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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2024

überraschendes Highlight

The Monet Family – Shine Bright Like a Treasure
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„„Ich brauchte jedes bisschen Trost, das ich kriegen konnte, egal von wem.“
(Hailie in The Monet Family 1)

Worum geht’s?

Die 15-jährige Hailie Monet wächst bescheiden, aber behütetet auf, bis ihre ...

„„Ich brauchte jedes bisschen Trost, das ich kriegen konnte, egal von wem.“
(Hailie in The Monet Family 1)

Worum geht’s?

Die 15-jährige Hailie Monet wächst bescheiden, aber behütetet auf, bis ihre Familie bei einem tragischen Autounfall zu Tode kommt. Plötzlich Waise, erfährt Hailie, dass sie fünf ältere Halbbrüder in Amerika hat: Vincent, Will, Dylan, Shane und Tony. In der Luxusvilla in Pennsylvania hat Hailie alles, wovon sie träumen könnte, und fühlt sich dennoch einsam. Dann stellt sie fest, dass ihre unnahbaren Brüder sie strengstens bewachen. Aber wer könnte es auf sie abgesehen haben? Und welches dunkle Geheimnis versuchen ihre Brüder mit aller Macht zu verbergen?

The Monet Family – Shine bright like a treasure ist Band 1 der Family of Secrets-Reihe. Die Geschichte wird fortgesetzt.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Hailie in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet zum Teil derben, gewalttätigen Content und Thematiken wie versuchte Entführung und Waffengewalt.

Meine Meinung

Ehrlich gesagt bin ich an dieses Buch komplett ohne jegliche Erwartungen herangegangen. Ich kannte vorher nur den Klappentext und wusste von einer Freundin, dass dieses Buch im polnisch sprachigen Raum einen großen Hype hat und als Highlight gefeiert wird. Mir war nicht mal wirklich bewusst, welche Art von Genre mich hier bei diesem Buch erwartet, und selbst jetzt, nach Beenden des Buches, könnte ich nicht mal wirklich sagen, als was ich es kategorisieren würde. Gleich vorweg: Dies ist kein Liebesroman, kein New Adult Romance Buch, Generell gibt es in diesem Buch Keine wirkliche Liebesgeschichte abseits von leichten Schwärmereien der Protagonistin. Dies liegt insbesondere auch daran, dass es sich um tatsächliche Familienverhältnisse in Form von Halbbrüdern handelt. Am ehesten würde ich das Buch wahrscheinlich als Drama mit Morally Gray Charakteren, ein bisschen Gangster-Mafia-Vibes und leichten Suspense Anteil beschreiben.

Ich habe in einigen Rezensionen gelesen, dass diese gesagt haben, dass das Buch keine wirkliche Handlung hat. Dem kann ich ehrlich gesagt nicht entgegentreten, trotzdem hat mich das Buch von der ersten Seite an total gecatcht. Ich habe es regelrecht an 2 Tagen durchgesuchtet und würde wahnsinnig gerne bereits jetzt Band 2 lesen, leider gibt es den bisher aber nur auf Polnisch. Der Leser begleitet die anfangs 14 jährige Hailie, deren Mutter und Großmutter zu Beginn der Geschichte sterben und sie somit als Vollwaise zurückbleibt. Ihren Vater hat sie nicht kennengelernt, hat aber Kenntnis über dessen Tod. Hailie landet nun bei ihren 5 Halbbrüdern, die zuvor mit ihrem Vater gelebt haben, und muss sich dort in einer Welt aus Reichtum, Konflikten und möglicherweise geheimnisvollen Machenschaften zurechtfinden. Die 5 Halbbrüder könnten alle kaum unterschiedlicher sein, es gibt einen total sympathischen, regelrecht normalen Halbbruder namens Will. Dann gibt es dort den Anführer Vince, der alles zu wissen, alles zu sehen und vor allem auch alles zu verstehen scheint, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftaucht und seine Geschwister mit eiserner aber durchaus liebevoller Hand durchs Leben führt. Dann gibt es dort noch ein Zwillingspärchen und einen weiteren Halbbruder namens Dylan, die allesamt nicht sonderlich begeistert von Hailies Anwesenheit sind. Es kommt zu Konflikten, es kommt zu gefährlichen Situationen, sie findet mehr als einmal eine Schusswaffe und wird irgendwann auch damit konfrontiert, dass sie dauerhaft von einem Bodyguard überwacht wird. Zunehmend fragt sich der Leser, was genau dort im Hause Monet eigentlich vor sich geht, wie diese Familie ihr Geld verdient hat und auch gegenwärtig verdient, woher das riesige Anwesen, die Luxusautos, der teure Schmuck und alles weitere kommt, und warum vor allem Vince Hailie so dermaßen mit strengen Regeln überzieht und regelrecht in Watte packt.

Ich kann die Faszination total schwer erklären und ich bin mir sicher, dass auch nicht jeder sie teilen wird. Dieses Buch lebt von den Geheimnissen, von einer leicht naiven Protagonistin und den zunehmend bedrohlichen Geschehnissen, die immer mehr Fragen aufwerfen. Der Spannungsbogen ist durchweg hoch, die Fragezeichen ploppen nur so im Kopf auf und irgendwie ist man gefesselt und irritiert zugleich. Ich bin jetzt schon wahnsinnig gespannt, wie sich die Dynamiken in den Folgebänden entwickeln werden und was die Autorin für die Familie bereithält. Ob in den Folgebänden mehr Romance Anteil dazu kommt, wird sich zeigen, aber die Monet Brüder sind für sich schon genug Stoff für noch mindestens 10 weitere Bücher. Dieses Buch ist für Leser, die zum Beispiel die Elite Kings Reihe aus dem LYX Verlag, die Paper Princess Reihe von Erin Watt oder die Kings von Cypress Pointe Reihe von dem Setting, der Ausrichtung und den Geheimnissen her mochten - nur halt hier ohne entsprechende Liebesgeschichte.

Mein Fazit

Reihenauftakt hat mich vollkommen überrascht und in seinen Bann gezogen. Die Geschichte ist spannend, verwirrend und auf eine verrückte Art mitreißend. Ich habe das Buch wirklich weg gesuchtet und freue mich schon sehr doll auf die Fortsetzungen. Tolles Setting, interessante Grundidee - und mal ganz ohne Romance und Spice.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 19.09.2024

geht unter die Haut

Almost isn't enough. Whispers by the Sea (Secrets of Ferley 1)
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„Am Ende bereuen wir immer das, was wir nicht getan haben. Wenn dich etwas über so eine lange Zeit beschäftigt und nicht mehr loslässt, dann sei mutig und stell dich dem Ganzen.“
(Ares in Alomost isn’t ...

„Am Ende bereuen wir immer das, was wir nicht getan haben. Wenn dich etwas über so eine lange Zeit beschäftigt und nicht mehr loslässt, dann sei mutig und stell dich dem Ganzen.“
(Ares in Alomost isn’t enough 1)

Worum geht’s?

Seitdem ihr Elternhaus in Flammen aufgegangen ist, wird Summer von Albträumen geplagt. Einzig beim Kitesurfen fühlt sie sich frei. Als der mysteriöse Student Ares in ihre WG in der Kleinstadt am Meer zieht, macht er sie wahnsinnig. Doch auch vom ersten Augenblick an fühlt Summer sich zu ihm hingezogen. Als Ares von ihren Albträumen erfährt, versteht er sie so gut wie niemand sonst. Denn niemand weiß, dass er ebenfalls tiefe Wunden in sich trägt. Als Summer mit Ares beginnt die Wahrheit über den Brand ihres Elternhauses aufzudecken, stoßen sie auf eine schockierende Verwicklung …

Almost isn’t enough – Whispers by the sea ist Band 1 der Secrets of Ferley-Dilogie. Das Buch ist in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Summer und Ares in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content und potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich Verlust, Erkrankung und Verbrechen.

Meine Meinung

Als die Autorin ein neues Buch angekündigt hatte, war ich wahnsinnig begeistert. Ich hatte von ihr bereits ihre Letzte die Logi gelesen und sehr doll geliebt, da Jennifer für mich eine dieser Autorinnen ist, die wahnsinnig gefühlvoll und behutsam schreiben können. In diesem Buch war eine Suspense-Geschichte angekündigt, doch was am Ende abgeliefert wurde,habe ich in dieser Form nicht erwartet. Und das meine ich absolut positiv.

Der Autorin ist es gelungen, einen niedlichen kleinen Küstenort mit einem funktionierenden Universitätssetting zu kreieren, wodurch sie die Bekannten jeder kennt jeden-Elemente mit der Leichtigkeit einer Studentenstadt verbinden konnte. Gleich zu Beginn erlebt der Leser eine Szene aus Summers Vergangenheit und erfährt hier durch, welchen Verlust Sommer erleiden musste und dass sie bis heute daran glaubt, dass der Täter nicht allein gehandelt hat und irgendwo da draußen mindestens eine weitere Person für den Tod ihrer Eltern verantwortlich ist. Immer wieder gibt es bedrückende Szenen, in denen PTBS und Angstattacken eine Rolle spielen. Gleichzeitig ist Summer ein bewundernswert starker Charakter, den man sofort ins Herz schließt. Als Gegenspieler in gewisser Form tritt Ares auf: er ist neu in der Stadt, als Sohn des neuen Polizeichefs kennt ihn sofort jeder, aber gleichzeitig präsentiert er unnahbare Badboy Vibes. In bester Forced Proximity Manier müssen sich Sommer und Ares sodann eine Wohnung im Studentenwohnheim teilen. Anfangs ist es ein Wunder, dass beide sich nicht regelmäßig an die Gurgel gehen, aber hier gibt es auf jeden Fall solide Haters to Lover-Action.

Ares bleibt relativ lange ein Mysterium, aber gleichzeitig schafft Summers starke und lustige Clique es, Ares Fassade aufzubrechen. Es gibt schöne Momente, lustige Wortgefechte, einige cosy Übereinkünfte und nette Partys. Gleichzeitig müssen Ares und Summer für ein Projekt zusammenarbeiten, wodurch Summer ihm das Kitesurfen zeigt und er Summer hin und wieder auf dem Motorrad mitnimmt. Insgesamt gibt es eine schön erzählte Geschichte, die einen durchschnittlichen Spannungsbogen mitbringt, aber vor allem durch die Emotionen und Gedanken der Beteiligten begeistern kann. Der Pace der Geschichte ist langsam, aber es passt zu dem Ort, zu den Charakteren und zu den Entwicklungen. Die Autorin hat sich so große Mühe gegeben, die Charaktere und ihre Entscheidungen stimmig und greifbar darzustellen und lässt die Suspense-Geschichte auch nur im Hintergrund köcheln, sodass zu keiner Zeit der Fokus verloren geht, aber eine gewisse Grundspannung jederzeit da ist.

Unweigerlich die für mich größte Stärke des Buches sind die letzten etwa 20%. Ich möchte hierzu ehrlich gesagt nicht wirklich viel sagen, weil es meiner Meinung nach etwas ist, was man erleben und fühlen muss. Auch hier gilt wieder, dass die Autorin für mich einen behutsamen und vor allem auch umfassenden Blick für die Situation an den Tag legt und die verschiedenen Sichtweisen und Problematiken für alle Beteiligten sehr greifbar darstellt. Mehr möchte ich nicht sagen. Ich weiß, dass einige das Ende in dieser Form vielleicht nicht mögen werden und das ist auch vollkommen in Ordnung. Jeder sucht in seinen Büchern eine andere Form von Unterhaltung. Was ich aber unbedingt noch raten möchte: Leute, die im entferntesten Sinne mit Verlust und Erkrankungen ein Problem haben könnten, sollten neben der Triggerwarnung vor dem Lesen des Buches möglicherweise einen Blick in das Nachwort werfen. Zwar ist dies ein ultimativer Spoiler, aber hier wird ein Themenkomplex angesprochen, der möglicherweise bei einigen Leuten ungewollte emotionale Reaktionen hervorrufen kann.

Mein Fazit

Dieses Buch war ein wunderschön geschriebenes, atmosphärisches und insgesamt sehr stimmiges Buch um eine starke Clique, Geister der Vergangenheit und Herausforderungen der Gegenwart. Ein Buch, was mit einer guten Suspense-Story und einem noch mitreißenderen Finale voller Überraschungen und Herzschmerz daherkommt. Pageturner, der unter die Haut geht!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.07.2024

ein wundervolles Jugendbuch

Warum willst du jetzt schon gehen?
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„Unter meinem Decknamen konnte ich mich in ihn verlieben, ohne mich in ihn zu verlieben. Es war die sicherste Art von Liebe. Wie in meinen Büchern.“
(Helena in Warum willst du jetzt schon gehen)

Worum ...

„Unter meinem Decknamen konnte ich mich in ihn verlieben, ohne mich in ihn zu verlieben. Es war die sicherste Art von Liebe. Wie in meinen Büchern.“
(Helena in Warum willst du jetzt schon gehen)

Worum geht’s?

Helena hat eine Schwäche für Liebesromane. Und eine Stärke fürs Schreiben. Ihr Traum wird wahr, als sie einen Platz am renommierten Künstlerinternat Schloss Sankt Zander erhält. Und ihre Liebesromane werden Realität, als sie dort auf Arthur trifft, Typ draufgängerischer Indie-Sänger mit gebrochener Künstlerseele. Helena hat das Gefühl, in einem waschechten Liebesroman gelandet zu sein: gemeinsame Strandspaziergänge, heimliche Treffen auf dem Schlossgelände– alles ist schön und rosa und glitzernd. Doch wieso ist Art manchmal so abweisend? Und warum reagiert er nicht auf ihre Nachrichten? Liebesromane haben doch immer ein Happy End – oder?

Warum willst du jetzt schon gehen ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Das Buch wird durch Helena in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet keinen sexuellen Content.

Meine Meinung

Gabriella Santos de Lima ist für mich eine der wichtigsten Stimmen in der Romance-Literatur für junge Leute. Nahbar und ehrlich spricht sie die Gedanken und Gefühle aus, die viele von uns kennen. Das sage ich immer wieder und ich meine jedes Wort davon ernst. Schon länger verfolge ich ihre Bücher, habe jedes einzelne bisher gelesen und wirklich fast alle geliebt. Es ist dieser besondere Schreibstil, so ungefiltert als würden einfach die Gedanken aufs Papier purzeln, so wie man sie denkt und fühlt. Eine besondere Mischung aus Poesie und Realismus. Aber vor allem mit einem ganz besonderen Gefühl: gesehen und gehört zu werden. Und wie gut sie dieses Kunstwerk beherrscht, zeigt sie in diesem Buch vielleicht bisher am besten.

Bei diesem Buch handelt es sich um ein Jugendbuch, sodass der Schwerpunkt auf die erste Liebe, das Erkennen von Gefühlen und auch die ersten sexuellen Erfahrungen sowie das Erkennen von Grenzen, Unwohlsein und Druck eine Rolle spielen. Der Leser begleitet Helena, die auf ein Internat geht und hier auf eine Indie-Boyband trifft, deren Sänger Arthur ihr schon schnell den Kopf verdreht. Es beginnt eine aufregende, aber auch verwirrende Zeit für Helena, die immer wieder zwischen wunderschönen Liebesroman-Momenten und grundloser Ablehnung von Arthus schwanken wird. Mit Einblicken in das Herz und die Seele dieses jungen Mädchens, die fernab von ihrer Familie und ihren Freunden sich in einen Jungen verliebt, vor dem sie gewarnt wurde, der sie mit wunderschönen Strandspaziergängen, kribbelnden Gefühlen und dann tagelangen „Ghosting“-Sequenzen und Selbstzweifeln bezüglich seiner Ex-Freundin zum Lachen aber auch zum Weinen bringen wird. Verlieben ist keine einfache Sache, es ist ein Prozess voller Zweifel, Ängste, aber auch Glück und Hoffnung. Die Autorin fängt dies so wunderschön und greifbar sein, dass man sich an vielen Stellen wieder fühlt, als wäre man selbst 15. Wie oft möchte man Helena zurufen, dass sie einige Red Flags nicht sieht, aber einem gleichzeitig bewusst ist, dass sie diese Erfahrungen machen muss, um selbst zu wachsen, zu verstehen und ja, auch zu erkennen, dass sie für immer das wichtigste Mensch in ihrem Leben sein soll.

Dieses Buch fängt all das so toll ein und zeichnet eine warme, liebevolle Geschichte, die aber mit ihrer Komplexität, ihren Widersprüchlichkeiten und Gegensätzen, mit ihrer Authentizität absolut punkten kann. So wird auch thematisiert, wie schnell man in zwischenmenschlichen Beziehungen dazu neigt, sich selbst zu ändern, um jemanden zu gefallen. Oder seine eigenen Grenzen zu überschreiten, um den Erwartungen des Gegenübers gerechtzuwerden. Gerade im Hinblick auf die ersten sexuellen Erfahrungen ist dies eine wahnsinnig wichtige Botschaft für ein Jugendbuch, was in Zeiten erscheint, wo in vielen Büchern Spice Normalität ist und die Chili-Schoten den Wert eines Liebesromans ausmachen. Dieses Buch ist genau das Gegenteil davon und dafür liebe ich es. Dafür, dass die Autorin sagt, dass nicht jeder Liebesroman ein Happy End haben muss, dass manchmal das Happy End nicht in einer Beziehung, sondern dem eigenen Seelenfrieden liegen kann. Dass das wahre Leben anders ist als die wunderschön zurechtgelegte Welt der Liebesgeschichten, die wir alle so lieben. Denn Helena schreibt nebenbei online „ihre“ Geschichte mit Arthur nieder – in alternativer Form, romantisiert, vielleicht etwas unkritischer, aber dafür mit Kommentaren aus der Community gespiekt, die oftmals aussprechen, was der Leser beim Lesen des Buches denkt. Diese Idee fand ich wahnsinnig cool und sie bringt eine weitere Dimension in das Buch, die ein weiteres Highlight schafft.

Dieses Buch ist die Art von Jugendbuch, die ich mir vor zig Jahren gewünscht hätte. Die Art von Buch, die sagt, dass es okay ist, wenn es auch mal nicht okay ist. Die Art von Buch, die so echt und ehrlich ist, dass es wehtut, aber dafür auch guttut. Helenas und Arthus Geschichte ist nicht von überdramatischen Twists geprägt, hat keine krassen emotionalen Tiefpunkte und keine explodieren Leidenschaft – ihre Geschichte ist real, normal und einfach nur perfekt unperfekt. Ich hoffe sehr, dass die Autorin nie aufhört, diese Art von Geschichten zu schreiben.

Mein Fazit

Warum willst du jetzt schon gehen ist eine besondere Art von Jugendbuch. Eine realistische Liebesgeschichte, wichtige Botschaften und ein besonderer Schreibstil machen dieses Buch zu einer perfekten Lektüre. Ich habe jede Seite davon geliebt.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.07.2024

witzig und überraschend tiefgründig

Wolke Sieben ganz nah
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„Ich habe vielleicht keinen Einfluss darauf, wie lange ich am Leben bleibe. Aber ich habe einen gewissen Einfluss darauf, wie viel Leben ich in die mir verbleibenden Tage packe.“
(Delphie in Wolke Sieben ...

„Ich habe vielleicht keinen Einfluss darauf, wie lange ich am Leben bleibe. Aber ich habe einen gewissen Einfluss darauf, wie viel Leben ich in die mir verbleibenden Tage packe.“
(Delphie in Wolke Sieben ganz nah)

Worum geht’s?

Mit 27 Jahren in ihrem leicht peinlichen Nachthemd an einem Mikrowellen-Burger zu ersticken, stand definitiv nicht auf Delphie Bookhams To-do-Liste. Trotzdem findet sich die Londonerin genau auf diese Weise im Nachleben wieder – das leider ganz und gar nicht so ist, wie sie es sich vorgestellt hatte. Nichts scheint im Jenseits so richtig zu funktionieren, angefangen bei der verkratzten VHS-Kassette, auf der Delphie sich die High- und Lowlights ihres Lebens anschauen soll. Doch dann steht sie plötzlich dem attraktivsten Mann gegenüber, dem sie je begegnet ist. Als sein umwerfendes Lächeln sie gerade für alles zu entschädigen scheint, wird der Fremde jedoch mit dem Kommentar »großer Fehler« auf die Erde zurückgeschickt! Aber anders als in ihrem irdischen Dasein ist Delphie diesmal nicht bereit, sich einfach so mit ihrem Pech abzufinden …

Wolken Sieben ganz nah ist ein in sich geschlossener Einzelband.

Inhaltliche Hinweise

Das Buch wird durch Delphie in der Ich-Perspektive erzählt.

Meine Meinung

Als ich bei der Programmvorstellung das erste Mal auf dieses Buch aufmerksam wurde, war mir sofort klar, dass ich es lesen muss. Damals noch unter einem anderen Titel angekündigt, habe ich geduldig monatelang auf das Buch gewartet. Es kam, ich verschlang es und tippe nun diese Worte. Es folgt: eine Liebeserklärung an Wolke Sieben ganz nah.

Vorweg möchte ich betonen, dass das Buch unter die Kategorie „Geschichten, die sich selbst nicht so ernst nehmen“ fällt. Das kann man sich angesichts der Grundidee wahrscheinlich bereits denken, aber das Buch nutzt wirklich alles, um so wunderbar skurril, unberechenbar und auf einer gewissen Art auch cringe zu sein. Aber gerade das führt dazu, dass man hier einen Titel hat, der mit einer sorglosen Leichtigkeit, einer wahnsinnig humorvollen Geschichte und überraschend tiefgründigen Erkenntnissen überzeugt. Delphies Reise ist besonders, definitiv unrealistisch und vollkommen an den Haaren herbeigezogen, aber es geht dabei so sehr um den Kern des Ganzen – wir allein entscheiden, was wir mit unserem Leben anfangen.

Von Delphies Ableben über das Eintreffen im Vorzimmer vom Afterlife (in der Farbe dehydrierte Gans!) bis hin zur skurrilen Jenseits-Therapeutin und der Androhung, Delphie als Testobjekt für ihre Datingplattform Eternity 4 U zu verwenden schreit alles an diesem Buch „zum Totlachen“. Es sind witzige Ideen, unberechenbare Dialoge und absurde Details, die eine Atmosphäre gestalten, die einfach nur Spaß macht. Als Delphie ihre große Liebe trifft, der danach zur Erde zurückgeschickt wird, leckt sie Blut und möchte auch zurück. 10 Tage bekommt sie – und es beginnt eine wilde Reise voller Fettnäpfchen, Unfälle, Zufälle. Und voller Erkenntnisse. Denn das Buch hat eigentlich eine sehr ernste Idee: Delphie ist 27 Jahre, Jungfrau, geht nur arbeiten und hat keine Freunde, kaum Familie und keine Hobbies. Als sie ihr Rückblickvideo sieht, ist dies von Mobbing, Einsamkeit und fehlendem Mut geprägt. Jetzt, mit einem Countdown über dem Kopf, geht Delphie das Leben anders an. Und entdeckt plötzlich, wie viel es zu bieten hat. Auch wenn 10 Tage natürlich ein überschaubarer Zeitraum ist, entwickelt sich in den Tagen so viel und der Leser fiebert mit, ob Delphie es schafft, den Fluch zu brechen, denn auf einmal hat sie so viel zu verlieren. Der alte Nachbar, den sie pflegt. Neugewonnene Freundschaften. Spaß, Glück. Und Liebe. Der geneigte Leser wird sehr schnell erfassen, dass Mister Right of the Afterlife vielleicht doch nicht die Person ist, die Delphies Herz gewinnen soll. Delphie braucht dafür ein paar Stolpersteine (im wahrsten Sinne des Wortes) und Blamagen, aber als die Erkenntnis auch bei ihr ankommt, ist die Zeit fast abgelaufen.

Doch was tun, wenn man realisiert, dass man plötzlich so viel zu verlieren hat, man aber einen irren Deal mit einer vermeintlich verrückten Psychologin aus dem Jenseits eingegangen ist? Die Autorin verrät es und ich muss sagen, dass hier das Ende so manche Wendungen bereithält, die man nicht hervorgesehen hätte (oder gar haben können…) aber diese sich wunderbar in die Verrücktheit des Buches einfügen. Bei diesem Buch ist einfach der Weg das Ziel. Und vielleicht nimmt man auch die ein oder andere Erkenntnis mit, dass es jederzeit vorbei sein könnte, so take the risk!

Mein Fazit

Wolke Sieben ganz nah ist für mich ein Jahreshighlight. Herzlich, mitreißend, ein wenig verrückt und hinter allem steckt zudem noch eine gewichtige Botschaft. Zum Totlachen, Mitschmachten und auch ein wenig zum Nachdenken. Ein Buch, dem man auf jeden Fall eine Chance geben sollte, es lohnt sich!


[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 12.05.2024

ich habe alles daran geliebt

Glow Like Northern Lights (Strong Hearts 1)
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„Normalerweise dränge ich die Erinnerungen an jene Nacht weit zurück, aber heute will ich alles fühlen. Die Traurigkeit, den Schmerz, die Wut, die Ohnmacht.“
(Lilly in Glow like nothern lights)

Worum ...

„Normalerweise dränge ich die Erinnerungen an jene Nacht weit zurück, aber heute will ich alles fühlen. Die Traurigkeit, den Schmerz, die Wut, die Ohnmacht.“
(Lilly in Glow like nothern lights)

Worum geht’s?

Als Lillys herzkranker Zwillingsbruder stirbt, bricht für die Studentin eine Welt zusammen. Ihre Trauer findet in Berlin keinen Platz, also flieht sie kurzentschlossen nach Island, um den einzigen Menschen zu besuchen, der ihr in den letzten Monaten Halt geben konnte: Aron. Die beiden haben sich online in einem Forum für Angehörige von herzkranken Menschen kennengelernt. Doch als sie endlich vor ihm steht, ist er abweisend. Erst als Lilly ihm vom Tod ihres Bruders erzählt, tröstet er sie. Und während sie an seiner Seite die friedliche Schönheit des Landes entdeckt, wird ihm klar, dass Lilly ihm längst mehr bedeutet, als gut für sie beide ist …

Glow like nothern lights ist Band 1 der Stronger Hearts-Dilogie. Die Geschichte ist nicht abgeschlossen.

Inhaltliche Hinweise

Das Buch wird durch Lilly in der Ich-Perspektive erzählt, am Ende gibt es ein Kapitel aus Arons Sicht. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Themen, insbesondere aus dem Bereich Verlust.

Meine Meinung

Sarah Stankewitz ist meine deutsche Queen of Heartbreak. Das habe ich schon immer gesagt und ich werde es immer wieder sagen. Ihre Bücher sind Autobuy, ihr Schreibstil phänomenal und die emotionale Intensität ihrer Bücher erreichen nur unfassbar wenige Autor:innen. Gleichzeitig finde ich es wahnsinnig schwer, eine Rezension zu schreiben. Angemessen in Worte zu fassen, wie schön ich das Buch fand. Festzuhalten, wie es mich berührt hat und wie der Wechsel aus Tragik und Hoffnung eine einzigartige Geschichte spinnt. Aber trotzdem sitze ich hier und versuche es, wie so viele Male, wenn ich Sarahs Bücher rezensiert habe. Worte werden nie genug sein, meine Begeisterung auszudrücken.

Das erste Kapitel reicht, um zu verstehen, was ich meine. Lilly gewährt dem Leser Einblicke in ihre Welt. Eine Welt, wo ihr Zwillingerbruder herzkrank ist und die Nacht nicht überleben wird. Wo Abschied nehmen und Neuanfänge aufeinanderfallen. In einer Welt, wo sie das gesunde Kind ist und nie gesehen wird. Wo sämtliche Energie von „dem kranken Kind“ absorbiert wird, ohne dass ihr Bruder das möchte. Bereits im ersten Kapitel hatte ich wahnsinnige Gänsehaut. Die gnadenlose Brutalität vom Tod, die schmerzhafte Hoffnungslosigkeit und die große Frage nach dem „wie lebt man weiter, wenn man etwas so wichtiges verloren hat“ sind die anfänglichen Leitmotive der Geschichte. Lilly, die um ihren Bruder trauert, aber von ihrer Mutter so viel abgesprochen bekommt, dass sie nicht trauern darf, wie sie es braucht. Lilly, die ihr Leben pausiert hat, um bei ihrem Bruder zu sein. Lilly, deren Seelengefährte und größter Halt in der Silvesternacht einfach die Erde für immer verlassen hat. Innere Zerrissenheit, Erleichterung, Angst. Die Emotionen, die in den Worten stecken, die zwischen den Zeilen liegen und die gedacht und gesagt herumschwirren, sind beeindruckend.

Kurzerhand entscheidet sich Lilly, nach Island zu fliegen. Ungeplant, ohne Plan, planlos. Sie steigt einfach in ein Flugzeug und taucht bei ihrem Internetfreund Aron auf, der hier mit seiner Familie lebt und den sie im Internetforum für Angehörige von Herzerkrankten kennengelernt hat. Die Geschichte ist dabei offen orientiert, die Autorin legt es nicht darauf an, dass beide zusammenkommen müssen. Wichtiger ist, dass die emotionale Beziehung der beiden dargestellt wird. Der Halt, den sich Lilly von Aron erwünscht. Die Überforderung, die Aron plötzlich mit Lilly in seiner realen Gegenwart verspürt. Die Leichtigkeit und gleichzeitig Schwere, die Hoffnungslosigkeit und gleichzeitig aufkeimende Hoffnung. Das Buch thematisiert dabei sehr facettenreich die Frage, ob man mehrere Seelenverwandte haben kann, ob Lilly nach dem Tod ihres Bruder auch wieder Licht sehen darf. Es gibt eine Szene, die für mich perfekt zeigt, warum die Autorin so wunderbar in ihrem Handwerk ist: Lilly hat Spaß, genießt den Abend, weint Freudentränen – bis sie bemerkt, dass sie Spaß hat und sich selbst dafür verurteilt, während ihr Bruder gestorben ist. Es sind die komplizierten Fragen, wie man mit Trauer umgeht, wie unterschiedlich Leute mit Trauer umgehen (gerade auch im Hinblick auf Lillys wirklich grausame Mutter) und ob Lillys Leben nach dem Verlust jetzt nur noch freudlos sein darf.

Gepaart wird das Ganze mit schönen Ausflügen in die isländische Natur und Kultur. Man merkt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht. Die Lebendigkeit der Beschreibungen, die Detailliebe, hier wurde Island wirklich wunderschön eingefangen. Die Kneipenabende, das beschauliche Örtchen, die Vibes des „um 7 werden hier die Bürgersteine hochgeklappt“-Lebens. Man lernt Arons Clique kennen und merkt, dass hier etwas im Argen liegt. Kurzzeitig war ich von einer Entwicklung irritiert, die aber kurz danach (für mich zum Glück) revidiert wurde, weil es für mich ein No-Go-Aspekt in Liebesgeschichten ist. Aron und Lilly tun sich einfach gut, zarte Verbindungen und zerbrechliche Gefühle wachsen, aber alles ist so sanft und ungezwungen, dass es wunderbar in das Gesamtbild der Geschichte passt. Die Enthüllung am Ende war für mich tendenziell vorhersehbar, wenn man aufmerksam liest. Aber das tut ihrer Wirkung keinen Abbruch, denn es geht um das Problem, was hierdurch aufgeworfen wird. Ich bin sehr gespannt, wie Arons und Lillys Geschichte weitergeht und ich bin mir unfassbar sicher, dass Sarah Stankewitz auch in Band 2 wieder Herzen zerschmettern und sie dann behutsam zusammensetzen wird.

Mein Fazit

Glow like nothern lights ist ein wunderschöner Auftakt zu einer gefühlvollen Dilogie. Die Autorin beweist, dass sie ein unglaubliches Fingerspitzengefühl für Emotionen hat und präsentiert hier eine mitreißende Geschichte über Trauer und die Frage, wie man nach einem Verlust weitermacht. Ein wundervolles Buch, was ich sehr empfehlen kann.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]