klopft …
A place to grow ist Band 2 der Cherry Hill-Reihe um die Farm Cherry Hill. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der Vor- und Folgebände kommen jedoch vor. Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch Lilac erzählt, das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Im Buch ist sexueller Content enthalten.
Meine Meinung
Es gibt Bücher, die möchte man unbedingt lesen, aber tut es nicht. A place to grow ist so ein Buch. Wieso? Weil ich es nicht lesen wollte, weil ich wusste, dass ich es dann gelesen habe und nicht die Vorfreude habe, es noch lesen zu können. Ob das Sinn macht? Keine Ahnung. Aber nachdem ich Band 1 so geliebt habe, wollte ich mir Band 2 aufheben. Doch jetzt habe ich es getan und es war einfach wieder so toll, dass ich es am liebsten direkt nochmal lesen wollen würde.
Zurück nach Palisade zu kommen fühlte sich so selbstverständlich an. Wenig ist passiert, seitdem wir in Band 1 die Farm verlassen haben. Wir haben immer noch eine Farm voller Obstbäume, eine süße Stadt, ganz viel cosy Moments und einen Rückkehrer namens Bo. Oh, es hat sich also doch was getan und dieses Etwas ist für Lilac der größte Weltuntergang: Bo ist wieder da. Bo, den sie abgrundtief hasst und wo niemand weiß, wieso eigentlich. Es dauert auch etwas, bis der Leser es herausfindet. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und im Sommer vor acht Jahren, wo Bo und Lilac sich kennengelernt haben, als Lilac regelmäßig bei Bos totkranken Bruder Luke vorbeikam. Eine Zeit, wo zwischen beiden Freundschaft und vielleicht sogar mehr war, wovon man nun acht Jahre später absolut gar nichts mehr finden kann. Lilac hasst Bo, wirklich hassen. Entsprechend bringt es sie aus dem Konzept, als er nach Jahren in Frankreich zurückkehrt, um den gigantischen Familienbetrieb zu übernehmen. Heißt: Der geht auch so schnell nicht wieder. Wie ein kleines bockiges Kind schlägt Lilac um sich, aber der Leser weiß von Anfang an, dass es mehr Schein als Sein ist. Zugegeben, Bo ist anfangs nicht gerade ein Sympathieträger, die Wortgefechte zwischen beiden machen unfassbar Spaß und trotzdem fragt man sich mit Blick auf die Vergangenheit, wie wir von Friends to Enemies gekommen sind. Als Bo dann auch noch ansetzt, das legendäre Peach Festival verändern zu wollen, geht Lilac endgültig zum Angriff über und erklärt ihm den Krieg.
A place to grow ist eines dieser Bücher, was man nicht weglegen kann, obwohl nicht super viel passiert. Es ist kein Pageturner, sondern ein Herzensbuch, was einen komplett vereinnahmt, entführt und nicht wieder loslässt. Es ist der schöne Schreibstil, der zauberhafte Ort, die starken familiären Verbindungen um die McCarthys – es ist einfach bezaubernd. Lilac hat so viel erreicht, seitdem Bo gegangen ist. Sie führt erfolgreich den Hofladen, unterstütz die Familie, ist Vorsitzende im Veranstaltungskomitee. Als Bo nun kommt und ihr das indirekt streitig macht, ist die Wut groß. Aber man merkt, dass so viel mehr dahintersteckt und als nach und nach rauskommt, was damals passiert ist, leidet man mit Lilac, aber später auch mit Lilac und Bo. Zwar habe ich das Thema ein wenig vorhergesehen, das ändert aber nichts an der Freude, die das Buch bereitet, an dem Kummer, den man fühlen wird, an der Hoffnung, die zwischen den Zeilen liegt, an der Verzweiflung, als es so kommt wie befürchtet.
Die Magie von Cherry Hill und Palisade hat mich einfach sofort wieder abgeholt. Es gibt ein Wiedersehen mit geliebten Charakteren, Kompromisse um die Neuausrichtung des Festivals und einen Blick hinter die Fassade der Familie um Bo, die vor Ort doch fast schon gefürchtet ist. Es geht um starke Frauen, die wissen, was sie wollen, aber auch zurückstecken können, ohne sich selbst aufzugeben. Es geht um den Kampf von wirtschaftlichen Interessen und wunderschönen Traditionen, um Verlust und Trauer. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass Bo und Lilac mehr und offener miteinander reden, was für mich eines der Highlights von Band 1 war, denn offene Kommunikation kann so viel bewirken, gleichzeitig ist Lilac auch noch etwas jünger und emotional tief getroffen. Als es dann im Finale zu dem befürchteten Knall 2.0 kommt, habe ich Lilac bewundert, dass sie sich nicht einfach zurückgezogen hat. Ich hätte mir hier zwar etwas Raum für die innerfamiliäre Entwicklung gewünscht, da Bo aber auch keine Erzählperspektive hat, wäre dies sicher auch nur schwer möglich gewesen.
Auf jeden Fall konnte mich auch A place to grow wieder komplett abholen. Ich habe mich in dem Buch verloren, jede Seite genossen und bin regelrecht trauernd aus der Geschichte gegangen, weil der nächste Teil erst in so vielen Monaten erscheint. Diese Wohlfühlbücher von Lilly Lucas sind zum Träumen und Schwärmen, zum Verlieben und Abschalten. Und hier konnte die Autorin mit Friends to Enemies to Lovers und Second Chance auf jeden Fall überzeugen.
Mein Fazit
A place to grow ist eine super gelungene Fortsetzung der Reihe und kann wieder mit Wohlfühlmomenten, mitreißenden Wortgefechten und einer starken Protagonistin begeistern. Seconds Chance mit leichten Enemies to Lovers Vibes trifft auf Cosy Smalltown. Lilly Lucas ist nicht umsonst meine Queen of Cosy Romance – eine große Leseempfehlung von mir.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]