Profilbild von Sparklesandmascara

Sparklesandmascara

Lesejury Star
offline

Sparklesandmascara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sparklesandmascara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2022

starker, mitreißender Auftakt

The Girl in the Love Song
0

„Für dich. Es war für dich. Du bist das Mädchen in jedem Song.“
(Miller zu Violet in The girl in the love song)

Worum geht’s?

Miller wusste von Anfang an, dass Violet die Eine für ihn ist - sie ist ...

„Für dich. Es war für dich. Du bist das Mädchen in jedem Song.“
(Miller zu Violet in The girl in the love song)

Worum geht’s?

Miller wusste von Anfang an, dass Violet die Eine für ihn ist - sie ist das Mädchen in seinen Liedern. Doch Violet ist fest entschlossen, ihre Freundschaft nicht zu ruinieren, sieht sie doch jeden Tag bei ihren Eltern, was passieren kann, wenn die Liebe vorüber ist und die Freundschaft ebenfalls in die Brüche geht. Sie tut alles, um Miller dabei zu unterstützen, mit seiner Musik groß herauszukommen. Aber wie lange kann sie ihm bei seinem Aufstieg zum Ruhm zusehen, ohne sich einzugestehen, dass sie allein das Mädchen in seinen Love Songs ist und auch ihr Herz schon immer nur ihm gehört?

The girl in the love song ist Band 1 der Lost Boys-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen, die weiteren Lost Boys kommen aber bereits vor.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch wird aus Sicht von Miller und Violet in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch ist in vier Teile unterteilt, es verläuft aber chronologisch. Der Schreibstil ist ergreifend und gut lesbar. Das Buch beinhaltet wenig erotischen Content.

Meine Meinung

Emma Scott ist für mich eine absolute Autobuy-Autorin, gleichzeitig habe ich aber auch kaum eine Autorin, bei der so sehr der Grundsatz „Hit or miss“ gilt wie bei ihr. Entweder liebe ich ihr Bücher oder sie können mich nicht überzeugen, ein wirkliches Dazwischen gibt es nicht. Entsprechend gespannt war ich, wo sich dieses Buch einordnen wird.

Die Geschichte um Violet und Miller ist doch etwas anders, als der Klappentext vermuten lässt. Das möchte ich direkt vorwegschieben. Zunächst: Der beachtliche Großteil dieses sehr umfangreichen Buches spielt im Highschool-Alter der Charaktere, ein Teil auch vorher. Nur etwa das letzte Viertel deckt das Erwachsenenleben der Protagonisten ab. Entsprechend hat man es hier auch nicht unbedingt mit einem New Adult Roman zu tun, gleichwohl die inhaltlichen Themen gewichtig und tiefgründig sind. Wer aber mit gelegentlichem Highschool-Drama und den Problemen des Teenagerlebens nichts anfangen kann, könnte von diesem Buch genervt sein. Aber nun mehr zum eigentlichen Buch…

The girl in the love song fällt in die Kategorie der Bücher, wo es keine übermäßig ausufernde Handlung gibt. Das Buch braucht keine Plottwists, kein anstrengendes Drama, denn die Leben von Miller und Violet bringen genug Material mit, dass das Buch auf emotionaler Ebene einschlägt. Die beiden lernen sich an Violets 13. Geburtstag kennen, als diese in ihrem Zimmer liegt und ihrem Tagebuch davon erzählt, wie schrecklich sich ihre Eltern streiten, wie deren Ehe mittlerweile in Scherben liegt. Auf einmal steht ein Junge unten im Garten, Miller, der gerade erst hergezogen ist. Violet lädt ihn auf ein Stück Kuchen ein, da er hungrig und verloren aussieht. Aus einem Stück Kuchen wird eine andauernde Freundschaft mit Hindernissen. Denn während Violet aus einer reichen Familie kommt, hat Miller nichts außer eine Mutter, die immer mehr Richtung Abgrund rutscht, einen schrecklichen Stiefvater und jede Menge Probleme, insbesondere auch eine Diabeteserkrankung. Violet und Miller werden Freunde, halten zusammen, Violet sorgt sich um seine Diabetes, um ihn, er beschützt sie. Es gibt wunderschöne und zuckersüße Szenen zwischen den beiden Freunden, bei denen jeder Leser immer wieder wird schmunzeln müssen, weil jeder genau weiß, dass beide eigentlich mehr als Freunde sind. Im Fortgang der Geschichte geht es nun hauptsächlich um die Alltagsprobleme, mit denen sich beide auseinandersetzen müssen, wobei hier der Fokus auf Miller und seine vielfältigen Herausforderungen liegt. Violet ist so etwas wie sein guter Engel, der stets über ihn wacht. Die Freundschaft der beiden ist wirklich schön beschrieben und erreichte mich von Anfang an. Das brutale Aufeinandertreffen von kindlicher Restnaivität und der Herausforderungen, die beide schnell erwachsen werden lassen, hat mich tief getroffen und ich war für Miller wütend auf die Welt, auf die Leute, auf seine Mutter. Und auch Miller ist auf all das wütend, zurecht. Aber immerhin hat er Violet. Immer, ohne jeden Zweifel.

Im Mittelteil konzentriert sich die Geschichte sehr auf das Highschool-Leben, in allen Facetten. Mobbing, Cliquenbildung, Ausgrenzung, schlechte Streiche – hier ist alles dabei. Violet schafft es vom ausgegrenzten Bücherwurm zur beliebten Persönlichkeit, rangiert in den It-Cliquen, muss aber auch feststellen, wie schnell die Sympathien sich ändern können. Manchmal wollte ich sie schütteln, manchmal habe ich mich für sie gefreut. Ja, der Mittelteil ist wohl eher etwas Guilty Pleasure Highschool Drama, aber auch angesichts der doch sehr drückenden Thematiken in Millers Leben empfand ich diese Passagen regelrecht als Verschnaufpause. Miller ist eher der Außenseiter, zieht sich zurück und hat hiermit auch nicht so große Probleme, außer dass er zeitweise Angst hat, dass sich Violet zu sehr von ihm entfernt. Millers Außenseiterdasein endet allerdings recht schlagartig, als er an einem Abend auf einer Party singt – und die Leute hiermit verzaubert. Denn seit jeher singt und textet Miller, damals bei Violet auf dem Bett, später mit Violets Hilfe auf Youtube. Es ist die Schul-Queen Evelyn, die Miller dann einen Deal vorschlägt und ihm so zum Durchbruch hilft. Aber nicht, ohne eigene Interessen zu verfolgen und hierbei noch so einiges an Aufregung und Zwietracht zu sähen.

Und hier setzt der letzte Teil der Geschichte an: The table has turned. Denn im letzten Teil des Buches stellt Emma Scott alles auf den Kopf. Es geht um Miller, der nun durchstartet, weltbekannt wird, dessen Leben von Nichts auf Highlife umschaltet. Hierbei wird aber nicht das Klischee vom durchdrehenden Rockstar bedient, ganz im Gegenteil. Diese Wahl fand ich wunderbar erfrischend und auch passend zu den Charakteren. Violet hingegen muss sich plötzlich der Thematik um die gescheiterte Ehe der Eltern und den familiären Geheimnissen stellen, die ihr künftiges Leben massiv beeinflussen werden. Doch hier zeigt sich, wie gut Emma Scott funktionierende Geschichte und funktionale Beziehungen aufbaut: Denn mit Miller hat Violet ein Person, die sie auffängt, wenn sie fällt, so wie Violet es immer für Miller gemacht hat.

Für mich hat Emma Scott mit diesem Buch wieder eine wundervolle Geschichte geschrieben. Violet und Miller funktionieren wundervoll als Freunde, haben aber beide Raum für Fehler, für Unsicherheiten und für eigene Entwicklungen, was manchmal auch dazu führt, dass beide sich auseinander entwickeln. Das hat mir sehr gut gefallen. So kommt auch der Aspekt, wieso die Reihe „Lost Boys“ heißt. Denn Miller lernt an der Schule zwei weitere Außenseiter kennen, die so verloren sind wie er, ihre ganz eigenen Päckchen tragen und sichtbare und unsichtbare Wunden mitbringen, die es in den Folgebänden zu beleuchten gilt. Denn ich muss sagen: Die Lost Boys haben mein Herz gestohlen! Emma Scott hat mit so viel Gefühl mitreißende Charaktere voller Schmerz in einer Geschichte voller Hoffnung und Liebe gezaubert. Ich bin jetzt schon so gespannt auf Ronan und Holden, auf ihre eigenen Bücher und die Art und Weise, wie Emma Scott ihnen die Hoffnung zurückgibt.

Mein einziger Kritikpunkt ist eigentlich das Verhältnis der Inhalte zueinander. Das Buch hat einen sehr ausufernden Mittelteil, der lediglich von sehr umfangreichen Schilderungen des Schullebens handelt. Dafür gerät der Part, in dem es um die Entwicklung von Millers Karriere und die Folgen hiervon, doch irgendwie knapp und fast schon gehetzt. Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob das Buch vielleicht als Zweiteiler gedacht war, das hätte jedenfalls besser funktioniert. Die Balance stimmt so nicht ganz, vor allem fühlte ich mich hierdurch um die ein oder andere Entwicklung beraubt, die schnell abgehandelt wurde. Dennoch ist das Buch gleichzeitig vielleicht auch gerade hierdurch ein Buch, was sich langsam unter die Haut schleicht, dort wohlig kribbelt, ein wenig schmerzt und dann tief ins Herz kriecht. Auf jeden Fall lebt The girl in the love song nicht von der tatsächlichen Liebesgeschichte (wie auch, es gibt hieran nichts zu zweifeln oder aufwendig zu entwickeln, das geschieht passend unterschwellig ganz von selbst), sondern von den starken Charakteren und dem Support, den sich alle gegenseitig geben – nicht nur Violet und Miller einander, sondern auch die Nebencharaktere einbegriffen.

Mein Fazit

The girl in the love song ist ein wunderbarer und vielversprechender Auftakt der Lost-Boys Reihe. Emma Scott zaubert mit so viel Hingabe Charaktere mit Ecken und Kanten, voller Tiefe und Schmerz, die sich für verloren halten, es aber so sehr verdienen, geliebt zu werden. Der Rockstar-Aspekt der Geschichte spielt eher eine untergeordnete Rolle und das Verhältnis der thematischen Ausrichtung ist nicht ganz im Gleichgewicht, die einbezogenen Themen sind aber emotional und berührend. Für mich ein Buch, was ich nicht aus den Händen legen konnte, weil die Lost Boys mich so fasziniert haben, dass ich mehr wissen wollte.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 14.08.2022

viel Lärm um nichts

Some Mistakes Were Made
0

„Wie konnte er weiterträumen, während ich das Träumen verlernt habe?“
(Ellis über Easton in Some mistakes were made)

Worum geht’s?

Ellis und Easton waren unzertrennlich. Aber eine folgenschwere Entscheidung ...

„Wie konnte er weiterträumen, während ich das Träumen verlernt habe?“
(Ellis über Easton in Some mistakes were made)

Worum geht’s?

Ellis und Easton waren unzertrennlich. Aber eine folgenschwere Entscheidung stellte Ellis' Leben und ihre Beziehung zu Easton auf den Kopf. Ellis musste ans andere Ende des Landes ziehen, weit weg von allem, was ihr vertraut war. Jetzt hat sie ein Jahr lang nicht mit Easton gesprochen, und vielleicht ist es besser so. Vielleicht wird die Wunde heilen, die er in ihrem Herzen hinterlassen hat. Aber seine Familie holt sie für eine Feier zurück, und bald ist alles wieder da, was Ellis hinter sich gelassen hatte: das gebrochene Herz, der Verrat, die Wut ... und Easton, den sie nie aufgehört hat zu lieben.

Some mistakes were made ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird fast komplett durch Ellis in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen – Gegenwart und in den Jahren zuvor.

Meine Meinung

Es gibt Bücher, auf die freut man sich wahnsinnig. Some mistakes were made gehört dazu. Ich kannte von der Autorin nichts, aber der Klappentext? Absolut vielversprechend. Leider muss ich am Ende sagen: Some mistake was made – und zwar der Fehler, dass ich zu dem Buch gegriffen habe.

Die Geschichte um Easton und Ellis fängt gut an. Ellis liebt in Kalifornien, hat gerade ihren Highschool-Abschluss gemacht. Es erscheint Tucker, ihr nunmehr bester Freund und zugleich Bruder von Easton, auf der Bildfläche und versucht, sie zu überreden, mit ihm nach Hause zu kommen, zum Geburtstag seiner Mutter Sandry. Ellis will nicht, tut es am Ende dann aber trotzdem. Und ab dann wird alles kompliziert… Von Anfang an merkt man als Leser, dass Ellis Gründe hat, wieso sie nicht zurückwill. Es geht um Easton, um einen Tag vor einem Jahr, wo Easton und Sandry entschieden haben, Ellis wegzuschicken. Man spürt Wut, Trauer und Verzweiflung. Und jede Menge, jeeede Menge Fragezeichen. Zurück bei den Albertys entfaltet sich teils über Rückblicke, teils über Gespräche ein Bild, aus dem ich nicht schlau wurde. Es sind Fetzen von Informationen, die man zusammenzusetzen versucht. Man erfährt, dass Ellis nicht aus gutem Haus kommt, ihr Vater Tru aber mit Sandry befreundet war und Sandry deswegen dazu neigt, sich um Ellis zu kümmern. Man erfährt, dass Ellis Mutter eine Katastrophe ist, die nie da ist, Ellis Vater mehr im Gefängnis als außerhalb ist und Ellis und Easton beste Freunde waren. Waren, nicht mehr sind.

Und so las ich. Und las. Und las. Ich versuchte, zu verstehen, was hier abging. Ich verstand, wie Sandry, ihr Mann Ben, die Brüder Easton, Dixon und Tucker der armen Ellis ein Zuhause, ja eigentlich eher eine Familie gaben. Ich verstand, wie Ellis zwischen ihrer Herkunft und diesem neuen Leben hin und her gerissen war. Ich lachte über die Jokes, die die Brüder teilweise machten, ich war irritiert von der feindseligen Stimmung untereinander und verwirrt von der Abneigung, die Gegenwarts-Ellis der liebevollen Sandry entgegenschleuderte. Beim Lesen fühlte es sich permanent so an, als hätte ich etwas verpasst, etwas übersehen. Es fehlte ein Puzzleteil. Wie ist aus dem ganzen Leben, was Ellis hatte, die ganze Nettigkeit, die ihr die Albertys entgegengebracht haben, so eine verkrampfte Lage geworden? Ich war mir sicher, dass es eine wahnsinnige Auflösung geben wird, die alles erklärt. Einen Twist, der ihr verletztes Verhalten, ihre Wut, ihre Enttäuschung erklärbar macht. Aber…

Es gab sie nicht. Also natürlich gab es eine Auflösung. Aber diese war gelinde gesagt enttäuschend, wenig greifbar, komplett außer Verhältnis. Und sie hat sehr viel kaputt gemacht. Denn zunächst muss der Leser wirklich fast bis zum Ende durchhalten, um zu erfahren, wieso Easton und Ellis nichtmehr miteinander reden. Bis dahin liegt aber schon so viel verbrannte Erde herum, dass man eigentlich möchte, dass die beiden auch wirklich nicht mehr miteinander reden. Ellis benimmt sich in meinen Augen leider einfach nur unsympathisch, undankbar und fast schon verzogen. Ihr enorm eifersüchtiges Verhalten Easton gegenüber machte dies nicht besser. Ich verstand nicht, wieso die Autorin beide krampfhaft wieder zueinanderfinden lassen wollte, es hat für mich nicht gepasst. Ich war enttäuscht von der Erklärung, wieso Ellis gehen musste – nicht, weil es nicht ein guter Grund war. Sondern, weil ich so viel mehr erwartet habe angesichts ihrer Wut. Denn eigentlich zeigt es nur, dass Ellis nichts verstanden hat und egoistische Tendenzen aufweist. Sie versteht gar nicht, wie viel Vertrauen, Liebe und Hilfe ihr entgegen gebracht wurden, sie sieht es irgendwie als selbstverständlich. Aber sie allein war schuld, dass alles entgleiste, zwar mit durchaus noblem Motiv, aber eben auch mit den eingetretenen Konsequenzen. Es hat mich genervt, wie Ellis sich in meinen Augen als Opfer aller dargestellt hat, obwohl sie es für mich nicht war. Sie war für mich eine übergriffe Dramaqueen, die gar nicht erkennt, welchen Schaden sie anrichtet.

Hat mich als ihr Schmerz und ihre Verzweiflung anfangs noch mitgerissen, geht diese Sympathie schnell verloren. Die Albertys hingegen schließt man sofort ins Herz. Aufopferungsvoll kümmern sie sich sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit um Ellis, als wäre es ihre eigene Tochter. Die Brüder sind wahnsinnig humorvoll, es gibt witzige Szenen zum Schmunzeln und unstreitig hätte ich gern mehr von Tucker und Dixon gehabt. Von Easton eher nicht so, er kommt in dem Buch sowieso recht kurz, aber es wirkte so, als hätte er weitergemacht, aber als würde Ellis ihn auf eine toxische Weise immer wieder zurückziehen. Entsprechend konnte die Liebesgeschichte mich überhaupt nicht abholen, die Irrungen und Streits der beiden haben mich nicht berührt. Der anfängliche Sog des Buches, dass man verstehen möchte, wieso die beiden so miteinander umgehen, wird durch halbgare und wenig greifbare Auflösungen topediert und am Ende war ich fast schon wütend auf Ellis, wie undankbar und engstirnig sie mit Sandry umgeht. Selten hatte ich eine so unsympathische Protagonistin in einem Buch und am Ende war ich so froh, als die Geschichte endlich vorbei war.

Mein Fazit

Some mistakes were made hat mich leider enttäuscht. Zwar hat das Buch eine unterschwellige Spannung, weil man unbedingt wissen mag, was passiert ist, die Auflösung dafür aber umso enttäuschender. Es fehlt an wirklicher Handlung und die Protagonistin Ellis ist nicht unbedingt die sympathischste. Viel mehr erwartet, daher leider doch ziemlich unbegeistert.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.08.2022

eher ein teures Bulletjournal

Die 1%-Methode – Das Erfolgsjournal
0

Was ist das?

Mit seiner 1 %-Methode (im Original Atomic Habits) ist James Clear weltbekannt geworden. Viele Leute haben sich von seinem Bestseller inspirieren lassen und angefangen, mit kleinen Änderungen ...

Was ist das?

Mit seiner 1 %-Methode (im Original Atomic Habits) ist James Clear weltbekannt geworden. Viele Leute haben sich von seinem Bestseller inspirieren lassen und angefangen, mit kleinen Änderungen ganze Lebensweisen zu ändern. Mit „Die 1% -Methode – Das Erfolgsjournal“ kommt nun ein vorgefertigtes Tagebuch im Bullet Journal Style heraus, um die Methode noch einfacher umzusetzen.

Wie sieht es aus?

Das Journal ist minimal größer als das klassische A5-Format und mithin sehr handlich und auch absolut handtaschengeeignet. Bei dem Planer handelt es sich um ein broschiertes Buch mit einem Softcover. Die Haptik des Buches ist wirklich schön und fühlt sich gut an. Allerdings befürchte ich, dass die Oberfläche sehr anfällig für Kratzer ist. Der Titel ist foliert mit rosegoldener Folie und wirkt entsprechend hochwertig, die restliche Aufschrift ist lediglich aufgedruckt. Das Cover ist schlicht gehalten, wirkt aber eher wie ein Buchcover als von einem Notizbuch. Auf der Rückseite sind wenige allgemeine Hinweise zu dem Buch enthalten, unterstützen aber auch mehr den Eindruck, dass es sich um ein Buch als um ein Notizbuch handelt.

Das Innere umfasst 240 Seiten, wobei der Großteil mit 176 Seiten gedottete Blankoseiten umfasst. Auf den ersten zwei Seiten findet man eine Kurzanleitung zu den Elementen des Buchs: Inhaltsverzeichnis, Eine Zeile pro Tag, Notizbuchteil, Gewohnheitstracker. Das Buch schließt mit einem Abschnitt „Toolkit“, in dem beispielshafte Elemente zur Gestaltung und Nutzung des Journals enthalten sind. Das Inhaltsverzeichnis bietet ausreichend Platz, der Teil „Eine Zeile pro Tag“ umfasst genau ein Jahr, wobei man selbst ankreuzen kann, mit welchem Monat man startet. Der Notizbuchteil ist wie bereits gesagt gedottet und komplett blanko, es sind lediglich Seitenzahlen vorhanden. Der Gewohnheitstracker ist tabellarisch in monatlicher Übersicht, ebenfalls frei startbar und umfasst 12 Tracker. Bereits am Umfang merkt man, dass der Kern das eigene Notizbuch sein soll. Das Toolkit gibt interessante Ideen vor, greift auch einige Ideen von James Clear auf, ist aber tendenziell eben nur ein sehr kurzer Anriss zur Inspiration.

Die Seiten sind aus festerem Papier, Kugelschreiber und normale Fineliner drücken bei mir nicht durch. Die leicht raue Oberfläche ist auch für Sticker und Highlighter geeignet. Die Farbgebung des Buches besteht aus leicht sepiafarbenen Seiten mit Orange und Grau als Highlightfarben. Die Gestaltung insgesamt ist sehr schlicht.

Was mir leider etwas fehlt: Es gibt weder eine Stifthalterung noch eine Art Verschluss. Leider geht das Buch immer ganz leicht auf und läuft gerade in der Tasche dadurch Gefahr, zu verknicken. Hier hätte man eventuell noch ein Gummiband einziehen sollen. Dafür ist ein Lesebändchen enthalten, welches aus schwarzem Stoff ist.

Was erwartet einen?

Das Journal ist eine Art Selbstreflexionstagebuch. Es nimmt Bezug auf den gleichnamigen Bestseller des Autors und soll Platz bieten für Tracker und eigene Niederschriften. Insgesamt gibt das Buch aber relativ wenig Input vor. Auf der Rückseite steht „Das Bullet Journal zum Bestseller“ und dies gibt es ziemlich passend wieder. Es ist ein Buch zum Selbstgestalten.

Mein Fazit

Vorweg muss ich sagen, dass ich das Buch des Autors zwar bereits habe, aber noch nicht gelesen habe. Meine Idee war, direkt beide Bücher miteinander zu verbinden. Leider habe ich hier vielleicht auch den Fehler gemacht, vom Erfolgsjournal mehr zu erwarten. Ich hatte erwartet, dass es sich um ein Workbook zum Buch handelt, der Titel „Erfolgsjournal“ hat dies impliziert. Ich habe auch großzügigerweise in der Beschreibung überlesen, dass das Buch „176 FREIE Seiten“ enthält. Entsprechend war ich doch eher ernüchtert, als das Buch kam. Tatsächlich ist dies aber schlichtweg mein eigenes Versehen.

Das Journal ist ganz nett gestaltet, es wirkt hochwertig und durchdacht. Ich finde aber, auch vor dem Hintergrund meiner eigenen Fehlvorstellung, dass der Titel missverständlich gewählt ist. Streng genommen ist es „Das 1 % Methode Bullet Journal“, was man als Nutzer komplett frei gestalten kann. Ich habe einfach gedacht, dass mehr Bezug zum Ursprungsbuch besteht. Der Mehrwert gegenüber einem normalen, selbst gewählten Notizbuch ist daher ehrlich gesagt minimal. Die Toolkit Elemente hinten sind nett, aber eben auch nicht bahnbrechend. Die „Beispiele“ für Trackingselemente wie etwa den Trainingsplan oder auch den Gewohnheitstracker sind so banal, dass man sie nicht bräuchte.

Ich denke, dass das Journal für Leute, die sich an ein komplett freies Buch nicht herantrauen, durchaus hilfreich sein kann. Ansonsten ist es einfach nur ein Notizbuch mit einer Hand voll Inspirationen, wie man sie auch bei Google findet. Der Bezug zum Hauptbuch fehlt mir leider sehr.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.08.2022

nette Idee, schlechte Umsetzung

Cinderella ist tot
0

„Wäre Cinderella wirklich entzückt gewesen, so viele unglückliche Mädchen zu sehen, die Angst vor diesem Moment haben?“
(Sophia über die Ballnacht)

Worum geht’s?

Sophia lebt in Cinderellas Königreich, ...

„Wäre Cinderella wirklich entzückt gewesen, so viele unglückliche Mädchen zu sehen, die Angst vor diesem Moment haben?“
(Sophia über die Ballnacht)

Worum geht’s?

Sophia lebt in Cinderellas Königreich, zweihundert Jahre nach jener Ballnacht, in der Cinderella ihren Traumprinzen fand. Doch Cinderellas Geschichte dient inzwischen nur noch dazu, die Frauen zu unterdrücken und sie möglichst schnell bei einem großen Festakt im Schloss unter die Haube zu bringen. Wer sich diesem Ritual verweigert, wird getötet, und wer am Ende der Ballnacht noch keinen Mann hat, wird ausgestoßen und verfolgt. Doch Sophia will keinen Mann. Sie flüchtet in den verwunschenen Wald und trifft dort Constance, die ihr zeigt, dass sie die Kraft hat, ihr Schicksal und ihre Welt für immer zu verändern...

Cinderella ist tot ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Sophia in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte wie Gewalt an Frauen.

Meine Meinung

Selten fange ich meine Rezensionen mit einer Art Vorwort an. In diesem Fall ist es aber in meinen Augen absolut nötig. Denn ich möchte erklären, wie es dazu kam, dass das Buch bei mir landete und wieso ich mit vollkommen falschen Erwartungen an das Buch ging, was wohl auch dazu führte, wieso ich es nicht mochte und es letztendlich abbrach.

Auf den Titel bin ich das erste Mal in der Programmvorschau des Verlags aufmerksam geworden. Tendenziell eher im Bereich Fantasy einzuordnen, ist es ein Titel, der normalerweise nicht unbedingt auf meiner Leseliste, die primär romancelastig geprägt ist, landet. Aber der Klappentext klang super, die Idee einer ungewöhnlichen Cinderella-Neuauflage überzeugte mich. Aber: Der Klappentext, den ich kannte, passt nicht oder zumindest nur bedingt zum Buch. Der Satz, dass Sophia keinen Mann möchte, ist nicht gleichzusetzen damit, dass sie eigentlich ihre beste Freundin Erin möchte, was aber gleichzeitig auch egal ist, weil es keine Rolle für Sophias Motive spielt. Und ganz offenbar gibt es mittlerweile sogar mehrere Versionen vom Klappentext, in einer etwa steht, es ist Sophias dritter Ball, was aber gar nicht stimmt (oder was ich aus dem Context des Buches vielleicht nicht verstanden habe?). Mit einer entsprechend verwirrten Haltung fing ich nun also das Buch an..

Der Schreibstil ist gut. Mehr leider nicht. An einigen Stellen verwirrend, manchmal sehr ausufernd, jedenfalls sehr zweckorientiert. Direkt zu Beginn die erste Verwirrung, weil direkt die ersten paar Sätze dazu führten, dass ich dachte, es sei schon die Ballnacht. Aber auf einmal sind es mehrere Tage vor dem Ball. Sprunghaft, ohne greifbare Zeit- und Ortsangaben, geht es weiter. Die Geschichte dümpelt vor sich hin, es geht um die Vorbereitungen zum Ball, ein wenig Cinderella-Geschichtskunde und jede Menge Kritik durch Sophia. Am System, an ihren Mitmenschen, an der Rolle der Frauen im System. Einiges ist nachvollziehbar, aber einiges leider auch nicht. Denn kann man es zig tausenden Leuten vorwerfen, dass sie sich einem System unterwerfen, was seit einer Ewigkeit besteht und was Leute umbringt, wenn sie aus der Reihe tanzen? In meinen Augen nur bedingt. Sophia? Die tut es trotzdem. Gern würde ich sagen, dass sie ein Charakter zum Aufschauen und Bewundern ist, so war es für mich aber nicht. Ja, sie ist eine Rebellin, aber sie verkennt dabei, wie sie alles und jeden in Gefahr bringt. Auch die Idee, dass sie verliebt in ihre beste Freundin Erin ist und sie sie zur Flucht überreden will, fand ich toll – und nicht zu Ende gedacht. Denn ehrlich gesagt wirkte die Liebe/Freundschaft der beiden oberflächlich, Erin vermittelt selbst null den Eindruck, an Sophia interessiert zu sein und Sophia regt sich eher darüber auf, dass Erin sich dem System beugen möchte als zu erkennen, wieso sie dies vielleicht macht. Die Motivlage war bereits schwieirig und vermochte mich schon nicht zu überzeugen, weil Sophia so erwachsen tun will, aber gleichzeitig so hochgradig planlos ist, dass es teilweise wehtat. Das erkennt man, als es „endlich“ zur großen Nacht kam. Auf dem Ball kämpft sie gegen alles und jeden, ist zugleich aber erfreut, als ein befreundeter Junge ihr das Angebot macht, sich zu verloben, damit sie in Sicherheit ist. Als dies dann schiefläuft, weil Luke mit einer anderen Familie Stress hat, flieht die kleine Cinderella und trifft im Grab der wahrhaftigen Cinderella auf Constance, mit der sie fortan versucht, wirklich gegen das System zu kämpfen.

Constance, sie war mein Lichtblick. Was Sophia fehlt (Weitsicht, Empathie, Denken vorm Handeln), bringt sie mit. Als Hinterbliebene der „bösen Stiefschwestern“ von Cinderella, kämpft sie fortan an vorderster Front, damit die Einwohner des Landes erfahren, wie die Geschichte wirklich lautete, welche Rolle Cinderella und die gute Fee und auch die Stiefschwestern und die Stiefmutter wirklich spielten. Zugegeben: Die Idee, die Geschichte etwas zu drehen, war irgendwie nett. Aber irgendwie hat leider alles sich so angefühlt, als wäre es spontan, ohne wirklich weiter zu denken, niedergeschrieben worden. Vielleicht liegt es daran, weil ich eigentlich kein Fantasy lese? Ich weiß es nicht. Jedenfalls beginnt jetzt ein etwas actionreicherer Teil des Buches und gleichzeitig verlor mich die Geschichte leider komplett.

Ich würde gern erklären können, wieso. Aber ich kann es nicht. Waren es die platten Charaktere, die alle nur ihre Rolle spielten, aber irgendwie nichts zur Geschichte beitrugen? War es die Vehemenz, mit der Sophia alle zwang, zu rebellieren, ohne sich im Klaren zu sein, wie tödlich das sein kann? Waren es die stereotypischen Charaktere, die vorkamen, als hätte man eine aktuelle „Hot List“ der zu erwartenden Charaktere ins Buch geschüttet? War es, weil es so wirkte, als wolle die Autorin die Charaktere zum Teil nur homosexuell ausgestalten, um trendy zu sein, ohne aber dass die Charaktere die Gefühle wirklich transportiert haben? Vielleicht war es auch dieses sehr extreme Gut gegen Böse, Männer gegen Frauen – selbst der eigene Vater „verrät“ Sophia. Ich weiß es wirklich nicht. Jedenfalls langweilte mich die Geschichte zunehmend und es wurde nicht besser, bis ich dann zwei Drittel des Buches dann leider das Handtuch warf. Cinderella ist tot und vielleicht ist das auch gut so.

Mein Fazit

Cinderella ist tot konnte mich leider nicht abholen. Eindimensionale Figuren, sprunghafte Entwicklung der Geschichte und eine Diversität, die irgendwie keine wirkliche Rolle spielt, können mich überzeugen. Der Spannungsbogen flacht sehr schnell ab. Für mich leider am Ende ein Abbruch, weil es einfach keine Freude gemacht hat.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.08.2022

emotional mit einer Spur übernatürlich

All the Pieces of My Heart
0

„Du bist ihr Ehemann. Gia ist ihr Kind. Und sie ist tot. Dieses Bild sorgt nicht dafür, dass mir ganz warm ums Herz wird. Es sorgt dafür, dass ich mich wie eine… Diebin fühle. Wie eine Betrügerin.“
(Mercedes ...

„Du bist ihr Ehemann. Gia ist ihr Kind. Und sie ist tot. Dieses Bild sorgt nicht dafür, dass mir ganz warm ums Herz wird. Es sorgt dafür, dass ich mich wie eine… Diebin fühle. Wie eine Betrügerin.“
(Mercedes zu Noah in All the pieces of my heart)

Worum geht’s?

Seit ihrer Kindheit waren Mercedes und Noah unzertrennlich. Auch als Cora dazukam, die wunderschön und zerbrechlich war und in jedem den Wunsch weckte, sie zu beschützen. Und weil Cora Noah liebte, verleugnete Mercedes ihre Gefühle für ihn. Seitdem war sie beste Freundin, Brautjungfer, Patentante, der Fels in der Brandung für die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben - bis zu dem Augenblick, als das spröde Fundament ihrer Welt in sich zusammenbricht ... Auch jetzt ist Mercedes für Noah da, doch ihre wahren Gefühle zu offenbaren erscheint nun noch viel unmöglicher als zuvor ...

All the pieces of my heart ist Band 3 der Laws of Love-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, es werden keine Vorkenntnisse benötigt. Das Buch hat minimale Bezugspunkte zu den Vorbänden.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird aus Erzählersicht erzählt. Das Buch beinhaltet triggernde Thematiken wie Depressionen und Suizid.

Meine Meinung

Amy Harmon ist eine der Autorinnen, die sich immer an etwas Neues heranwagt. An das Unbegreifliche. An das Schmerzhafte. In jedem ihrer Bücher gibt es wieder etwas Neues zu entdecken und entsprechend hab ich mich auch drauf gefreut, in diesem Buch wieder etwas Außergewöhnliches zu finden. Dieses Mal geht es um Second Chances, die Verarbeitung von Trauer und Tod sowie als übernatürliches Element die Kommunikation mit Leuten aus dem Totenreich.

Die Geschichte startet ohne große Umwege direkt mit dem großen Ereignis: Cora kommt bei Mercedes vorbei und lässt ihr die kleine Tochter Gia da. Dies ist nicht ungewöhnlich, da Cora und Mercedes beste Freundinnen sind und Mercedes auch die Patentante der kleinen Gia ist. Ungewöhnlich ist dann aber, dass Cora ihre Tochter später nicht abholt beziehungsweise überhaupt nicht zurückkehrt. In großer Sorge versucht Mercedes, Noah – ihren besten Freund und Ehemann von Cora – zu erreichen. Voller Entsetzen muss sie nun aber fahren, dass Cora einen tödlichen Unfall hatte. In Folge dessen beginnt die erste Hälfte des Buches mit Thematiken, bei denen es um Trauer, Verarbeitung der Trauer, Überforderung des nunmehr alleinerziehenden Vaters und den drängenden Fragen um die Todesumstände von Cora geht. In zahlreichen Rückblicken erfährt der Leser, wie sich die drei kennengelernt haben, wie die Verbindung zwischen Noah und Mercedes schon immer übernatürlich stark war und wie es dazu kam, dass sich Noah am Ende doch in Cora verliebte und mit ihr eine Tochter bekam. Es sind schöne Ausflüge in eine gemeinsame Vergangenheit, die dem Leser aber auch (mal mehr, mal weniger) subtil zeigen, wie komplex die Dreierfreundschaft war und wie Cora die gewisse Tendenz hatte, alles haben zu wollen, was Mercedes hatte. Nach und nach zeichnet sich ein Bild von einer liebevollen Frau, die aber auch durchweg manipulative Tendenzen hatte. Und auch hiermit befassen sich Mercedes und Noah in der Gegenwart, was von der Autorin ein starkes Stück ist und mich begeistern konnte. Sonst steht im Fokus, wie Noah und Mercedes versuchen, sich an das neue Leben zu gewöhnen, wie Mercedes schrittweise einen wichtigen Platz in Noahs und auch in Gias Leben einnimmt, aber auch, wie die Schuldgefühle sie belasten, weil sie die Abgründe ihrer Freundin nicht erkannt hat und sie sich wie eine Betrügerin fühlt, jetzt teilweise ihren Platz einzunehmen. Der Leser merkt aber auch zunehmend, dass eigentlich schon immer Mercedes den Platz an Noahs Seite hätte haben sollen. Die erste Hälfte des Buches würde ich als emotional, aber eher seicht bezeichnen. Die Autorin berührt mit ihrem Schreibstil, der gewohnt poetisch ist, aber im Vergleich zu ihren Vorbüchern doch nicht ganz so überladen rüberkommt.

Die zweite Hälfte des Buches hingegen zieht ordentlich an Tempo an. Es kommen einige rätselhafte Elemente zusammen, die für viel Spannung, einige kleinere und größere (aber auch eher vorhersehbare) Twists sorgen. Hier steht dann aber auch die übernatürliche Thematik sehr im Fokus. Noah arbeitet in der Klinik mit einem Jugendlichen, der mit den Toten kommunizieren kann und so Botschaften aus dem Jenseits übermittelt. Es sind Hinweise, die der Leser teilweise schneller deuten kann als die Charaktere, die aber oftmals für relevante Entwicklungen in der Geschichte sorgen. Es gibt zudem einen Obdachlosen, der eine relevante Rolle spielen wird, der auch in irgendeiner Form Botschaften empfängt. An dieser Stelle scheiden sich wahrscheinlich die Geister (Anspielung auf das Buch natürlich komplett ungewollt…) denn jeder muss für sich wissen, wie er mit diesen Erkenntnissen umgeht. Ich fühlte mich unterhalten und mich konnte auch das große Finale des Buches durchaus überzeugen, aber natürlich leidet die Erklärbarkeit des Buches zu 100% darunter, dass es eben keine Erklärung gibt. Hier muss man wissen, ob dies für einen selbst geeignet ist. Ich bin jemand, der eigentlich immer nachvollziehbare Erklärungen braucht, aber es war in Ordnung für mich, weil es irgendwie gepasst hat und ich von der Autorin auch nichts anderes gewöhnt bin. Vielleicht ist es aber auch die Erkenntnis, dass es durchaus Sachen geben kann, die manchmal vielleicht nicht erklärbar sind. Ob man darauf glauben mag oder nicht, sei mal dahingestellt. Jedenfalls ist All the pieces of my heart ein durchaus emotionales, gut gelungenes Buch, bei dem es viel um Schuldgefühle, Hoffnung und Kraft geht, aber auch darum, dass man manchmal Verstorbene auf ein Podest stellen möchte, was nicht existiert. Die Charaktere sind liebenswert und entwickeln sich gut, vor allem Mercedes hat man sofort ins Herz geschlossen mit ihrer liebenswerten und aufopfernden Art. Im Finale gibt es die ein oder andere Enthüllung, die für mich jetzt nicht nötig und vielleicht auch nicht immer so passend war, aber insgesamt hat das alles schon ganz gut zusammengepasst.

Mein Fazit

All the pieces of my heart ist ein Buch, was man nur mögen oder nicht mögen kann. Wie immer arbeitet die Autorin mit übernatürlichen Elementen, die handlungsfördernd sind, sich aber eben auch jeglicher Erklärbarkeit entziehen. Die Liebesgeschichte ist ganz in Ordnung, der Schmerz der Charaktere greifbar und die zweite Hälfte überzeugt mit Spannung und kleineren Überraschungen. Unterhaltsames Buch für Zwischendurch, wenn man nicht für alles eine Erklärung sucht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]