Ritual
Schwarzes WasserOriginal 2015: Ritueel. D 2017
Während der Gärtner auf dem Villen-Grundstück einen Teich anlegen soll, stößt er auf einen menschlichen Schädel. Als Hauptkommissarin Maud Mertens die Ermittlungen aufnimmt, ...
Original 2015: Ritueel. D 2017
Während der Gärtner auf dem Villen-Grundstück einen Teich anlegen soll, stößt er auf einen menschlichen Schädel. Als Hauptkommissarin Maud Mertens die Ermittlungen aufnimmt, soll das nicht der einzige Fund bleiben. Die Villa wurde erst kürzlich von der Familie Narcing erworben und gehörte zuvor der Familie Demsterwold – pikanterweise wurde Ruud Demsterwold, der politisch Karriere gemacht hatte, vor seinem Tod als Kinderschänder verdächtigt. Studentin Kyra Slagter, deren Familie einige Häuser weiter wohnt, bemerkt den Polizeieinsatz und wird sie sofort auf das Familien-Trauma zurückgeworfen: ihre ältere Schwester Sarina verschwand nach deren Abitur spurlos. Könnte es sich hier um ihre Überreste handeln?
„Schwarzes Wasser“ passt als Titel überhaupt nicht und heißt im Original von 2015 „Ritueel“, was deutlich treffsicherer ist und auch diesen dritten Band der Reihe eindeutig unterscheidbar von seinen Vorgängern macht. Hm. Man KÖNNTE das einzeln lesen, weil es ausreichend Erklärungen gibt – es macht aber wenig Sinn, weil es neben dem eigentlichen aktuellen Fall durch die Reihe hindurch immer um das Verschwinden von Sarina geht – und jetzt zunehmend auch um „Sarah“.
Dieser superspannende Roman liegt für mich zwischen Krimi und Thriller (sowohl „police procedural“ als auch schnell voranschreitende Handlung mit teils recht heftigen Elementen) und beinhaltet gleich mehrere Stränge: Da sind zum einen die Ermittlungen der Polizei, bei denen Maud in alle Richtungen offen ermitteln will und soll, schließlich will ihr Chef vermeiden, in ein politisches Wespennest aufgrund des politisch gut vernetzten Vorbesitzers zu stoßen. Gleichzeitig wird einem vermeintlichen „cold case“ wenig Priorität eingeräumt. Ihr Kollege Nils Bingsten zum anderen verbeisst sich in Untersuchungen gegen den leider nie überführten Politiker. Kriminalistik-Studentin Kyra hingegen ist weiterhin auf der Suche nach ihrer Schwester, obwohl die letzten Erkenntnisse eher entmutigend waren: Sarina war zuletzt auf einer Jacht unterwegs, dessen Skipper Dave Kowzinsky inzwischen tot angespült wurde – doch der Fund ist einfach zu verlockend nah, als dass sie unbeteiligt bleiben könnte. Dazu kommen noch Einschübe aus Tätersicht, bei der eindeutig jungen Frauen aufgelauert wird – etwas, was die Ermittler noch nicht einmal ahnen. Und weiterhin erfährt man als Leser, wie es in London seit dem letzten Band weiterging mit der jungen Frau, die als Unbekannte mit einer schweren Traumatisierung gefunden wurde und sich jetzt Sarah nennt.
Der Band hat mich eindeutig mehr als versöhnt, nachdem mir im Vorgänger Band 2 einfach „zu wenig Kyra“ war. Hier liegt der Fokus wieder gleichmäßig auf Kyra und Maud, und wieder erfährt man mehr über beide; beispielsweise, warum Mauds Mutter immer über Speck spricht oder was Kyra seit dem letzten Band von Daves Vater über dessen Ermittlungen zu seinem Sohn erfahren hat. Die Tätersicht ist ziemlich heftig und nichts für Sensible, sowohl bezüglich der rohen Gewalt als auch der sexuellen Komponente, allerdings treibt dieser Part die Handlung auch gnadenlos voran.
Es gibt noch einen vierten, letzten Teil der Reihe, und ich mag es NICHT als Spoiler werten, dass dieser Band mit einem Cliffhanger endet (eigentlich sogar mit mehreren, wenn man nachdenkt), der das Weiterlesen quasi erzwingt. Zum Abschlussband hin kann ich damit sehr gut umgehen, auch wenn ich das sonst gar nicht leiden mag. Das Bild lichtet sich also immer mehr und die Reihe steuert auf ein hoffentlich furioses Finale zu (bereits vorgemerkt in der Bücherei).
Was nicht gefiel? Nun, da passt etwas nicht mit dem Lektorat und/oder der Übersetzung, an mehreren Stellen. Da „holpern“ manche Sätze nach dem Prinzip von „er kommt ins Haus und die Eltern in den Garten“ – nein, dann hätte es „kommEN in den Garten“ heißen müssen, und das gibt es mehrfach. Ich mag das nicht der Autorin anlasten, eher dem Verlag.
Insgesamt 5 Sterne und atemloses Warten auf die Verfügbarkeit des Abschluss-Bandes.