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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schönes Jugendbuch voller Fragen

Wenn wir fallen
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Liz lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante. Eines Tages geraten die beiden in einen Überfall. Sie bleiben unverletzt, doch der Schock bei Liz sitzt tief. Denn einen der Verbrecher kennt sie – aus ...

Liz lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante. Eines Tages geraten die beiden in einen Überfall. Sie bleiben unverletzt, doch der Schock bei Liz sitzt tief. Denn einen der Verbrecher kennt sie – aus ihren Träumen! Schon seit Wochen träumt sie von einem unbekannten Jungen und nun steht er auf einmal in der Realität vor ihr. Wie kann das sein? Wer ist er?

Liz macht sich auf die Suche und sie und Louis lernen sich kennen. Wie das Cover mit seinen roten Herzchen schon suggeriert, gibt es natürlich auch eine Liebesgeschichte. Obwohl ich eigentlich nicht so der romantische Typ bin, hat mir die Story sehr gut gefallen, denn das Buch ist mehr als nur eine Jugendromanze. Liz und Louis kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen, reagieren sehr unterschiedlich und sind somit auch auf ziemlich verschiedenen Lebenswegen unterwegs. Findet Louis einen Weg von der schiefen Bahn runter, auf die er geraten ist? Wie ist es überhaupt dazu gekommen? Gibt es eine Chance für die beiden, zusammen zu sein? Diese Fragen überwiegen für mich mehr als die eigentliche Liebesgeschichte.
Die Jugendlichen wirken auf mich, soweit ich das aus meiner erwachsenen, kinderlosen Perspektive beurteilen kann, sehr realitätsnah und authentisch. Natürlich machen sich auch Dummheiten und Fehler, aber genau das gehört für mich in diesem Alter auch dazu.

Den Schreibstil der Autorin mag ich immer sehr. Dieses Buch ist natürlich sehr viel weniger düster als ihre Dark Canopy- Dilogie, mit diesen Büchern darf man es meiner Meinung nach nicht vergleichen und es hat ja auch eine ganz andere Zielgruppe.

Dementsprechend hat mir das Buch gut gefallen und ich freue mich schon auf jedes weitere Werk der Autorin!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsame Geschichte für starke Frauen

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt
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Susa Bergmann erfährt durch einen dummen Zufall, dass ihr Mann Wolf sie seit Jahren belügt und betrügt und ein Doppelleben mit einer anderen Frau führt, mit der er sogar ein gemeinsames Kind hat. Susas ...

Susa Bergmann erfährt durch einen dummen Zufall, dass ihr Mann Wolf sie seit Jahren belügt und betrügt und ein Doppelleben mit einer anderen Frau führt, mit der er sogar ein gemeinsames Kind hat. Susas Welt bricht zusammen, denn bisher dachte sie, sie und Wolf wären zufrieden und würden bis an ihr Lebensende zusammenbleiben.
Nun muss sie sich komplett neu orientieren. Sie zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus, in der sie sich ohnehin nie wirklich wohl gefühlt hat und kommt erst einmal bei ihrer Mutter unter. Doch auch hier erfährt sie auf einmal Geheimnisse aus der Ehe ihrer Eltern, die sie so nie erwartet hätte! Susas Leben steht wirklich Kopf!

Eigentlich lese ich ja keine derartigen „Frauenromane“, das ist einfach nicht mein Genre. Durch Zufall habe ich aber mitbekommen, wer hinter dem (eigentlich geschlossenen) Pseudonym steckt und da ich diese Autorin sehr schätze und gerne lese, wollte ich ihr natürlich auch unter diesem Namen eine Chance geben.

Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Story ist äußerst vielschichtig, es geht um große Themen wie Liebe und Betrug, um Freundschaft, Lügen und Vertrauen, um Familiengeheimnisse und Überraschungen.

Teilweise war es mir fast ein wenig zu viel, was da alles in dieser einen Geschichte verpackt wurde, zu viele Schicksale und vor allem gegen Ende zu viele Zufälle.

Dennoch habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt und diesen Ausflug in ein mir eher nicht so geläufiges Genre nicht bereut!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kallimarmaro

Als der Himmel uns gehörte
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London, 2011. Die olympischen Spiel im eigenen Land rücken näher, doch für die Langstreckenläuferin Jennifer sieht es nicht so aus, als könnte ihr lebenslanger Traum einer Olympiateilnahme in Erfüllung ...

London, 2011. Die olympischen Spiel im eigenen Land rücken näher, doch für die Langstreckenläuferin Jennifer sieht es nicht so aus, als könnte ihr lebenslanger Traum einer Olympiateilnahme in Erfüllung gehen. Immer wieder versagen ihr bei Wettkämpfen die Nerven und so ist ihr Trainer nicht gewillt, sie zu nominieren.

Eines Tages tritt ein Fremder in ihr Leben und bringt sie dazu, ihre Vergangenheit besser kennenzulernen, um sich so ihrer Zukunft stellen zu können. Jennifer war immer nur von ihrem Sport besessen, ihr war nicht einmal wirklich bewusst, dass ihre eigene Urgroßmutter in ihrer Jugend eine Goldmedaille gewonnen hat und später die Mitbegründerin der Paralympics wurde.

Als Alberta ihr ihre Geschichte erzählt, ändert sich vieles für Jennifer.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal im Jahr 2011/2012 und in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Alberta ist eine lebenslustige junge Frau, sportlich, intelligent, mutig und unkonventionell. Als Töchter eines Radiosprechers erhalten sie und ihre Schwester Auguste die einmalige Chance, mit zu den Olympischen Spielen nach Los Angeles zu fahren. Auf der Reise lernt Alberta zwei sehr unterschiedliche Männer kennen, den Deutschen Hannes und den Briten James, die als Springreiter gegeneinander antreten werden. Zwischen den vier jungen Menschen entwickelt sich in dieser unbeschwerten Zeit in Amerika eine Freundschaft und auch tiefere Gefühle. Doch um herauszufinden, wer zu wem gehört, werden sie noch lange brauchen – und die Zeiten ändern sich. Doch das wollen sie lange nicht wahrhaben, denn das Wichtigste scheint ihnen der Sport zu sein. Alberta ist fest entschlossen, 1936 als Bogenschützin bei Olympia in Berlin anzutreten und auch Hannes und James werden erneut in den Wettkampf gehen.

Ich habe mit großer Spannung auf dieses Buch gewartet. "Als wir unsterblich waren" war 2014 eins meiner absoluten Highlights, ein Buch, das mich mitgenommen und am Ende völlig fertig wieder ausgespuckt hat, ein Buch, bei dem ich gelacht, geliebt und geheult habe, wie es mir als relativ rationaler Leserin selten passiert.

Dementsprechend hoch waren natürlich die Erwartungen an diesen Nachfolger von Charlotte Roth, vielen besser bekannt als Charlotte Lyne.
Das Thema Sport und Olympia ließ mich schon etwas skeptisch an die Geschichte herangehen, da ich mit diesen Themen wenig bis gar nichts verbinde. Die Rahmenhandlung um Jennifer konnte mich letztlich dann auch nicht völlig überzeugen, hier war ich emotional einfach nicht sonderlich berührt.

Umso mehr habe ich mich auf die Kapitel mit Albertas Geschichte gefreut, meist finde ich in solchen Romanen mit zwei Zeitebenen den historischen Teil interessanter, so auch hier. Dieser nimmt eher langsam Schwung auf, entführt den Leser zuerst ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und dann zurück in ein Land, in dem die Begrenzungen immer mehr zunehmen – zumindest für Juden und alle anderen, die dem NS-Regime ein Dorn im Auge waren, während andere als "arische Idole" herausgeputzt und vorgezeigt werden. Die Autorin stellt in ihrer Geschichte die Frage, inwieweit Sportereignisse wie Olympia unpolitisch sein können und dürfen, ob Sportler sich nur für Sport interessieren und sonstiges Geschehen um sich herum ignorieren dürfen. Bei der Olympiade 1936 hat Deutschland der Welt ein gut geschminktes Gesicht gezeigt, viele haben mitgespielt oder die Augen verschlossen.

Die Geschichte von Alberta, Hannes und James war fesselnd zu lesen, einen richtigen Sog hat das Buch für mich aber erst im letzten Drittel entwickeln können.

Und dann geht am Ende plötzlich alles sehr schnell und schon ist die Geschichte dann auch wieder vorbei, da hatte ich dann schon fast das Gefühl, es geht zu schnell.

Insgesamt wieder ein tolles Buch, das für mich aber nicht ganz den Zauber seines Vorgängers erreicht hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Diese seltsame, wilde, überbordende Zeit

Als wir unsterblich waren
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November, 1989, Ost-Berlin. Alex wird von ihrer Freundin Meike mit auf die Straße hinausgezogen, mitten hinein in den unglaublichen Taumel der fallenden Mauer. Im Gedränge werden die beiden getrennt, Alex ...

November, 1989, Ost-Berlin. Alex wird von ihrer Freundin Meike mit auf die Straße hinausgezogen, mitten hinein in den unglaublichen Taumel der fallenden Mauer. Im Gedränge werden die beiden getrennt, Alex stürzt beinahe, doch gerade noch rechtzeitig fängt sie ein junger Mann auf und kämpft sich mit ihr hinaus aus der feiernden Menge. Für die beiden ist es Liebe auf den ersten Blick, obwohl die zurückhaltende Alexanda mit so etwas nie gerechnet hätte.

Doch als sie Oliver ihrer Großmutter Momi, mit der sie zusammenlebt, vorstellen will, reagiert die alte Frau voller Entsetzen und erleidet einen Herzinfarkt. Alex kann nicht verstehen, was passiert ist, warum Olivers Anblick so etwas Schreckliches auslösen konnte, doch sie ist voller Furcht, den einzigen Menschen zu verlieren, der für ihre ganze Familie ist. Erst nach und nach kann der behandelnde Arzt Momi und Alexandra überzeugen, dass sie sich der Vergangenheit stellen müssen, die Momi so lange in sich vergraben hat.
Dies ist die Rahmenhandlung in der bewegenden Zeit des Mauerfalls und der Wende.

Doch noch viel fesselnder ist die Geschichte, die sich dazwischen langsam aufbaut und auf der eindeutig der Fokus des Buches liegt. Sie beginnt im Jahre 1912, natürlich auch in Berlin. Paula ist immer mit ihrem älteren Bruder Manfred und dessen Freunden unterwegs. Sie ist verliebt in seinen Freund Clemens, doch der sieht in ihr lange nur die kleine Schwester seines Freundes. Harry hingegen, ein weiteres Mitglied der Clique, ist verliebt in Paula, er erkennt jedoch, dass sie seine Gefühle nicht erwidert. Diese Gruppe junger Leute ist so voller Leben, voller Träume und Ideale, sie treten der SPD bei und wollen die Welt verändern. Insbesondere Clemens ist trotz seiner wohlhabenden Herkunft ein vehementer Unterstützer der Arbeiterbewegung, was in seinem Elternhaus gar nicht gern gesehen wird.

Doch verhindern können sie den aufziehenden Weltenbrand nicht, der Strudel der Ereignisse ergreift sie alle und reißt sie mit sich, treibt sie zusammen und weiter auseinander, als sie es sich in den sorglosen Sommern am Wannsee je hätten vorstellen können.

Ich habe viele Bücher gelesen, die in der Zeit des Ersten Weltkriegs spielen und auch viele, die schildern, wie es zum Zweiten kommen konnte, doch selten hat mich eines so berührt wie „Als wir unsterblich waren“. Diese Gruppe junger Menschen, die eine bessere Welt für alle wollen, die dabei so viele Illusionen und Hoffnungen verlieren und Träume aufgeben müssen, so viele Verluste erleiden… es ist kein heiteres Buch, es zeigt, was Menschen sich im Großen und Kleinen antun können. Ich habe beim Lesen mitgelitten und geweint, nicht nur mit Paula und Clemens, sondern auch mit den vielen anderen Figuren, die so echt und lebensnah wirken, dass sie allesamt in meiner Vorstellung ganz deutlich vor mir standen. Ihre unbedingte Freundschaft und Treue zueinander, trotz aller Umstände und unterschiedlicher Ansichten, hat mich wirklich tief bewegt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Begeisterung nimmt kontinuierlich ab

Weil sie das Leben liebten
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Franka wächst in den 20er Jahren in Berlin in einem strengen und lieblosen Elternhaus auf. Das sensible Mädchen mag Tiere lieber als Menschen, ausgenommen ihren geliebten Onkel, der sie regelmäßig mit ...

Franka wächst in den 20er Jahren in Berlin in einem strengen und lieblosen Elternhaus auf. Das sensible Mädchen mag Tiere lieber als Menschen, ausgenommen ihren geliebten Onkel, der sie regelmäßig mit in den Berliner Zoo nimmt. So entsteht schon früh ihr Wunsch, einmal Zoologie zu studieren. Doch die Weltwirtschaftskrise kommt dazwischen, Geld für ein Studium ist nicht da. Franka wird stattdessen Tierpflegerin. Im Berliner Zoo findet sich eine liebenswerte Mischung aus Einzelgängern und Sonderlingen zusammen.

Parallel dazu wird die Geschichte einer Sinti-Familie in Berlin erzählt. Eigentlich sind sie gut integriert, längst kein fahrendes Volk mehr, doch die Schikanen und Grausamkeiten ihnen gegenüber nehmen immer mehr zu.

Während sich viele Romane aus dieser Zeit mit dem Schicksal der Juden beschäftigen, gehen Sinti und Roma oft unter. Dementsprechend gespannt war ich auf das neue Buch von Charlotte Roth (alias Charlotte Lyne), deren „Als wir unsterblich waren“ für mich ein absolutes Highlight-Buch war. Mit ihrem zweiten Buch „Als der Himmel uns gehörte“ konnte sie mich allerdings schon nicht mehr ganz so überzeugen, obwohl es mir auch noch gut gefallen hat. Und leider war auch dieses Buch für mich wieder eher eine Enttäuschung. Diesmal spielt die Geschichte komplett in der Vergangenheit, es gibt keine Rahmenhandlung in der Gegenwart, aber dennoch verschiedene Erzählperspektiven, von denen die wichtigsten natürlich die von Franka ist, aber auch die der „Zigeunerin“ Kirschla. Über weite Strecken fügten sich für mich die beiden Erzählstränge überhaupt nicht harmonisch ineinander und als sie dann schließlich zusammengeführt werden, wirkte das auf mich ziemlich hölzern.
Auch das Handeln, Denken und Fühlen der Hauptfiguren blieb mir emotional leider völlig fern weil zu übertrieben und schwülstig. Ich muss mich als Leserin nicht unbedingt mit den Figuren identifizieren können, aber diese Ansammlung von emotional gestörten und vom Schicksal gebeutelten Figuren war einfach zu viel, hier werden einfach zu viele Klischees bedient.

Der Schreibstil und die Dialoge der Autorin sind für mich immer ähnlich, egal unter welchem Namen die Bücher erscheinen. Ich kann allerdings inzwischen immer weniger damit anfangen.

Ich fand es interessant, mehr von der Geschichte des berühmten Berliner Zoos zu lesen ebenso wie über das Schicksal der damals in Berlin lebenden Sinti und Roma.

Ansonsten konnte mich der Roman leider nicht wirklich überzeugen.