platte Geschichte für Zwischendurch
Duty & Desire – Vorsätzlich verliebt„Such dir jemanden, mit dem du alt werden kannst, Ever. Einen Mann auf Augenhöhe, der dich respektiert. Einen Mann, der dich genug liebt, um sich mit dir zu streiten. Einen Mann, für den es keinen schöneren ...
„Such dir jemanden, mit dem du alt werden kannst, Ever. Einen Mann auf Augenhöhe, der dich respektiert. Einen Mann, der dich genug liebt, um sich mit dir zu streiten. Einen Mann, für den es keinen schöneren Ort gibt als den Platz an deiner Seite.“
(Evers Mutter zu Ever in Duty & Desire 1)
Worum geht’s?
Polizeischüler Charlie lernt die hübsche Ever in einer Bar kennen. Schnell sind sie sich einig: Eine lockere Liebschaft ohne Gefühle ist perfekt für sie. Denn Ever lebt nach dem Kodex der „ewigen Geliebten“ – keine Liebelei länger als ein Monat und nur mit Kerlen, die mit ihrem Job verheiratet sind. Charlie ist so sehr in der Ausbildung gefangen, da der Druck seiner Familie auf ihn lastet, dass er sowieso keine Zeit für eine Beziehung hat. Daher ist das Arrangement perfekt. Doch dann entscheidet sich Ever, ins Datingleben zu gehen und nach einer langfristigen Beziehung zu suchen. Kann Charlie sie überzeugen, dass sie lieber wieder Freunde mit gewissen Vorzügen sein sollten?
„Duty & Desire – Vorsätzlich verliebt“ ist der erste Teil der „Duty & Desire“-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden, die Charaktere aus Band 2 und 3 kommen jedoch bereits als Nebencharaktere vor.
Schreibstil / Gestaltung
Das in verschiedenen Blau- und Grüntönen gehaltene Cover zeigt eine beleuchtete Skyline einer Stadt. Das Cover ist ansprechend und hübsch gestaltet, gibt allerdings auch wenig Informationen über den Inhalt preis. Die Erzählweise des Buches erfolgt linear. Die Protagonisten Ever und Charlie erzählen wechselnd in der Ich-Perspektive, der jeweilige Erzähler wird durch eine Überschrift deutlich gemacht. Der Schreibstil ist locker und leicht. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist sprachlich angemessen für (junge) Erwachsene. Das Buch enthält einige erotische Szenen.
Mein Fazit
Ein Polizeischüler und eine aus den Fugen geratene Freundschaft mit gewissen Vorzügen? Genau mein Ding. So dachte ich zumindest, weshalb ich zu diesem Buch gegriffen habe. Aber wer Erwartungen hat, der kann enttäuscht werden. Und manchmal halten Klappentext leider nicht, was sie versprechen…
Ja, ich hatte wohl falsche Erwartungen an diese Geschichte. Ich dachte, Ever und Charlie sind bereits Freunde und pflegen ihre etwas andere Art der Freundschaft schon länger. Ich dachte, als Polizeischüler erfährt man hier auch etwas über die Ausbildung. Und ich dachte, es ist eine tolle Liebesgeschichte mit „Friends to Lovers“. Aber nein, nichts davon trifft zu. Aber von Anfang an:
An einem Abend in einer Bar treffen der extrem selbstbewusste Charlie und die taffe Ever aufeinander. Wenige Worte und es ist klar: Wir springen miteinander in die Kiste. Ever sucht nämlich nichts Festes, immerhin wurde sie von ihrer Mutter als „Ewige Geliebte“ großgezogen. Das heißt, dass man nichts Langfristiges mit Männern eingehen soll, nie länger als einen Monat mit ihnen in die Laken schlüpft und somit verhindert, dass Gefühle entstehen. Charlie hingegen ist so vereinnahmt von seiner Ausbildung – immerhin sind sein Vater und sein Bruder hochrangige Mitglieder der Polizei – zum Polizisten, dass er genau weiß, er hat keine Zeit für eine Beziehung. Und so fangen die beiden ein lockeres Get Together ohne Verpflichtungen an. Aber dann taucht Evers Mutter auf und erklärt ihr, dass das Dasein als Ewige Geliebte nicht gut ist. Und Ever entscheidet sich, nun doch etwas Festes zu suchen. Charlie ist enttäuscht, denn damit gibt es für ihn keine gewissen Vorzüge mehr. Aber so einfach gibt Charlie nicht auf. Er wird Ever schon überzeugen können, dass ihre sexuelle Chemie einzigartig ist und er alles ist, was sie braucht – nur halt ohne feste Beziehung.
Der Einstieg in das Buch hatte mich daher bereits verwirrt. Ich bin einfach vom Klappentext zu sehr davon ausgegangen, dass die beiden bereits Freunde sind. Aber sei es drum, reingefunden habe ich dennoch sehr gut. Leider konnten mich Charlie und Ever sehr lange nicht abholen. Charlie war mir zu eingebildet und wirkte fast schon wie ein triebgesteuerter Neandertaler, Evers Gedankenwelt mit der „Ewigen Geliebten“ war mir hingegen zu fremd und nicht nachvollziehbar (genauso wenig das plötzliche und mehrfache Auftauchen ihrer kuriosen Mutter, die sie immer wieder überzeugen will, dass nach all den Jahren der Lehre das Beziehungsleben doch erstrebenswerter ist). Unbestreitlich haben Charlie und Ever eine gute sexuelle Basis und finden immer wieder auf einer intimen Basis zueinander, aber ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass da nicht mehr ist. Das mag vor allem auch daran liegen, dass Charlie mindestens bis zur Hälfte des Buches sehr erpicht darauf ist, Ever davon zu überzeugen, ihre Sexbeziehung fortzuführen. Die meiste Zeit geht es ihm darum, Ever zu überzeugen, dass der Sex mit ihm alles ist, was sie braucht, und sie daher nicht Daten und Suchen soll. Sicher, unter der Oberfläche begraben sollen die Gefühle von Charlie für Ever der Grund hierfür sein – das kam bei mir aber überhaupt nicht rüber. Deswegen war ich zunehmest genervt, wenn Charlie die Dates – in zugebenermaßen sehr kreativer, aber zeitgleich auch extre kindischer Weise – manipuliert hat, nur um dann wieder mit seiner „du brauchst keine Dates, du kannst mein bestes Stück haben“-Masche anzukommen. Ever fängt dann natürlich auch immer mehr an, Zweifel an ihrem Datingvorhaben zu haben.
Jetzt stellt sich ein klein wenig Drama mit angehauchter emotionaler Tiefgründigkeit auf Seiten Charlies ein, was dann aber leider weggebügelt wird auf wenigen Seiten. Schade, denn genau so etwas wäre das gewesen, was das Buch gebraucht hätte: Tiefe, Erklärungen, Nachvollziehbarkeit. Stattdessen gibt es: Bettaktivitäten, eine geistige 180-Grad-Wende des Protagonisten und keine Greifbarkeit etwaiger Gefühle. Die wenigen dramaturgisch relevanten Momente wirken willkürlich, teilweise etwas überzogen und verursachen ein Schleudertrauma statt Freudenschauer. Es gibt in diesem Buch eigentlich kaum Persönlichkeitsentwicklung, eine holprige intransparente Beziehungsentwicklung und vor allem: kaum thematischen Bezug zur Polizei. Die wenigen Szenen, wo Charlie seine Kollegen beim Training trifft oder mal in der Dusche auf der Akademie liegt, rechtfertigen für mich eigentlich gar nicht, zu erwähnen, dass der Polizeischüler ist.
Zu den Charakteren kann ich gar nicht mal so viel sagen. Charlie wirkt von Anfang an sehr selbstbewusst, schwankt irgendwo zwischen unreif-pubertär und Gottkomplex. Er zeigt zwar hin und wieder liebenswerte Facetten, die ich allesamt aber kindisch, für einen Polizeianwärter unpassend und zudem überzogen fand. Kein Mensch kann mir erzählen, dass seine ganze Aktionen im Bezug auf die Dates niedlich sind. Erst ab ca. der Hälfte wird es etwas besser, hier zeigt er dann auch das ein oder andere Mal Herz (nur um dann wieder ans Flachlegen zu denken). Ever kam mir sehr freiheitsliebend und unabhängig vor, eine wirkliche Verbindung zu ihr fand ich jedoch nicht. Es bleibt zu viel im Unklaren über ihre Motive und Veränderungen. Es gibt zudem eine Handvoll Nebencharaktere, insbesondere Jake und Danika als Charlies Freunde. Jake scheint massive Probleme zu haben, Danika war bisher eher im Hintergrund. Auch Charlies Bruder Greer hat einen Kurzauftritt, er hat mir tatsächlich gut gefallen, vor allem weil er sehr undurchsichtig ist. Also zumindest für die Folgebände habe ich Hoffnung.
Insgesamt muss ich sagen, dass Duty & Desire 1 ein platter Liebesroman ist, den man gut zwischendurch lesen kann, an den man aber keine großen Erwartungen haben darf. Ich hoffe auf deutlich stärkere Folgebände, denn die Protagonisten hat man bereits kennenlernen dürfen und man hat das Gefühl, dass die wenigstens mehr mitbringen als ein dauersteifes Glied. Viel Sex, noch mehr Gerede über Sex, ein unreifer Protagonist, eine nicht so wirklich nachvollziehbare Beziehungsentwicklung und das Ankratzen von tiefgründigen Probleme ist leider einfach nicht genug. Daher: Schuldig im Sinne der Anklage, aber dieses Buch ist mehr Frust statt Lust.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]