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Veröffentlicht am 17.12.2023

Nervenzerreißend mit Mängeln

Ausgelöscht
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Zwei entführte Frauen tauchen nach drei Wochen wieder auf - und obwohl ein Fall in Wien, der andere in Berlin angesiedelt ist. haben beide völlig gleiche Erinnerungen. Die Erinnerungsforscherin Lea Goldberg ...

Zwei entführte Frauen tauchen nach drei Wochen wieder auf - und obwohl ein Fall in Wien, der andere in Berlin angesiedelt ist. haben beide völlig gleiche Erinnerungen. Die Erinnerungsforscherin Lea Goldberg wird von der Polizei zu den Ermittlungen hinzugezogen; zum einen wegen ihres Forschungsgebietes, zum anderen wird sie immer mehr persönlich hineingezogen....

Die österreichische Autorin und Regisseurin Theresa Prammer legt mit "Ausgelöscht" einen atemberaubenden Thriller vor, der durch seinen angenehmen Schreibstil verbunden mit einem mitreißenden Tempo besticht. Das Setting liegt nicht nur in der Heimat der Auorin, Wien, sondern auch in Berlin und Südfrankreich.

In ihrem Thriller thematisiert Prammer die aktuelle Erinnerungsforschung und die Beeinflussbarkeit und Unzuverlässigkeit der menschlichen Erinnerungen und gibt spannende Einblicke. Ich finde diese Fragestellungen äußerst interessant, habe mich damit bereits intensiv auseinandergesetzt und habe mich darum sehr gefreut, in einem fiktiven Roman darüber zu lesen.

Die Figuren sind mehrdimensional angelegt und gerade die Hauptfigur Lea Goldberg war mir sympathisch, während ihr direkter Gegenspieler, ein Staatsanwalt in Berlin abstoßend agierte.

Der auktoriale Erzählstil wechselt zwischen dem "Jetzt" und einem "Damals", in dem die Geschichte und Motivation der Kriminellen aufgearbeitet wird; das "Damals" wird im Laufe der Handlung immer dominanter, bevor sich alles immer mehr zu einer komplexen Geschichte verbindet. Insgesamt führt die Autorin ihre Leser*Innen immer wieder auf falsche Spuren und erdenkt spannende Wendungen - und es bleibt bis zum Ende absolut mitreißend. Auf den Showdown folgt allerdings noch ein Cliffhanger, der auf eine Fortsetzung hindeutet (eine Tatsache, die ich nicht an Büchern mag).

Mein Kritikpunkt an der Handlung ist jedoch, dass diese mir ab der Mitte des Buches zu konstruiert wirkte und ich einige Aktionen der Hauptfiguren nicht nachvollziehen konnte. Dies trübte den Genuss des ansonsten großartigen Thrillers leider doch.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Der Traum von Tanz und Freiheit

Lindy Girls
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Die Choreografin Wally, begeistert vom Swing aus den USA, gründet eine Tanzgruppe, mit der sie - entgegen den marionettenhaften Revuegirls - neue Wege gehen will. Ihre Tänzerinnen findet sie mit Berliner ...

Die Choreografin Wally, begeistert vom Swing aus den USA, gründet eine Tanzgruppe, mit der sie - entgegen den marionettenhaften Revuegirls - neue Wege gehen will. Ihre Tänzerinnen findet sie mit Berliner Mädchen aus allen Gesellschaftsschichten. Doch die "Lindy Girls" drohen zu scheitern, weil die Männer die Frauen nicht ernst nehmen.

Die Berliner Roman-Autorin Anne Stern hat wieder einmal hervorragend recherchiert und präsentiert ihren Leser*Innen einen Roman, der die goldenen 20er Jahre aufleben lässt. Durch die geschickt gewählten Figuren aus allen Gesellschaftsschichten zeichnet Anne Stern ein lebendiges und einprägsames Bild der Zeit, die geprägt war durch die Nachwirkungen des Erstes Weltkrieges , harter Arbeit und viel Elend, dem Aufkommen der Nazis, und viel Brutalität, aber auch den kleinen und großen Fluchten in Alkohol und Tanz und wilden Feiern. Ein besonderes Augenmerk legt die Autorin auch hier wieder auf die Frauenschicksale. die von den Männern dominiert wurden und denen es nahezu unmöglich war, ihren eigenen selbstbestimmten Weg zu gehen und unabhängig zu bleiben; und so ist der Ruf nach Freiheit ein zentrales Thema.

Dass auch das Thema "Liebe" eine Rolle spielt, macht diesen Roman keinesfalls kitschig, sondern verdeutlich dagegen das soziale Umfeld und die Machtverhältnisse.

Die Figuren - in den Hauptrollen fast ausschließlich weiblich und starke Frauen - sind großartig charakterisiert; mehrdimensional und viel Liebe und Intensität von der Autorin angelegt. Die ständigen Perspektivwechsel ergaben ein stimmiges Gesamtbild, dessen Vielfalt durch den Tanz geeint wurde.

Besonders hervorzuheben ist der ausdrucksstarke Schreibstil von Anne Stern. Flüssig, leicht und dabei intensiv, mit wunderschöner Sprache ist es dieser Roman wieder ein Lesegenuss, der mitten hinein in diese spannende Zeit in Berlin führt - und genauso temporeich wie die wilden 1920er scheint.

Dass Stern sich in Berlin gut auskennt, wird ebenfalls deutlich; wir begleiten ihre Figuren zu zahlreichen bekannten Orten und lernen das historische Berlin kennen.

Eine Playlist darf bei diesem temporeichen Roman über den modernen Swing und den Lindy Hop natürlich nicht fehlen.

Mir sind Wally, Alice, Thea und Gila schnell ans Herz gewachsen und ich durfte mit ihnen träumen und leiden, leben und lieben.
Mehr davon!

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Veröffentlicht am 17.12.2023

(Nicht nur) die Geschichte des Heroins

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen (Hafenärztin 4)
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Hamburg 1911. Nach dem Niederbrennen ihrer Praxis ist die Ärztin Anne van der Zwaan unterwegs zu ihren zahlreichen Patientinnen. Immer mehr spielt der Heroinmissbrauch eine Rolle, an dessen Folgen Frauen ...

Hamburg 1911. Nach dem Niederbrennen ihrer Praxis ist die Ärztin Anne van der Zwaan unterwegs zu ihren zahlreichen Patientinnen. Immer mehr spielt der Heroinmissbrauch eine Rolle, an dessen Folgen Frauen sterben. Doch woher stammt das Heroin - aus der Asservatenkammer der Polizei, den Geschäften der Triaden oder aus den kriminellen Geschäften ihres Vaters, gegen den Anne auch noch vor Gericht aussagen soll. Der ermittelnde Kommissar Berthold Rheydt hat allerdings private Probleme, denn offenbar lebt seine erste Ehefrau - die Selbstmord begangen haben sollte - doch noch, was die Heirat mit Helene Curtius platzen lässt.....

Mit "Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen" legt die Bestsellerautorin und frühere Drehbuchautorin Henrike Engel bereits den vierten Band ihrer großen Reihe um die Hamburger Hafenärztin Anne van der Zwaan vor. Obwohl ich die ersten drei Bände nicht kannte, hatte ich keinerlei Verständnisprobleme; da sich die durchaus komplexen Beziehungen jedoch stetig entwickeln, ist es sicher ein großer Genuss, die Serie am Stück zu lesen.

Der Schreibstil von Henrike Engel ist flüssig, bildgewaltig und höchst unterhaltsam; mühelos flog ich durch die 456 Seiten.

Dass Hamburg die heimliche Liebe der Autorin ist, wird sehr deutlich in den anschaulichen Beschreibungen der Handlungsschauplätze in der Hafenstadt Hamburg, die für so viele Deutsche zu den Lieblingsstädten zählt.

Neben einer packenden Handlung ist ein ganz wichtiges Thema für Engel - dem ich mich unbedingt anschließe - die Frauenrechte. In nahezu allen Sequenzen des Romans spielen diese Frauenrechte - oder eben das Fehler derselben - eine große Rolle. So ist Anne als weibliche Ärztin noch immer nicht anerkannt bei vielen, Helenes Studium hängt am seidenen Faden wenn sie heiratet, ihre Freundin Paulina wird für die Karriere ihres Vaters verheiratet und schließlich vom Ehemann verprügelt, Frauenwahlrecht, Frauenarbeit und Selbstbestimmung sind wiederholt wichtige Themen. So findet sich ein umfangreiches Sittengemälde zur Kaiserzeit. Gerade auch von den Anfängen der Psychoanalyse und Sigmund Freud hätte ich noch viel mehr lesen können, doch das hätte den Rahmen dieses Bandes gesprengt.

Weiterhin kommt in diesem vierten Band, neben allgemeinen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen, ein spannendes Kernthema hinzu: Süchte und Abhängige. Auch hier hat die Autorin gut recherchiert und webt spannende Informationen und die wahre Geschichte harmonisch in ihren Roman ein. Denn während Heroin Kindern noch als Hustenstiller verabreicht wird und als Therapie zur Alkoholentwöhnung eingesetzt wurde, erkennt die Hafenärztin in dem Rauschgift die Todesursache bei ihren Patientinnen und verfolgt die Aufklärung über die hohen Risiken. Viele der im Buch geschilderten Ansichten aus der Kaiserzeit ließen mich wieder einmal nur den Kopf schütteln.

Die Handlung lebt von einer ganzen Reihe von hervorragend beschriebenen Figuren, die in ihrer Unterschiedlichkeit dennoch miteinander verwoben sind; trotz der Komplexität fiel es mir leicht, der Erzählung zu folgen und die Beziehungen nachzuvollziehen. Die mehrdimensionalen Figuren wirkten authentisch und gaben einen guten geschichtlichen Einblick und gerade Anne, Helene und Paulina waren mir sehr sympathisch.

Spannende Unterhaltung mit viel Geschichtswissen - diese Reihe kann ich definitiv empfehlen!


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Veröffentlicht am 22.11.2023

Drei unkonventionelle Lebenswege und die Croisière Noire

Sturmlichter
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1911. Die höhere Tochter Torie träumt davon, Automechanikerin zu werden, Clarissa ist Malerin aus Leidenschaft und Mia setzt sich für die Rechte von Frauen ein - drei unkonventionelle Lebenswege, die durch ...

1911. Die höhere Tochter Torie träumt davon, Automechanikerin zu werden, Clarissa ist Malerin aus Leidenschaft und Mia setzt sich für die Rechte von Frauen ein - drei unkonventionelle Lebenswege, die durch Männer eingeschränkt und in Frage gestellt werden ...

Die überaus erfolgreiche Autorin Patricia Mennen hat unter dem Pseudonym Patricia Theisen den höchst unterhaltsamen und einfühlsamen Roman "Sturmlichter" veröffentlicht, in dem sie die Lebenswege von drei Frauen schildert. die entgegen den herrschenden Konventionen mutig und unerschrocken ihre Träume verfolgen und andere Ziele im Leben haben als die von ihren Eltern vorgesehenen.

Patricia Theisen hat umfangreich recherchiert und schildert authentisch das Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts, einer Zeit, in der ein Frauenwahlrecht und wirtschaftliche Gleichstellung noch in weiter Ferne lagen. Die mutigen Frauen in ihrer Saga gehen jedoch - unabhängig voneinander und jede auf ihre Weise - ihren eigenen Weg zu persönlicher Freiheit. Dass diese Wege in eine neue Zeit nicht ohne Schwierigkeiten, große Herausforderungen und auf Umwegen erfolgen, wenn das Schicksal oder die Männer es negativ beeinflussen, versteht sich dabei von selbst. Auch, wenn Theisen eine fiktive Geschichte erzählt, ist doch klar, dass es so hätte sein können und viele Menschen ähnliche Schicksale durchlaufen haben. Vor allem die dramatischen Beschreibungen und Auswirkungen des Ersten Weltkrieges lassen die Leser*Innen nicht kalt.

Der Schwerpunkt dieses Buches liegt eindeutig auf der Französin Victoria, genannt Torie, und ihrer Leidenschaft für die Ingenieurskunst. Anhand ihrer Figur wird auch viel über die Geschichte Citroëns und vor allem der legendären "Expédition Citroën Centre Afrique 1924 /1925", auch die Croisière Noire genannt, ersichtlich, die seinerzeit ein weltbewegendes Ereignis war und heute in Vergessenheit geraten ist. Allein dieser Teil hätte ein eigenständiges Buch verdient und ich fieberte mit beim spannenden Verlauf dieser Reise. Die künstlerische Entfaltung von der Jüdin Clarissa, aber vor allem Mias Kontakte zu Frauenrechtlerinnen und ihr Kampf gegen die Ausbeutung und Ungleichbehandlung der Frauen blieb leider auf ein kleines Maß beschränkt; hier hätte ich so gerne noch mehr gelesen.

Die glaubwürdige Darstellung der Figuren mit ihren Stärken und Schwächen gefiel mir besonders; ebenso wie die Tatsache, dass dieser Roman niemals zu einem flachen Frauenbuch oder gar Liebesroman entglitt.

Der überaus flüssige Schreibstil, verbunden mit anschaulichen Beschreibungen und vielen detaillierten interessanten Informationen machten das Buch zu einem wahren Lesegenuss. Ich werde sicher die Augen nach weiteren Büchern von Patricia Mennen aufhalten!

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Die Zeit des Durchbruchs zur wichtigsten Kümstlerin Mexikos

Ich bin Frida
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Frida, die unter körperlichen und seelischen Einschränkungen leidet, ist nicht glücklich in ihrer Ehe mit dem großen Maler Diego Rivera, der sie ständig betrügt und sie eher als Hausfrau denn als Künstlerin ...

Frida, die unter körperlichen und seelischen Einschränkungen leidet, ist nicht glücklich in ihrer Ehe mit dem großen Maler Diego Rivera, der sie ständig betrügt und sie eher als Hausfrau denn als Künstlerin sieht. Dennoch liebt sie ihn, doch genauso den Fotografen Nickolas Muray. Eigenständig tritt sie aus dem Schatten ihres Mannes und feiert in New York mit ihrer ersten Einzelaustellung große Erfolge. Auf Einladung des Surrealismus-Theoretiker Andre Breton reist sie alleine weiter nach Paris .... und erkennt, dass sie für ihre kümstlerische Arbeit keine Männer braucht, denn "Ich bin meine eigene Muse!".

Die Literaturwissenschaftlerin und freie Autorin Tanja Schlie liebt es, unter ihrem Pseudonym CAroline Bernard Geschichten über starke Frauen zu erzählen. Im 23. Band der Reihe über "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" des atb-Verlages widmet sie sich der mexikanischen Ikone Frida Kahlo. Bernard konzentriert sich in dieser Romanbiografie auf die Jahre 1938 und 1939, in denen Kahlo ihren künstlerischen Durchbruch erlebte und sich sehr weiterentwickelte. Zur Sprache kommen dabei auch die KInderlähmung in ihrer Adolenszens und ein schlimmer Verkehrsunfall, an deren Folgen sie noch immer sehr leidet und die sie in ihrem Schaffen einschränken bzw. zu ständig weiteren Krankenhausaufenthalten führen. Ein Nachwort komplettiert ihren Lebenslauf.

Caroline Bernard schreibt mit großer Leidenschaft und Einfühlungsvermögen, sowie sehr bildhaft über die Ikone, der bewusst war, dass sie nicht allzu viel Zeit haben würde zum Malen und die ihr Leben darum prall ausfüllte und nach eigenen Worten eben schneller leben musste als andere, Und genauso las ich Seite um Seite und war enttäuscht, als der Roman auf Seite 359 schon endete mit den Worten "Ich bin Frida kahlo, Ich bin meine eigene Muse. Ich bin Frida.

Dass Frida eine mehrdeutige Frau war, krank und gesund, Malerin und Geliebte, moderne Frau und ihren indigenen Wurzeln verbunden, mutig und selbstsicher sowie zweifelnd und unsicher, vor allem aber eine starke Frau und großartige Künstlerin, beschreibt die Autorin auf eindrückliche Art. Genau wie ihr auffälliges Erscheinungsbild und ihre Selbstinszenierung, machten Ihre tiefe Freundschaft zu anderen Frauen, die gegenseitige Unterstützung und ihre politischen Überzeugungen sie aus. Ich habe viel erfahren über Frida und kann sie und ihre Kunst nun viel besser verstehen. Und überdies habe ich mich auch wunderbar unterhalten gefühlt.

Wenngleich ich mich auch nicht für das Genre der LIebesgeschichten begeistern kann, gehört zu Fridas Verständnis ihre LIebe zu Diego UND NIck dazu, ihre Verführungskünste und Selbstdarstellung. Das muss ich nicht alles gutheißen, dennoch gehört LIebe und Leidenschaft genauso zu ihrem Leben wie ihr künstlerisches Schaffen und fließt darin ein.

Ein Nachwort der Autorin , eine Liste der wichtigsten Bilder, die im Buch vorgestellt werden sowie ein Quellenverzeichnis runden das Buch ab. Ergänzend dazu habe ich die Bilder auch immer im Internet gesucht und lange betrachtet, über deren Entstehung und Fridas Gedanken dazu ich in dieser Romanbiografie lesen durfte.


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