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Veröffentlicht am 02.03.2018

Was passiert in einer Welt ohne Bienen?

Die Geschichte der Bienen
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Das Buch der norwegischen Autorin Maja Lunde erzählt sie Geschichte der Bienen in drei Handlungssträngen in drei Zeiten: der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.


1. 2098: Die junge chinesische ...

Das Buch der norwegischen Autorin Maja Lunde erzählt sie Geschichte der Bienen in drei Handlungssträngen in drei Zeiten: der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.


1. 2098: Die junge chinesische Arbeiterin Tao muss gemeinsam mit vielen tausenden Arbeiterinnen und Arbeitern die Bäume von Hand bestäuben, denn Bienen gibt es nicht mehr. Die Welt versinkt in Armut und Nahrungsmittelknappheit. Eines Tages verünglückt ihr kleiner Sohn bei einem Ausflug und plötzlich ist nichts mehr, wie es einmal war.

2. 2007: Der amerikanische Imker George wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sein Sohn Tom eines Tages seinen Hof übernimmt. Doch der will lieber Journalist sein. Ängstlich beobachtet er die Meldungen über das Bienensterben, fühlt sich aber noch nicht bedroht. Bis eines Tages auch seine Bienen nicht mehr zurückkehren.

3. 1852: Der englische Naturwissenschaftler William hat seinen Forschungsdrang für seine Familie geopfert und ist darüber in eine schwere Depression verfallen. Bis ihm eines Tages die Idee kommt, einen einzigartigen, neuen Bienenstock zu bauen, der es möglich machen soll, die Bienen zu zähmen und als Nutztiere zu halten.


Ich bin ein Fan von Büchern, die die Perspektiven wechseln. In diesem Buch begleitet man die drei Protagonisten abwechselnd und lernt dabei einiges über die Anfänge der Bienenzucht, deren Ausbeutung in der Gegenwart und der erschreckenden möglichen Zukunft, wenn die Bienen durch Landwirtschaft und Pestizide ausgestorben sind. Anfangs fand ich die Zukunft am spannendsten, doch im Verlauf der Geschichte wurden auch die beiden anderen Handlungsstränge sehr interessant. Denn es hängt alles zusammen. Das Ende des Buches fand ich sehr gelungen, denn hier erfährt der Leser, wie die Geschichten der drei Portagonisten zusammenhängen.


Die Message der Autorin ist eindeutig, denn das Bienensterben ist keine Fiktion, sondern eine Tatsache. Umso erschreckender ist die Zukunftsvision, die uns die Autorin zeigt. Ein Buch, das nachdenklich macht, und auch ein wenig Angst.


Ich freue mich schon auf das nächste Buch des „Klimaquartetts“, das die Autorin plant. „Die Geschichte des Wassers“ erscheint Ende März und auch bei diesem Buch bin ich sicher, es wird wieder fesseln. Und erschrecken.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Eine herzerwärmdende Geschichte für die Winterzeit

Sechs Freunde für ein Halleluja
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New York in den 1920er Jahren. Im "Heim für verlorene Seelen" geht es auch jetzt kurz vor Weihnachten friedlich und herzlich zu. Trotzdem ist eines Morgens der 8jährige Tommy verschwunden. Die Polizei ...

New York in den 1920er Jahren. Im "Heim für verlorene Seelen" geht es auch jetzt kurz vor Weihnachten friedlich und herzlich zu. Trotzdem ist eines Morgens der 8jährige Tommy verschwunden. Die Polizei ist wenig hilfreich und bringt einen Jungen zurück, der Tommy zwar ähnlich sieht, aber eben nicht der gesuchte ist. Also machen sich die Waisenjungs selbst auf die Suche nach Tommy treten damit eine Reihe von Abenteuern los, bei denen sie am Ende dem diebischen Verwalter des Heimes das Handwerk legen müssen.

"Sechs Freunde für ein Hallelujah" ist ein schöner Roman für gemütliche Lesestunden in der Vorweihnachtszeit. Der Leser trift sehr viele verschiedene Charaktere und erlebt mit den Jungs aus dem Waisenhaus einige abenteuerliche Geschichten, die sich am Ende zu einem Ganzen zusammenfügen. Die Charaktere sind schön gezeichnet, jeder hat so seine Eigenheiten, die gut beschrieben sind. Manchmal können aber eben diese vielen verschiedenen Namen ein wenig verwirren, man findet aber immer wieder in die Geschichte zurück.

Anders als in vielen anderen Geschichten, die in Waisenhäusern spielen, ist die Atmosphäre hier sehr herzlich, die Jungs sind zufrieden und miteinander befreundet. Das fand ich sehr schön, denn von herzlosen Direktoren hat man schon genug gelesen.

Die Geschichte spielt in der Vorweihnachtszeit, die aber leider ein wenig zu kurz kommt, denn es dreht sich viel um die Abenteuer, die alle beteilgten erleben. Trotzdem kann der Kreis zu Weihnachten immer wieder geschlossen werden.

"Sechs Freunde für ein Hallelujah" ist eine schöne, vorweihnachtliche Geschichte, die einem so manche gemütliche Lesestune beschert.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Alptraum in den Highlands

Cyberworld 2.0: House of Nightmares
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Im zweiten Teil der Cyberworld-Reihe reisen die fünf Freunde Jemma, Jamie, Zack, Will und Ned nach Schottland in das alte Herrenhaus der McLeans. Hier lebt Edward Dunnigtons Geschäftspartner Angus McLean, ...

Im zweiten Teil der Cyberworld-Reihe reisen die fünf Freunde Jemma, Jamie, Zack, Will und Ned nach Schottland in das alte Herrenhaus der McLeans. Hier lebt Edward Dunnigtons Geschäftspartner Angus McLean, der nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt. Da Ned sich langsam an seinen neuen Biokörper gewöhnt hat, möchte sein Vater nun gemeinsam mit McLean die bahnbrechende Erfindung veröffentlichen. Bevor McLean in seinen neuen Körper wechselt, möchte er von Ned mehr darüber erfahren. Seine Freunde begleiten ihn auf die Reise nach Schottland, obwohl sie hiermit schmerzliche Erinnerungen verbinden. Doch kurz nach ihrer Ankunft wacht der alte McLean nicht mehr auf. Ist sein Bewusstsein etwa in der Cyberworld gefangen? Dunnigton und die fünf Freunde machen sich auf die gefährliche Suche im House of Nightmares, wo sie so manchem Grauen begegnen...


Nachdem mir der erste Cyberworld Teil bereits so gut gefallen hat, habe ich mich sehr gefreut, auch im zweiten Teil an einer Leserunde teilnehmen zu dürfen. Und ich wurde nichtt enttäuscht. Der zweite Teil schließt sich recht nahtlos an den ersten Teil an, nur ein paar Monate sind vergangen. Wie im ersten Teil ist der Schreibstil flüssig und gut zu lesen. Die fünf Freunde halten zusammen, egal was kommt, sowohl im echten Leben als auch in der Cyberworld. Dabei lernt man die Charaktere besser kennen. Jamies Angst, seinen Freunden zur Last zu fallen, Jemmas Umgang mit ihrer Trauer um ihre Mum, Ned Leben im neune Biokörper, das sind nur ein paar Themen, die behandelt werden. Auch das Cybergame ist wieder grandions, wenn auch um einiges gruseliger als das Game in Teil eins. Die Autorin schafft es, das Spiel so real zu beschreiben, dass man fast vergisst, dass es die Technik heute noch gar nicht gibt. Cyberworld und Realworld wechseln sich dabei ab, sodass man gar nicht aufhören kann, zu lesen, weil man wissen will, wie es in beiden Welten weitergeht.


Auch für diesen Teil eine klare Leseempfehlung von mir. Ich kann es gar nicht erwarten, Teil 3 zu lesen.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Was, wenn wir unsterblich wären?

Scythe – Die Hüter des Todes
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Über „Scythe“ von Neal Shusterman hatte ich schon einiges gehört, was mich sehr neugierig gemacht hat. Es war mein erstes Buch von dem Autor, den ich ehrlicherweise vorher noch nicht kannte, und ich kann ...

Über „Scythe“ von Neal Shusterman hatte ich schon einiges gehört, was mich sehr neugierig gemacht hat. Es war mein erstes Buch von dem Autor, den ich ehrlicherweise vorher noch nicht kannte, und ich kann jetzt schon verraten, ich wurde nicht enttäuscht.


Rowan und Citra leben in einer perfekten Welt ohne Krankheiten, Verbrechen, soziale Ungerechtigkeit und sogar ohne den Tod. Also fast. Denn die Menschen in dieser Welt sind zwar unsterblich, ganz ohne Tod funktioniert das Leben trotzdem nicht. Um eine Überbevölkerung zu verhindern, gibt es die Scythe, die Hüter des Todes. Sie entscheiden, wer dennoch sterben muss. Jeder Scythe hat seine eigene Methode zur Auswahl der Menschen, die er „nachliest“, sowie über die Art und Weise, wie diese Menschen dann sterben müssen.


Citra und Rowan werden beide für sie vollkommen unerwartet und gegen ihren Willen von Scythe Faraday ausgewählt, die Ausbildung zum Scythe zu erhalten. Sie fügen sich in ihr Schicksal und lernen viel über die Welt der Scythe, des Tötens und der Barmherzigkeit. Allerdings gefällt nicht allen Scythe, dass Faraday gleich zwei Lehrlinge hat, und es wird beschlossen: Es kann nur einer zum Scythe ernannt werden. Und dessen erste Aufgabe wird es sein, den anderen nachzulesen…


Die Welt, die Neal Shusterman erschaffen hat, ist faszinierend und erschreckend zugleich. Wenn das Leben nicht endet, wofür lebt man dann? Was motiviert einen, jeden Tag aufzustehen? Was macht man mit seiner Zeit, die nie endet? Denn auch wenn ein Scythe jederzeit auswählen und nachlesen kann, so trifft es nur einen sehr geringen Teil der Menschen. Die anderen leben ewig. Schnell merkt man: So toll und unbeschwert, wie eine Welt ohne natürlichen Tod klingt, ist sie gar nicht. Und auch nicht alle Scythe handeln selbstlos und menschlich.


Ein gelungener Auftakt einer Trilogie und ein vielversprechendes Ende, das neugierig macht auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 29.11.2017

Intensive Schilderung des Nahost-Konfliktes aus palästinensischer Sicht

Der Junge, der vom Frieden träumte
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Ahmed wächst mit seiner Familie als Palästinenser in Israel auf. Schon früh muss er lernen, mit harten Schicksalsschlägen umzugehen. Seine kleine Schwester kommt auf einem Minenfeld ums Leben, und nicht ...

Ahmed wächst mit seiner Familie als Palästinenser in Israel auf. Schon früh muss er lernen, mit harten Schicksalsschlägen umzugehen. Seine kleine Schwester kommt auf einem Minenfeld ums Leben, und nicht viel später werden sie aus ihrem Haus und ihrem Orangenhain vertrieben, der bis dahin der Lebensunterhalt der Familie war. Als auch noch sein Vater als mutmaßlicher Terrorist verhaftet wird, muss Ahmed sich um seine Familie kümmern. Er muss die Schule abbrechen und arbeiten gehen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch Ahmed ist ein Mathegenie. Mit Hilfe seines Lehrers bekommt er ein Stipendium an der Universität in Tel Aviv und kann seinen großen Traum verwirklichen. Doch auch hier ist der Palästinenser ein Außenseiter und spürt den Hass der Juden an jeder Ecke. Unterstützt von seinem weisen Vater schafft er es, den Hass zu überwinden.

Schon die ersten Seiten des Buches sind harte Kost und man fragt sich, wie ein zwölfjähriger Junge mit all dem Leid, das ihm widerfahren ist, umgehen kann. Dabei kommt es später noch schlimmer. Die Geschichte hat mich mitten ins Herz getroffen, an einigen Stellen fassungslos zurück gelassen.

Die Autorin Michelle Cohen Corasanti ist amerikanische Jüdin und wurde als junge Frau von ihren Eltern nach Israel geschickt, um Hebräisch zu lernen. In dieser Zeit hat sie den Nahost-Konflikt hautnah miterlebt und schildert ihn nun aus Perspektive der Palästinenser. Ein interessanter Fakt, wie ich finde. Die israelischen Juden kommen in der Geschichte nicht gut weg, ihre Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten der Israelis sind ausführlich dargestellt. Offenbar haben ihre Erfahrungen die Autorin stark beeindruckt. Die Schilderung aus Sicht der Palästinenser war mir teilweise etwas zu einseitig, denn es ist schwer, den ganzen Konflikt zu verstehen, wenn man nur eine Seite kennt. Und oft war ich, wie Ahmed, hin und hergerissen zwischen Objektivität und Rassenhass.

Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Nahost-Konflikt nicht gut auskenne, und musste daher zwischendurch das eine oder andere googlen. Denn die geschichtlichen Ereignisse sind geschickt in die Handlung eingeflochten, an vielen Stellen aber nicht ausführlich erklärt. Was wiederum dazu geführt hat, dass ich durch die zusätzliche Recherche nun viel besser im Bilde bin. Einfach dahin lesen fiel mir aber in diesem Zusammenhang schwer. Wer Interesse am Nahost-Konflikt hat, vielleicht auch etwas dazulernen möchte, ist hier richtig aufgehoben.

Mein Lichtblick inmitten des Konfliktes, das auch in Ahmeds Familie tobt, war sein Vater. Obwohl er von den Israelis verhaftet und jahrelang festgehalten wurde, hat er sich nie dem Hass hingegeben, sondern immer zur Menschlichkeit aufgerufen. Er ist es, der Ahmed ermutigt, seinen Weg zu gehen.

Alles in allem ein sehr emotionales, zum Teil grausames und schwer zu verdauenden Buch mit unzähligen Botschaften. Klare Leseempfehlung von mir.