Profilbild von Sparklesandmascara

Sparklesandmascara

Lesejury Star
offline

Sparklesandmascara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sparklesandmascara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2020

eine eindrucksvolle Geschichte

Like Day and Night
0

„Ich will nicht warten. Und ich will selbst entscheiden können. Mir wurden schon zu viele Entscheidungen abgenommen.“
(Sophie zu Cole in Like Day and Night)

Worum geht’s?

Freiheit. Dieser Gedanken ...

„Ich will nicht warten. Und ich will selbst entscheiden können. Mir wurden schon zu viele Entscheidungen abgenommen.“
(Sophie zu Cole in Like Day and Night)

Worum geht’s?

Freiheit. Dieser Gedanken kommt Sophie eines Abends, als sie aus dem Fenster auf die Straße guckt. Seit sie denken kann, spielt sich ihr Leben in diesem kleinen, abgeschiedenen Haus ab. Ihre Mutter schottet sie von der Außenwelt ab, Sophie erhält Heimunterricht und darf bis auf wenige Anlässe das Haus nicht verlassen. Heimlich flieht Sophie in die Bücher, die sie eines Tages gefunden hat und erfährt von Geschichten und Gefühlen, die ihre Mutter ihr stets als negativ eingeprügelt hat. Doch wie sieht die wahre Welt aus? Um es herauszufinden, türmt Sophie und springt in das Auto eines Fremden. Cole guckt nicht schlecht, als das junge Mädchen plötzlich neben ihm sitzt und ihn anfleht, zu fahren. Er hört auf sein Gefühl und tritt aufs Gas. Nie hätte er gedacht, dass Sophie sein Leben auf den Kopf stellt. Doch kann sie auch seine eiserne Fassade aus Wut, Selbsthass und Gewalt durchbrechen?

Like Day and Night ist ein Einzelband und in sich geschlossen.


Schreibstil / Gestaltung

Das kontrastreiche Cover in schwarz und weiß mit pinker Schrift steht sinnbildliche für die Gegensätze, die Cole und Sophie symbolisieren. Das Cover ist stimmig und sehr hübsch. Trotz der dezenten Gestaltung ist es ein starker Hingucker. Die Geschichte wird sowohl durch Sophie als auch durch Cole in der Ich-Perspektive erzählt. Die Kapitel sind entsprechend übertitelt, man merkt jedoch auch am Inhalt, wer gerade spricht. Coles Szenen sind oft von Fluchen und derber Sprache gekennzeichnet. Die Geschichte verläuft linear, gegen Ende gibt es einige Zeitsprünge. Der Schreibstil ist sehr gut lesbar, angenehm und locker. Das Buch lässt sich auch über weite Strecken am Stück lesen. Das Buch beinhaltet Erotikszenen, die jedoch nicht sonderlich explizit und stets niveauvoll ausgestaltet sind.

Mein Fazit

Like Day and Night ist mein zweites Buch der Autorin. Nachdem ich The dreams they stole wirklich gut fand, vor allem auch ob der etwas untypischen Geschichten und der Motivation der Autorin, Klischees zu brechen, war ich sehr gespannt, wie mir diese etwas kurios anmutende Geschichte über zwei Leute, die so gegensätzlich sind wie Tag und Nacht, gefallen wird.

Von ihrer Mutter kleingehalten kennt Sophie nur das Leben, was ihre Mutter ihr zeigt. Sei eine gute Hausfrau, halte dich von Männern fern, verlasse nie das Haus und schlage dir Sachen wie Liebe und Lust aus dem Kopf. Doch die 17-Jährige hat in ihrem Gefängnis eine Möglichkeit gefunden, zu fliehen: Bücher. Und diese Bücher sind es, die sie dazu bringen, ihre Mutter und ihre Lehren zu hinterfragen. Als Sophie eines Abends beobachtet, wie ein Auto an der Ampel vor dem Haus wartet und dies am Folgetag erneut passiert, fasst sie einen radikalen Entschluss: Wenn das Auto wiederkommt, wird sie davonlaufen. Und das Auto kommt wieder. Cole könnte gar nicht verwirrter sein, als das junge Mädchen einfach in sein Auto springt und ihn anfleht, loszufahren. Wer ist sie, wieso ist sie so gehetzt und was soll er tun? Auf sein Herz hörend – und zugleich wohlwissend, dass das eine doofe Idee ist – tritt er aufs Gas. In der nächsten Stadt wird er seine ungewöhnliche Beifahrerin absetzen und ihre Wege sich wieder trennen. Da ist sich Cole sicher. Doch bereits die kurze Fahrt reicht, um Cole zu zeigen, dass Sophie keine Vorstellung von der Welt hat. Ist das sein Problem? Ganz sicher nicht. Denkt er und versucht er, sich selbst davon zu überzeugen. Nachdem er aber Sophie abgesetzt hat und kurze Zeit später feststellen muss, dass sie direkt in ihre persönliche Katastrophe läuft, kann Cole nicht anders und rettet sie. Wer ist dieses Mädchen, wieso hat sie keine Ahnung vom Leben und vor allem: Wieso geht sie Cole so sehr unter die Haut?

Like Day and Night ist eine Mischung aus Good Girl/Bad Buy, Selbstfindung/Selbstzweifel und Verzweiflung/Hoffnung. Cole, gefangen in seiner selbstzerstörerischen Blase, trifft Sophie, ausgebrochen aus ihrer einengenden Blase. Es gibt Momente, die gehen ans Herz. Momente, die gehen an den Versand. Und Momente, die einem die Hutschnur platzen lassen. Man verzweifelt, wenn Cole um sich schlägt. Man schwärmt, wenn er seine liebevolle Seite zeigt. Man ist traurig, wenn man versteht, was Sophie alles entgangen ist. Und man freut sich und lacht mit ihr, wenn sie die Welt entdeckt. Diese Buch braucht keine großartigen Dramen und zig Twists. Es ist ein ruhiges Buch, dessen Stärke im Verborgenen und in der Entwicklung liegt. Es ist eines dieser Bücher, was eher schwer daherkommt, obwohl man es nicht erwartet. Eines der Bücher, was einen nicht so schnell loslässt und dazu bringt, Seite um Seite zu lesen, um zu verstehen, mitzuleiden und sich zu freuen. Erneut zeigt die Autorin, wie gut sie Klischees aufbrechen und eine Geschichte für Hirn und Herz gleichermaßen aufbauen kann.

Die beiden Charaktere Sophie und Cole könnten den Titel nicht passender verkörpern. Sophie, so strahlend unschuldig und unwissend, tapsig und unbeholfen wie ein kleiner Welpe, trifft ausgerechnet auf Cole, düster und gefährlich, wütend auf die Welt und noch mehr auf sich selbst, irgendwo verloren in Selbstgeißelung und Gewalt. Es sind Gegensätze, wie sie im Buche stehen. Wenn diese Welten aufeinanderprallen, kommt es unweigerlich zu Erkenntnissen und Veränderungen. So ist es auch hier. Sophie ist trotz ihrer Unwissenheit sehr liebenswert und mutig, überschätzt sich zugleich aber hin und wieder. Sie ist so besessen davon, das Leben zu erkunden und zu verstehen, dass sie nicht merkt, dass sie sich immer wieder in Gefahr begibt. Aber wie auch? Dafür gibt es zum Glück Cole. Er ist der klassische Bad Boy – denkt man! Denn hinter der Fassade aus zahlreichen Tattoos, endlosen Gläsern Whiskey und der Maske aus Wut steckt ein extrem liebenswerter Kern. Cole ist ein wahnsinnig empathischer Mensch, der sehr bemüht ist, auf die Leute aufzupassen, die ihm etwas bedeuten. Doch immer, wenn Sophie es schafft, seine Mauern etwas zu erklimmen, erinnert er sich selbst wieder daran, dass er das personifizierte Verderben ist. Denn Cole wird von den Geistern seiner Vergangenheit gejagt, die seine Gegenwart stark prägen und so auch auf seine berufliche Tätigkeit Einfluss nehmen. Die Enthüllung, welcher Geist ihn jagt, und auch seine Tätigkeit, die auf diesem Geist und seiner hiermit verbundenen fehlenden Selbstliebe basiert, empfand ich als recht vorhersehbar, aber dennoch stimmig und passend. Sie sorgt zudem für einige actionreiche Momente in diesem Buch, die sich stimmig einfügten. Neben den beiden Hauptcharakteren gibt es wenige Nebencharaktere. Nennenswert ist dabei aber die sehr quirlige beste Freundin Jules, die mit einer gigantischen Energie durch das Buch fegt. Zwar ist sie hin und wieder etwas anstrengend, aber ihre Präsenz ist für viele Punkte zwingend notwendig, insbesondere auch im Hinblick auf Coles Entwicklung. Ansonsten gibt es vor allem auch noch einen sehr niedlichen Hund als Supporting Act, was sehr gut funktioniert.

Die Beziehung zwischen Sophie und Cole ist einer der Hauptpunkte in dieser Geschichte. Es ist gewissermaßen ein Hin und Her, denn Cole ist von seinem verzerrten Selbstbild so stark beeinflusst, dass er Sophie regelmäßig von sich stößt. Sophie hingegen ist in ihrem Wunsch so sehr geprägt, zu verstehen, was Liebe und Nähe ist, dass sie von ihren Gefühlen, die Cole in ihr auslöst, überrascht ist. Mangels Wissens kann sie in Cole nichts Schlechtes sehen und mangels Erfahrung kann sie auch nicht verstehen, wieso Cole so schlecht über sich denkt. Dies führt zu einer interessanten und für mich noch nie dagewesenen Beziehungsentwicklung, wenn ein Charakter so unglaublich stark von Unschuld geprägt ist und der andere so sehr von Schuld zerfressen wird. Während es im ersten Moment auf der Hand liegt, dass Cole Sophie rettet – mehr als einmal – und er für sie eine Rettungsinsel in dieser ihr unbekannten Welt ist, muss man sich im Verlaufe der Geschichte aber umso stärker fragen, ob es nicht vielleicht auch anders ist. Ist es wirklich Cole, der Sophie rettet? Oder ist es nicht sogar Sophie, die Cole aus diesem tiefen, düsteren Abgrund zerrt, in dem er seit langer Zeit verweilt? War es Schicksal, dass ihre Wege zueinander geführt haben und war es bestimmt, dass beide einander retten? Dies muss jeder Leser für sich entscheiden.

Ich bin die erste Person, die bei naiven Protagonisten das Handtuch wirft und genervt ist. Doch Sophie hat sich mit so einer Leichtigkeit in mein Herz geschlichen, dass ich es gar nicht gemerkt habe, bis es so sehr wehtat, dass ich nichts als Mitleid und Wut empfand. Sie ist auf einer Art und Weise naiv, die unvorstellbar ist – und vor allem unverschuldet. Sie ist unwissend, weil sie nie lernen durfte, wie die Welt ist. Sie durfte nie ihre Erfahrungen machen, sondern wurde von ihrer Mutter geprägt und konditioniert, wie Sophie die Welt zu sehen hat. Wie oft habe ich mich dabei erwischt, dass ich dasaß und darüber nachdachte, wie es wäre, meinen Erfahrungsschatz nicht zu haben, als ich sah, wie Sophie mal wieder in ein Unglück lief, aber es nicht ahnen und wissen konnte. Es ist das, was uns ausmacht. Unsere Erfahrungen, unsere Erlebnisse, unsere Lehren. Sie formen unsere Moralvorstellungen, unser Angstgefühl und unsere Hoffnung. Sophie durfte dies alles nicht haben, weil ihre Mutter entschied, aufgrund ihrer eigenen persönlichen Erfahrung Sophie zu einem Einsiedlerkrebs zu machen. Eingesperrt in einem Käfig, der aus mütterlicher Liebe entstand, aber am Ende nichts anderes ist als ein Gefängnis. Sophies Mutter hat ihrer Tochter so viele Jahre die Chance genommen, jemand zu werden, sich zu entwickeln. Und diese Erkenntnisse taten weh und haben mich zutiefst berührt. Doch gegen Ende zeigt sich auch, dass das Handeln der Mutter nicht nur von Liebe geprägt ist, sondern auch von Wahn und ihrem eigenen Trauma. Man möchte sie schütteln und ihr zu verstehen geben, was sie ihrer Tochter antut. Aber das stört die Mutter nicht. Im Gegenteil entscheidet sie sich bewusst dazu, Sophie ihre Entscheidungsfreiheiten zu nehmen und ihr die eigenen Vorstellungen aufzuzwängen. Als sie realisiert, dass ihr Einflussspielraum rapide nachgelassen hat, greift sie zu einem letzten, unfassbaren Mittel – und offen bleibt die Frage, ob aus falschverstandener Mutterliebe oder aus purer Bösartigkeit ob der eigenen Erfahrungen.

Ein Punkt, der aber für mich etwas problematisch ist, ist tatsächlich der Aspekt Intimität in diesem Buch. Das Buch deckt im Hauptteil einen eher kurzen Zeitraum mit seiner Dauer von 7 Tagen ab. Es sind sieben Tage, in denen verdammt viel passiert. Sophie möchte die Welt verstehen und sie möchte verstehen, was die Leute in den Büchern meinen, wenn sie von Liebe reden. Cole ist sehr besonnen und erkennt, dass Sophie unschuldig, unerfahren, unwissend ist. Zugleich herrscht zwischen den beiden aber auch eine gewisse Anziehungskraft, der sich Cole nicht immer entziehen kann. Ich habe mich lange gefragt, ob intime Szenen für die Geschichte notwendig sind oder ob sie sich für mich falsch anführen. Die Szenen sind großartig geschrieben, einfühlsam, niveauvoll. Das ist es nicht. Aber ist es richtig, dass ein so unwissendes Mädchen in so kurzer Zeit so viele Stationen der Erfahrungen durchläuft? Konnte Sophie ihre Einwilligung richtig einschätzen? Es ist etwas, was wirklich lange in mir nachklang. Am Ende bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es für Sophies Weg in die Freiheit hilfreich ist und zugleich diese Schritte auch zeigen, wie selbstbestimmt sie nun sein darf – und sein soll. In dieser Beziehung von Sophie und Cole ist einfach vieles untypisch und so hält es sich auch hiermit.

Das Ende ist bei einem Buch immer der Dreh- und Angelpunkt. So war es auch hier das Ende (bzw. die letzten etwa 50 Seiten), was für viel Zündstoff gewirkt hat und natürlich so manchen Plotstrang über den Haufen wirft. Es war für mich kein sonderlich überraschendes, aber ein zum Großteil stimmiges Ende. Was mich aber etwas gestört hat: Ich hatte das Gefühl, hier mehr zu brauchen. Es werden zwar alle Fragen beantwortet, alles Offene geschlossen und zudem Perspektiven aufgezeigt. Zugleich aber wirkte es zu schnell, zu überrumpelnd. Es wird recht fix eine Überraschung an die nächste gereiht und nicht immer wurden dabei die Motive der Beteiligten in dem Maße klar, wie es hätte sein können. Es bleibt nichts im Dunkeln, wirklich nicht. Aber manchmal hätte es noch mehr Licht sein können, um hier und da mehr zu verstehen. Dafür waren es auch einfach zu gewichtige Entscheidungen, die am Ende getroffen wurden. Das Verhältnis zu einigen anderen Handlungen im Buch ist einfach für mich nicht komplett ausgewogen. Es wirkt beinahe so, als würde die Autorin jetzt noch ein wenig überraschen wollen, aber nicht so ganz Lust darauf haben, alles groß aufzubauen. Deswegen fällt es doch recht flach aus.

Alles in allem muss ich sagen, dass Like Day and Night mich auf eine wirklich tolle Reise mitgenommen hat. Es war ein Buch, bei dem ich mit einer gewissen Portion Skepsis eingestiegen bin, mich aber schnell in Sophies Unschuld und Coles Gutmütigkeit verliebt habe. Die beiden sind wie Tag und Nacht, aber Gegensätze sind das, was das Leben interessant macht. Die Geschichte ist innovativ, zugleich bezieht sie aber auch klassische Standardelemente des Genres mit ein. Das Ende war mir leider deutlich zu schnell. Zwar habe ich nicht das Gefühl, noch großartig offene Fragen zu haben, dennoch wirkte es sehr gehetzt und überstürzt. Trotzdem kann ich das Buch sehr empfehlen, da der Weg zum Ende einfach stimmig und mitreißend war.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2020

mitreißend und kompliziert

All Saints High - Die Prinzessin
3

„Wir sind einfach nur zwei Teenager, die in dieser Welt niemals eine Chance hatten, Freunde zu werden, und deshalb das wurden, was von uns erwartet wurde. Feinde.“
(Penn zu Daria in All Saints High 1)

Worum ...

„Wir sind einfach nur zwei Teenager, die in dieser Welt niemals eine Chance hatten, Freunde zu werden, und deshalb das wurden, was von uns erwartet wurde. Feinde.“
(Penn zu Daria in All Saints High 1)

Worum geht’s?

Daria ist die Königin der All Saints High. Cheerleader-Captain, Mädchen aus reichem Hause, beliebt und gefürchtet. Aber hinter der Fassade brodelt es gewaltig. Penn steht für alles, was Daria nicht ist. Gebrochen, allein, arm – und obdachlos. Vier Jahre ist es her, dass Penn und Daria gemeinsam eine fatale Entscheidung getroffen haben und ihre Lebe hierdurch für immer verändert haben. Doch als Darias Mutter Penn mit nach Hause bringt, sieht diese ihre Chance auf Wiedergutmachung, denn Penn soll bei ihnen leben und sein Schuljahr beenden. Aber Penn hält so gar nichts davon und sinnt weiterhin nach Rache gegenüber dem Mädchen, was er für das ganze Übel verantwortlich macht. In einem Strudel aus Hass, Anziehungskraft, Verzweiflung und Hoffnung gefangen beginnt für Daria und Penn eine gefährliche Reise… Doch was ist, wenn die Schatten der Vergangenheit die Gegenwart überlagern?

All Saints High – Die Prinzessin ist Band 1 der All Saints High-Reihe. Das Buch kann als Stand Alone gelesen werden, die Folgebände sind über andere Charaktere, die hier jedoch bereits als Nebenfiguren vorkommen. Vorkenntnisse aus der Sinners of Saint-Reihe sind nicht erforderlich.


Schreibstil / Gestaltung

Das schlichte Cover mit verschiedenen Rosatönen und Lilatönen ist stimmungsvoll und elegant. Es gibt wenig über den Inhalt preis, passt aber zu dem Untertitel „Die Prinzessin“, da es durchaus feminin wirkt. Das Buch startet mit einem etwas längeren Prolog, im Anschluss verläuft die Story nach einem vierjährigen Zeitsprung in die Gegenwart linear. Das Buch schließt mit einem mehrseitigen Epilog. Die Geschichte wird wechselseitig durch Daria und Penn in der Ich-Perspektive erzählt, jeweils ein Kapitel wird von Darias Eltern Melody und Jaime erzählt. Die Kapitel sind entsprechend beschriftet. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig und modern, er ist ruppig und lebhaft. Das Buch enthält explizite Sprache und intime Szenen. Es ist kein Jugendbuch.

Mein Fazit

Die Hot Holes gehen in eine neue Runde. Naja, fast. Bühne frei – hier kommen die Kinder! Als ich las, dass die Autorin nun mit den Kindern als nächste Generation fortführen möchte, war ich etwas zwiegespalten. Wird hier nur versucht, mit einem bereits etablierten Namen Geld zu machen? Oder ist es wirklich eine grandiose Idee, den Nachwuchs dieser vollkommen verkorksten jungen Männer auf die Menschheit loszulassen? Oh ja, es war eine gottverdammt geniale Idee. Und ich brauche und will so viel mehr…

Daria hat alles. Beliebt, reich, gefürchtet. Aber es ist die Liebe ihrer Mutter, die sie nur zu bekommen scheint. Dafür hat ihre Mutter nur Augen für Via, die talentierte Ballerina, die alles darstellt, was ihre Mutter jemals erreichen wollte. Eifersucht, Wut, Enttäuschung – schlechte Berater, die Daria dazu bringen, Vias Zukunft zu zerstören. Ausgerechnet Penn, Vias Zwillingsbruder, hilft Daria dabei, ohne zu wissen, dass er für dieses wunderschöne Mädchen gerade seine Schwester verrät. Als Jahre später das Schicksal über Penn hineinbricht, quartiert Darias Mutter Melody ihn kurzerhand bei ihnen zuhause ein. Zu sehr macht sie sich Vorwürfe darüber, dass Via weiterhin verschwunden ist. Jetzt steht Daria täglich dem Jungen gegenüber, der ihr dunkles Geheimnis kennt und nach Rache sinnt. Doch was passiert, wenn zwischen all dem Hass Gefühle aufkeimen und Penn Stück für Stück hinter die sorgsamen errichtete Fassade der Eisprinzessin guckt? Hätte eine Liebe zwischen der verwöhnten Prinzessin und dem armen Bettelknaben eine Chance in dieser Welt aus teuren Autos und Partys? Als die Vergangenheit die Gegenwart einholt, sieht alles danach aus, als würde die Prinzessin ein für alle Male stürzen. Wird Penn sie auffangen – oder wird er ihr den finalen Todesstoß versetzen?

LJ Shen ist meine Göttin der kaputten Charaktere. In einer Welt aus Zuckerwatte, niedlichen Liebesbekundungen und Herzschmerz ist sie eine Erfrischung im Romance-Bereich. Ich mag es, dass in ihren Büchern die Charaktere ruppig und leicht vulgär sind, dass sie ganz viel Schatten und irgendwo gut versteckt wenig Licht haben. Ihre Charaktere sind wahnsinnig komplex, undurchschaubar und definitiv keine klassischen Good Girls und Bad Guys. Die Grenzen verfließen bei ihr stetig und testen Empathie und Akzeptanz des Lesers. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man zu ihren Büchern greift. Genauso wie klar sein muss, dass All Saints High keine niedliche Highschool Geschichte von Kindern ist, die ein bisschen Geld haben. Nein, hier wartet ein verkorkster Haufen unfassbar reicher Kids, die keine klaren Grenzen aufgezeigt bekommen haben und dank ihrer Genetik und Erziehung bereits komplizierte Charakterzüge mitbringen. Hier wartet kein Jugendbuch, wenngleich All Saints High 1 im Vergleich zur Sinners of Saint Reihe deutlich weniger vulgär und explizit geraten ist.

Das Buch zieht einen in seinen Bann und lässt einen nicht los. Man wird erbarmungslos mitgerissen, in den Intrigen gefangen wie in einem klebrigen Spinnennetz und verliert sich vollständig im Buch. Es ist ein undurchsichtiges Schachspiel zwischen Penn und Daria, ein unübersichtliches Puzzle aus Darias Taten und Worten, ein fragiles Gebilde aus Hoffnung und Mitleid. Und dann bricht teilweise erbarmungslos und ohne Vorwarnung Wut und Hass hervor, was einen bis ins Mark erschüttert. Manchmal verliert man sich darin, wer gut und böse ist, manchmal tauschen die Charaktere diese Rollen auch. Gefangen in dieser Geschichte um eine Hassliebe, die einst nie eine Chance hatte, bei der man nicht weiß, ob sie je eine Chance haben soll. Verblüfft von einer Horde junger Leute, die keine Grenzen kennen und sich gegenseitig in ihr Verderben stürzen, dass ihre Eltern stolz auf sie wären. Und dennoch hin und wieder mit kurzen Sätzen so unglaublich gefühlvoll, dass es wehtut. Mich hat lange kein Buch mehr so verblüfft und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal laufend in ein Buch eintauchen wollte, um zahlreichen Charakteren den Hals umzudrehen. Die Energie des Buches ist unbeschreiblich. So viele negative Schwingungen, böse Doppelspiele und verborgene Botschaften, dass man sich fragt, wie die Charaktere sich noch in die Augen gucken können. Und zugleich gibt es hier eine kraftvolle Freundschaftsdynamik, eine beeindruckende Charakterentwicklung der Daria und eine starke Liebesgeschichte, die zeigt, dass Schicksal nicht alles ist, was einen definiert.


Daria ist im Fokus der Geschichte. Sie ist ein wahnsinnig komplexer Charakter mit ganz vielen Facetten, die mal das Gute, mal das Böse in ihr hervorbringen. Sie ist ein Mensch, der sich einerseits sehr um Freunde sorgt, gleichzeitig aber auch sehr egoistisch ist. Sie ist manipulativ, zeitweilen regelrecht böse, eingebildet und erfüllt ein gewisses Bild, was man an sie hat. Doch verborgen liegt viel Unsicherheit, Angst, Zweifel und Sehnsucht. Anfangs habe ich sie gehasst, aber je besser man sie kennt, desto mehr versteht man sie und fühlt ihren Schmerz. Es geht fast so weit, dass es verständlich macht, wieso sie teilweise handelt, wie sie es tut. Penn hingegen verabscheut die Welt, die Daria darstellt. Privilegiert und rücksichtslos. Er ist arm, ist mit einem Stipendium an seiner Schule und als erfolgreicher Footballer darauf angewiesen, für seine Zukunft auch eins zu kriegen. Er stößt alles und jeden von sich, er ist ein Mensch, der seine Probleme mit sich selbst ausmacht, weil er nie lernen durfte, wie es ist, sich auf jemanden verlassen zu dürfen. Insbesondere seit dem Verschwinden seiner Schwester hegt er Wut auf die Welt. Aber eigentlich hat Penn ein sehr gutes Herz und kann spielend leicht Darias Abwehr durchbrechen und ihr wahres Ich sehen. Doch zugleich spricht ein kleines Teufelchen immer wieder zu ihm, dass Daria eine Welt darstellt, die er verabscheut. So entsteht eine Hassliebe, die wie ein Pulverfass nur darauf wartet, hochzugehen und alles zu vernichten. Als Nebencharaktere treten die verkorksten anderen Kinder der Hot Holes auf, die teilweise in den Folgebänden Protagonisten sind. Zudem spielt Penns Schwester Via eine Rolle, eine Handvoll Footballspieler und Darias Schwester. Alle Charaktere sind gut ausgearbeitet und unterstützen die Handlung, ohne zu sehr im Fokus zu stehen. An den richtigen Stellen werden Fragen aufgeworfen, sodass man unbedingt die Folgebände lesen möchte.

Storytechnisch hat mich das Buch an vielen Stellen doch sehr überrascht. Die Autorin ist sowieso schon sehr bekannt dafür, mit Twists und Turns zu arbeiten. Das ist ihr auch hier wieder beeindruckend gelungen. Sicher, es gibt auch die ein oder andere vorhersehbare Situation, aber über weitere Strecken gab es einfach viele Überraschungen, die auch emotional ihre Spuren hinterlassen haben. So ändert man als Leser häufig seine Meinung zwischen Hass und Liebe, Hoffnung und Enttäuschung, Wut und Mitleid. Man will den Charakteren zuschreien, dass sie dies und jenes nicht tun sollen, man möchte vor allem Daria regelmäßig schütteln, aber zeitgleich weiß man, dass die Prinzessin fallen und zerbrechen muss, auch wenn es dem Leser wehtut. Das ganze Buch war ein nervlicher Höllenritt, der aber zugleich auch viel Empathie abverlangt und so manche Toleranzgrenze auf die Probe stellt. Das stärkste Element, was die Autorin aber einfach im Schlaf beherrscht: Ihre Charaktere dürfen fehlerhaft sein, sie dürfen verdammt viele Ecken und Kanten haben, sie dürfen andere rücksichtslos verletzen. Nicht umsonst heißt das Buch im Originaltitel auch „ganz schön rücksichtslos“ – als doppelte Anspielung auf die Schönheit Daria, die aber eben auch extrem rücksichtslos ist. Aber diese Rücksichtslosigkeit ist das, was Daria zur Entwicklung zwingt und in eine Position drängt, aus der sie nicht selbst rauskommt, bei der sie aber regelrecht selbst Schuld hat, dort gelandet zu sein. Auf jeden Fall ist All Saints High mehr als nur ein Buch, in dem es um eine verkorkste, hassgeprägte Liebesgeschichte zweier Teenager geht. Passend verpackte Sozialkritik, zahlreiche Intrigen, kaputte Kids mit zu viel Geld, fehlende Grenzen und schmerzhafte Erfahrungen – hier ist alles dabei und für alles gesorgt. Das Buch greift aber auch durchaus gewichtige – und möglicherweise – triggernde Themen auf, die teilweise Grausamkeiten offenbaren, die unter der Oberfläche brodeln.

Was mich aber mal wieder (und wie eigentlich bei jedem Buch der Autorin) stark gestört hat, war einfach das Ende und vor allem der Epilog. Es passt nicht, es ist überzogen, es ist willkürlich. Bereits bei Midnight Blue meinte ich „Ich muss es akzeptieren, aber ich muss es nicht mögen“ und so ist es auch hier. Für die Zukunft verzichte ich vielleicht auch darauf, den Epilog zu lesen, da er bisher eigentlich jedes einzelne Mal unstimmig auf mich gewirkt hat. Vielleicht ist das aber auch eine amerikanische Eigenart, die sich mir nur nicht erschließt.

All Saints High thematisiert ja die Kinder der aus den Sinners of Saint bekannten Protagonisten. Bei Bücher ist sowas natürlich immer etwas schwer, weil man sich unweigerlich fragen muss, ob man Vorkenntnisse braucht. Die Antwort lautet: Ganz klares Nein! Man kann das Buch auch sehr genießen, wenn man die Eltern noch nicht kennt. Vielleicht wird sogar die Lust geweckt, die Geschichte der Eltern dann kennenzulernen. Es ist wie ein netter Bonus für Leute, die bereits die Sinners of Saint gelesen haben, nun die Eltern wiederzutreffen und zu sehen, wie sie als Eltern bestehen – oder halt versagen. Auch hilft es sicher an einigen Stellen, die Kinder besser zu verstehen, wenn man weiß, wie die Eltern ticken. Man hat aber keine Nachteile davon, es nicht zu tun. Das ist der Autorin gut gelungen.

All Saints High 1 ist ein extrem starker Auftakt in eine neue Reihe, die wie eine böse und noch intrigantere Version von Gossip Girl daherkommt. Man hasst die Charaktere, man liebt die Charaktere, man verflucht sie, man bemitleidet sie. Penn und Daria ziehen einen unweigerlich in ihren Bann, ihre Hassliebe ist so komplex und so mitreißend, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen wollte. Mit starken Nebengeschichten, vielen Ups und richtigen tiefen Downs wird man in eine Welt von armen, reichen Kindern aus verdammt reichen Häusern entführt, die hinter der perfekten Fassade dunkelste Geheimnisse haben. Macht süchtig, zerreißt das Herz und treibt den Leser in den Wahnsinn. Ich will mehr!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 05.04.2020

ein guter Abschluss

Duty & Desire – Verdächtig nah
1

„Wenn du einen Kuss möchtest, finde einen Weg, um mich wiederzusehen.“
(Danika zu Greer in Duty & Desire 3)

Worum geht’s?

Er ist ihr Ausbilder, sie seine Rekrutin. Er ist ein brillanter Cop und hochgradig ...

„Wenn du einen Kuss möchtest, finde einen Weg, um mich wiederzusehen.“
(Danika zu Greer in Duty & Desire 3)

Worum geht’s?

Er ist ihr Ausbilder, sie seine Rekrutin. Er ist ein brillanter Cop und hochgradig arrogant, sie ist ein kluges Nachwuchstalent und ein wahrer Wildfang. Wenn die beiden aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen und sprühen die Funken. Doch Danika ist für Lieutenant Greer Tabu und sowieso – so etwas wie Liebe und Gefühle kennt er nicht. Zu oft hat er in seiner Vergangenheit spüren müssen, dass Gefühle einen nur kaputt machen. Und Danika? Die findet Greer einfach nur beängstigend und fordernd. Doch wieso ziehen die beiden sich immer wieder an und können nicht aufhören, aneinander zu denken?

„Duty & Desire – Verdächtig nah“ ist der dritte Teil der „Duty & Desire“-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden, die Charaktere aus Band 1 und 2 kommen jedoch als Nebencharaktere vor.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder ähnlich zu Band 1 und 2 gehalten und vervollständigt die Skyline der Stadt mit der Brookyln-Bridge. Das Cover ist in Blautönen und Lilatönen gehalten., dieses Mal jedoch ausschließlich in Blautönen gehalten. Das Cover ist ansprechend und hübsch gestaltet, gibt allerdings wie der Vorgänger keine Informationen über den Inhalt preis. Die Erzählweise des Buches erfolgt wieder linear. Die Protagonisten Greer und Danika erzählen wechselnd in der Ich-Perspektive, der jeweilige Erzähler wird durch eine Überschrift deutlich gemacht. Der Schreibstil ist locker und leicht. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist sprachlich angemessen für (junge) Erwachsene. Das Buch enthält einige erotische Szenen und gelegentliche Flüche.

Mein Fazit

Ich gebe offen zu: Ich hatte Angst vor diesem Buch. Band 1 und 2 fand ich sehr schwach, fast schon lachhaft platt und ohne wirkliche Substanz. Aber bereits seit Band 1 hat mich Greer, der hin und wieder als Nebenfigur vorkam, fasziniert. Nur seinetwegen habe ich Duty & Desire 3 noch eine Chance gegeben. Und ich muss zugeben: Band 3 hat’s gerettet. Hier gab es endlich fast alles, was ich mir von den Vorgängerbänden gewünscht hätte.

Schon seit längerer Zeit herrscht zwischen Danika und Greer eine gewissen Spannung. Danika hasst ihren Ausbilder, vor allem, nachdem dieser sich über ihren besten Freund Jake respektlos geäußert hat. Greer gilt als gnadenlos, brillant und unnahbar. Gefühle hat er nicht. Nicht mehr. Zu viele Verluste in seiner Vergangenheit haben ihn hart gemacht und kalt werden lassen. Wo niemand ist, den er liebt, kann ihn nichts genommen werden, was ihm etwas bedeutet. Doch Danika reizt irgendetwas in ihm. Die beste Freundin seines Bruders ist nicht nur eine fleißige Rekrutin und gut in ihrer Arbeit, sie fährt ihm auch direkt unter die Haut. Als beide zusammen eine Übung machen, scheint es, als knallen endgültig die Sicherungen durch. Denn fortan können beide nicht mehr aufhören, aneinander zu denken. Doch zu viele Schatten auf Greers Seele lassen ihn Danika immer wieder wegstoßen. Er kann ihr nichts bieten, er ist zu sehr Polizist als sich auf jemanden einlassen zu können und seine Angst, wieder jemanden zu verlieren, steht ihm zu sehr im Weg. Als Danika jedoch in großer Gefahr landet, stellt es alles auf den Kopf. Wird Greers Herz über seinen Verstand siegen können? Oder wird der Lieutenant Danika endgültig in die Arme eines anderen treiben?

Anders als bei den Vorgängern fiel mir der Einstieg in das Buch dieses Mal sehr leicht und das Buch hatte mich bereits nach wenigen Seiten etwas in seinen Bann gezogen. Das Aufeinandertreffen von Danika und Greer in der Sporteinheit, ihre Gedanken übereinander, das Mit- und Gegeneinander war einfach von Anfang an extrem unterhaltsam. Endlich hat es mal Sinn gemacht, wieso die Protagonisten des Buches etwas voneinander wollen – was ich bei den Vorgängern ja nie greifbar fand. Und so entwickelt sich auch die Geschichte: Es ist ein stetes Hin und Her, ein Auf und Ab, ein Ja und Nein, ein großes Vielleicht. Danika und Greer machen es einander und auch dem Leser nicht leicht, aber man liebt sie und man fiebert mich und man wünscht ihnen so sehr, dass zwischen all den Neckereien und Spannungsmomenten das Glück liegt, was beide verdienen. Für mich lag der Fokus im Buch deutlich auf Greer, da er der komplizierter Charakter ist und sich dadurch mehr entwickeln muss. Gepaart mit einigen Einblicken in die Polizeiarbeit (ich hätte nach Band 1 und 2 fast vergessen, dass wir hier nicht bei einer weichgespülten Version von Police Academy sind), etwas Spannung, jeder Menge Geständnissen und sogar einige – realistischen! – Schmachtmomenten, liefert Duty & Desire 3 einfach etwas ab, was ich mir gewünscht, aber von Band 1 und 2 nie erhalten habe: Eine nachvollziehbare Liebesgeschichte, ein interessantes Drumherum, eine Unterhaltung auf Augenhöhe und das Gefühl, nicht zwei hormongesteuerte Teenager zu begleiten. Was natürlich nicht heißt, dass es bei Danika und Greer nicht heiß hergeht. Oh doch, und wie! Aber die Szenen sind wunderbar stimmig, mitreißend und gut platziert. Sie unterstützen die Handlung – und sind nicht die Handlung. Und allein die Tatsache, dass ich dieses Mal mitgefiebert und mitgelitten habe, zeigt, dass hier doch ganz andere Qualität vorliegt. Rückblickend frage ich mich wirklich, was sich die Autorin bei Band 1 und 2 gedacht hat.

Thematisch greift das Buch neben der komplizierten Liebschaft von Danika und Greer auch einige Thematiken auf, die wirklich überraschend für mich kamen. So liegen rund um Greers Tätigkeit recht viele Probleme, die sich auf die Story auswirken. Es werden Themen wie Überbelastung, Verzweiflung und Verlustangst angesprochen, wenngleich leider auch nicht so tief beleuchtet, wie ich es mir gewünscht hätte. Diese komplexen Faktoren spielen in der Polizeiarbeit und auf der Beziehungseben eines Polizisten eine bedeutsame Rolle und ich fand es toll, dass die Autorin sie aufgegriffen hat. So hat der Leser einen Eindruck davon gewinnen können, wie es eigentlich hinter Greers steinernen Fassade aussieht und so manche seiner Handlungen erklärbar gemacht. Denn es kommt öfter vor, dass ich mich über ihn aufgeregt habe, weil er einfach wieder blockiert und Danika weggestoßen hat. Und dann gibt es wieder kleine Szenen, die so unglaublich tief ins Herz gehen, weil sie sehr süß sind, ohne so übertrieben zu sein wie etwa in Band 1. Und das größte Highlight dürfte einfach die ständige Kabbelei zwischen Greer und Danika sein. Hochgradig unterhaltsam, zugleich auch unglaublich niedlich und für den Leser ja offensichtlich, während beide noch ihre Augen vor dem Wesentlichen verschließen. Herrlich! Hier gibt es auf jeden Fall eine gute Beziehungsentwicklung, bei der beide Protagonisten erkennen müssen, dass sie Eigenschaften haben, die ihnen nicht guttun. Das führt sogar zu so wunderbaren Momenten, dass Greer Kuscheln wichtiger als Sex ist. Ja, richtig gelesen! Hätte die Autorin doch Charlie und Jake nur ein wenig so gestaltet, dass sie keine sexbesessenen Biester sind.

Danika geht in diesem Buch für mich ein wenig unter. Sie ist eine taffe Frau, die voller Kraft hinter ihrer Ausbildung her ist, sich mit Greer battelt und zugleich liebevoll ihre Familie umsorgt. Stück für Stück muss sie erkennen, dass sie Greer gegenüber teilweise unfair war, teilweise aber wird sie in ihrer Hoffnung an Greer stark erschüttert. Danika ist ein liebevoller Mensch, dem das Wohlergehen der Leute um sie herum sehr am Herzen liegt. Auch, wenn diese sie wegstoßen. Sie gibt nicht so schnell auf. Dabei vergisst sie aber manchmal, dass sie nicht die ganze Welt schultern kann. Greer ist der typische Lone Wolf. Er lebt für seine Arbeit, er ist gut in seiner Arbeit und hat kein Problem damit, allein zu sein. Im Gegenteil hat er für sich entschieden, dass Alleinsein am besten ist. So kann er niemanden verlieren und sein Verlust niemanden in Trauer reißen. Langsam erkennt er aber, was ihm fehlt. Wärme, Geborgenheit, jemanden für den sich das Aufstehen lohnt. Das kann ihm sein Job nicht geben. Und trotzdem tut er sich wahnsinnig schwer, Danika in sein Leben zu lassen. Seine Ängste sitzen extrem tief und man leidet wirklich mit ihm mit. Greer überrascht aber auch mit vielen Eigenschaften, die man nicht erwartet hätte. Es sind teilweise nur kleine Nebensätze, die offenbaren, wie liebevoll er sein kann. Und wie sehr er sich um andere Leute kümmert, etwa durch seinen Buchclub für Polizisten als therapeutische Alternative. Greer ist vielschichtig und bringt viel Schmachtpotenzial mit, wenn er nicht gerade mit einem Herz aus Stein die Rekruten gängelt.

Zum Ende hin geht dem Buch dann aber doch sehr die Puste aus. Nachdem in guter Weise viele Punkte abgearbeitet wurden und ein großer Knall alles ändert, muss nochmal der Scherbenhaufen aufgekehrt werden. Hier wirkt die Autorin komisch uninspiriert und die sich überschlagenden Gedanken und Erkenntnisse sind bei mir nicht angekommen. Es war für mich nicht ganz erklärbar, wieso auf wenigen Seiten alles über den Haufen geworfen wird und alle plötzlich neue Erkenntnisse haben. Im Zuge dessen sind leider einige Themen auch etwas unter den Tisch gefallen, bei denen ich mir definitiv gewünscht hätte, dass sie noch ihren Abschluss oder zumindest ihre kurze Wirkung finden. Aber nichts Derartiges passiert. Dadurch wirkt das Ende irgendwie etwas überrumpelnd und unfertig. Auch die generelle Herangehensweise, tiefgründige Problematiken auf den Tisch zu werfen (und ja, davon hat Greer einige!) und dann irgendwie wieder halbgar abzuservieren, konnte mich nicht ganz begeistern. Vor allem im Vergleich zu Band 2 war aber zumindest mehr Tiefe gegeben. Greer hätte aber definitiv mehr verdient.

Insgesamt muss ich festhalten, dass Duty & Desire 3 mit wirklich großem Abstand das stärkste Buch der Reihe ist. Wären alle Bände so gewesen, hätte mich die Reihe durchaus begeistern können. So ist es aber, dass Band 1 vermutlich so viele Leser bereits vergrault, dass diese unterhaltsame und mit Abstrichen gelungene Geschichte unterm Radar fliegt. Danika und Greer sind unterhaltsam, kraftvoll, das Buch taucht ausnahmsweise auch etwas in die Polizeiarbeit ab und wirkt insgesamt einfach runder und stimmiger. Man hat das Gefühl, dass es um mehr geht als Sex und auch die Beziehungsentwicklung geht nicht von 0 auf 100 in 2 Seiten. Zwar hat die Autorin auch hier wieder versäumt, das tiefgründige Potenzial voll auszuschöpfen und sich mit eher oberflächlicher Abhandlung zufriedengegeben, aber zumindest hatte man etwas Greifbares. Hier trifft die These „Alle guten Dinge sind 3“ auf jeden Fall voll ins Schwarze.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2020

schwach und ohne Antworten und Tiefe

Faded - Wenn alles stillsteht
1

„Auch wenn Linc derjenige war, der den Abzug betätigt hatte, war ich es, der die Waffe mit meiner eigenen schlechten Munition geladen hatte. Und Felicity diejenige, die dir Kugel abbekam.“
(Ryder in Faded ...

„Auch wenn Linc derjenige war, der den Abzug betätigt hatte, war ich es, der die Waffe mit meiner eigenen schlechten Munition geladen hatte. Und Felicity diejenige, die dir Kugel abbekam.“
(Ryder in Faded 2)

Worum geht’s?

Zwei Jahre ist es her, dass Felicity Ryder und ihre Band Wildwoods hinter sich gelassen hat. Nach ihrer überstürzten Flucht hat sie sich versteckt und ihre eigene Version ihres Lebens gelebt. Doch dann stirbt ihre Großmutter und ein Brief der Plattenfirma flattert ins Haus: Sie wollen Felicity verklagen, wenn sie nicht die vertraglich versprochene Tournee endlich erfüllt. Zu Ryder und der Band zurückkehren? Für Felicity keine Option. Aber die Vertragsstrafe ist so hoch, dass ihr nichts anderes übrig bleibt. Also geht sie mit der Band auf Tour. Auf so engem Raum über so lange Zeit zusammengepfercht werden unweigerlich alle düsteren Geheimnisse ans Tageslicht gezerrt. Und davon haben alle Beteiligten mehr als genug. Haben Ryder und Felicity noch eine Chance oder ist ihre Liebe endgültig verglüht?

Faded – Wenn alles stillsteht ist Band 2 der Faded-Dilogie. Der Leser benötigt Vorkenntnisse aus Band 1. Die Geschichte wird mit Band 2 beendet.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder zurückhaltend gestaltet und erinnert stark an das Cover von Band 1. Es zeigt wieder einen Oberkörper mit Gitarre und Lichtreflexen. Das Cover passt sehr gut zum Buch und wirkt stimmig, sowohl zum Genre als auch zum Inhalt als auch zu Band 1, ist aber auch gleichzeitig nicht als Band 2 erkenntlich. Das Buch startet mit wenigen Newsartikeln zu Felicity und Ryder und steigt dann etwa zwei Jahre nach dem Ende von Band 1. Die Geschichte verläuft linear mit den wechselnden Ich-Erzählern Felicity und Ryder. Wer erzählt, ist entsprechend übertitelt. Der Schreibstil ist flüssig, gut lesbar und etwas kantig, was zu den Protagonisten passt. Anders als in Band 1 ist Band 2 nicht ganz so bildlich und voller Metaphern gehalten. Das Buch enthält wenige kurze, intime Szenen. Es wird gelegentlich geflucht.

Mein Fazit

Nach dem fiesen Ende von Band 1 war klar, dass ich auch Faded 2 lesen werde. Ich muss allerdings sagen, dass ich schon etwas zurückhaltend an das Buch herangegangen bin, da mir in Band 1 schon sehr die Tiefe gefehlt hat und ich das Gefühl hatte, die Geschichte wirkte uninspiriert. Konnte Band 2 hier mehr überzeugen?

Das Buch startet mit der Information, dass Felicitys Großmutter Bethany verstorben ist. Felicity hält sich stark im Hintergrund bei der Beerdigung, weil sie weiß, dass die ganze Welt nach ihr sucht. Zwei Jahre ist sie abgetaucht, seitdem sie damals Ryder, Wildwoods und LA verlassen hat. Die Erinnerungen schmerzen immer noch und zwischenzeitlich sind weitere Geheimnisse hinzugekommen. Perfiderweise wird Felicity auf der Beerdigung eine Klagandrohung ihrer Plattenfirma zugestellt. Es droht ihr eine Millionenstrafe, weil durch ihren Abgang die angekündigte Tournee ausgefallen ist und der Firma ein hoher Schaden entstanden ist. Widerwillig muss Felicity also erkennen, dass sie wohl zurückkehren muss. Zurückkehren zu Wildwoods, zu ihren Freunden, zu Ryder, in eine Welt, in der sie nie sein wollte. Entsprechend eisig ist die Stimmung, als sie zur Band zurückkehrt. Ryder ist zwischenzeitlich ebenfalls nach zahlreiche Eskapaden abgetaucht und frönt ein Leben auf dem Surfbrett, während Lincoln und Aiden sich behelfsweise mit anderen Bands durchschlagen. Die Dynamik der Band ist dahin, die Anfeindungen und Enttäuschungen sitzen tief. Ryder möchte Felicity zurückgewinnen, Felicity möchte die Zeit mit der Band möglichst schnell und ohne große Verbindungen hinter sich bringen, um dann frei zu sein. Die Schatten der Vergangenheit liegen weiterhin über allen, etwa die schicksalsbehafteten Ereignisse der letzten Nacht vor Felicitys Flucht. Doch auch Felicity hütet ein Geheimnis, was die Einstellung von Ryder für immer ändern könnte. Haben die Freunde und Liebenden noch eine Chance, wieder zueinander zu finden oder wird sowohl Ryder und Felicity als auch Wildwoods nach dieser Tournee endgültig Geschichte sein?

Storytechnisch hatte das Buch für mich überraschend wenig zu bieten. Es gab so viel, was ich wissen wollte, so viele Entwicklungen, die beleuchtet hätten werden sollen. Doch nichts davon passiert. Faded 2 kommt komisch platt daher, die erste Hälfte ist fast schon langweilig und man wartet darauf, dass es losgeht. Tut es aber nicht. Als es dann kurz vor Ende wirklich losgeht, überschlagen sich die Ereignisse so rasant, dass ich fast nur noch kopfschüttelnd dagesessen habe und mich gefragt habe, was das soll. Es wird so viel auf einmal so schnell in so kurzer Seitenanzahl abgearbeitet – ja, das Wort trifft es – und ich war enttäuscht. Felicitys großes Geheimnis war zwar für mich überraschend, zugleich aber auch irgendwie komisch willkürlich. Ich hatte bereits bei Buch 1 bemängelt, dass ich oftmals das Gefühl hatte, dass Storys unfertig waren und so war es auch hier. Es war teilweise willkürlich zusammengeflochten, es fehlte die Tiefe, es wurde viel zu wenig erklärt, zugleich aber viel zu viel Belangloses geschrieben. Wo sind die dringend benötigten Antworten? Wieso wurde etwa die schicksalsbehaftete Nacht gar nicht richtig thematisiert? Wieso erfährt man so wenig über die zwei Jahre und was beide Protagonisten getrieben haben? Wieso tauchen plötzlich Felicitys Eltern aufm Bildschirm auf? Was wird aus dem Erbstreit nach dem Tod von Bethany? Es sind so viele Punkte, die aufgeworfen werden, aber nie beantwortet werden. Dennoch verlangt die Autorin, dass der Leser für Felicity und Ryder mitfiebert und eine tolle Zukunft der beiden ersehnt. Aber wie soll das funktionieren, wenn man keinen wirklichen Input hat und das Gefühl hat, die Protagonisten reden nicht wirklich miteinander und leben in einer Blase, in der sie es sich leichtmachen?

Felicity und Ryder sind in Faded 2 irgendwie nicht mehr die Charaktere, die ich kennengelernt habe. Felicity wirkt plötzlich recht egoistisch und extrem sprunghaft. Sie ist widerwillig bei der Tour dabei, zieht sich regelmäßig zurück und beruft sich Ryder gegenüber immer wieder auf die Vergangenheit. Felicitys Gedanken und Handlungen sind bei mir nicht wirklich angekommen. Ryder hingegen hat offenbar viele Dämonen seiner Vergangenheit hinter sich gelassen, viel darüber erfahren dürfen wir aber nicht. Er kommt nur wegen Felicity zurück, Ruhm und Singen sind für ihn offenbar keine wirklichen Themen mehr. Der unzufriedene ruppige Ryder aus Band 1 ist jedenfalls nicht mehr vorhanden. Sein einiges Ziel: Felicity zurückgewinnen und mit ihr glücklich werden. Irgendwie wurde das aber immer absurder, wenn man bedenkt, wie kurz beide sich nur kannten, dass sie jetzt zwei Jahre getrennt waren und beide ganz andere Charaktere sind als zu dem Zeitpunkt, als sie sich kennengelernt haben. Ich habe wieder das Gefühl gehabt, dass beide Charaktere komisch eindimensional und mit viel zu wenig Raum zur Entwicklung in die Geschichte integriert wurden. Die Nebencharaktere sind die aus Band 1 bereits bekannten Leute. Die Band ist wieder präsent, wobei sie nach anfänglicher Wut auf Felicity ganz schnell (und ohne erkennbare Gründe) plötzlich wieder wie Brüder ihr gegenüber fühlen. Zudem kommt Carly, Felicitys Freundin aus dem Nightingale aus Band 1, als Tourmanagerin mit. Sie scheint eine Problematik mit Aiden zu haben, die immer und immer wieder angedeutet wird, jedoch nie aufgelöst wird. Fast so, als hätte die Autorin den Strang vergessen. Das fand ich wahnsinnig frustrierend.

Das Ende vom Buch hat mich eigentlich fassungslos gemacht. Die letzten etwa 30 Seiten knallen regelrecht durch. Es passiert eine Sache um die nächste. Aber alles, was passiert – Felicitys Vergangenheit, Felicitys Geheimnis, die Auflösung gegenüber Ryder, das Tournee-Ende mit seinem fast schon absurden Höhepunkt – passiert jeweils auf einer Handvoll Seiten, dass die Themen so wild zusammengewürfelt wirken, dass man sich fragt, wieso die Autorin nicht zumindest das ein oder andere Thema vorgezogen und damit mehr Raum gegeben hätte. So wird seit Band 1 das Thema mit Felicitys Eltern immer wieder angeführt, als es dann endlich soweit ist, dass es hier zur Konfrontation kommt, ist das so schnell vorbei und endet mit einer taffen Felicity, die eigentlich so gar nicht passt. Sprunghaft bis zum geht nicht mehr. Wenn man bedenkt, wie viele Seiten eigentlich nichts passiert, nur um dann am Ende von Geschehnissen überhaupt zu werden – die aber wie immer dazu führen, dass nichts wirklich geklärt wird – bleibt man fast schon frustriert zurück.

Schon bei Band 1 habe ich moniert, dass Ryders edgy Art nicht gepasst hat und gespielt wirkte. In Band 2 hat er diese Art gar nicht mehr, was angesichts seiner Entwicklung nicht verkehrt ist, aber zugleich dazu führt, dass Ryder in meinen Augen extrem langweilig geworden ist. Denn die Autorin führt den Leser auch nicht in die Thematik um Ryders Entzug ein, generell bezieht sich seine Gedankenwelt stets nur auf Felicity. Ihn interessiert nicht einmal mehr der Ruhm, dem er immer hinterhergejagt ist. Alles ist auf Felicity gepolt. Das wird an der Stelle schwierig, als ich mich gefragt habe, ob die beiden überhaupt wieder zusammenkommen sollten. Es herrscht eine komische Chemie zwischen den beiden und sie stoßen sich für mich mehr ab als sich anzuziehen. Der Schlüssel wären vermutlich klärende Gespräche gewesen, eine Aufarbeitung der Vergangenheit und der letzten zwei Jahre – das bleibt die Autorin aber fast vollständig schuldig. Sie wirft hier und da kleinere Brocken hin und lässt bei Felicity noch kurz eine Bombe platzen, die aber so schnell wieder vom Tisch ist, dass die Protagonisten nach so einem Geständnis (und weiterhin komplett ungeklärten Problemen) einfach miteinander schlafen. Vor allem Felicity, die mit Ryder angeblich abgeschlossen hat, ist so unfassbar sprunghaft in diesem Buch, dass es sich regelmäßig anfühlt, als würde man mit 100 km/h gegen eine Wand fahren, weil sie binnen Sekunden plötzlich eine 180 Grad Wendung hinlegt. Es war für mich einfach zu keiner Zeit nachvollziehbar, wieso sich was zwischen den beiden entwickelt – egal ob Gefühle oder Antipathie. Es fehlt so viel, was die Story glaubhaft und greifbar machen würde.

Faded 2 konnte mich leider noch weniger begeistern als sein Vorgänger. Die Geschichte wirkte über weite Teile handlungslos und konzentrierte sich auf die Reste der eventuell noch vorhandenen Liebe zwischen Felicity und Ryder. Dabei fehlt es dem Buch aber am Anspruch, Sachen zu klären. Felicity hat eigentlich nie den Willen, etwas zu klären. Dann wird man von zahlreichen Kleinigkeiten überrumpelt, die so schnell kommen und gehen, dass man sich fragt, wieso man ihnen nicht mehr Raum gegeben hat, denn dies hätte das Buch sehr benötigt. Am Ende bleibt einfach eine nicht greifbare Entwicklung um eine nicht nachvollziehbare Liebschaft und zahlreiche Meinungsänderungen, die mehr passend gemacht werden als dass sie passen. Schade, ein Buch mit viel Potenzial, was nicht genutzt wurde.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2020

tolles Buch für Zwischendurch

Feeling Close to You
1

„Zuerst begriff ich nicht, was er vorhatte, doch dann sah ich, was er ansteuerte: Das Telefon, an dem auch der WLAN-Router hing. Der Zugang zum Internet. Mein Zugang zu einer Welt, in der mich die Leute ...

„Zuerst begriff ich nicht, was er vorhatte, doch dann sah ich, was er ansteuerte: Das Telefon, an dem auch der WLAN-Router hing. Der Zugang zum Internet. Mein Zugang zu einer Welt, in der mich die Leute verstanden, statt mich komisch von der Seite anzuschauen.“
(Teagan über ihren Vater in Feeling close to you)

Worum geht’s?

Game Design zu studieren ist Teagans größter Wunsch. Doch ihr Vater hat andere Pläne für sie. Sie soll an eine der begehrten Universitäten gehen und etwas Anständiges studieren. Dass sie dies nicht glücklich macht, interessiert ihn nicht. Also bleibt Teagan nur eins übrig: Sie muss sich das Geld selbst verdienen. Hierfür streamt sie nachts Videospiele und interagiert mit ihrer Followerschaft. Als sie eines abends online den bekannten Gamer Parker besiegt, möchte dieser herausfinden, wer Teagan ist. Langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine Online-Freundschaft, die schon bald mehr als nur Games und Streams umfasst. Aber Parkers Leben ist kompliziert und er kann sich ein Mädchen an seiner Seite nicht wirklich leisten. Hat ihre Liebe eine Chance oder heißt es Game Over, noch bevor der Ladebildschirm erscheint?

Feeling close to you ist Band 2 der „Was auch immer geschieht“-Reihe. Das Buch kann unabhängig und ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Es ist in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist ein ist in hellblau mit goldenen Highlights gehalten. Das zarte Marmormuster lässt keine Rückschlüsse auf den Inhalt des Buches oder das Genre zu. Das Buch wird linear erzählt, wobei es einige nicht ausgewiesene Zeitsprünge gibt. Die Kapitel werden passenderweise als Level betitelt, der Epilog ist ein Bonuslevel. Sowohl Parker als auch Teagan sind als Ich-Erzähler im Einsatz, wobei nicht mit jedem Kapitel der Erzähler wechselt. Der Schreibstil ist locker und leicht, das Buch lässt sich gut und angenehm lesen. Es werden zahlreiche Begrifflichkeiten aus dem Gaming verwendet. Das Buch enthält keine explizite Sprache und auch nur zurückhaltende intime Szenen. Im Verlauf der Geschichte werden immer wieder Chatverläufe eingebaut.

Mein Fazit

Feeling close to you hat mich direkt von Anfang an angesprochen. Die Thematik rund ums Gaming (auch noch mit einem Mädchen, was spielt) fand ich innovativ und der Klappentext klang ein wenig nach der klassischen „der Star und das normale Mädchen“-Liebesgeschichte. Von der Autorin habe ich bisher zwei Bücher gelesen und war von denen so mittelmäßig angetan, ich wollte ihr aber dennoch eine neue Chance geben. Und mit diesem Buch konnte sie mich tatsächlich ganz gut unterhalten, leider hat das Buch aber auch einige Bugs.

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Der Leser darf Teagan kennenlernen, die als etwas alternativ dargestellt wird und nicht so ganz in die klassische Highschool-Welt passt. Das sagt Teagan auch über sich selbst. Stattdessen liebt sie es, zu zocken, und hat irgendwann angefangen, ihre Spiele zu streamen. So hat sie sich mit der Zeit eine kleine Followerschaft aufgebaut, die in diesen Streams auch regelmäßig spendet. Mit dem so verdienten Geld möchte Teagan ihr Studium finanzieren. Denn sie möchte im Gaming-Bereich arbeiten, was ihr Vater als Zeitverschwendung ansieht und weshalb es immer wieder Streit gibt. Daher versucht Teagan, so finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen. Eines Abends beim Streamen spielt sie zufälligerweise gegen den weltbekannten Gamer Parker, den sie locker in die Tasche steckt und so für einige Überraschungen sorgt. Parker ist verblüfft von seiner Niederlage und fordert Revenge. Aus der anfänglichen Rivalität entwickelt sich ganz langsam eine Freundschaft. Teagan und Parker sind sich in einigen Punkten recht ähnlich und verstehen sich daher sehr gut. Als beide dann bei einer Gaming-Convention aufeinandertreffen, knistert es gewaltig. Aber es ist kompliziert, denn Teagans Vater ist weiterhin stur. Und Parker? Der hat so einige Päckchen zu tragen, die er vor Teagan versteckt. Doch hat ihre Liebe so eine Chance, wenn die Einflüsse von außen so stark wirken und Parker anfängt, Teagan immer weiter von sich zu stoßen, damit sie seine Päckchen nicht sieht?

Feeling close to you ist kein Buch, was mit einer aufwendigen Story oder besonders vielen Plottwists überzeugen kann. Generell ist das Buch eher ruhiger Natur, über weite Strecken passiert relativ wenig und es geht nur darum, wie sich langsam etwas zwischen Teagan und Parker entwickelt. Eingekleidet in der Gamingwelt, die Teagan langsam für sich gewinnt und die ihr viele Perspektiven präsentiert, wird aus Onlinefreunden Stück für Stück mehr. Es geht dabei auch darum, dass Teagan anfängt, für ihren Traum einzustehen, für sich selbst zu kämpfen und die zerrüttete Beziehung zu ihrem Vater zu beleuchten. Parker hingegen ist bereits sehr erfolgreich und hat mit familiären Problemen zu kämpfen, die ihn sehr belasten, die er aber mit niemanden teilen möchte. Dies führt letztendlich auch zum großen Knall in der Geschichte, der verhältnismäßig seicht ausfällt. Das große Mitfiebern gab es für mich in diesem Buch nicht. Es ist eine niedliche Geschichte mit wenigen Ups and Downs, eine angenehme Zwischendurch-Wohlfühlgeschichte. Ich bin emotional allerdings nicht wirklich involviert gewesen, habe nicht übermäßig mitgefiebert oder das Bedürfnis gehabt, zwingend weiterlesen zu müssen, wenn ich Pausen gemacht habe. Es war nett, niedlich und unterhaltsam, viel mehr aber leider auch nicht. Es ist eine wirklich seichte Geschichte, die gut geeignet ist, wenn man keine zahlreichen Twists und Turns möchte und auch nicht unbedingt an Herzschmerz zugrunde gehen mag. Man wird von den Chats gut unterhalten, schmunzelt hin und wieder, genießt die lockere Entwicklung und erfreut sich an der Gaming-Thematik. Mir haben vor allem romantische Momente oder gefühlvolle Szenen gefehlt, die die Beziehung greifbar machen und erklären, wie aus (Online-)Freunden mehr geworden ist. Dafür, dass das Buch so viele Seiten hat, hat es nicht sonderlich viel Handlung, was ich sehr schade finde.

Teagan und Parker sind beides sehr sympathische Charaktere. Teagan ist anfangs etwas ruppig und kantig, im Verlauf der Geschichte versteht man sie aber besser und auch, wieso Gaming ihr so viel bedeutet. Teagan ist taff und gibt Parker gern auch Widerworte. Sie ist keine Person, die ihre Gefühle auf der Zunge trägt. Ich hätte mir manchmal etwas mehr Einblicke gewünscht, aber im Großen und Ganzen konnte ich mich ganz gut in sie hineinversetzen. Sie wirkt für ihr Alter schon recht erwachsen und reif. Parker ist ein sehr lieber Mensch, der von Anfang an mit Charme punkten kann. Er ist lustig und nimmt sich selbst nicht so ernst. Hatte ich anfangs befürchtet, er könnte arrogant sein, so ist dies überhaupt nicht der Fall. Parker hat einige familiäre Probleme, von denen ich gern mehr gelesen hätte, da sie doch sehr gewichtig und schwer sind. Es ist süß zu sehen, wie Parker von Teagen verrückt gemacht wird und wie unsicher er in ihrer Gegenwart und wegen ihr ist. Beide zusammen sind durchaus niedlich und es macht Freude, die aufkeimenden Gefühle mitzuerleben. Ihre steten Neckereien, die vielen Chats, die kleinen Battles in den Spielen, aber auch das Füreinanderdasein sind eine gelungene Mischung. Die Beziehungsentwicklung ist recht zurückhaltend und leise, es sind kleine feine Entwicklungen und Schritte. Hierdurch hatte ich aber auch das Gefühl, dass es bei den beiden um eine typische Teenie-Liebe geht, obwohl Parker mit Mitte 20 aus diesem Alter schon raus ist. Auf jeden Fall erwartet einen hier kein emotional tiefgründiges, komplexes Beziehungsgeflecht, sondern eine niedlich-unschuldige Liebschaft, die dafür aber auch durchaus glaubwürdig ist. Unterhaltsam sind die zahlreichen Nebencharaktere, insbesondere die sehr chaotische und liebeswerte WG von Parker, bei der man sich wundert, dass alle noch nicht gestorben sind. Der Vergleich mit einem aus dem Ruder gelaufenen SIMS-Haushalt ist definitiv passend. Allerdings empfand ich die Nebencharaktere als absolute Randcharaktere, die alle eindimensional waren und einfach da waren.

Mein Lob bekommt die Autorin für ihre Recherche-Arbeit. Man merkt, dass sie sich intensiv mit dem Thema Gaming, Streaming, Spielebranche befasst hat. Es wird viel in diesem Buch eingebaut und alles hat Hand und Fuß. Es wirkt glaubhaft und passend. Ich selbst zocke auch gern und habe daher ein wenig Wissen in diesem Bereich, für jemanden ohne Vorkenntnisse könnte der Gaming-Inhalt etwas erschlagend sein. Es werden viele Genrebegriffe verwendet und nicht immer erklärt. Mich hat das nicht gestört, ich kann mir aber vorstellen, dass einige Fragezeichen im Raum stehen werden, wenn man mit dem Thema grundsätzlich fremd ist. Im Verhältnis zur Geschichte überwiegt das Gaming etwas und hat – zumindest gefühlt – viel mehr Platz als etwaige Entwicklungen und Gefühle.

Was mich wirklich überrumpelt hat, ist die Geschwindigkeit, mit der die Autorin das Buch beendet. Nach einer recht entspannten Geschichten kommt gegen Ende Parkers Päckchen mehr und mehr zum Vorschein. Dieses Thematik sowohl im Bezug auf seine Mutter als auch seine eigenen Ängste hätte man deutlich tiefer und intensiver ausarbeiten können, was hier wirklich versäumt wurde. Es ist beinahe so, als wenn die Autorin nicht ganz dahinter stand und daher Parkers endgültige Diagnose hinklatscht, im Anschluss seine Freunde lösen lässt und mit einem Nebensatz noch die professionelle Hilfe erwähnt. Dabei ist das zugrundeliegende Thema gerade in der heutigen Zeit ein gewichtiges und viel zu wenig beachtetes Thema. Wie bereits bei ihrer letzten Dilogie wird hier also etwas Schwieriges aufgegriffen und dann regelrecht ratzfatz begraben. Schade drum, da ich denke, dass genau diese Storyline sehr viel Potenzial und sehr viele mögliche Emotionen mitgebracht hätte. Das Buch endet dann kurze danach auch in meinen Augen recht abrupt und lässt mich mit dem Gefühl zurück, dass kaum etwas geklärt, erklärt und gelöst ist. Ich mag offene Enden, sehr sogar. Aber hier wirkte das Ende für mich einfach nur unfertig.

Insgesamt ist Feeling close to you eine niedliches Liebesgeschichte, die sich angenehm lesen lässt und gut unterhält. Ich bin schnell durch das Buch gekommen, konnte hin und wieder schmunzeln und fand das Gaming-Drumherum gut ausgearbeitet. Leider fehlt es dem Buch an Tiefe, was total schade ist. Die Autorin greift wieder einmal ein wichtiges Thema auf, lässt es aber so nebensächlich liegen und bügelt es fast schon mit einer Portion Idealismus weg. Das viel zu abrupte Ende ließ mich unbefriedigt zurück. Teagan und Parker sind tolle Charaktere, aber sie hätten definitiv mehr verdient. Die Schwerpunktsetzung zwischen Gaming und Liebesgeschichte ist nicht perfekt gelungen. Aber es ist ein tolles Buch für Zwischendurch, um ein wenig abzuschalten.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere