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Veröffentlicht am 17.03.2024

1849. Maiaufstand und Frauenbewegung

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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Dresden 1849. Luise hat sich arrangiert in ihrer lieblosen Ehe mit dem angesehenen Komponisten Adam Jakobi; Freude bereitet ihr nur die angenommene Tochter Annette. Eine zufällige Begegnung mit ihrer einst ...

Dresden 1849. Luise hat sich arrangiert in ihrer lieblosen Ehe mit dem angesehenen Komponisten Adam Jakobi; Freude bereitet ihr nur die angenommene Tochter Annette. Eine zufällige Begegnung mit ihrer einst großen Liebe, dem inzwischen als festangestellten Kulissenmaler tätigen Christian, zwingt sie zu Entscheidungen.... Währenddessen bahnt sich die Dresdner Mairevolution an, bei der auch viele Mitglieder der Semper-Oper zum Kampf bereit sind. Und auch die Frauenbewegung nimmt immer mehr Fahrt auf ....

Die Bestseller-Autorin Anne Stern legt mit "Das Opernhaus: Rot das Feuer" nun den zweiten Band ihres Dresden Epos' rund um die Dresdner Oper vor, der fast nahtlos an den ersten Band anknüpft und in dem nicht nur das Schicksal der berühmten Semper-Oper, sondern auch das Los der schon lieb gewonnenen Figuren rund um das Opernhaus und der Familie Spielmann im Mittelpunkt stehen.

Die Historikerin hat wieder hervorragend recherchiert und führt ihre Leser abermals in das 19. Jahrhundert; es gelingt ihr meisterhaft, ein Bild der damaligen Gesellschaft, der sozialen Verhältnisse und vor allem der Rolle der Frau zu zeichnen. die zu dieser Zeit den Männer absolut untergeordnet war und sich den Wünschen ihres Ehemannes zu fügen hatte. Im Mittelpunkt steht wieder Luise, die zwar inzwischen in Soireen auftreten darf, jedoch nicht komponieren, die gefangen ist in einer lieblosen Ehe und sich sogar von ihrem Ehemann gängeln, schlagen und vergewaltigen lassen muss ohne sich wehren zu dürfen, sowie ihre jüngere Schwester Barbara, die sich mehr und mehr in der Frauenbewegung engagiert und deren Rädelsführerinnen kennenlernt. Und so erlebt der Leser hautnah die Deutsche Geschichte und nimmt Anteil an den Geschicken und dem Geschehen.

Neben den fiktiven Figuren, die hervorragend gezeichnet sind, finden sich auch reale Personen in der Handlung wieder wie der Kapellmeister der Dresdner Oper, Richard Wagner, und ihr Erbauer, Gottfried Semper, die ebenfalls in der Mairevolution mitmischten, sowie Louise Otto-Peters die den Allgemeinen Deutschen Frauenverein gründete oder auch Friedrich-Wilhelm IV., der durch die Ablehnung der Kaiserkrone die Revolution auslöste. Besser kann Geschichte nicht veranschaulicht werden!

Gleichwohl Luise und Christian den Mittelpunkt der Handlung bilden, handelt es sich um keine kitschige Liebesgeschichte; verdeutlicht werden an ihnen und ihren Freunden und Verwandten aber die Sitten und Einstellungen sowie die Gedanken, Hoffnungen und Träume der Menschen zu dieser Zeit.

Anne Stern erzählt ihren Roman bildgewaltig in schöner Schreibweise; auch baute sich eine gewisse Spannung auf.
Und auch, wenn dieser Teil einen gewissen Abschluss findet mit der Niederschlagung des Aufstandes und einer neuen Wendung im Hause Jakobi, kann ich die Fortführung der Geschichte und das weitere Schicksal der vertrauten Figuren kaum erwarten.

Ein Plan Dresdens um 1849, zeitgenössische Briefe und ein ausführliches Nachwort der Autorin runden dieses Buch ab.


Die Liebe der Autorin zur Musik, ihre professionelle Recherche der Deutschen Geschichte und ihre Blickpunkt auf die Frauenrechte machen ihr Werk zu etwas Besonderem, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Zwischen True Crime und Hafenliebe

Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken
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Der Barkassenkapitän Dominic Lutteroth wird tot auf seinem an den Landungsbrücken liegenden Ausflugsdampfer aufgefunden. Das mediale Interesse ist groß und die erfahrene Hauptkommissarin Jonna Jacobi wird ...

Der Barkassenkapitän Dominic Lutteroth wird tot auf seinem an den Landungsbrücken liegenden Ausflugsdampfer aufgefunden. Das mediale Interesse ist groß und die erfahrene Hauptkommissarin Jonna Jacobi wird mit den Ermittlungen betraut; unterstützt wird sie dabei von dem Wasserschutzpolizisten Tom Bendixen, der "seinen" Hafen kennt wie kein zweiter. Mit im Boot ist auch die Psychologin Charlotte Severin vom Opferschutz, die die Witwe unterstützen soll, jedoch auch eigene Probleme mit dem plötzlich wieder aufgetauchten gewalttätigen Vater ihrer Tochter hat ....

Hinter "Kästner & Kästner" verbergen sich die Eheleute Angélique und Andreas Kästner; Angélique eine promovierte Psychologin und erfahrene Autorin zahlreicher Bücher, Andreas ehemaliger Hauptkommissar der Hamburger Wasserschutzpolizei. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse sind in dem fast wie eine True Crime Story anmutenden Kriminalroman "Tod an den Landungsbrücken" eingegangen und die Liebe der Autoren zum Microkosmos des Hamburger Hafens spricht aus jeder Zeile. Gerade die detaillierten Insiderkenntnisse machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem und heben es angenehm von der Masse der zahlreichen Regionalkrimis ab.

Beginnend mit dem Mord am klassischen Barkassenkapitän spannt sich ein gefälliger Spannungsbogen über das gesamte Buch, um schließlich nach einem actionreichen Showdown eine logische und nachvollziehbare Auflösung zu finden. Fleißige Polizeiarbeit, zahlreiche Wendungen, frustrierende Sackgassen und immer neue Erkenntnisse lassen den Leser miträtseln, doch lange Zeit hatte ich überhaupt keine Idee, wie sich die losen Enden sinnvoll verbinden lassen sollten, so dass die Spannung stetig wuchs.

Der angenehme Schreibstil machte das Lesen zu einem Vergnügen, das obendrein noch sehr lehrreich war, denn es gab viel über die Arbeit der Wasserschutzpolizei zu erfahren und Fachausdrücke (z. B. "ausklarieren" als das Erledigen von Formalitäten beim Auslaufen aus einem Hafen) oder sprachliche Besonderheiten (Polizisten als "Schmiermichel" ) zu entdecken, die selbstverständlich erklärt wurden. Somit fühlte ich mich beim Lesen nicht nur aufgrund der genauen, mit viel Kenntnis und Liebe vorgetragenen Beschreibungen der Geschehnisse, sondern auch der Sprache, voll im Hafen zuhause.

Die Hauptfiguren Jonna, Tom und Charlotte werden aufs Genaueste geschrieben; sie alle waren mir sympathisch und wirkten in ihrer Arbeit, aber auch ihren privaten und beruflichen Problemen sehr authentisch, so dass ich gerne mit ihnen mitfieberte. Aber auch die Ausarbeitung der Nebenfiguren - allen voran der außergewöhnliche, tolle Kollege Toms, genannt Quetsche, oder die widerwärtige Chefin und Gegenspielerin Jonnas, ist überaus gelungen und ich hatte während des Lesens ein bildreiches Kopfkino.

Abgerundet wird der Krimi durch zwei Karten vorne und hinten im Buch, so dass sich die Wege der Handelnden gut nachverfolgen lassen.

Die Entwicklung der Polizisten ist - im Gegensatz zu dem hier geschilderten Fall - nicht abgeschlossen und verspricht noch einiges an Dramen, so dass ich den zweiten Band dieser Dilogie, der für Dezember 2024 angekündigt ist, sehnlichst erwarte.

"Tod an den Landungsbrücken" sticht aus dem Gros der (regionalen) Kriminalromane heraus - ein Muss für jeden Hamburg-Fan und allen Lesern, die sich über die Schilderung nicht alltäglicher Aufgaben der Polizei wie denen der WSP, freuen, wärmstens zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Das herabgewürdigte Genie

Das verborgene Genie
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Rosalind Franklin (1920-1958), Engländerin aus wohlhabendem, angesehenem jüdischen Haus, wollte nicht in die Fußstapfen ihrer Familie treten und Charity-Arbeit leisten, sondern ihr Leben der Wissenschaft ...

Rosalind Franklin (1920-1958), Engländerin aus wohlhabendem, angesehenem jüdischen Haus, wollte nicht in die Fußstapfen ihrer Familie treten und Charity-Arbeit leisten, sondern ihr Leben der Wissenschaft widmen. Als Spezialistin für Röntgenstrukturanalyse geht die promovierte Wissenschaftlerin gegen den ausdrücklichen Wunsch ihres Vaters zunächst als Forscherin nach Paris, kehrt dann aber zurück nach London ans King's College, wo sie unter unklaren Aufgabenverteilungen Röntgenbeugungsdiagramme zur Erforschung der DNA anfertigt und die Doppelhelixstruktur derselben erkennt. Doch sie muss gegen den permanenten Widerstand der anderen Forscher ankämpfen, gegen Ausgrenzung, Sexismus, mangelnde Anerkennung und schließlich Sabotage und Diebstahl - und so erhalten schließlich lediglich die Forscher James Watson und Francis Crick die wissenschaftliche Anerkennung und den Nobelpreis für das Modell der Doppelhelixstruktur, die Franklin entdeckt hatte.

Marie Benedict studierte zunächst Geschichte und Kunstgeschichte, bevor sie auch ein Rechtsstudium erfolgreich abschloss. Seit 2016 verfolgt die US-amerikanische Benedict ein Projekt, in welchem sie in historischen Biografien die besonderen Leistungen von Frauen thematisiert und diesen so posthum Gerechtigkeit zukommen lässt. Mit der Romanbiografie "Das verborgene Genie", dem fünften Band aus ihrer Reihe "Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte" widmet sie sich der Forscherin Rosalind Franklin, die durch ihre Forschungen zur Doppelhelixstruktur unserer DNA entscheidend die Weltgeschichte mit geprägt hat, der jedoch nicht die ihr zustehende Anerkennung zuteil wurde, sondern ihr Name in Vergessenheit geriet und stattdessen nur die Männer geehrt wurden.

Marie Benedict hat auch für diesen Band wieder ausgezeichnet recherchiert und orientiert sich bei der Schilderung von Franklins Geschichte eng an den Aufzeichnungen von Benedicts Freundin Anne Sayre.

Der Schreibstil ist überaus flüssig und ansprechend, so dass sich die Seiten quasi von selbst umblätterten; und der Wettlauf in der Erforschung der DNA liest sich fast wie ein Krimi. Die Romanbiografie ist in der Ich-Perspektive geschrieben, so dass sich Franklins Gedanken und Einstellungen sehr gut nachempfinden lassen. Da ihr Leben sich um ein hochkomplexes Wissenschafts-Thema rankte, finden sich natürlich auch etliche Fachbegriffe und Erläuterungen in diesem Buch, die meiner Meinung nach aber so gehalten sind, dass auch der Laie zumindest nachvollziehen kann, worum es geht. Und auch die Verwendung französischer Ausdrücke zu Franklins Pariser ZEit hemmen den Lesefluss nicht.
Leider findet diese Romanbiografie aufgrund der Verhaltensweisen der männlichen Wissenschafts-Welt, aber auch durch Franklins frühen Tod aufgrund ihres sorglosen Umgangs mit der Röntgenstrahlung ein trauriges Ende.

Da Franklin ihr Leben voll und ganz ihren Forschungen widmete, finden sich auch nur begrenzte Schilderungen ihres Privatlebens. Doch ihre Leidenschaft und ihr Charakter sowie ihr wissenschaftliches Genie kommen voll und ganz zum Ausdruck. Eine bemerkenswerte Frau, die mit diesem Buch endlich die Aufmerksamkeit erhält, die sie verdient!

Ein Nachwort der Autorin rundet "Das verborgene Genie" ab, das mich begeistert hat und das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann!

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Drei starke Frauen

Die Halbwertszeit von Glück
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1987: Johanna, die nach dem Tod ihrer Tochter als Einsiedlerin im Wald im deutsch-deutschen Grenzgebiet lebt, versteckt ein 17jähriges Mädchen. 2003: Holly träumt von einer Karriere in Hollywood, doch ...

1987: Johanna, die nach dem Tod ihrer Tochter als Einsiedlerin im Wald im deutsch-deutschen Grenzgebiet lebt, versteckt ein 17jähriges Mädchen. 2003: Holly träumt von einer Karriere in Hollywood, doch als eine Kollegin ums Leben kommt, die für sie eingesprungen ist, stürzt sie in eine tiefe Krise. 2013: In Paris steht Mylène kurz vor der Hochzeit mit ihrem Traumprinzen Frédérick, doch der Besuch eines Anwaltes wirft ihr Leben aus der Bahn.

Die Hamburger Autorin Louise Pelt widmet sich in ihrem Roman der Frage, ob Glück mehr sein kann als ein flüchtiger Augenblick und erzählt dazu von großem Unglück, dass ihre Figuren durchleiden müssen. In diesem Zusammenhang findet sie den Buchtitel bei einer Aussage ihrer Figur Johanna: "In der Physik ist die Halbwertszeit die Zeitspanne, in der sich die Menge eines bestimmten Stoffes um die Hälfte reduziert. Für uns Kernphysiker ist das besonders interessant, aber im Prinzip zerfällt alles irgendwann." Und so stellt Pelt durch Johanna auch ihren Leserinnen die Frage, ob auch das GLÜCK eine Halbwertszeit haben kann...

Mit leichter Hand und moderner Sprache hat Pelt einen ergreifenden Roman geschaffen, der sich leicht lesen lässt und doch zum Nachdenken anregt. Eine Vielzahl von wunderschönen Zitaten bleiben im Gedächtnis (von deren weiterer Nennung ich hier absehen möchte) - doch auch eine ganze Menge Klischees und Elemente aus gängigen Frauenromanen sind verarbeitet wie der reiche, attraktive Junggeselle, der bei unserer Protagonistin endlich in den Hafen der Ehe einläuft, das gutgehende kleine Café einer ambitionierten jungen Frau. eine zickige, rücksichtslose Chefin, die ihre Mitarbeiter schikaniert, der schwule Assistent und weitere.

Obwohl von der Autorin die Geschichten dreier Frauen aus verschiedenen Jahrzehnten abwechselnd erzählt werden, sind diese Stränge zumindest in sich chronologisch und die einzelnen Kapitel sind mit Name, Ort und Datum gekennzeichnet, so dass der Leser nicht durch Zeitsprünge verwirrt wird. Und obwohl die drei Frauen von zwei Kontinenten anfangs kaum eine Gemeinsamkeit erkennen lassen, erschließt sich ihre Verbindung im Laufe der Zeit immer mehr und findet einen gekonnt inszenierten, berührenden Schluss, der die wichtigen Fragen umfassend beantwortet (auch ohne eine rauschende Hochzeitsfeier).

Im Mittelpunkt der Handlung stehen - abgesehen von der im Prolog präsentierten Margarethe 1938 - die erwähnten weiblichen Figuren Johanna, Holly und Mylène; allesamt starke Frauen, die sich, wie wir alle, nach dem großen Glück sehnen und auf ihrer Suche vor immense Hindernisse und einschneidende Erlebnisse gestellt werden. Die Entwicklung in der Prädestination der Frauen treibt den Roman ebenso voran wie die Frage nach der möglichen genauen Verbindung ihrer Schicksale. Auch, wenn die drei unterschiedlicher kaum sein könnten, manche Aktionen für Kopfschütteln bei mir sorgten und einige Details konstruiert wirkten wie kaum mögliche Zufälle, waren mir die Figuren sympathisch und ich fühlte mit ihnen mit in Freud und Leid. Und trotz der geschilderten großen Katastrophen und dem immer wieder aufkommenden Zweifel nach Lösungen, wirkte es nie wie ein Drama, sondern hoffnungsvoll.
Bei der Geschichte um der am Todesstreifen wohnenden Johanna setzt die Autorin meiner Meinung nach ein gewisses Maß an Vorwissen über die DDR, die Bespitzelungen und die "Republikflucht" voraus.

Insgesamt hat mich der Roman gut unterhalten und die Geschichte flog nur so voran. Ich empfehle diesen (doch eher) Frauenroman gerne weiter und vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Ein Zeitdokument

Essex Dogs
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Im Hundertjährigen Krieg (1337 bis 1453) kämpften (nicht nur) der englische König Edward III. (Haus Plantagenet) und der französischen König Philippe VI. (Haus Valois) um die Thronfolge in Frankreich.
Unter ...

Im Hundertjährigen Krieg (1337 bis 1453) kämpften (nicht nur) der englische König Edward III. (Haus Plantagenet) und der französischen König Philippe VI. (Haus Valois) um die Thronfolge in Frankreich.
Unter den 1346 in der Normandie landeten englischen Truppen befinden sich auch der kleine Pismire, der starke Scotsman, der Steinmetz Millstone, der abgedrehte und trunksüchtige Priester Father, der Bogenschütze Romford und ihr kampferprobter Anführer Loveday, die "Essex Dogs" genannt werden. Sie haben sich als Söldner verdingt und ziehen mit dem englischen Heer durch Nordfrankreich, kämpfen, morden, bekommen selbstmörderische Sonderaufträge, werden von Franzosen, Hunger, dem Wetter und anderen Unbilden geplagt bis zur entscheidenden Schlacht von Crécy ....

Dan Jones ist britischer Historiker, Journalist und Buchautor und hat sich auf die Geschichte des Mittelalters spezialisiert. In seinem neuen populärhistorischen Werk "Essex Dogs" hat er sich auf den frühen 100jährigen Krieg konzentriert; herausragend ist dabei seine genaue Recherche. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren stehen in diesem Werk jedoch nicht die Könige und Adligen im Mittelpunkt, sondern Jones erzählt von und aus der Sicht der einfachen Söldner, die entfernt von den strategischen Entscheidungen an vorderster Front stehen und das schmutzige Handwerk ausüben.

Jones' Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen; er legt Wert auf detailgetreue Schilderungen vieler - für uns moderne Menschen oft fremder - brutaler und blutiger Vorkommnisse, genauer Schlachtpläne und Hintergründe in den Kriegsführungen und schildert damit das Leben im Mittelalter absolut ungeschönt oder romantisch verklärt.

Das Buch ist in drei Teile mit den Titeln "Wasser", "Feuer" und Blut" unterteilt. Den einzelnen Kapiteln stehen kurze Auszüge aus historischen Berichten voran; diese nüchternen Informationen werden dann in der folgenden Passage mit Leben gefüllt, indem das Schicksal der Essex Dogs geschildert wird.

Gut gefallen hat mir die eher ungewöhnliche Perspektive, die Ereignisse aus der Sicht der Söldner zu erzählen. Diese Figuren sind mehrdimensional und anschaulich gezeichnet und ich konnte mir durchaus ein Bild von ihnen machen. Und trotzdem blieben sie mir irgendwie fern und ich konnte keine Beziehung zu ihnen aufbauen oder echte Sympathie empfinden. Stellenweise drängten sich mir weitergehende Fragen auf, die nicht beantwortet wurden.

Eine Karte von Südengland/Nordfrankreich mit der eingezeichneten Route des im Buch geschilderten Kriegszuges von Portsmouth bis nach Crécy sowie Anmerkungen des Autors zur Abgrenzung von Fiktion und Historie und Lektüreempfehlungen runden das Buch ab.

Trotz des interessanten Themas und der vielen durchaus spannenden Details konnte Dan Jones mich nicht wirklich packen und mitreißen. und es kam kaum Spannung bei mir auf, so dass das Buch meinen - zugegebenermaßen hohen - Erwartungen nicht gerecht wurde.

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