„Wie schade, wie schade“
Die Insel der Abenteuer…dass ich nicht mehr acht Jahre alt bin und die wunderbaren Enid Blyton – Bücher für mich entdecken kann. In der Abenteuer-Reihe der Autorin gehört der Ausruf zum Repertoire von Papagei „Kiki“ neben vielen ...
…dass ich nicht mehr acht Jahre alt bin und die wunderbaren Enid Blyton – Bücher für mich entdecken kann. In der Abenteuer-Reihe der Autorin gehört der Ausruf zum Repertoire von Papagei „Kiki“ neben vielen anderen Sprüche, die er teils durchgehend, teils neu erlernt von sich gibt. „Die Insel der Abenteuer“ ist der erste von acht Bänden der Abenteuer-Reihe war die erste weltweit erfolgreiche Kinderbuchreihe der Autorin. Das Buch erschien als „The Island of Adventure“ 1944, die deutsche Übersetzung 1950 (Informationen aus Wikipedia). Meine Ausgabe ist vom dtv-Verlag, verzeichnet als Copyright 1950, dann 1965 beim Erika Klopp Verlag Berlin, für diese ungekürzte Ausgabe 1971. Mir liegt die 13. Auflage von Dezember 1978 vor mit der ISBN 3-423-07002-1. Einst kostete das kleine Taschenbuch DM 5,80, es hat 208 Seiten.
In diesem Band lernen sich die beiden Geschwisterpaare Philipp und Dina Mannering sowie Jack und Lucy Trent kennen. Die beiden Jungen hatten wegen Krankheit viel Unterricht verpasst und mussten einen Teil der Ferien bei einem Nachhilfelehrer verbringen, Lucy begleitet ihren Bruder, da die beiden früh verwaisten Geschwister sehr aneinander hängen.
Als brave englische Kinder der oberen Mittelschicht sind alle während der Schulzeit in Internaten, die Ferien verbringen Lucy und Jack sonst bei einem Onkel. Als der sich das Bein bricht und sie somit nicht aufnehmen kann, nimmt Philipp sie kurzentschlossen mit zu seiner Schwester Dina, die bereits bei wiederum deren Onkel und Tante wartet. Die beiden haben nur noch ihre Mutter, die aus finanziellen Nöten ihre Kinder selten sehen kann.
Fortan verleben die vier Kinder zwischen 11 und 14 Jahren mit Jacks Papagei „Kiki“ sowie den vielen Tieren, die Philipp im Wechsel mit sich führt im Felseneck, misstrauisch beäugt vom schwarzen Hausangestellten, ohne Strom und fließendes Wasser, aber glücklich unterwegs an Küste und Strand. Der Vogelliebhaber Bill Smugs lehrt sie sogar das Segeln und Jack träumt davon, auf der geheimnisumwobenen Insel vor der Küste eine ausgestorbene Vogelart zu finden. Aber wer leuchtet nachts von der Küste? Und werden die Kinder wirklich zu der Insel gelangen?
Zeitgeist:
Das Original wurde 1944 geschrieben, ein Smartphone hat hier natürlich keiner – aber dass ein Haus ohne fließend Wasser und Strom auskam, wird noch häufiger gewesen sein. Tante und Onkel haben einen „Diener“, keinen Hausangestellten (kein Wunder, dass ich nach Blyton zu Agatha Christie sehr geschmeidig wechseln konnte). Einige Sätze wären heute so nicht mehr denkbar: „Sie waren bald braungebrannt wie Zigeuner.“ S. 59 okay, in meiner Kindheit sagte man noch zu uns „ihr seid braun wie die Neger“ (siebziger/achtziger Jahre). Der Diener wird als Neger bezeichnet, er hat den seltsamen Namen „Jo-Jo“ – und gemäß des Mottos „wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ ist mit ihm nicht gut Kirschen essen. Die „Bösen“ im Buch sprechen „fremdländisch“.
Und während ich einen Anflug des Feminismus verspürte, weil zweifach erwähnt wurde, dass die Mädchen bei der Hausarbeit helfen, wurde die Aufgaben der Jungen aufgelistet: Wasser aus dem Brunnen holen, Holz für den Herd bringen und den Petroleumofen in Ordnung halten. Bei den gefährlichen Dingen gehen die Jungen. Die Mädchen weinen. Die Jungs reißen sich zusammen: „Wenn ich ein Mädchen wäre, würde ich jetzt weinen“ S. 172. Wenn Kinder mit einem völlig Fremden zum Segeln aufs Meer hinausführen, würde das heutzutage ganz andere Fragen aufwerfen – inklusive der Nacht, in der der Fremde neben einem der Jungs auf der Matratze übernachtet. Erwachsene dürfen in Kinderbüchern rauchen, selbst „die Guten“.