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Veröffentlicht am 23.06.2020

Abgrundtiefe Freundschaft

Am Ende des Schweigens
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Leon, Tim und Alexander sind langjährige Freunde und verbringen zusammen mit ihren Familien sämtliche Ferien gemeinsam in einem Landhaus in Yorkshire. Auf den ersten Blick wirkt die Gruppe harmonisch ...

Leon, Tim und Alexander sind langjährige Freunde und verbringen zusammen mit ihren Familien sämtliche Ferien gemeinsam in einem Landhaus in Yorkshire. Auf den ersten Blick wirkt die Gruppe harmonisch und familiär. Beim genauen Hinsehen entdeckt man jedoch schnell, dass es unter der Oberfläche gewaltig brodelt.

Als fünf Mitglieder der Truppe bestialisch ermordet werden, verhaftet die Polizei schnell einen Verdächtigen. Philipp Bowen ist mehrfach aufgefallen, als er um Stanbury House herumschlich. Alexanders Frau Jessica jedoch versucht die Geheimnisse aus der Vergangenheit der drei Freunde aufzudecken. Sie glaubt, dass darin das Motiv zu der grausamen Bluttat liegt. Sie stößt auf Eheprobleme, finanzielle Schwierigkeiten und ein altes Geheimnis aus der Schulzeit der Männer. Letztlich liegt jedoch die Lösung des Falls viel näher, als sie gedacht hat. Dadurch gerät sie in tödliche Gefahr.

Charlotte Link ist hier eine spannende Geschichte um Freundschaft, Verrat und falsch verstandene Diskretion gelungen. Sie beschreibt die Charaktere so detailliert, dass man die Menschen zu kennen glaubt. Jessica ist in der Gruppe die einzige, die nichts zu verbergen hat. Mit Hartnäckigkeit verfolgt sie ihr Ziel, sie will unbedingt den wahren Mörder entlarven. Sie ist die Person, die mir am besten gefällt. Auch Ricarda, Alexanders Tochter, setzt sich mit Hartnäckigkeit durch und geht ihren eigenen Weg, weg von der Verlogenheit der Gruppe. Die Männer verbergen nicht nur ihr gemeinsames Geheimnis, jeder einzelne hat auch vor den anderen etwas zu verstecken. Ebenso die Frauen: Leons Frau Patricia ist damit beschäftigt, die Fassade der perfekten Familie aufrecht zu erhalten, während Tims Frau Evelin ihre Depressionen hinter ihrem Übergewicht zu verstecken versucht. All diese Personen sind nicht gerade Sympathieträger, tragen aber maßgeblich zur Spannung der Geschichte bei.

Mein Fazit: Ein spannender unbedingt lesenswerter Krimi - eben typisch für diese Autorin.

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Veröffentlicht am 20.06.2020

Eine gelungene Mischung aus Liebesgeschichte und Thriller

Die Perlenfarm
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Der Schiffbrüchige Schwede Erik erscheint auf Kionas Heimatinsel Manihiki kurz nachdem ihre Schwester Moana beim Perlentauchen ums Leben gekommen ist. Sie verlieben sich unsterblich und Erik bleibt, bis ...

Der Schiffbrüchige Schwede Erik erscheint auf Kionas Heimatinsel Manihiki kurz nachdem ihre Schwester Moana beim Perlentauchen ums Leben gekommen ist. Sie verlieben sich unsterblich und Erik bleibt, bis ihn eines Tages sein altes Leben einholt und er verschwinden muss. Kiona will sich nicht mit dem Ende ihrer Liebe abfinden und bricht auf zu einer Odyssee um fast die ganze Welt, um Erik zu suchen. Dabei gerät sie selbst nicht nur einmal in große Gefahr.
Liza Marklund ist hier abseits von der Annika Bengtzon-Reihe ein sehr spannender Thriller vor ungewöhnlicher Kulisse gelungen. In den ersten Kapiteln schildert sie ein fast ungetrübtes Insel-Idyll in einer ungewöhnlichen, aber gut funktionierenden Gesellschaftsform. Erst nach Kionas Aufbruch kehren wir zurück in die "normale" Welt mit ihrem übersteigerten Gewinnstreben. Zusammen mit Kiona habe ich hier viel gelernt über das westliche Bankensystem. Nach und nach deckt sie die Zusammenhänge eines gigantischen, perfiden Planes auf, der die Machtverhältnisse im Bankenwesen der großen Nationen vollkommen verschieben soll. Es ist sehr spannend, zu verfolgen wie sich die Geschichte von einer Liebesgeschichte im Insel-Paradies zu einem atemlosen Thriller über eine Jagd um die halbe Welt entwickelt. Es ist mir wirklich schwer gefallen, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen.
Liza Marklunds detailverliebter Schreibstil ist ein Highlight der Geschichte, ein weiteres ist ihre offenbar sehr akribische Hintergrundrecherche.
Sehr sympathisch sind mir auch die Hauptfiguren. Besonders Kiona hat es mir angetan. Obwohl sehr behütet aufgewachsen und in manchen Dingen auch erschreckend naiv, setzt sie sich in der fremden Welt durch ohne sich selbst zu verbiegen. Erik war mir anfangs suspekt, doch nach und nach stellt sich heraus, dass er Angst hat. Auch Clay/Frank/Rita ist mir mit all ihren/seinen Eigenheiten sehr ans Herz gewachsen, ein besonderer Mensch eben.
Mein Fazit: Ein absolut fesselndes, vielschichtiges Buch, das man gelesen haben muss.

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Veröffentlicht am 17.06.2020

Wallanders Meisterwerk

Mittsommermord
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Der Mord an drei Jugendlichen, die Mittsommer gefeiert haben, hält Kommissar Wallander eigentlich schon genug auf Trab, doch da wird auch noch sein Kollege Svedberg ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. ...

Der Mord an drei Jugendlichen, die Mittsommer gefeiert haben, hält Kommissar Wallander eigentlich schon genug auf Trab, doch da wird auch noch sein Kollege Svedberg ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Hängen die beiden Morde zusammen? Als weitere Morde geschehen, ist klar, dass es sich um einen Serientäter handelt. Aber wo ist die Verbindung zwischen den Opfern? Akribisch untersuchen Wallander und sein Team alle Hinweise, bis sie endlich der Lösung des Falles näher kommen.

Mir gefällt hier wieder besonders, dass die Ermittlungsarbeit im Team erledigt wird. Obwohl Kurt Wallander die zentrale Figur ist, kommen auch seine Mitarbeiter nicht zu kurz. Diese haben es nicht ganz einfach mit ihm, er kann jähzornig sein oder verschlossen wir eine Auster. Privat ist Wallander allerdings ein Eigenbrödler mit wenig sozialen Kontakten. Die einzige Person, die ein wenig Zugang zu ihm hat, ist seine Tochter Linda. Auch Svedberg stand ihm ein bisschen näher, was er aber erst feststellt, als er ihn verloren hat.

Der achte Fall von Kurt Wallander ist in Henning Mankells gewohnt sachlich prägnantem Stil geschrieben und hat mich sofort mitgerissen. Ich konnte das Buch fast nicht aus der Hand legen. Mankell ist der wohl bekannteste skandinavische Krimiautor - aus meiner Sicht auch der Beste. Mit diesem Roman ist ihm meiner Meinung nach sein Meisterstück gelungen - es ist einer der besten Krimis, die ich je gelesen habe.

Fazit: Diesen Krimi muss man gelesen haben! Wenn es zehn Sterne zu vergeben gäbe - von mir würde er sie bekommen.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Eine Geschichte von Heimweh, Ignoranz und Rassismus

Die rote Antilope
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Der Schwede Hans Bengler ist eine gescheiterte Existenz und ein Abenteurer. Im Verlauf einer Expedition in die Kalahari "adoptiert" er den schwarzen Waisenjungen Molo und nimmt ihn mit nach Schweden, um ...

Der Schwede Hans Bengler ist eine gescheiterte Existenz und ein Abenteurer. Im Verlauf einer Expedition in die Kalahari "adoptiert" er den schwarzen Waisenjungen Molo und nimmt ihn mit nach Schweden, um seinen Landsleuten einen echten Mohren präsentieren zu können. Von da an heißt der Junge Daniel und muss Bengler mit "Vater" ansprechen. Dem "Vater" ist leider nicht bewusst, dass er damit dem Jungen nicht nur die Heimat genommen hat, sondern auch seine Identität und vor allem seine Würde. Auch dass der Junge vor lauter Heimweh fast vergeht, nimmt der Egozentriker Bengler gar nicht wahr. Die Reaktionen auf den Jungen sind sehr unterschiedlich, viele Menschen sind nur neugierig, andere lehnen ihn offen ab oder feinden ihn gar an. Molo/Daniel lernt zwar die Sprache, ist aber trotzdem nicht in der Lage, seinem Umfeld zu vermitteln, wie schlecht es ihm geht.

Diese traurige Geschichte schildert Henning Mankell in seinem einzigartigen, detailgenauen Schreibstil sehr einfühlsam. Bengler war mir von Anfang an sehr unsympathisch, ich finde er ist ein Schmarotzer und Faulenzer, der immer den Weg des geringsten Widerstands geht. Er nutzt den Jungen aus und schiebt ihn ab, als er selbst in Schwierigkeiten gerät. Im Grunde genommen ist ihm Molo/Daniel recht herzlich egal.

Der Junge reagiert auf die Herausforderungen seines neuen Lebens so, wie er es in seinem alten Leben gelernt hat und findet sich deshalb in der fremden Kultur nicht zurecht. Das ist ein Problem, das sicher zahlreiche Migranten heutzutage auch haben. Die ganze Geschichte kann man eigentlich auch im 21. Jahrhundert ansiedeln.

Mein Fazit: Dieser gelungene Roman könnte zu mehr Verständnis für die Menschen fremder Kulturen zu verhelfen. Deshalb ist er eigentlich brandaktuell und sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Gruselkrimi mit Längen

Der Tod kommt wie gerufen
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Tempe Brennan ist Anthropologin in Charlotte/North Carolina und dafür zuständig, die Opfer länger zurückliegender Morde zu untersuchen. Als in einem Keller ein rituell hergerichteter menschlicher Schädel ...

Tempe Brennan ist Anthropologin in Charlotte/North Carolina und dafür zuständig, die Opfer länger zurückliegender Morde zu untersuchen. Als in einem Keller ein rituell hergerichteter menschlicher Schädel gefunden wird, stacheln Medien und Politiker die Menschen zu einer wahren Hexenjagd auf.

Das Cover dieses Buchs ist sehr düster und rätselhaft gestaltet, das hat mich neugierig gemacht. Leider ist der Schreibstil von Kathy Reichs nicht so meins, ihre ausschweifenden Beschreibungen zu Umgebung und Lebensumständen machen für mich die aufkommende Spannung immer wieder zunichte. Z.B. braucht´s doch keine mehrseitige Abhandlung über das Berufsbild des Anthropologen! Das ist mir so auf die Nerven gegangen, dass ich bei Seite 86 abgebrochen habe, obwohl die Geschichte an sich sehr vielversprechend klingt.

Deshalb ist mein Fazit: Sicher eine gute Geschichte, aber durch den langatmigen Schreibstil nicht so meins.

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