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Veröffentlicht am 10.04.2023

Mit Spaß die Englischkenntnisse verbessern/auffrischen

Pride and Prejudice / Stolz und Vorurteil - 6 Teile Softcover - (Buch + Audio-Online) - Lesemethode von Ilya Frank - Zweisprachige Ausgabe Englisch-Deutsch
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Der 1813 entstandene Roman "Stolz und Vorurteil" ist das bekannteste Werk der britischen Schriftstellerin Jane Austen, zugleich Liebesroman und auch eine zeitgenössische Studie der englischen Gesellschaft ...

Der 1813 entstandene Roman "Stolz und Vorurteil" ist das bekannteste Werk der britischen Schriftstellerin Jane Austen, zugleich Liebesroman und auch eine zeitgenössische Studie der englischen Gesellschaft am Beginn des 19. Jahrhunderts. Auch heute noch erhält dieser Roman große Aufmerksamkeit infolge unzähliger Auflagen, mehrerer Verfilmungen und sogar einer Umsetzung als Broadway-Musical.
Insofern möchte ich auf den Inhalt hier nicht näher eingehen, sondern diesen als bekannt voraussetzen.

Als ich nun von dieser zweisprachigen Ausgabe nach der Lesemethode von Ilya Frank las, wollte ich gerne die Gelegenheit nutzen, dieses (auch mir wohlbekannte) Werk in der Originalsprache zu lesen, da gerade der Wortwitz und die sprachliche Umsetzung das Besondere an Jane Austens Werken sind. Darüberhinaus erschien mir die neuartige Lesemethode von Ilya Frank geeignet, meine seit der Schulzeit vor über 40 Jahren verstaubten Englischkenntnisse wieder aufzufrischen.

Bei dieser Lesemethode wird zunächst der englische Original-Satz in fett gedruckt und in einzelne Abschnitte unterteilt, worauf eine grün gedruckte wörtliche Übersetzung folgt. Neue, schwierige Wörter werden zudem in Lautschrift angezeigt. Nach einem Absatz in dieser Weise folgt noch einmal der zusammenhängende englische Text.
Je nachdem, wie fit sich der Leser nun auf Englisch fühlt, kann man abschnittsweise mit Übersetzung lesen oder direkt den englischen Text und dann einzelne Wörter problemlos nachschauen.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich an einzelnen Stellen auch mit der deutschen Übersetzung nicht wirklich schlauer war als zuvor. ("Sie fanden Mary wie üblich vertieft in das Studium von Generalbass und menschlicher Natur, und hatte einige Exzerpte zu bewundern.") Insgesamt merkte ich jedoch, wie ich immer schneller und flüssiger mit dem englischen Text zurechtkam und mich verbesserte.

Sehr gut gefiel mir auch der Link zum integrierten Hörbuch, um das zunächst Gelesene und so Verstandene auch noch einmal zu hören und so ein noch besseres Sprachgefühl zu erhalten; allerdings war die Sprachgeschwindigkeit schon recht anspruchsvoll.

Insgesamt hat mir die Lektüre viel Spaß bereitet und ich kann sie definitv zur Verbesserung der eigenen Englisch-Kenntnisse empfehlen; allerdings halte ich gewisse erweiterte Grundkenntnisse für notwendig. Die MEthode nach Ilya Frank werde ich mir definitv merken!

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Ein modernes Märchen aus der Modewelt der 90er

Der Traum vom Leben
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Die 17jährige Luise ist auf einem armen Bauernhof in Ostfriesland aufgewachsen, wo harte Arbeit und Verzicht selbstverständlich sind. Eher zufällig lernt sie den Beruf einer Friseurin, wo sie einfühlsam ...

Die 17jährige Luise ist auf einem armen Bauernhof in Ostfriesland aufgewachsen, wo harte Arbeit und Verzicht selbstverständlich sind. Eher zufällig lernt sie den Beruf einer Friseurin, wo sie einfühlsam auf ihre Kundinnen eingeht und sehr beliebt ist. Als sie einen regionalen Frisurenwettbewerb gewinnt, wird der alternde Starfriseur Hammer auf sie aufmerksam; und wegen einer unglücklichen LIebe folgt sie ihm auf die große Herbstmodenschau nach Paris. Durch Zufall springt sie für ein ausgefallenes Model ein - und wird bald selbst zum aufsteigenden Star in der Welt der Supermodels .....

Katharina Fuchs schreibt in ihren Romanen (Unser kostbares Leben, Lebens Sekunden, Neuleben, Zwei Handvoll Leben)

von starken Frauen, die ihren eigenen Weg gehen und beschreibt dabei auch detailliert die jüngere Vergangenheit.

In ihrem Roman "Der Traum vom Leben" nimmt sich die Autorin die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vor und führt ihre Leser*Innen in die Welt der Supermodels, der großen Modenschauen und in ein schillerndes Paris. Dabei werden viele Details genau geschildert ud zahlreiche Erinnerungen geweckt.

Ein großes Augenmerk setzt Katharina Fuchs darauf, die diametralen Unterschiede zwischen dem arbeits- und entbehrenungsreichen Leben inauf einem kleinen ostfriesischen Hof und dem schillernden Schein der Pariser Modewelt aufzuzeigen. Beide Teile haben mir gleichermaßen gut gefallen.

Insbesondere Luise macht eine wahre Heldenreise durch. Als naives Mädchen vom Lande kann sie sich, trotz ihres jungen Alters, alleine in der Fremde immer besser zurechtfinden und ihren eigenen Weg finden und gehen. Aber auch die weiteren Figuren sind bildhaft und genau gezeichnet, so dass ich schnell meinte, alle selbst zu kennen und Sympathien und Antipathien geweckt wurden. Besonders ans Herz gewachsen ist mir dabei der nordafrikanische Koch Aydin, der in Paris kein einfaches Leben hat und Luise treu zur Seite steht.

Fast nebenbei ist zu lesen von den großen Mode-Labels, den hippen Designern und großen Stars wie Naomi, Claudia, Linda usw., bei dem beim Lesen sofort Bilder vor dem geistigen Auge erscheinen.

Natürlich spielt auch das Thema "LIebe" eine Rolle; allerdings nimmt sie keinen allzu großen Raum ein.

Auch, wenn im Klappentext vermerkt ist, dass diese Geschichte auf dem Leben echter Personen basiert, darf man nicht vergessen, dass es eine fiktive Geschichte ist und manchmal wie ein modernes Märchen anmutet. Trotz mancher Rückschläge gelingt es der unerfahrenen "Landpomeranze" Luise, Fuß zu fassen in dieser Scheinwelt der Mode und trotz aller Widrigkeiten - wie nicht zuletzt ihrer großen Narbe, die ihr eine Kuh mit ihrem Horn zugefügt hat - zu einem umjubelten Star zu werden. Eher nebenbei verbalisiert Katharina Fuchs die Schnelllebigkeit des Business, den Konkurrenzkampf, Lügen und Intrigen, Hunger, Bulimie, Magersucht, Knebelvertäge, Alkohol und Drogen sowie Verschuldung und Elend.

Die flüssige Schreibweise und vielen Bilder, die die Autorin zeichnet, machen das Buch zu einem Lesegenuss und echten Pageturner, den ich mit Vergnügen gelesen habe. Ich freue mich schon auf das nächste Buch dieser Autorin über starke Frauen ihrer Zeit,


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Veröffentlicht am 05.03.2023

Historie, Abenteuer, Liebe, Thrill

GENESIS
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Als im Mai 1291 die Hafenstadt Akkon, letzte Bastion der Kreuzfahrer im Nahen Osten, nach sechswöchiger Belagerung und erbitterten Kämpfen von dem ägyptische Mamluken-Sultan al-Aschraf Chalil eingenommen ...

Als im Mai 1291 die Hafenstadt Akkon, letzte Bastion der Kreuzfahrer im Nahen Osten, nach sechswöchiger Belagerung und erbitterten Kämpfen von dem ägyptische Mamluken-Sultan al-Aschraf Chalil eingenommen wird und ein entsetzliches Gemetzel alle verbleibenden christlichen Einwohner tötet, kann sich der Ritten des Deutschen Ordens, Wilhelm von Bolanden, auf die letze Galeere flüchten. Seine Mission: geheime, als häretisch eingestufte Papyrusrollen nach Konstanz dem Abt Manfred von Gerbrand zu bringen und einen geheimen Bund wieder auferstehen zu lassen. Verfolgt wird er dabei nicht nur von einem muslimischen Meuchelmörder, der seinem Sultan die geheimen Schriften bringen soll, sondern auch von Kadinal de Lucca, der durch die Offenlegung der Schriften das Christentum bedroht sieht. In Venedig nimmt der fanatische Inquisitor de Lucca von Bolanden gefangen und bringt ihn nach Rom, wo ihm der Tod droht, doch der Benediktiner Ordensschwester Ariana gelingt es, ihn aus dem Kerker zu befreien, und gemeinsam bestehen sie viele Abenteuer auf ihrer wilden Flucht durch Italien, über die Alpen nach Basel und weiter nach Koblenz zur Erfüllung der Mission.

"Genesis" ist der Auftakt der historischen Confluentes-Trilogie des niederländischen Autors Frank Eldering, der ausgezeichnet und umfassend recherchiert hat und die bekannten historischen Fakten in eine mitreißende Abenteuer-Geschichte einbindet, in der schließlich auch LIebe entsteht. Die historischen Personen und wichtige dokumentierte Details werden vom Autor im Anhang erklärt und runden die erdachte Geschichte ab.

Der flüssige Schreibstil und die hochspannende Verfolgungsjagd sowie das Rätsel um die geheimen Papiere machen das Buch zu einem wahren Page-Turner, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte. Der Spannungsbogen zieht sich auf hohem Niveau durch das komplette Buch bis zu einem befriedigendem Ende. Ein besonderes I-Tüpfelchen war dabei die dem Roman zugrunde liegende theologische Idee, die erst im Laufe der Geschichte immer deutlicher wird, den Streit der monotheistischen Religionen beizulegen: Das "Confluentes" im Namen der Trilogie bezieht sich nämlich nicht nur auf den historischen Namen der Stadt Koblenz ("Castellum apud Confluentes" oder deutsch „Kastell bei den Zusammenfließenden“ Flüssen Rhein und Mosel), sondern auch auf ein Zusammenfließen von Christentum, Judentum und Islam, das sicherlich kaum im Sinne der katholischen Kirche sein kann.

Treue und Pflichtbewusstsein, auch unter Lebensgefahr, Liebe und Hass, Fanatismus und religiöser Übereifer finden sich in den Figuren wieder.
Diese sind bildhaft und mehrdimensional gezeichnet und Wilhelm von Bolanden und Ariana von Hane wuchsen mir schnell ans Herz, während der fanatische und schlaue Inquisitor schlichtweg die Kritik an der Kirche verkörpert. Spannend ist auch der Assassine Raschid, der interessanterweise zwischen seinem Auftrag und seinem Herz agiert und nicht ausschließlich der eiskalte Meuchelmörder ist. Die aufkommende LIebe zwischen den Flüchtenden Arina und Wilhelm habe ich auch als keineswegs störend in dieser abenteuerlichen Geschichte empfunden, sondern passte harmonisch in den Kontext.
Ergänzt werden könnte durchaus ein Personenverzeichnis mit einer Kennzeichnung der fiktiven und der historischen Personen, um leichter den Überblick zu erhalten.

"Genesis" ist eine gelungene Kombination aus historischem Roman, Abenteuerroman und Thriller (und ein wenig Liebensgeschichte) und hat mir großes Lesevergnügen bereitet. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung in dem zweiten Teil "Vermächtnis" der Confluentes-Trilogie.


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Veröffentlicht am 05.03.2023

Komplexe Themenvielfald

Der Kelch der Wiederkehr
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Als ein vermeintlich Selbstmord begangen habende Rettungssanitäter in seinem Malteser-RTW aufgefunden wird, deutet doch bald alles auf Mord mit einem Drogen-Hintergrund hin. Der Privatermittler Jupp Koslowski ...

Als ein vermeintlich Selbstmord begangen habende Rettungssanitäter in seinem Malteser-RTW aufgefunden wird, deutet doch bald alles auf Mord mit einem Drogen-Hintergrund hin. Der Privatermittler Jupp Koslowski beginnt aus Neugier nachzufragen, doch je mehr HInweise er findet, desto unerklärlicher wird alles. Libanesische Clanangehörige verfolgen Jupp, der russische Geheimdienst ist involviert, neben der örtlichen Polizei schaltet sich das LKA ein, im 'Vereins zur Erforschung des Erbes der Katharer' finden sich militantte Nazis, ein Professor für Humangenetik will Jupp kalt stellen und ein Student verschweigt Forschungsergebnisse über die Templer. Und ein historisches Trinkgefäss spielt eine geheimnisvolle Rolle.....

Mit "Der Kelch der Wiederkehr" legt der Autor Matthias Bieling seinen ersten Krimi um den Dortmunder Privatdetektiv Josef „Jupp“ Koslowski vor. Und während der Krimi ausnahmslos aus der Ich-Perspektive des Ermittlers geschrieben ist und der Leser teilhat an den Überlegungen und Gedankenspielen von Kosloswki, ist nur kaum etwas über die Figur selbst, ihre Vergangenheit, auf die des öfteren anspielt wird und ihr Umfeld zu erfahren. So hatte ich teilweise das Gefühl, mitten in eine Serie eingestiegen zu sein, deren Vorgänger-Bände ich nicht kenne. Vielleicht wächst mir Jupp im weiteren Verlauf noch mehr ans Herz; der zweite Krimi mit Jupp Koslowski „Das Kapital der Gesellschaft“ erscheint ja bereits im Frühjahr 2023.

Als Setting hat der Autor den Ruhrpott gewählt; und wenn auch immer einmal wieder Regionales zu erkennen ist, lässt sich die Koslowski-Reihe sicher nicht in das Genre der "Regionalkrimis" einreihen; dazu ist der Fall viel zu komplex und anspruchsvoll. Allerdings ist der Schreibstil locker-leicht und über die lakonischen Bemerkungen Koslowskis und einige beschriebene Details - wie eine allenlange Visitenkarte, Besucherstühle, die an Folterinstrumente erinnern usw - musste ich herzhaft lachen.

Eine Vielzahl an (teilweise ähnlichen) Namen und Organisationen mit den unterschiedlichsten Themen, mannigfaltigen Interessen und Zielen und eine - lange Zeit scheinbar willkürliche - Aneinanderreihung von Sujets erfordern die höchste Aufmerksamkeit des Lesers. Jede einzelne Information, die der Autor gibt, so zusammenhanglos sie anfangs auch erscheint, ist ein Hinweis zur Lösung des Falles, bei dem das Miträtseln Spaß macht und schließlich zu einer einigermaßen überraschenden, schlüssigen Aufklärung führt.

Während Matthias Bieling seinen Protagonisten durch die Geschichte treiben lässt, der eher zufällig auf die Hinweise trifft und diese in seinen Überlegungen bewertet, darf man sich beim Lesen nicht davon einlullen lassen und muss hochkonzentriert am Ball bleiben. Das Buch ist sicher nichts für eine "Nebenbei-Lektüre". Dafür wird der Leser belohnt mit gut recherchierten Informationen aus verschiedenen Wissensgebieten, die anregen, hier weiter nachzuforschen; wie beispielsweise dem Malteserorden, der Genforschung, der Templer, dem sagenumwobenen heiligen Gral und weiteren.

Empfehlen kann ich das Buch allen Lesern, die Spaß an einer komplexen Geschichte haben und sich konzentriert auf Spurensuche begeben möchten und vergebe vier Sterne. Wer sich einfach nur berieseln lassen möchte, ist allerdings nicht gut mit einem Kauf beraten.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Eindringlicher Geschichtsunterricht auf unterhaltsame Weise

Die Dorflehrerin
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1918. Antonie Weber ist seit sieben Jahren die Lehrerin im kleinen Bergdorf Tannau. Bei allen Kindern und Bewohnern des Ortes hochgeschätzt wegen ihrer liebevollen und anpackenden Art, gibt es doch immer ...

1918. Antonie Weber ist seit sieben Jahren die Lehrerin im kleinen Bergdorf Tannau. Bei allen Kindern und Bewohnern des Ortes hochgeschätzt wegen ihrer liebevollen und anpackenden Art, gibt es doch immer wieder Differenzen mit dem neuen Pfarrer Porz, denen eine weibliche Lehrkraft ein Dorn im Auge ist, der aber leider auch die Schulaufsicht innehat. Auch am eigenen Leib, aber vor allem wegen des Schicksals der befreundeten Männer, die zum Kriegsdienst eigenzogen sind, erlebt sie die Auswirkungen und den Schrecken des Ersten Weltkrieges Als sie vorübergehend bei ihrer alten Freundin Elvira in München unterschlüpft, bricht die Novemberrevolution aus. Antonie wird gezwungen, ihren Lebensentwurf noch einmal in Frage zu stellen und muss sich zwischen LIebe und Passion entscheiden .....

Mit "Die Dorflehrerin - zwischen Stille und Sturm" ist nun der zweite Band um die passionierte Lehrerin Antonie Weber erschienen, der sich allerdings problemlos ohne Kenntnis des ersten lesen lässt.

Die Autorin Bettina Seidl beschreibt auf angenehmste Art flüssig und dennoch eindringlich die Erlebnisse und Gedanken der jungen Lehrerin, die nichts anderes will, als ihre Schüler zu fordern und zu fördern, was sie auf vorbildliche Weise tut. Allerdings ist das Lehrerinnen-Zölibat, das Lehrerinnen eine Heirat verbot und erst in den 50er Jahren aufgehoben wurde, ein Thema; im Gegensatz zu Antonie - die "ihren" Sebastian Berger zwar immer noch liebt, sich aber zugunsten ihres Berufes gegen ihn entschieden hatte - hat ihre Freundin Elvira sich für die Liebe und eine Heirat mit Thomas Hafner in München entschieden. Sie ist trotz der engen Freundschaft zu Antonie auch ihr gegensätzlicher Pol. Und auch das Problem, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer noch die Kirche die Aufsicht über das Schulwesen hat, kommt mit den vorsintflutlich scheinenden Ansichten des Pastors Porz immer wieder zum Ausdruck.

Gerade durch die sehr ruhige und unaufgeregte Erzählweise kommen die Schrecken der Zeit besonders deutlich zum Ausdruck. Wenn Bettina Seidl von den winzigen, wenig abwechslungsreichen Portionen, dem Hunger, aber auch den verheerenden Verletzungen der Soldaten und ihre psychischen Probleme schreibt, geht das schnell unter die Haut - ebenso wie die geschilderte medizinische Behandlung eines Kindes, die mich sehr berührt hat.

Bemerkenswert and ich darüber hinaus die Handlung im letzten Teil des Buches, in der Elvira und Antonie mitten in das aufgebrachte Volk und die Novemberrevolution hineingeraten. Meiner Meinung nach viel besser als der nüchterne Geschichtsunterricht!

Die Figuren sind sehr einfühlsam und mit Herz geschildert und ich habe Antonie, Elvira und Monika schnell ins Herz geschlossen. Die männlichen Figuren kommen gerade mit Pastor Porz und dem wenig durchsetzungsstarken Bürgermeister weniger gut davon, doch kennen wir ja leider auch genug solche Personen im wahren Leben.

Auch dieser Band ist wieder in sich abgeschlossen; dennoch freue ich mich auf einen weiteren Teil der Dorflehrerin-Reihe!

Für mich ist "Zwischen Stille und Sturm" gelebter Geschichtsunterricht, anschauliche Wissensvermittlung und dabei trotzdem leichte Unterhaltung; Bettina Seidl ist dieser Spagat perfekt gelungen!

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