Die Geschichte der um sich selbst kreisenden Väter
Die Geschichte der BienenEngland 1852: Biologe und Saatguthändler William hat seit Wochen das Bett nicht verlassen – er sieht sich als gescheitert, eine Schande besonders für seinen geliebten einzigen Sohn Edmund. Doch dann kommt ...
England 1852: Biologe und Saatguthändler William hat seit Wochen das Bett nicht verlassen – er sieht sich als gescheitert, eine Schande besonders für seinen geliebten einzigen Sohn Edmund. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte, die Idee für einen neuartigen Bienenstock.
USA, Ohio 2007. George hat mit Sehnsucht den Besuch seines Sohnes Tom vom College erwartet, ruhen doch alle seine Erwartungen für den Bienen-Hof auf den Innovationen, zu denen der Sohn hoffentlich durch seine Ausbildung inspiriert wird.
China, 2098. Ehefrau und Mutter Tao hat wenig Zeit für ihren Mann Kuan und den kleinen Sohn Weiwen, da sie lange Arbeitsschichten in den Obstbäumen mit der manuellen Bestäubung der Blüten leisten müssen. Bei einem Ausflug kommt es zu einem furchtbaren Vorfall mit Weiwen.
Passend zu den drei Hauptpersonen, die auch für drei Zeitebenen stehen, wurden für die Hörbuch-Version drei Sprecher gewählt, so dass die jeweilige Sicht klar erkennbar ist. Die Sprecher waren für mich das Highlight des Buches. Auch der generelle Erzählstil gefiel mir – jedoch hat mich der Inhalt insgesamt sehr enttäuscht. Noch schlimmer fand ich letztlich das Ende: jenseits von der Diskussion offenes oder geschlossenes Ende könnte man diesen Schluss gar als überhaupt kein Ende, sondern als recht willkürlich interpretieren. Aber von vorne.
Es soll ja um Bienen gehen – tut es auch, aber gleichermaßen jeweils um Eltern und ihre ziemlich egoistischen Erwartungen in ihre Kinder, ohne Rücksicht auf deren Bedürfnisse oder Fähigkeiten, gepaart mit reichlich Ignoranz. Ich mochte keine der Hauptpersonen, nur einige Nebencharaktere.
George in Ohio erwartet vom Sohn Tom die Fortführung der Familientradition – doch als der sich als Autor profiliert, fühlt sich sein Vater verraten. Da darf dann der Sohn auch nicht etwa Vegetarier werden, bewahre, ein Vollstipendium wird als Bedrohung empfunden und die Bemerkungen werden abfällig – was von diesem College kommt, kann ja nichts taugen; die haben den Sohn verdorben. Das ist jedoch noch nichts gegen die späteren völlig überzogenen Zerstörungsaktionen und Beleidigungen des Vaters (ich hatte fast auf eine Aufklärung als Demenz oder Nervenzusammenbruch gehofft) – ja, ich verstehe Verzweiflung. Nein, mit sinnloser Unbeherrschtheit, Ignoranz und Dummheit kann ich nichts anfangen.
William in England sieht nur Sohn Edmund, 16, Mamas Bübchen und nicht interessiert an seinem alten Herrn. Wird der Biologe von seinem Professor nicht beachtet, legt er sich gleich einmal für Monate ins Bett. Die begabte Tochter Charlotte ignoriert der Vater. Charlotte findet ihn dennoch toll – schließlich, weise Selbsterkenntnis, sei sie ja nur ein Mädchen. Wenn dazu noch ein Autor das geschrieben hätte, was Maja Lunde dem selbstmitleidigen Chauvi (ja, nicht nur in Ohio) in den Mund legt, hätte man ihn wohl gesteinigt: William, selbst kein Hering, lässt sich in epischer Breite aus über die ihm zu üppigen Formen der Cousine seiner Frau. Auch seine Frau hat für ihn Makel – während ihm ihre Nase zu feucht ist, sind ihm andere Stellen ihres Körpers schlicht zu trocken. Und dann noch die vielen Kinder, die sie ihm geboren hat, wirklich unangenehm.
Tao in China will ihren dreijährigen drillen auf geistige Hochleistungen zu später Stunde. Da sie ihm damit die Arbeit in den Obstbäumen ersparen will, habe ich noch einen Ansatz von Verständnis, einen Hauch. Auch die Verzweiflung der Mutter kann ich noch am ehesten nachvollziehen – nicht jedoch das Ende getreu der Parteilinie.
Dass es ein Buch über Bienen war, fiel da irgendwie nur am Rande auf. Okay, die eifrigen Bienen, die ihre Nachkommen zu opfern bereit sind für das Wohl der Gruppe, gewisse Analogien. Mit dem Schluss wurde für mich rabiat die Luft herausgelassen.
2 Sterne oder 3? 3 nur wegen der Sprecher.