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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2023

Einmal den Kompass neu ausrichten

Immer am Meer entlang
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Ich hatte keine hohen Erwartungen an das Buch und wurde überrascht. Hinter den Buchdeckeln steckt so viel mehr als ein leichtes Urlaubsbuch - wie das Cover mit den zwei Menschen am Meer und Strand vielleicht ...

Ich hatte keine hohen Erwartungen an das Buch und wurde überrascht. Hinter den Buchdeckeln steckt so viel mehr als ein leichtes Urlaubsbuch - wie das Cover mit den zwei Menschen am Meer und Strand vielleicht vermuten lässt.

Die Reise von Josi und Paul beginnt in Frankreich, geht weiter über Portugal, Italien und Griechenland und endet in Schottland.

Aber sie erleben nicht nur spannende Abenteuer, sehen malerische Landschaften und treffen interessante Leute (und neue Weggefährten - Dopu!), sie machen auch beide eine große Entwicklung durch und legen eine Art Seelenstriptease hin. Dafür gibt ihnen die Autorin den nötigen Raum und steht ihnen ihre Eigenarten zu, was sie menschlich macht.

Gerade diese Entwicklung, wunderbar in der Geschichte herausgearbeitet durch den stetigen Perspektivwechsel der beiden Protagonisten, hat mich selbst zum Nachdenken angeregt: Was bedeutet Freiheit für mich? Bin ich glücklich in meinem „Hamsterrad“? Und wann werde ich all’ jene Orte des Buches mit eigenen Augen sehen?

Der lockere, flüssige und bildhafte Schreibstil, aus dem so viel Liebe und Begeisterung für das Reisen spricht - man merkt einfach, dass Franziska Jebens selbst eine kleine Abenteurerin ist und weiß, wovon sie schreibt - tun ihr Übriges und haben „Immer am Meer entlang“ zu einem echten Herzensbuch gemacht.

Zu der Sache mit dem Kloster hätte ich gerne noch ein bisschen mehr gelesen, ansonsten habe ich keine Kritik. Das Ende hatte ich so nicht erwartet und mir ist das Herz aufgegangen: Eine runde Sache! Josi und Paul mit ihren Eigenarten, ihren Träumen und ihrer Abenteuerlust sind mir richtig ans Herz gewachsen - von mir gibt es eine große Leseempfehlung! Ich vergebe 4,5/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Unterhaltsame Lektüre

Mindset
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Wer die Tweets des Autors verfolgt, der weiß: Er spricht fließend sarkastisch. Sein Roman spricht dieselbe Sprache und selten habe ich beim Lesen so oft laut aufgelacht. Das hat mir verstörte Blicke der ...

Wer die Tweets des Autors verfolgt, der weiß: Er spricht fließend sarkastisch. Sein Roman spricht dieselbe Sprache und selten habe ich beim Lesen so oft laut aufgelacht. Das hat mir verstörte Blicke der näheren Umgebung eingebracht, aber auch durchaus die Neugier auf das Buch geweckt. Komischerweise war es auch gar nicht anstrengend, dass sich dieser Schreibstil durch das ganze Buch zog und ich hätte gerne noch weiter gelesen.

Die Figuren, alle im Internet sozialisierte junge Menschen, sind gut portraitiert und fast hatte ich am Ende schon Mitleid.

Mich hat das Buch tatsächlich zum Nachdenken gebracht, denn versteckt hinter all dem Witz enthält es Kritik an unserer gesamten Gesellschaft.

Was mir fehlte (und dann am Ende die 5-Sterne-Bewertung kostet), war der große Aha-Moment, die unerwartete Wendung oder auch der große Knall. Es liest sich gut weg, keine Frage, aber mit ein bisschen mehr Risikobereitschaft seitens des Autors hätte das Buch ein echtes Highlight werden können.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich freue mich auf weitere Werke von Sebastian Hotz.
4,5 / 5 Sternen

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Düster und fesselnd

Anatomy
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In diesem Jugendbuch geht es um die 17-jährige Lady Hazel Sinnett, die Chirurgin werden möchte. Leider ist das in Edinburgh im Jahr 1817 für eine Frau nicht möglich, aber Hazel findet einen Weg, an das ...

In diesem Jugendbuch geht es um die 17-jährige Lady Hazel Sinnett, die Chirurgin werden möchte. Leider ist das in Edinburgh im Jahr 1817 für eine Frau nicht möglich, aber Hazel findet einen Weg, an das nötige Wissen zu gelangen: Sie trifft auf den Auferstehungsmann Jack Currer, der Leichen ausgräbt und sie zu Lehrzwecken verkauft. Jack hilft Hazel nicht nur beim Lernen, er weckt auch ungeahnte Gefühle in ihr.

Beim Cover musste ich ehrlich gesagt zweimal hingucken und ich finde es ist richtig gut gemacht: Ein Mädchen im roten Kleid, das von oben abgebildet wie ein anatomisch gezeichnetes Herz aussieht. Leider ist der Einband sehr empfindlich und ich rate allen Büchernerds, sehr behutsam damit umzugehen, um Abnutzungserscheinungen zu vermeiden! Hat bei mir leider nicht geklappt.

Auch wenn ich in letzter Zeit viele Bücher gelesen habe, die sich mit den früher nicht vorhandenen Rechten der Frau beschäftigt haben, so ist „Anatomy“ keine langweilige Wiederholung und hat das gewisse Extra mitgebracht.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir leicht gefallen, was zum einen am angenehmen Schreibstil und zum anderen an der Protagonistin Hazel liegt. Sie hält nicht viel von den Konventionen der damaligen Zeit und ist abenteuerlustig, wissensdurstig und blitzgescheit. Es war leicht sie zu mögen.

Auch Jack ist eine sympathische Figur, die sich durchs Leben kämpft und mir nochmal das große Gefälle zwischen armen und reichen Menschen der damaligen Zeit vor Augen geführt hat.

Die Geschichte spielt in einer interessanten Zeit, in der die Medizin noch bei weitem nicht auf dem heutigen Stand war. Das eine oder andere Mal werden Szenen beschrieben, die die drastischen Methoden der Ärzte damals gut wiedergeben und für mich an der Grenze des Erträglichen waren.

Nach und nach kommen Hazel und Jack einem makaberen Geheimnis auf die Spur und das Buch entwickelte sich für mich zum Pageturner.

Die Grundstimmung ist düster und durchaus fesselnd. Besonders gut haben mir die schwarzen Seiten gefallen, die sich im ganzen Buch verteilt sind. Dort werden verschiedene Publikationen abgebildet und diese haben mich noch mehr in die Zeit versetzt.

Die Wendung am Ende habe ich so nicht kommen sehen und für meine Begriffe war es eine Spur zu übernatürlich. Trotzdem ist es insgesamt eine runde Geschichte und der Epilog hat mich sprachlos zurückgelassen. Fies und gut! Ich vergebe 4/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Einfach schön

Linas Leuchtturm
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Das Cover dieses Bilderbuches zeigt ein Mädchen auf einem Leuchtturm. Eine Möwe sitzt auf ihrem Arm und viele andere Möwen fliegen um sie herum. Da ich Leuchttürme und das Meer liebe, war ich bei „Linas ...


Das Cover dieses Bilderbuches zeigt ein Mädchen auf einem Leuchtturm. Eine Möwe sitzt auf ihrem Arm und viele andere Möwen fliegen um sie herum. Da ich Leuchttürme und das Meer liebe, war ich bei „Linas Leuchtturm“ sozusagen direkt mit an Bord.

Darum geht es: Lina lebt in einem Leuchtturm am Meer. Sie kümmert sich dort um alle Tiere, die zu ihr kommen: Wenn sie hungrig sind, dann füttert sie die Tiere. Sind sie verletzt, dann pflegt Lina sie wieder gesund. Wenn sie aus Versehen an Land gespült werden, dann trägt sie die Meeresbewohner wieder vorsichtig ins Meer zurück.

Eines Nachts tobt ein heftiger Sturm. Dabei geht das Leuchtfeuer des Leuchtturms kaputt. Jetzt ist Lina in Not und diesmal helfen die Tiere ihr. Gemeinsam schaffen sie es, dass in dieser gefährlichen Nacht niemand verloren geht.

Die Message in „Linas Leuchtturm“ finde ich einfach total schön: „Was du Gutes in die Welt bringst, kehrt zu dir zurück.“ Der Text und die Bilder transportieren die Botschaft sehr gut und kindgerecht.

Auf jeder Seite gibt es etwas Neues zu entdecken, die Illustrationen sind einfach richtig schön und besonders.

Der Text lässt sich gut und flüssig vorlesen und ist auch für die Jüngsten verständlich.

Mittlerweile kann ich das Buch aufgrund des häufigen Wunsches meines Jüngsten, es doch bitte vorzulesen, fast schon auswendig aufsagen - meiner Meinung nach ist das das schönste Kompliment. Deshalb gibt es 5/5 Sternen und eine Leseempfehlung für alle Bilderbuchliebhaber da draußen.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Spannend und lesenswert

Mord auf der Trabrennbahn
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Zum Buch: Es handelt sich hierbei bereits um den siebten Band der Krimireihe um die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch und ihren Lebensgefährten Anton Böck, einen Apotheker im Ruhestand. Wobei ...

Zum Buch: Es handelt sich hierbei bereits um den siebten Band der Krimireihe um die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch und ihren Lebensgefährten Anton Böck, einen Apotheker im Ruhestand. Wobei er wohl gerne im Ruhestand wäre, an der Seite der neugierigen Ernestine kann von Ruhe jedoch keine Rede sein. Auch dieses Mal führt sie der Zufall in die Nähe eines Todesfalls und als wenig später am selben Ort, der Trabrennbahn in der Wiener Krieau, ein Mord geschieht, ist die Detektivin in Ernestine erneut geweckt.

Ihr Stiefschwiegersohn in spe, Erich Felsberg, leitet die Ermittlungen und während er sich sonst eher gegen Ernestines Ermittlungsambitionen sträubt, ist er in diesem Fall schnell dankbar für ihren Spürsinn, ihre Empathie und Menschenkenntnis sowie ihre Hartnäckigkeit, mit der am Ende der Fall gelöst wird. Die Auflösung hat mich dabei durchaus überrascht.

Während der Prolog, in dem das Dienstmädchen Karolina ein uneheliches Kind unter schwer erträglichen Bedingungen zur Welt bringt, düstere Stimmung verbreitet und unter die Haut geht, folgen danach mehr als 200 Seiten unterhaltsame Lektüre, die viel gute Laune verbreitet und mich in das Leben im Wien der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts entführt hat. In einer Zeit zwischen den beiden Weltkriegen folgen die Lesenden einem Paar, das das Leben zu genießen weiß. Die sympathischen Hauptpersonen ins Herz zu schließen, fiel mir leicht - und machte Lust, auch die anderen Bände auf meine „zu lesen-Liste“ zu setzen. Die detailreichen Schilderungen des Alltags gaben der Geschichte zwar keine Dynamik, aber sorgten bei mir für Wohlfühlatmosphäre beim Lesen.

Natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein im Wien der 20er, neben der Schere zwischen Arm und Reich, die man beim Pferderennen ganz hervorragend aufspannen kann zwischen dem Stallpersonal und den normalen Besuchern auf der einen und den Aristokraten, Funktionären und Rennstallbesitzern auf der anderen Seite ist es vor allem der versteckte bis offen artikulierte Antisemitismus, den Beate Maly am Beispiel des Polizisten Erich darstellt. Einhundert Jahre später wissen wir natürlich, worin diese menschenfeindlichen Tendenzen gipfelten - für mich bleibt es unvorstellbar. Wir müssen zusammen dafür sorgen, dass sich so etwas niemals wiederholt.

„Mord auf der Trabrennbahn“ ist ein lesenswertes Buch mit einer spannenden Kriminalgeschichte, das mir 4/5 Punkten wert ist.

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