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Veröffentlicht am 06.07.2021

Passender Abschluss einer Trilogie

Der Traum von Freiheit
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Hamburg nach dem 1. Weltkrieg: Die Kaufmannstochter Wilhelmine Deharde leitet gegen viele Widerstände das Kaffeekontor ihrer Familie. Sie lebt getrennt von ihrem Ehemann mit ihrer Tochter Emma, ihrer Schwester ...

Hamburg nach dem 1. Weltkrieg: Die Kaufmannstochter Wilhelmine Deharde leitet gegen viele Widerstände das Kaffeekontor ihrer Familie. Sie lebt getrennt von ihrem Ehemann mit ihrer Tochter Emma, ihrer Schwester Agnes und Großmutter Hiltrud in der Familienvilla und trägt die Verantwortung für die Familie. Gemeinsam mit ihrer Jugendliebe Edo tut sie alles, um Familie und Firma durch die Wirren des „1000-jährigen Reichs“ zu bringen. Dabei beweist sie mehr als einmal ihre große Stärke.
Sehr mitreißend und einfühlsam schildert Fenja Lüders die Geschichte Minas und ihrer Familie in den Jahren zwischen 1920 und 1945. Die Schwierigkeiten des Wiederaufbaus nach dem ersten Krieg bringt sie mir ebenso nahe wie die Repressalien der Nazis in den 1930-er Jahren und die Hölle während der Bombardierung Hamburgs und die Entbehrungen nach dem Krieg. Besonders den Feuersturm auf Hamburg schildert die Autorin sehr eindringlich, so dass ich diese Passage sicher nicht so schnell vergessen werde. Insgesamt hat mir die Verknüpfung der Familien- und Firmengeschichte von Kopmann & Deharde mit den historischen Fakten sehr gut gefallen. So konnte ich auf angenehmste Art und Weise mein Geschichtswissen verbessern.
Die handelnden Personen sind sehr gut charakterisiert, so dass man ihre Reaktionen immer gut mitfühlen und erleben kann. Ich bin zwar erst mit Band 2 in die Trilogie eingestiegen, doch hatte ich damit ja einige Gelegenheit, die Protagonisten kennen zu lernen und ins Herz zu schließen. Besonders sympathisch waren mir die Schwestern Mina und Agnes, die obwohl sie einige Gründe gehabt hätten, gegeneinander zu arbeiten, immer an einem Strang gezogen haben. Als ich mit dem Buch zu Ende war, hatte ich fast das Gefühl, zwei gute Freundinnen aus den Augen zu verlieren. Auch Heiko mit seiner zupackenden Art und die unkomplizierte Irma werden mir fehlen. Minas große Liebe Edo bleibt mir nicht ganz so positiv im Gedächtnis, er hatte für meinen Geschmack etwas zu viel Selbstmitleid.
„Der Traum von Freiheit“ ist ein historischer Roman nach typischem Muster und mit einigen vorhersehbaren Wendungen. Trotzdem blieb die Spannung immer erhalten und ich konnte meine Nase kaum aus dem Buch heben. Daraus folgt eine hundertprozentige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Skandinavien-Thriller mal anders

Tiefer Fjord
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Zwei Morde - bei beiden Taten war Haavard in der Nähe. Beide Opfer haben wiederholt ihre Kinder misshandelt. Kinderarzt Haavard führt eine Liste über Familien, die auf der Kinderstation im Krankenhaus ...

Zwei Morde - bei beiden Taten war Haavard in der Nähe. Beide Opfer haben wiederholt ihre Kinder misshandelt. Kinderarzt Haavard führt eine Liste über Familien, die auf der Kinderstation im Krankenhaus mehrfach aufgefallen sind, auf der die Namen beider Opfer stehen. Kein Wunder, dass er unter Verdacht gerät. Wird es seiner Frau Clara, Staatsekretärin im Justizministerium, gelingen ihn zu entlasten?

Cover und Klappentext haben mich sehr angesprochen, die Leseprobe hatte mich überzeugt. Leider ist die Umsetzung nicht zu 100% gelungen. Der Schreibstil ist sehr distanziert und unterkühlt, obwohl überwiegend in der Ich-Form erzählt wird. Die Erzählweise aus der Perspektive verschiedener Personen stört meiner Meinung nach Lesefluss und Spannungsaufbau erheblich. Es hat gedauert, bis mich die Geschichte wirklich fesseln konnte.

Ziemlich früh hatte ich zwei mögliche Täter in Verdacht. Die Auflösung zu einem so frühen Zeitpunkt im Buch hat mich sehr überrascht, auch in Bezug auf die Täterschaft. Dass es ab diesem Zeitpunkt immer noch spannend geblieben ist, obwohl man den Täter schon kennt, ist einer der dicken Pluspunkte des Buches. Mir hat auch sehr gut gefallen, dass die polizeilichen Ermittlungen in dieser Geschichte nur eine sehr kleine Rolle gespielt haben. Es ging deutlich mehr um die Motive und die familiären und beruflichen Hintergründe der handelnden Personen, vor allem Haavard und Clara. Beide waren mir nicht wirklich sympathisch, sie kamen mir sehr egoistisch vor.

Ausgesucht habe ich dieses Buch, weil ich skandinavische Krimis liebe. Ein typischer Krimi dieses Genres ist es nicht, es hat mich auch nicht zu 100% überzeugt. Trotzdem würde ich die "Clara-Trilogie" gerne weiterlesen und vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Über die Liebe und das Leben

Schicksal
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Atara erfährt nach dem Tod ihres Vaters, dass ihre Mutter seine 2. Ehefrau war. Sie macht sich auf die Suche nach der ersten Frau Rachel, über die in der Familie nicht gesprochen werden durfte. Das Kennenlernen ...

Atara erfährt nach dem Tod ihres Vaters, dass ihre Mutter seine 2. Ehefrau war. Sie macht sich auf die Suche nach der ersten Frau Rachel, über die in der Familie nicht gesprochen werden durfte. Das Kennenlernen gestaltet sich schwierig, denn beide Frauen haben mit familiären Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen zu kämpfen.

Eine sehr schöne Frau mit einem eindringlichen Blick - das Cover zieht die Blicke auf sich. Den Namenszug der Autorin finde ich deutlich zu groß geraten, er lenkt mir zu sehr vom Bild ab. Der Schreibstil ist ein wenig sperrig, die langen verschachtelten Sätze und das hin und her hüpfen zwischen den Handlungssträngen erschweren das Lesen beträchtlich.
Leider bleiben viele Fragen, die aus der Handlung entstehen, unbeantwortet. So hätte ich gerne eine Erklärung für das komplizierte Verhältnis, das Atara zu ihrem Vater Meno hatte, gehabt. Auch was genau Atara eigentlich von Rachel will, hat sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen.
Trotzdem fand ich die Schicksale der beiden Hauptpersonen verknüpft mit der Geschichte Israels sehr spannend und habe das Buch verschlungen. Es ist eine Geschichte über die Liebe und das Leben, über Abschied und Trauer und über Neubeginn.

Mein Fazit: Kein Buch für nebenbei, man muss es schon konzentriert lesen, aber durchaus lesenswert.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Erschreckend möglich

Die Morgenröte – Sie nehmen dir dein Leben
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Deutschland nach der Pandemie - Die Menschen sind politikverdrossen, unzufrieden und teilweise verarmt. Diese Stimmung kommt dem charismatischen Schlagersänger Götz Wolf gerade recht für seine politischen ...

Deutschland nach der Pandemie - Die Menschen sind politikverdrossen, unzufrieden und teilweise verarmt. Diese Stimmung kommt dem charismatischen Schlagersänger Götz Wolf gerade recht für seine politischen Ambitionen. Er gründet eine politische Bewegung mit dem Ziel, die Regierung bei der Wahl im September zu übernehmen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Um die Massen über die Social-Media-Kanäle zu manipulieren, holt er den Youtuber Georg Herzfeld in sein Team, der wegen eines manipulierten Videos eine Millionenklage am Hals hat. Gemeinsam verbreiten Sie Fake-News sowie gefälschte Videos und Fotos um die amtierende Regierung zu diskreditieren und das Volk auf ihre Seite zu ziehen.

Noah Richter zeichnet hier ein echtes Horror-Szenario, zu dem die harmonische Gestaltung des Covers nicht so recht passen will. In flüssigem, eingängigem Schreibstil schildert er, wie durch geschickte Manipulation und Desinformation mit Hilfe der modernen Medien in erschreckender Geschwindigkeit eine riesige Organisation aufgebaut werden kann, die in der Lage ist die Macht im Land an sich zu reißen. Die Strukturen und Methoden ähneln denen der Nazis.

Von den handelnden Personen ist mir außer Sophie, Georgs Freundin, und der Journalistin Nellie keine sympathisch. Georg gewinnt erst im Laufe der Geschichte, weil er dazu lernt und eine positive Entwicklung durchmacht, während die Drahtzieher Götz, Amalie und Lorenz immer mehr abdrehen.

Die Idee zu dieser aktuellen und brisanten Geschichte hat Noah Richter perfekt umgesetzt. Von der ersten bis zur letzten Seite hat die Spannung nie nachgelassen, die Geschichte hat mich förmlich verfolgt, auch wenn ich das Buch nicht in der Hand hatte. Gedanken zum Inhalt dieses Buches werden mich sicherlich noch eine Weile begleiten, denn ich fand die Geschichte leider gar nicht unrealistisch. Ich kann mir vorstellen, dass so etwas jederzeit wieder passieren kann.

Mein Fazit: Die Einordnung ins Genre Roman ist nicht ganz richtig, für mich ist das Buch ein Thriller - megaspannend, erschreckend realistisch und 100% lesenswert.

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Veröffentlicht am 11.06.2021

Eine Frau setzt sich durch

Der Glanz der neuen Zeit
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Seit dem Tod ihres Vaters führt Mina den Kaffeehandel alleine, denn ihr Mann Frederick hat sich freiwillig zum Militär gemeldet und ist in Berlin stationiert. Langsam kommt das Geschäft nach dem Krieg ...

Seit dem Tod ihres Vaters führt Mina den Kaffeehandel alleine, denn ihr Mann Frederick hat sich freiwillig zum Militär gemeldet und ist in Berlin stationiert. Langsam kommt das Geschäft nach dem Krieg wieder in Gang, doch Mina muss sich jeden Fortschritt hart erkämpfen. Als Frau hatte man es zu dieser Zeit schwer, geschäftlich wie privat. Die Situation spitzt sich zu, als nicht nur ein verloren geglaubter Freund wieder auftaucht, sondern auch der ungeliebte Frederick aus Berlin zurückkommt.

Ohne den ersten Band gelesen zu haben, bin ich in den zweiten eingestiegen. Das war aber kein Problem, denn man bekommt zu Beginn eine kurze Zusammenfassung von Band 1, so dass man der Geschichte gut folgen kann.

In sehr packendem Schreibstil erzählt Fenja Lüders die Geschichte der Hamburger Kaufmannsfamilie Kopmann & Deharde. Anschaulich und detailliert schildert sie nicht nur die Menschen, sondern auch die Örtlichkeiten - ich konnte die wunderschöne Speicherstadt direkt vor mir sehen. Besonders gefallen hat mir die Charakterisierung von Großmutter Hiltrud, die immer so unnahbar und standesbewusst auftritt, aber wenn es hart auf hart kommt, hat sie das Herz am rechten Fleck. Auch die Weiterentwicklung der jungen Frauen - besonders Mina - zu verfolgen, war sehr spannend. Antagonist in dieser Geschichte ist ganz klar Frederick, der mit dunklen Machenschaften versucht, die von Mina mühsam über den Krieg gerettete Firma an sich zu reißen.

Insgesamt habe ich das Lesen dieses Buches sehr genossen, ich liebe historische Romane und diesen konnte ich kaum aus der Hand legen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Mein Fazit: Wer historische Romane mag, wird diesen lieben - eine unbedingte Leseempfehlung.

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