das war nichts
The promises we made. Als wir uns wieder trafen „Ich fühle mich wohl mit dir, das ist das Wichtigste.“
(Sam zu Dessie in The promises we made)
Worum geht’s?
Als Teenager waren Sam und Dessie das ungleiche Paar. Er mit Migrationshintergrund, sie ...
„Ich fühle mich wohl mit dir, das ist das Wichtigste.“
(Sam zu Dessie in The promises we made)
Worum geht’s?
Als Teenager waren Sam und Dessie das ungleiche Paar. Er mit Migrationshintergrund, sie aus einer wohlhabenden Familie, beide an einer teuren Privatschule, wo er nicht so wirklich reinpasste. Eine Nacht hat alles verändert und Dessie und Sam auseinandergebracht. Eine Ewigkeit später, beide sind mittlerweile erwachsen, führen ihre Wege wieder zueinander. Sie ist mittlerweile beim Militär gewesen und als Bodyguard im Einsatz, er ein extrem wohlhabender Hotelier, der sich einen Namen in der Branche gemacht hat – aber offenbar auch Feinde. Und dafür braucht er Dessie. Doch wie wird es sein, wenn beide wieder das Kribbeln spüren?
The promises we made ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist chronologisch aufgebaut und ist in der Erzähler-Perspektive geschrieben. Das Buch lässt sich recht flüssig lesen, der Schreibstil ist an vielen Stellen auch modern und es werden teilweise Anglizismen verwendet. Das Buch beinhaltet erotischen Content.
Meine Meinung
Auf dieses Buch habe ich mich wirklich vom Herzen gefreut. Ich habe zwar bisher noch nie etwas von der Autorin gelesen, aber Bodyguard-Geschichten sind eine meiner heimlichen Schwächen und hier sogar mal ganz innovativ andersherum, dass die Frau den Mann beschützen soll? Die Idee hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Doch leider konnte das Buch überhaupt nicht halten, was es verspricht.
Am Anfang hat es ein wenig gebraucht, bis ich in der Geschichte drin war. Man erfährt ein wenig über Sam und Dessie, wobei es vor allem darum geht, was beide mittlerweile erreicht haben. Dessie ist ein taffer Charakter, der wirklich beachtliche millitärische Leistungen erbracht und zahlreiche kritische Einsätze überlebt hat, bevor sie nun zu einer privaten Sicherheitsfirma gekommen ist und sich hier sehr weit hochgearbeitet hat. Sam hingegen ist vom jungen Kerl mit Problemen über eine TV-Trash-Serie langsam aufgestiegen und führt mittlerweile ein riesiges Imperium mit vielen Hotels, bei denen vor allem auch Nachhaltigkeit und Diversität im Fokus steht. Sam wird nun immer wieder angefeindet, kriegt Drohungen und muss rassistische Äußerungen über sich ergehen lassen. Das alles nimmt derartige Ausmaße an, dass der Hilfe bei der Sicherheitsfirma sucht, für die Dessie arbeitet. Als beide nun wieder aufeinandertreffen, wird ihre Vergangenheit wieder aufgewirbelt. Immer wieder wir das „Damals“ angesprochen, es bleibt aber doch gefühlt recht lange offen, was die beiden auseinander gebracht hat. Und auch in der Gegenwart hat vor allem Dessie so einige Päckchen zu tragen.
Nach der Hälfte des Buches war bei mir einfach der Ofen aus. Anfangs noch voll motiviert, bin ich schon recht bald über Dessie und Sam gestolpert, die mich immer wieder mit ihren Verhaltensweisen irritieren. Vor allem die Thematik um Dessie als Bodyguard war so mittelmäßig gelungen. Es gibt einige Momente, wo Dessie zeigen darf, was sie drauf hat, es gibt immer wieder zeilenlange Ausführungen über ihre Qualifikationen, wie sie die Lagen sondiert, was sie sich dabei denkt und jede Menge mehr. Aber um ehrlich zu sein: Es war für mich einfach nicht glaubwürdig. Es hat sich platt und eindimensional angefühlt. An vielen Stellen hatte ich auch das Gefühl, dass das Verhalten fast schon unprofessionell ist und es fühlte sich in keiner Weise überzeugend an. Hinzu kommt, dass die Bedrohungslage bis auf vereinzelte SMS zumindest bis zu der Stelle, wo ich aufgehört habe, nicht präsent ist. Es gibt einen rassistischen Übergriff auf Sam, der aber nichts mit seinem Job zu tun hat, und einen Übergriff, bei dem Dessie das Ziel ist. Ganz im Gegenteil stolpert Sam an vielen Stellen unbeholfen und fast schon rücksichtslos durch die Geschichte, überhäuft Dessie in ihrer Tätigkeit als seine Beschützerin dann aber mit Erholungsmomenten in seinem Wellnessbereich oder einem vollständigen Roomservice, während er sich in eine Kneipe verdrückt. Ich wusste zeitweise nicht, wer mich mehr aufregt: Die hochqualifizierte Dessie, die in Gegenwart von Sam total verkommt – oder Sam, der mit seiner vielleicht gut gemeinten lockeren Art eigentlich nur nervt. Die Chemie zwischen den beiden konnte mich zu keiner Zeit fesseln, begeistern oder wirkte überhaupt nachvollziehbar. Unmittelbar, als es zwischen den beiden dann zur Sache geht, habe ich das Buch auch abgebrochen.
Davon abgesehen, dass Sam akut bedroht wird und Dessie ihn nun gelegentlich begleitet, erfährt man einiges über seine Hotels, über gesellschaftskritische Themen und ganz wenig über Dessies Werdegang. Das , was Dessie passiert ist und was sie immer wieder anteasert, aber bis zur Hälfte des Buches nicht erzählt, hätte vielleicht spannend sein können, war aber einfach nur Wiederholung, die irgendwann gelangweilt hat. Auch die Thematik um die Vergangenheit und die Tat/Taten, die Dessie und Sam auseinandergebracht haben, werden anfangs immer in Nebensätzen erwähnt, dann einmal auf den Tisch gelegt – und dann ist das Thema irgendwie durch, dabei steckt da eigentlich viel Klärungspotenzial drin. Das ganze Drumherum, bei dem sie sich Autorin an regelrecht jedem relevanten Gesellschaftsthema abarbeitet, hätte ja noch etwas bringen können, aber auch hier gilt leider: Viel hilft nicht immer viel. Denn wenn die Tiefe fehlt, verkommt alles nur als ausufernde Randnotiz.
Mein Fazit
The promises we made fällt unter die Kategorie: Muss man mögen. Ich mochte es leider nicht. Der ausufernde Schreibstil, die fehlende Charaktertiefe, das gigantische Drumherum mit so vielen sozialkritischen Themen, die nicht greifbare Chemie zwischen den Protagonisten – es war einfach nicht begeisternd. Eine tolle Grundidee, die mich nicht überzeugen konnte und am Ende dazu führte, dass ich nach der Hälfte das Buch abgebrochen habe. Schade.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]