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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2020

angenehm und mitreißend

One Last Song
1

„Er war ein Rockstar, ich ein Niemand. Er lebte in dieser Welt aus Glamour und Glitzer, und ich musste erst hineinwachsen.“
(Riley über Julian in One last song)

Worum geht’s?

Riley ist nach New York ...

„Er war ein Rockstar, ich ein Niemand. Er lebte in dieser Welt aus Glamour und Glitzer, und ich musste erst hineinwachsen.“
(Riley über Julian in One last song)

Worum geht’s?

Riley ist nach New York gekommen, um ihren Weg auf die Bühne zu finden. Julian ist nach New York gekommen, um mit seiner Band auf der Bühne zu stehen. Als sich ihre Wege an der renommierten New York Music & Stage Academy kreuzen, entwickelt sich etwas, wogegen sich beide wehren…

One last song ist Band 1 der „One last“-Reihe, die sich verbindend um eine Akademie in New York dreht. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Protagonisten aus Band 2 und 3 kommen jedoch vor.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist mit der Farbgebung sehr glamourös und ansprechend gestaltet. Der Hintergrund erinnert an Musik und passt somit gut zum Titel. Auch die Lichtreflexe erinnern an das Scheinwerferlicht. Das Cover ist ein Hingucker und erregt Aufmerksamkeit. Die Geschichte wird wechselnd durch Riley und Julian in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen. Im Buch enthalten sind einige englischsprachige Songtexte. Das Buch enthält mehrere Intimszenen.

Meine Meinung

Schon wieder eine „normales Mädchen trifft Rockstar“-Geschichte? Das war vermutlich der erste Gedanken, den sehr viele hatten. Auch ich. Aber die Wahrheit ist: Ich habe eine Schwäche für solche Geschichten. Und daher war klar, dass One last song gelesen werden muss. Ich habe von der Autorin bisher nichts gelesen und bin daher ohne wirkliche Erwartungen an das Buch herangegangen. Was ich am Ende bekommen habe? Eine sympathische, mitreißende Liebes- und Lebensgeschichte, die mich fast restlos begeistern konnte!

Im Fokus der Geschichte stehen Julian und Riley. Riley ist mit dem großen Traum, Musicaldarstellerin zu werden und auf der Bühne zu stehen. Die Stimme hat sie dafür, aber leider hat es bisher nicht mit einer Rolle geklappt. Und ihre Zeit läuft ab, denn ihr Vater hat ihr zwei Jahre Unterstützung zugesagt. Klappt es bis dahin nicht, muss sie zurückkehren und New York verlassen. Durch einen großen Zufall landet Riley an der New York Music & Stage Academy als Kellnerin und arbeitet dort fortan. Bittersüß, wenn man bedenkt, dass sie hier täglich sieht, wie andere das lernen, was Riley auch gern machen möchte. Hier an der NYMSA ist es aber auch, wo sie Julian trifft. Er ist Mitglied der Band Beyond Sanity, die aktuell enorme Charterfolge feiert. Der Sänger der Band, Ethan, soll an der NYMSA eine Masterclass geben und Julian begleitet ihn zeitweise. Und so kommen er und Riley ins Gespräch und er kriegt sie bald nicht mehr aus den Kopf. Aber beide haben ihre Vorbehalte. Denn Julian hat eine harte Vergangenheit und ist durch einen Vorfall sehr vorsichtig mit Liebesgeschichten geworden. Und Riley? Die kann sich nicht vorstellen, dass jemand wie Julian Interesse an ihr hat. Eine komplizierte Geschichte aus Freundschaft, Gefühlen, Ängsten und dem Druck der Öffentlichkeit beginnt.

One last song ist ein wirklich facettenreiches Buch. Ich bin ehrlich, dass ich das gar nicht gedacht hätte. Die Autorin schafft es, in einer wirklich super Mischung Einblicke in Rileys Leben als Newcomerin, Julians Leben als gehetzter Star, den harten Alltag an der NYMSA und auch das Leben in New York zu gewähren. Von Anfang an schafft das Buch, zu fesseln und mitzureißen. Riley ist ein Charakter, in den man sich schnell verliebt und mit der man sofort mitfiebert. Sie ist sympathisch, aufopferungsvoll und ambitioniert. Julian macht auch von Anfang an einen bodenständigen, überlegten Eindruck. Er hat wenige Ecken und Kanten – worauf ich ja eigentlich eher stehe wie etwa bei Ethan – aber dennoch habe ich ihn sofort ins Herz geschlossen. Auch die Nebencharaktere wie einige Bandmitglieder, die Leiterin der NYMSA und Rileys Freundin Ally runden die Geschichte super ab. Ich habe wirklich selten beim Lesen eines Buches – und noch seltener beim Lesen einer Reihe - das Gefühl, dass die Story rund und ausgewogen ist. Nicole Böhm hat das für mich aber geschafft. Sie verliert sich nicht in zu vielen Nebensächlichkeiten und ausufernden Beschreibungen, die unnötige Längen aufbauen. Sie rennt aber auch nicht durch die Story, um zu ihren Hauptpunkten zu kommen und vergisst dabei, ein solides Drumherum aufzubauen. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist wunderbar, die Charakterentwicklung passt, die Handlungen sind stimmig. Mir gefällt auch, wie die Autorin es geschafft hat, die Emotionen einzufangen. One last song ist weder ein wahnsinnig bedrückendes Buch noch ist es ein leichtfüßiges Buch für Zwischendurch. Es hat von allem ein wenig und das in einer richtigen Dosis. Mit schockierenden und traurigen Momenten wie etwa Ethans Entwicklung und Julians Hintergrund, wieso er so verhalten auf eine mögliche Beziehung reagiert, kann das Buch genauso sehr überzeugen wie mit entspannten Momenten, wo Riley und Julian zusammen singen, oder gnadenlos ehrlichen Momenten, wie etwa bei Rileys Castings und ihren Erfahrungen im Umgang mit der Presse oder Leuten, die von ihr profitieren möchten. Es ist wirklich diese Art von Buch, bei der man am Ende denkt: Wow, wie schön hat hier alles zusammengepasst. Keine Längen, aber auch keine Kürze. Eine gewisse Tiefe, aber auch nicht zu bedrückend. Eine schöne Entwicklung, die aber auch nicht zu hollywoodlike ist. Und das auch noch getoppt mit 2 super gelungenen Charakteren.

Generell muss ich sagen, dass die Autorin ein wunderbar vielseitiges Bild von Riley gezeichnet hat. Sie ist weder die unscheinbare Maus, die im Schatten des großen Künstlers dümpelt, noch die famegeile Rampensau, die so overpowered ist, dass man sie unsympathisch findet. Riley ist real. Sie ist greifbar und menschlich, sie hat Stärken und Schwächen, sie fällt und steht auf – und manchmal bleibt sie auch liegen. Es hat mir wahnsinnig gut gefallen, dass die Autorin so ein realistisches Bild gezeichnet hat, bei dem Riley nicht einfach alles zufliegt und sie ihre Protagonistin kämpfen lässt für ihre Träume. Hiermit verbunden sind leichte Einblicke in die Ausbildung an der NYMSA, zumindest aus der beobachtenden Sicht, denn Riley studiert hier nicht. Es gibt Einblicke in das harte Proben für eine Rolle, aber auch in die selbstsüchtige Gesellschaft, bei der es fast nur darum geht, voneinander zu profitieren. Ich muss an der Stelle sagen, dass das Buch nicht unbedingt mit seiner Unvorhersehbarkeit glänzt, was mich aber nie gestört hat, weil es für die Entwicklung nicht wichtig war. Ganz im Gegenteil wollte man Riley so manchmal zurufen, dass sie vorsichtig sein soll. Nicole Böhm lässt ihre Protagonistin aber auch Fehler machen, genauso auch Julian. Er ist vielleicht nicht ganz so facettenreich wie Riley, aber auch er wurde gut aufgebaut. Seine Zweifel und seine Motivation werden schön hervorgearbeitet und mit ihm auch Einblicke in das Leben als Star. Es geht um Druck, neue Lieder zu produzieren, um den nervenaufreibenden Zeitplan von einer Tour, um Energielosigkeit und den Adrenalinkick auf der Bühne. Die Band Beyond Sanity spielt im Buch einer eher untergeordnete Rolle, bringt aber dennoch interessante Aspekte mit in die Geschichte ein. Vor allem ist es aber auch Ethan, der in Band 3 Protagonist sein wird und von dem man hier schon einige mitbekommen hat, was Fragezeichen und Ausrufezeichen aufwirft. Eine faszinierende Erweiterung des Buches war aber auch, wie Julian und Riley im Buch teilweise Songtexte schreiben und so das Lied One last song entsteht. Sowas kam schon öfter in Büchern vor, oftmals fand ich’s aber nicht gut eingebaut. Hier konnte es mich sehr überzeugen, weil auch Entwicklung, Zweifel und Sorgen in den Texten stecken.

Auch die Liebesgeschichte war wunderbar. Eine solide Entwicklung, kein von 0 auf 100. Es gibt Momente, wo Zweifel überwiegen. Und Momente, wo die Gefühle gewinnen. Es gibt Höhenflüge wie etwa beim gemeinsamen Singen und Tiefschläge wie die Angst, in Interviews was Falsches zu sagen. Sicher könnte hier und da die Kommunikation von Riley und Julian ein kleines wenig besser sein, aber sein wir mal ehrlich: Niemand ist perfekt und auch im echten Leben würde man eben nicht immer sofort alles klären. Dennoch gibt die Autorin beiden Raum, auch über Probleme und Sorgen zu reden. Ich kann es nur wiederholen: Stimmig und nachvollziehbar. Man kann das Prickeln spüren und auch die emotionale Anziehung nachvollziehen. Und auch die Einbindung von Julians Hintergrundgeschichte, die die Autorin vorerst offen lässt und so dem Leser selbst die Möglichkeit gibt, darüber nachzudenken, konnte mich überzeugen. Lediglich zum Ende hin ging der Geschichte ein wenig die Luft aus. Denn hier finde ich, dass es etwas schnell geht und man vielleicht auch 1-2 Sachen hätte klären können. Das wäre aber nur noch die Kirsche auf der Sahne gewesen. Das Buch habe ich trotzdem zutiefst zufrieden zugeschlagen. Und ich möchte auf jeden Fall mehr!

Mein Fazit

One Last Song konnte mich wirklich von Anfang an bis fast zur letzten Seite überzeugen. Das Ende verläuft sich etwas zu schnell und hätte noch ein bisschen Aufarbeitung vertragen können, aber die letzten paar Seiten können die starke, tolle Geschichte nicht runterziehen. Riley und Julian sind sympathische Charaktere, ihre Lebens- und Liebesgeschichte macht Spaß und auch die Einblicke in das Leben an der Akademie und in der Öffentlichkeit gibt vielseitige Einblicke. Ein mitreißendes Buch, was ohne großen Herzschmerz, dafür aber mit viel Gefühl und Entwicklung überzeugen kann. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Fortsetzung.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2020

intensive und mitreißende Fortsetzung

Golden Throne - Forbidden Royals
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„Zum Teufel mit der Krone, die sie mir auf den Kopf gesetzt haben, ohne je zu fragen, ob ich sie überhaupt wollte.“
(Emilia in Golden Throne)

Worum geht’s?

Emilias Leben wurde gänzlich auf den Kopf ...

„Zum Teufel mit der Krone, die sie mir auf den Kopf gesetzt haben, ohne je zu fragen, ob ich sie überhaupt wollte.“
(Emilia in Golden Throne)

Worum geht’s?

Emilias Leben wurde gänzlich auf den Kopf gestellt. Vor 2 Monaten war sie noch eine Bürgerliche und jetzt plötzlich ist sie die Kronprinzessin. Nach den dramatischen Ereignissen am Ende von Band 1 muss Emilia mehr denn je den Weg in ihre neue Aufgabe finden. Eine Aufgabe, die sie nicht haben wollte, von der sie aber bald merkt, dass sie als Kronprinzessin mehr als nur eine hübsche Statue ist. Als ihr dann noch von zahlreichen Verehrern der Hof gemacht mir und ihre Gefühle für Carter ihr zunehmend den Atem rauben, geschieht eine unfassbare Katastrophe, die ihr Leben ein für alle Mal aus den Kopf stellen wird…

Golden Throne ist Band 2 der Forbidden Royals-Reihe. Es werden Vorkenntnisse aus Band 1 benötigt und das Buch ist nicht in sich geschlossen. Die Bücher können nicht unabhängig gelesen werden.


Schreibstil / Gestaltung

Auch das Cover von Golden Throne kann wieder überzeugen. Passend zum Titel ziert das Cover ein goldener Thron und wie bei Band 1 bereits die herumfliegenden Partikel. Es ist ein stimmungsvolles und ansprechendes Cover, was zum Setting und zur Geschichte passt. Das Buch wird wieder linear durch Emilia als Ich-Erzählerin berichtet. Dem erneut zynischen Prolog ist zudem ein Stammbaum zur besseren Übersicht der Charaktere vorgeschaltet. Der Schreibstil ist sehr angenehm, das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen.

Meine Meinung

Es war einmal eine Leserin, die sich bereits in den Seiten von Silver Crown verlor und so begeistert war, dass sie Golden Throne nicht abwarten konnte. Als das Buch endlich kam, verzog sie sich in ihr stilles Kämmerlein und las es – ein einem Rutsch. Was wie ein Märchen klingt, ist bittere Realität. Denn Golden Throne war eines dieser Bücher, was man nicht weglegen konnte.

Nachdem mich ja Silver Crown wirklich überraschte (ich bin auf den Klappentext reingefallen und habe eine nette, heiße Lovestory erwartet und stattdessen ein mitreißendes Drama mit ein bisschen Liebe bekommen), war ich sehr gespannt, ob die Autorin den hohen Erwartungen standhalten kann. Silver Crown war ein Knall. Ein vielseitiger, interessanter, leicht zynischer, intriganter und zugleich mitreißender Knall. Kronprinzessin Emilia, die in die royale Welt eintritt und alles boykottiert, was geht. Und sich dann doch irgendwie geschlagen gibt, bis am Ende eine Katastrophe passiert, dies alles umwirft. So denkt man. Denn Golden Throne startet direkt mit der ersten fetten Überraschung. Nicht, dass dies eine sehr große Rolle spielt – denn in diesem Buch geht es viel mehr um die Entwicklung von Emilia. Etwa die erste Hälfte des Buches beleuchtet facettenreich, wie es Emilia zwischenzeitlich ergeht. Mal ganz abgesehen von den Alpträumen, die sie seit der Katastrophe plagen, der stets in ihren Adern kriechenden Angst vor den Monarchiegegnern und dem auf sie lastenden Druck, die Rolle als Kronprinzessin auszufüllen, macht auch die Schachmatt-Situation mit Carter ihr das Lebe nicht gerade einfacher. Als dann Lady Octavia noch anfängt, weiter Druck aufzubauen, muss Emilia sich fügen. Denn wenn man bereits eins gelernt hat: Mit Erpressungen, Drohungen und Deals kommt man im royalen Leben weiter.

Und so fängt Emilia an, offizielle Aufgaben zu übernehmen, etwa Eröffnungen oder Empfänge. Mit ihrer gewohnt zynischen Art kommentiert sie den verrückten Zirkus – aber macht zugleich auch langsam eine Wandlung durch. Denn durch die Tätigkeit merkt sie, wie viel sie dem Volk geben kann und wie viel Liebe das Volk für seine Royals übrig hat. Anders als in Band 1 geht es bei Golden Throne weniger um das innerhöfische Gezanke (wobei Emilia hier und da auch gut aneckt, etwa als sie sich ihre eigenen Beschützer zusammensuchen möchte, denen sie vertrauen möchte) und auch Intrigen sind eher rar gesät – bei all dem, was aus dem Programm steht, ist das aber sogar ganz angenehm, da das Buch sonst schnell überladen hätte sein können. Viel mehr steht Emilias innerer Kampf im Vordergrund, ihre persönliche Entwicklung. Sie ist zwar immer noch nicht in diesem neuen Leben angekommen, aber sie versucht mittlerweile, das Beste daraus zu machen. Und hier muss ich sagen, dass mich die Autorin wirklich abholen konnte. Es ist keine von 0 auf 100 Entwicklung, aber eben auch kein „Emilia ist ein Sturkopf“-Gedöns. Die Autorin schafft es, eine starke und zugleich greifbare Geschichte zu entwickeln, die Emilia nicht ihre zynischen Kommentare nimmt, aber sie zugleich reflektieren lässt, welche Erkenntnisse sie zunehmend gewinnt. Absolut mitreißend, beeindruckend und dennoch wird so nicht die Fahrt aus dem Buch genommen.

Doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Vor allem in der zweiten Hälfte des Buches überschlagen sich die Ereignisse auf eine unglaubliche Art. Aus Band 1 schwillt ja immer noch der Konflikt um die Monarchiegegner, die Frage nach dem Palastbrand und weitere Problemfelder sind zwischenzeitlich dazugekommen. Dem muss sich auch Emilia in Golden Throne stellen. Und sie geht einen Weg, der wieder beeindruckt: Sie will Aufklärung, sie will Insights und sie will vor allem nicht in Watte gepackt werden. Dennoch gehen auch an ihr die Ereignisse nicht spurlos vorbei und man merkt, wie das alles sie belastet. Es ist ein Spagat, der ihr vieles abverlangt und der gleichzeitig für den Leser enorm interessant ist. Und dann, in einem Moment tiefster Zufriedenheit, trifft der endgültige Wahnsinn ein. Diese Schlüsselszene des Buches, so fernab von der Liebesgeschichte und der Frage, ob ein Rollkragenpulloverkleid angemessene Kleidung für ein Date ist, ist so erschütternd und bedrückend, dass ich beim Lesen Gänsehaut bekam und fassungslos war. Und so gipfelt das Buch erneut in einem fiesen, schrecklichen Cliffhanger, der noch viel heftiger und einschneidender ist als der von Band 1. Und mit ihm bleiben viele Fragen, deren Antwort Band 3 hoffentlich bereithält. Fragen, die weit über das „was nun“ hinausgehen. Und eine Grundkonstellation, die Raum für enorme Möglichkeit mitbringt. Ich bin mehr als gespannt, welchen Weg die Autorin gehen wird.

Für die Liebesroman-Fans wird auch Golden Throne wieder eine kleine Enttäuschung sein. Carter und Emilia haben zwar vereinzelte Momente miteinander, aber die Liebesgeschichte bleibt stark untergeordnet. Vielleicht leidet sie hierunter auch ein wenig, denn je mehr sie in den Hintergrund gerät, desto schwieriger waren für mich einige Themen und Entscheidungen nachzuvollziehen. Durch das Werben zahlreicher Verehrer, die Emilia allesamt abblockt, kommt natürlich noch ein wenig Würze in die Geschichte. Aber es ist mehr als offensichtlich, dass Emilia und Carter das große Finale sein sollen. Die Frage ist nur, wie der Weg dahin führt. Und da die Autorin so viel mehr Augenmerk auf das Drumherum und Emilias Werdegang legt, denke ich nicht, dass da noch sehr viel kommen wird. Aber ich bin ehrlich: Stören tut es mich überhaupt nicht. Denn die Forbidden Royals Reihe ist für mich jetzt schon viel mehr als eine Cinderella-Story. Und Emilia? Die braucht für mich keinen Kerl an ihrer Seite.

Mein Fazit

Golden Throne ist eine wahnsinnig gelungene, intensive und mitreißende Fortsetzung. Die Geschichte um Emilia fasziniert mit Einblicken in das Leben am Hof, einer starken Protagonistin, hochspannende Twists und zugleich viel Gefühl. Die Geschichte einer jungen Frau, die zu etwas gemacht wurde, was sie nie sein wollte, aber bereit ist, die Rolle auf ihre Art zu übernehmen. Eine entwicklungsstarker Folgeband, der Band 1 in nichts nachsteht und mit einem großen Knall das Finale einleitet. Ein wahrer Lesegenuss und ganz sicher nicht die Cinderella-Story, die man erwartet.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 13.10.2020

ein toller Alltagshelfer

Das 6-Minuten-Erfolgsjournal (malachit)
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Was ist das?

Nach dem 6-Minuten-Tagebuch kommt das 6-Minuten-Erfolgsjournal. Während der Vorgänger zur persönlichen Reflexion und für mehr Achtsamkeit, Dankbarkeit und Selbstliebe gedacht war, möchte ...

Was ist das?

Nach dem 6-Minuten-Tagebuch kommt das 6-Minuten-Erfolgsjournal. Während der Vorgänger zur persönlichen Reflexion und für mehr Achtsamkeit, Dankbarkeit und Selbstliebe gedacht war, möchte der Autor dieses Mal mit dem Erfolgsjournal die Möglichkeit geben, zeitgleich für mehr Achtsamkeit, aber auch für mehr Produktivität zum Erreichen der persönlichen Ziele zu sorgen. Durch die 6 Minuten bewusste Zeit, die man sich zum Planen nehmen soll, soll der Fokus und die Konzentration geschärft werden. Mit zahlreichen Hintergrundinformationen gibt der Autor auch das notwendige Basiswissen mit auf dem Weg.

Wie sieht es aus?

Das Tagebuch befindet sich wie das 6-Minuten-Tagebuch in einer gebundenen Ausgabe mit einem Stoffeinband in Leinenoptik. Die Buchrückseite ist unbeschriftet, das Cover und der Buchrücken verfügen über einen goldgeprägten Schriftzug „Das 6-Minuten-Erfolgsjournal“. Auf der Rückseite befindet sich ein restlos abziehbarer Aufkleber mit der ISBN-Nummer und einem kurzem Klappentext. Das Buch fühlt sich hochwertig an und macht einen sehr guten Eindruck. Die Größe entspricht etwa dem A5-Format, das Buch wiegt laut Autor knapp 420g. Wie auch der Vorgänger ist die Innengestaltung ähnlich schlicht und elegant gehalten. Die Seiten sind charmoisfarben und es wird viel mit Brauntönen gearbeitet. Die Schriftgröße ist sehr angenehm, das Buch wirkt aufgeräumt und gut strukturiert. Es ist sinnlogisch aufgebaut. Bei den Ausfüllseiten zeigen gepunktete Linien die Felder an, die ausgefüllt werden sollen. Das Papier ist relativ fest und leicht beschichtet. Zum Ausfüllen empfehle ich daher eher Kugelschreiber als Fineliner. Das Buch hat zudem zwei Fäden-Lesezeichen.

Was erwartet einen?

Bei diesem Erfolgsjournal handelt es sich um ein Ausfüllbuch zur Selbstreflexion und zur Planung. Das erste Viertel des Buches besteht aus einem Sachbuchteil, bei dem der Autor seine Gedanken für die Entstehung des Buches (mit persönlichen Erlebnissen) anführt, im Anschluss folgen Informationen zum Thema Fokus, Gewohnheit und Werte. Diese Informationen sind Grundlage für das Buch und die Idee, die hinter der gezielten Fokussierung steckt. Außerdem gibt es einige Seiten, bei denen der Leser selbst einige Gedanken reflektieren soll, etwa seine persönlichen Werte. Es folgt ein kurzer Teil mit einer Einleitung zur Verwendung des Ausfüllteils, wo erklärt wird, wie die 6-Minuten-Routine gedacht ist. Das 6-Minuten-Tagebuch ist ein Buch zur Selbstreflexion, was der Leser täglich selbst ausfühlen kann und soll. Der Autor arbeitet wieder mit vielen Zitaten, wissenschaftlichen Studien und erklärt motivierend und ehrlich, was die Grundidee des Erfolgsjournals ist.

Es folgt der Ausfüllteil. Dieser ist immer gleich aufgebaut: Es beginnt mit dem Monats-Check und dem Monatsüberblick, wo man Termine eintragen kann. Es folgt wöchentlich ein Wochenüberblick, die Wochenplanung mit Wochen-Fokus und Gewohnheitsübersicht und im Anschluss 6 Einzelseiten für die Tage. Der Autor hat sich bewusst für 6 Tage entschieden, da er möchte, dass man auch einen Tag frei hat. Möchte man trotzdem 7 Tage eintragen, empfiehlt er zwei verschiedenfarbige Stifte. Diese Idee finde ich wirklich gut. Die Tagesübersichten sind undatiert und umfassen To-Do, den Tagesfokus, Platz für Notizen und ein täglich wechselndes Zitat. Das Buch wird mit Quellennachweisen und einigen Leerseiten für Notizen beendet.


Mein Fazit

Nachdem ich bereits vor einiger Zeit das 6-Minuten-Tagebuch genutzt hatte, habe ich mich sehr gefreut, dass jetzt ein neues Journal mit anderer Ausrichtung herausgekommen ist. Während das 6-Minuten-Tagebuch in meinen Augen vor allem auf persönliche Entschleunigung und Selbstliebe setzt, da man hier seinen eigenen Tag betrachtet, ist das Erfolgsjournal eher eine Hilfe für ein organisiertes und zielgerichtetes Leben, was aber auch ein wenig die Selbstreflexion nutzt, um den Leser voranzubringen. Diese Kombi gefällt mir wirklich gut.

Das Buch ist wie der Vorgänger gestaltet und kann mich immer noch mit seiner hübschen und strukturierten Gestaltung begeistern. Die Farbgebung empfinde ich als beruhigend und zum Buch passend. Nachdem ich beim Vorgänger vom Einführungsteil überrascht war, habe ich mich hier umso mehr darauf gefreut. Der Autor hat einen sehr angenehmen, persönlichen Schreibstil. Man fühlt sich direkt abgeholt. Er ist niemand, der belehren möchte oder mit „du musst“ und „du sollst“ arbeitet. Ganz im Gegenteil wünscht er sich, dem Leser ein Handwerkszeug zur Selbsthilfe mitzugeben. Die ausführlichen Erläuterungen zum Thema Gewohnheiten und Fokus waren sehr interessant und haben mich in so einigen Punkten überrascht. Es wird wirklich anschaulich erklärt, welche Mythen in unseren Köpfen stecken und wie diese uns bei unser Produktivität stoppen. Ich habe nach der Lektüre einige Tage besonders darauf geachtet und muss zugeben, dass der Autor mich doch in vielen Punkte „erwischt“ hat. Generell finde ich die sehr positive Haltung des Autors sehr mitreißend, denn auch sein ständiges Betonen, dass ein verpasster Tag kein Weltuntergang ist, weil manchmal das Leben dazwischenkommt, greift einen wichtigen Punkt auf: Gute Pläne können manchmal auch in Frage gestellt werden, ohne dass man sich selbst als zu faul oder zu unfähig darstellen sollte.

Der Ausfüllteil gefällt mir sehr gut. Ich mag, dass am Anfang eine Monatsübersicht ist, sodass man das Journal wirklich als (zumindest kurzzeitigen) Kalender verwenden kann. Der Monatsüberblick ist für mich nicht ganz so nötig, die Wochenplanung und Übersicht hingegen ist wieder toll. Man kann sich so von vorn herein einzelne Ziele setzen und auch den Wochenfokus bestimmen. Die Tagesseiten sind schlicht, umfassen aber alles Notwendige in meinen Augen. Die Unterscheidung zwischen dem Kuchenstück „Tages-Fokus“ (also die Hauptaufgabe), der Sahnehaube (To-Do) und der Kirschen obendrauf (nicht so wichtige To-Dos) ist schön anschaulich. Was ich mir vielleicht noch gewünscht hätte (zusätzlich zu Gedanken, Ideen und Erfolg als Tagesreflexion) wäre eine Art Bewertungssystem gewesen, vielleicht mit Smileys oder einem Strahl: Wie zufrieden bist du mit deinem Tag? Ansonsten finde ich, dass das Buch etwas abrupt endet, nachdem die Wochen vorbei sind. Hier Hätte ich mir vielleicht noch einige weitere Seiten, auch zur Reflexion gewünscht.

Insgesamt gefällt mir das 6-Minuten-Erfolgsjournal wirklich außerordentlich gut. Vor allem der sehr motivierende Einführungsteil und die hilfreiche Seitengestaltung sind top. Anders als beim Vorgänger, bei dem mir die Abwechslung gefehlt hat, ist hier eben genau dies kein Problem. Denn durch die gleich strukturierten Seiten findet man seinen eigenen Flow. Das Buch ist schön übersichtlich und sehr hilfreich für eine gezielte Alltagsplanung. Ich werde es auf jeden Fall weiter benutzen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 11.10.2020

ergreifend und beeindruckend

Wie ich verschwand
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Was ist das?

Laura ist 13 Jahre jung, als sie entscheidet, dass sie Abnehmen möchte. Doch aus den anfänglich geplanten wenigen Kilos wird eine Krankheit, die die junge Frau nie wieder loslassen wird: ...

Was ist das?

Laura ist 13 Jahre jung, als sie entscheidet, dass sie Abnehmen möchte. Doch aus den anfänglich geplanten wenigen Kilos wird eine Krankheit, die die junge Frau nie wieder loslassen wird: Magersucht. Es beginnt ein Kampf gegen die vermeintlichen Kilos, ein Kampf gegen das alarmierte Umfeld und ein letztendlich auch ein Kampf gegen sich selbst. In „Wie ich verschwand“ beleuchtet Laura in ehrlicher, ungeschönter Weise den Weg in den Teufelskreis Magersucht und den mehr als schweren, steinigen Weg wieder heraus. Die Geschichte einer jungen Frau, die vor den Augen aller langsam verschwand und sich anfangs selbst doch zu sehr hasste, um dagegen zu kämpfen.

Gestaltung / Schreibstil

Das Buch ist ein einfaches Taschenbuch. Die Covergestaltung ist undramatisch und zurückhaltend lediglich mit einem Portrait der Autorin, dem Titel sowie dem Untertitel „Mein Weg aus der Magersucht“ gestaltet. Die Gestaltung gefällt mir sehr gut, da sie weder reißerisch noch überdramatisch gestaltet ist, was dem Buch gegenüber unwürdig wäre. Das Buch umfasst nach einem kurzen Vorwort 8 Kapitel, die einzelne Zeitabschnitte in dem Zeitraum von Erkrankung bis zur Besserung umfassen. Die Kapitel werden mit Zitaten oder Liedtexten eingeleitet. Im Anhang gibt es noch Hinweise für Betroffene und ihre Angehörigen.

Was erwartet einen?

Die Autorin beschreibt in diesem Buch ihre eigene Geschichte. Sie ist hierbei sehr reflektiert und ehrlich. Dies führt dazu, dass auch ihre Gedankenmuster zur Zeiten der Erkrankung im Buch niedergeschrieben sind. Ebenfalls wird die Zeit in der Klinik beschrieben, wobei Verhaltensmuster der Krankheit thematisiert werden. Neben der Anorexie leidet die Autorin auch unter Depressionen und Panikattacken. Daher werden gelegentlich auch suizidale Absichten thematisiert. Leser sollten sich bewusst sein, dass das Buch daher in vielerlei Hinsicht triggernde Inhalte thematisiert.

Mein Fazit

Es ist unglaublich schwer, meine Gedanken und Gefühle zu diesem Buch in Worte zu fassen. Nicht, weil das Buch schlecht ist. Oh nein, das auf gar keinen Fall. Ich habe bereits viele ähnliche Bücher – fiktiv und real – gelesen und empfinde dieses Buch als das bisher beste Werk, was mir untergekommen ist. Warum es mir so schwerfällt, ist, weil dieses Buch beim Lesen extrem viel in mir ausgelöst hat und genau dieses Gefühl in dieser Rezension einzufangen echt eine Herausforderung ist. Aber ich werde es versuchen…

Die Autorin nimmt den Leser bei diesem Buch mit auf die Reise von Anfang bis zum Ende. Das Ende symbolisiert hierbei nicht die Heilung, denn die Autorin macht ziemlich eindeutig klar, dass Heilung in dieser Form nicht eintreten kann und wird, lediglich Besserung. Dennoch ist man von Anfang an dabei. Dabei, wie eine 13-jährige entscheidet, dass sie ein wenig abnehmen möchte, weil sie sich zu dick fühlt. Doch schon schnell begreift man, dass hier mehr verborgen liegt als die bloße Vorstellung, zu dick zu sein. Die Autorin beschreibt ihre ersten Bemühungen und die ersten Erfolg, die ersten Rückschläge und ihre Folgen. Es ist ein Auf und Ab – und es endet in einer schweren Erkrankung, die jahrelang die Autorin und ihr komplettes Umfeld wie eine Bestie in ihren Klauen halten wird. Anfangs noch etwas belächelt und als harmlosen Abnehmversuch angesehen, radikalisieren sich Lauras Gedanken sehr schnell. Die äußeren Umstände, etwa der familiäre Umzug, die Trennung vom besten Freund, die neue Schule und familiäre Probleme tragen hierbei auch eine entscheidende Rolle. Langsam wird die Autorin immer weniger, während die Sogen ihrer Familie immer mehr werden. Es gibt Streitereien und Drohungen. Laura empfindet die familiäre Sorge als übertrieben und sorgt sich davor, dass man sie mästen wolle. Die Mutter hingegen merkt, wie ihr Kind immer strengere Regeln aufstellt: Kein Essen vor 12, für ein Essen braucht sie bald Stunden, eine ellenlange Lebensmittelliste mit Essen, die sie nicht isst. Laura treibt Sport, hungert, fängt an sich selbst zu verletzen. Mehrere Anläufe beim Arzt bringen nichts, denn dieser beruhigt die Mutter immer wieder, dass alles in Ordnung sei. Doch Lauras Mutter gibt so schnell nicht auf, denn sie merkt, dass etwas nicht stimmt. Gleichzeitig findet Laura immer neue Methoden, ihre Ticks zu verbergen und ihre Schummeleien zu verbessern. Sie verliert mehr und mehr Gewicht, friert andauernd, verletzt sich selbst noch mehr und isst noch weniger. Immer wieder steht das Wort „Zwangseinweisung“ und „Klinikaufenthalt“ im Raum, doch mit Händen und Füßen wehrt sich die Autorin dagegen. Sie ist überzeugt, zu fett für die Klinik zu sein. Sie ist überzeugt, dass alles gar nicht so schlimm sei und alle nur übertreiben. Als die Eltern dann irgendwann doch über die Klinikeinweisung entscheiden, wiegt Laura mit 16 Jahren bei einer Größe von 1,75m nur noch um die 39 Kilo. Sollte man meinen, dass sie jetzt erkennt, wie schlimm es um sie steht, so ist dem nicht so. Die Autorin beschreibt, was sie bei ihren Klinikaufenthalt denkt, wie sie die dort geltenden Regeln zu umgehen versucht und wie jedes Kilo mehr auf der Waage für sie zu mehr Selbsthass und mehr Selbstverletzungen führt. Gefangen in einer Spirale, wo sie ihren Wert über ihr Gewicht zu definieren versucht und ihren Selbsthass mit Gewalt gegen sich selbst auslebt.

Dieses Buch ist eine emotionale Achterbahn der schlimmsten Sorte. Von Anfang an empfand ich die Autorin als sehr sympathisch und fühlte mich in die Geschichte regelrecht reingezogen. Ich verstand, wieso sie auf ihre Familie sauer war. Ich verstand nicht, wie sie nicht erkennen konnte, dass sie dabei war, sich selbst zu zerstören. Ich verstand, wie die Stimme im Kopf ihr diktierte, was sie zu denken und zu essen hat. Ich verstand nicht, wie sie die Sorgen ihrer Mutter und ihres Bruder nicht verstehen konnte. Und genau damit hat die Autorin etwas geschafft, was diese Krankheit ausmacht: Auf den ersten Blick wirkt Magersucht so einfach. Man fühlt sich zu dick, man hungert, man will dünn sein. Aber es liegt so viel mehr dahinter, was sich teilweise nicht erklären lässt. Doch durch die Augen einer Betroffenen zu sehen, eröffnet zumindest eine ganz andere Perspektive. Ich habe viele Bücher dieser Art gelesen und bei den fiktiven merkte man, dass eben diese Erkenntnisse fehlen. Bei den realen war es aber oft so, dass sie sich entweder wie eine absolute Verteufelung lesen, bei der die Autorin mit jahrelanger Distanz zur Krankheit ihre eigenen Handlungen und Gedanken abtun, oder ihr Handeln fast schon glorifizieren. Bei diesem Buch ist beides nicht der Fall. Die Autorin wirkt auf mich sehr reflektiert, aber sie ist nicht hier, um etwas zu beschönigen. Sie erzählt offen, was sie damals gedacht hat, und erklärt, dass ihr natürlich mittlerweile klar ist, dass diese Gedanken falsch waren. Trotzdem beschönigt sie sie nicht oder redet ihre eigene jugendliche Gedankenwelt klein. Sie akzeptiert, was sie damals dachte und tat, aber reflektiert es zugleich. Und das fand ich wahnsinnig interessant, einfach weil es wirklich starke Einblicke in die Gedanken und Gefühle gibt.

Für Außenstehende ist es schwer zu begreifen, was in dem Kopf einer Person vorgeht, die objektiv nur noch Haut und Knochen ist, von sich selbst aber denkt, unglaublich dick zu sein. Doch Laura versucht hierein Einblicke zu geben, auch wenn sie weiß, dass man es nicht erklären kann. Ich empfinde es als sehr mutig, so offen zu den Zwangsgedanken und auch den suizidalen Gedanken zu stehen. Es fühlt sich an, als würde die Autorin hierdurch eine Art Tabu brechen. Sie spricht selbst im Buch davon, dass es ihr wichtig ist, mehr Aufmerksamkeit für psychische Erkrankungen (damit ist nicht nur die Depression, sondern eben auch die Anorexie gemeint) und vor allem mehr Sensibilität hierfür zu generieren. Die Gesellschaft erklärt Magersucht zu oft zu einer Modeerscheinung, die aufs Äußere abzielt. Doch die äußerliche Gewichtsabnahme ist oftmals nur ein Symptome, nicht aber der Auslöser. Es geht um Hilferufe, Selbsthass, Verzweiflung und Unsicherheit. So neigen Ärzte dazu, bei nicht deutlich untergewichtigen Patienten keine Magersucht anzunehmen, obwohl sie vielleicht hochgradig gefährdende Gedankenmuster haben. In dieser Hinsicht ist das Buch eine wunderbare Hilfe, denn ich finde, dass jeder es lesen kann. Es ist egal, ob man sich für das Thema Magersucht interessiert, vielleicht selbst betroffen ist oder jemanden im Umfeld hat. Jeder kann es lesen und kann hieraus Erkenntnisse mitnehmen, die ihm helfen könnten, im eigenen Umfeld auf solche Muster zu achten und zu verstehen, dass es nicht einfach ein „ich nehme jetzt ab“ ist.

Das Buch zeigt in beeindruckender und bedrückender Weise auf, wie leicht es ist, in die Magersucht zu rutschen, aber wie unfassbar schwer, wieder herauszukommen. Und auch hier liegt eine Stärke des Buches. Oftmals wird in ähnlichen Büchern die „Heilung“ sehr schnell abgehandelt und es so dargestellt, als sei es so einfach. Die Autorin zeigt, dass dem nicht so ist. Ich bin dankbar für die interessanten Einblicke in den Klinikalltag, für die ehrlichen Beschreibungen darüber, wie hier die Regeln versucht wurden zu umgehen. Und für die Einblicke darein, was die Schwestern und Ärzte in dieser Klinik jeden Tag leisten und wie sie ihre Patienten trotz aller Widerstände nicht aufgeben und ihnen Mut machen. Ich konnte die positive Energie regelrecht spüren. Ich bin dankbar dafür, wie die Autorin den Leser auf die Reise des Auf und Abs mitnimmt, die nach der Entlassung auf sie warteten. Es gibt keine Wunderheilung, das betont Laura immer wieder. Und sie erklärt sehr anschaulich, wieso. Es ist jeden Tag ein Kampf und es wird gute und schlechte Tage geben. Ebenfalls stark fand ich die Einblicke in den Familienalltag. Bei einer Anorexie leidet nicht nur der Erkrankte, sondern auch sehr stark das Umfeld. Lügen, Streitigkeiten, Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit – all das wird in diesem Buch beschrieben. Wie die Mutter verzweifelt versucht, zu verhindern, dass ihre Tochter vor ihren Augen stirbt. Wie der Bruder versucht, seine Schwester beim Kampf zu unterstützen. Und wie sie alle am Ende ihrer Kräfte sind, weil nichts zu helfen scheint. Es sind diese Einblicke, die das Buch so wahnsinnig unter die Haut gehen lassen.

Es ist einfach unglaublich beeindruckend, wie der menschliche Körper funktioniert und wie das Gehirn das Handeln manipulieren kann. Es sind schonungslose, gnadenlose Einblicke, die manchmal auch definitiv wehtun. Generell schwankte beim Lesen meine Empfindung oft zwischen Mitleid, Wut, Verzweiflung, Hoffnung und Fassungslosigkeit. Es ist ein Buch, bei dem man mitleiden wird und zugleich permanent vor der Frage steht, wie es sein kann, dass der Geist den Körper in dieser Form bekämpft. Die Antwort hierauf wird das Buch nicht geben, denn das ist nicht möglich. Aber das Buch kann in faszinierender Weise zumindest dazu beitragen, dass man mehr Verständnis für die Krankheit und die Kämpfe der Betroffenen gewinnen kann. Es ist ein Buch, was mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 28.08.2020

mitreißend, spannend und wunderbar ehrlich

Silver Crown - Forbidden Royals
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„Ein Märchen, das direkt von unseren Augen zerbricht.“
(Emilia in Silver Crown)

Worum geht’s?

Emilia ist eine ganz normale junge Frau, könnte man denken. Doch als der Palast des Königreichs Caerleon ...

„Ein Märchen, das direkt von unseren Augen zerbricht.“
(Emilia in Silver Crown)

Worum geht’s?

Emilia ist eine ganz normale junge Frau, könnte man denken. Doch als der Palast des Königreichs Caerleon brennt und dabei das Königspaar stirbt, steht nicht nur die Welt des Volkes Kopf. Denn plötzlich wird Emilia von Männer in Anzügen in ein Auto geworfen – und zu ihrem Vater gebracht. Linus hat die Familie verlassen, als Emilia noch ein Baby war. Doch jetzt ist er wieder da. Denn Linus ist in der Thronfolge der nächste und somit steigt auch Emilia ein in die royale Welt, die sie nie wollte– plötzlich Kronprinzessin. Zwischen Intrigen, Gefahren und Protokollen muss Emilia herausfinden, was sie will.

Silver Crown ist Band 1 der Forbidden Royals-Reihe und nicht abgeschlossen. Die Geschichte wird in den Folgebänden fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Silver Crown ist toll. Die hellen Farben, die Krone und einige herumfliegende Partikel sind stimmungsvoll und geheimnisvoll zugleich. Das Cover ist ein wahrer Hingucker und passt sowohl zum royalen Setting als auch zur Handlung. Das Buch wird linear durch Emilia als Ich-Erzählerin berichtet. Dem Prolog ist zudem ein Stammbaum zur besseren Übersicht der Charaktere vorgeschaltet. Der Schreibstil ist sehr angenehm, das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen.

Meine Meinung

Es war einmal… So fangen die Geschichten an, die kleine Mädchen einst träumen ließen. Zahlreiche Geschichten, die die Bürgerliche zur Prinzessin machten, gibt es sowohl in der Literatur als auch der Realität. Und ich liebe sie, sehr sogar. Daher war für mich klar, dass ich Silver Crown unbedingt lesen muss. Und am Ende wurde ich von dem Buch, was für mich vor allem verboten heiß klang, extrem positiv überrascht.

Emilia und ihr bester Freund Owen sitzen eines Abends in einer Bar, als im TV darüber berichtet wird, dass der Palast brennt und das Königspaar in den Flammen gestorben ist. Das Volk ist erschüttert, die Thronfolge aus dem Gleichgewicht geraten – denn auch der Kronprinz liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Plötzlich tauchen Männer auf, die Emilia in ein Auto zerren und Owen zusammengeschlagen zurücklassen. Was ist hier nur los? Wird sie entführt? Emilia ist in Angst und plant ihre Flucht. Bis Carter auftaucht, der ebenfalls mit ihr zu einem bestimmten Ort gefahren wird. Und hier muss Emilia sich der grausamen Wahrheit stellen: Ihr Vater Linus, der die Familie früh verlassen und Carters Mutter geheiratet hat, hat Emilia holen lassen. Denn Linus ist der nächste in der Thronfolge und soll schon bald zum König ernannt werden. Und das bedeutet für Emilia: Jetzt ist sie Kronprinzessin. Ein Job, den sie nicht wollte. Umgeben von Leuten, die sie nie sehen wollten. An einem Ort, an dem sie nie sein wollte. Zwischen Prinzessinnenunterricht, gefährlichen Intrigen, blankem Hass von Linus Frau Octavia und knisternden Begegnungen mit Carter muss Emilia herausfinden, was sie will und ob sie bereit ist, ihr geerbtes Recht anzutreten…

Ich habe wirklich vieles erwartet. Eine süße royale Romanze, eine verbotene Romanze mit dem Stiefbruder – auf jeden Fall eine nette Lovestory. Silver Crown bietet wirklich vieles, aber Liebe? Spielt hier eine untergeordnete Rolle. Und damit konnte mich das Buch extrem begeistern. Schon von Anfang an merkt man, wie schwer es Emilia fällt, sich mit dem Thema Tod des Königs auseinanderzusetzen. Zwar weiß sie, wer ihr Vater ist, aber nachdem er die Familie verließ, gab es nie Kontakt und sie hat sich bewusst von allen royalen Schlagzeilen ferngehalten. Und jetzt plötzlich ist sie mittendrin im Trubel. Sie muss sich an ihren Vater gewöhnen, an ihre biestige Stiefmutter, den neuen Lebensort, die ganzen Regeln und Ansagen, selbst daran, bedient zu werden. Es ist eine komplett andere Welt. Und mit zynischen Bemerkungen führt Emilia den Leser dadurch, wie sie gezwungenermaßen in diese Welt stolpert und dann versucht, hier zu bestehen. Es ist ein stetes Hin und Her zwischen „ich gebe dem Ganzen eine Chance“ und „ich flüchte“. Man kann durch das ganze Buch hindurch Emilias inneren Kampf nachverfolgen, ihre Motivation begreifen und auch ihre Zweifel nachvollziehen. Der Leser darf dabei sein, wie sie ihre ersten Schritte als Prinzessin in Ausbildung macht, zugleich aber ihre bürgerlichen Eigenheiten nicht direkt ablegen kann. Man darf dabei sein, wie sie böse Stiefmutter jede Gelegenheit nutzt, um Emilia unterzubuttern. Silver Crown ist in einer gewissen Art ein Märchen, aber zugleich auch ein Alptraum. Und genau hiermit spielt die Autorin auch. Die ganze Zeit zeigt diese die vermeintlichen Vorteile und die knallharten Schattenseiten des Lebens am Hof und als Prinzessin auf. Sie demontiert das Märchen, was von Kindheitstagen an erzählt wird, das leichte Leben als Prinzessin. Doch gleichzeitig zeigt sie auch, was für ein umfangreicher Job es wirklich ist, für die Krone tätig zu sein.

Das Ganze wird dann noch mit der hochspannenden Geschichte gepaart, ob der Palastbrand ein Unfall oder ein bewusster Anschlag war. Generell geht es in Silver Crown auch viel um Intrigen, Geheimnisse und verborgene Pläne. Er scheint fast so, als hätte jede Person des Buches ihre eigene Agenda, wie sie das Leben als Royal für sich nutzen möchte. Während die einen Party machen und die Vorzüge genießen, zeigen andere machtbesessene Tendenzen und ein skrupelloses Verhalten. Es ist wie ein gigantisches Schachbrett, wo jede Figur langsam und bedacht ihre Stellung bezieht. Was wird hier gespielt? Ist Emilia in Gefahr, ist die komplette Königsfamilie in Gefahr? Immer wieder erhält man kleine Hinweise im Hintergrund und versucht genauso wie Emilia, die Lösung zu finden. So gipfelt das Buch in einem unerwarteten, schrecklichen Ende. Ein fieser Cliffhanger, der noch mehr verändert als zuvor. Sich überschlagende Ereignisse, bei denen man nur noch fragt „warum“ und „was nun“.

Etwas, was dafür in meinen Augen eine stark untergeordnete Rolle spielt, ist hingegen die Liebesgeschichte. Zwar trifft Emilia schon recht früh auf Carter und da ist von Anfang an eine gewisse (sexuelle) Grundspannung. Allerdings war für mich im Anschluss alles doch sehr wenig präsent. Carter und Emilia reden gelegentlich miteinander und man merkt schon, dass da Interesse ist. Aber bei so viel drumherum und nebenbei Handlungen nimmt das Ganze wenig Platz ein. Ich hatte immer das Gefühl, dass Carter vor allem als Helfer und guter Junge in der Not bereitsteht, der Emilia helfen möchte, am Hofe zu bestehen. Ich bin gespannt, ob sich Carters Rolle oder generell die Liebesgeschichte in den Folgebänden mehr in den Vordergrund drängt. Mich hat’s auf jeden Fall nicht gestört, dass hier der Fokus eher auf Drama und Spannung lag.

Mein Fazit

Insgesamt ist Silver Crown ein Buch, was mich sehr positiv überrascht hat. Habe ich eine romantisierte Cinderella-Story erwartet, so habe ich mich vollkommen getäuscht. Das hier ist die echte, unverblühmte Version von „Plötzlich Prinzessin“ gepaart mit Machtkämpfen, Intrigen und jeder Menge windigen Gestalten. Absolut Mitreißend, hochgradig spannend und so ganz anders als das traumhafte Märchen, was einem immer verkauft wird. Ich kann die Fortsetzung gar nicht abwarten!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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