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Suska

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2019

Schöner Sommerroman mit wichtigem Thema

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
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Nele musste schon viele schlechte Erfahrungen mit den Männern machen. Irgendwie lassen die sie immer sitzen. Also beschließt sie: das reicht. Ab jetzt volle Konzentration auf die Karriere. Endlich hat ...

Nele musste schon viele schlechte Erfahrungen mit den Männern machen. Irgendwie lassen die sie immer sitzen. Also beschließt sie: das reicht. Ab jetzt volle Konzentration auf die Karriere. Endlich hat sie den langersehnten Job in einer angesehenen PR Agentur bekommen. Hier kann sie auch gleich zeigen, was sie kann. Da gibt es leider nur ein Problem: Inhaber Claas. Der löst nämlich Gefühle bei Nele aus, die sie nicht eingeplant hat. Und dann ist da noch ihr jüngerer Bruder Lenny, der das Down Syndrom hat und der ihr ein und alles ist. Der möchte auf einmal flügge werden – natürlich unterstützt Nele ihn, wo sie kann. Und vergisst sich dabei selber.

Ich mag die Bücher von Petra Hülsmann, denn sie sind schön locker geschrieben, und ab und an versteckt sich die eine oder andere kleine Weisheit. Das Leben ist keine Hüpfburg, zum Beispiel. Schön fand ich auch, dass wir die Charaktere aus „Wenn’s einfach wär, würde es jeder machen“ wiedertrifft, denn Nele ist die Mitbewohnerin von Anni, die in diesem Buch die Hauptrolle spielte. Und natürlich ist auch die gewohnte Instanz Taxifahrer Knut mit seinen Lebensweisheiten wieder am Start.

Was als Liebesroman anfängt, entpuppt sich spätestens, als Bruder Lenny beginnt um seine Freiheit zu kämpfen, als vielschichtig. Das Thema Down Syndrom ist mir in Romanen noch nicht oft unter gekommen und ich fand es schön, von Lenny zu erfahren, wie er sein Leben lebt. Welche Einschränkungen diese Menschen haben und dass sie aber dennoch ihr Leben selbst gestalten können und wollen.

Petra Hülsmann ist wieder einmal ein schöner Roman ihrer Hamburg Reihe gelungen, der zwar manchmal etwas konstruiert und kitschig, aber trotzdem schön und unterhaltend ist.

Veröffentlicht am 29.07.2019

Erfrischend und voller Nordseeluft

Die Krabbenfischerin (Ein Nordsee-Roman 6)
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Swantje Hansen ist 40, ein echtes Nordseekind und steht mit beiden Beinen im Leben. Sie hat sich ihren Traum vom eigenen Krabbenkutter erfüllt, und auch wenn sie sich als Frau in dieser Männerdomäne behaupten ...

Swantje Hansen ist 40, ein echtes Nordseekind und steht mit beiden Beinen im Leben. Sie hat sich ihren Traum vom eigenen Krabbenkutter erfüllt, und auch wenn sie sich als Frau in dieser Männerdomäne behaupten muss, hat sie alles im Griff. Bis auf das eine Mal, als ihr Kutter in Seenot gerät und die Seenotrettung ihr aus der Patsche helfen muss. Das gefällt ihr natürlich gar nicht, und auch nicht, dass der attraktive Seenotretter Jannis sich langsam in ihr Herz schleicht. Denn eigentlich hat sie den Männern abgeschworen.

Die Geschichte ist irgendwie typisch: Taffe Frau geht ihren Weg und braucht keine Männer, weil die einen eh immer enttäuschen. Und dann kommt plötzlich ein Prachtexemplar daher und das passt einen so gar nicht in die Pläne. Trotzdem ist das Buch herrlich erfrischend. Man kann die Nordseebrise förmlich riechen, die Krabben schmecken, den Sand spüren. Und auch der Rest der Familie Hansen ist beeindruckend, lauter starke Frauen, von denen man gern noch mehr lesen will. Toll für den Sommer, oder wann immer man etwas Nordseeluft braucht.

Veröffentlicht am 29.07.2019

Erschreckend realistisch

Dry
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Ein großer Albtraum der Menschheit wird wahr: im heißen Sommer in Kalifornien kommt von einem Tag auf den anderen kein Wasser mehr aus dem Hahn. Dauerhaft. Obwohl schön länger Dürre herrscht und die Menschen ...

Ein großer Albtraum der Menschheit wird wahr: im heißen Sommer in Kalifornien kommt von einem Tag auf den anderen kein Wasser mehr aus dem Hahn. Dauerhaft. Obwohl schön länger Dürre herrscht und die Menschen mit Wasser sparen müssen, trifft der „Tap Out“ die meisten Bewohner unvorbereitet. Teenager Alyssa mit einbegriffen. Schnell muss sie feststellen: Der Kampf ums Überleben ist da, Menschen werden zu skrupellosen Wasserzombis, jeder ist sich selbst der Nächste…gemeinsam mit ihrem Bruder und 3 weiteren Teenagern versucht sie sich, durchzuschlagen, irgendwie zu überleben.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind recht kurz und wechseln die Perspektive, sodass die Geschichte abwechselnd aus Sicht der Teenager geschildert wird. Zwischendurch gibt es kurze „Snapshots“, die Geschichten anderer Menschen während des Tap Outs erzählen. Diese Erzählweise macht die Geschichte kurzweilig, manchmal ist es aber auch etwas schwierig, zu folgen, da jeder Protagonist die Ereignisse etwas anders einschätzt.

Das von Neal Shusterman und seinem Sohn Jared beschriebene Szenario wirkt sehr echt und realistisch. Vielleicht, weil es das irgendwie auch ist, denn auch Deutschland befindet sich schon wieder in einem zu trockenem Sommer. Zu wenig Regen, zu viel Hitze. Denkt man das einmal weiter, ist man schnell im beschriebenen Szenario angekommen. Und das ist erschreckend. Bekanntermaßen kann der Mensch ohne Wasser nicht lange überleben, jeder weiß, wie fies es sich anfühlt, durstig zu sein. Und genau deswegen ging mir dieses Buch so sehr unter die Haut und macht mir auch Angst, denn ich möchte niemals erleben müssen, was die 5 Teenager durchgemacht haben.

Für mich ist dies eine der realistischsten Dystopien, die zwar auf den Ressourcen- und Umweltzug aufspringt, mich aber trotzdem nachhaltig beeindruckt hat.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Schöne heile Welt

Nebenan funkeln die Sterne
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Emma ist Deutsche, lebt in London und hat das scheinbar perfekte Leben: Tausende Follower lieben die Bilder ihres spannenden Alltags und auf ihrer tollen Dachterrasse kann sie die Seele baumeln lassen. ...

Emma ist Deutsche, lebt in London und hat das scheinbar perfekte Leben: Tausende Follower lieben die Bilder ihres spannenden Alltags und auf ihrer tollen Dachterrasse kann sie die Seele baumeln lassen. Was die Follower da draußen aber nicht wissen: Emmas Leben ist gar nicht so, wie sie es auf Instagram darstellt. Sie verkriecht sich in ihrem Appartement und scheut den Kontakt zu anderen Menschen. Und dann zieht auch noch ein neuer Nachbar ein und erhebt Anspruch auf seinen Teil ihres Rückzugsortes, ihrer Dachterrasse. Und bringt ihre Gefühlswelt nebenbei auch noch gehörig durcheinander.

Emma verkörpert den modernen Influencer: Nach außen heile Welt, schöne Bilder, Friede, Freude und so weiter. Wie es wirklich in ihr aussieht, wer sie wirklich ist, das gibt sie nicht preis und das wollen die meisten Follower wahrscheinlich auch gar nicht wissen. Denn ein fröhliches Bild schafft viel mehr Likes und Aufmerksamkeit als ein wahres, trauriges. Emma fühlt sich wohl in ihrer Scheinwelt und lässt niemanden an sich ran. Bis ihr Nachbar auftaucht. Und sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss.

Das Buch lässt sich sehr gut und locker lesen, die Instagram Einträge werden am Anfang eines jeden Kapitels geteilt (das Bild dazu muss man sich selber ausmalen).

Mir hat vieles gefallen an dem Buch. Das ganze Thema heile Internetwelt und dass man zwar glaubt, jemanden aus dem Netz zu kennen, es aber doch nicht tut, passt sehr gut in die heutige Zeit und lässt mich etwas anders auf all die heile Welt Beiträge gucken. Emmas Entwicklung, die sie im Buch durchmacht, hat mir gut gefallen, auch wenn man zwischenzeitlich nur den Kopf über ihre Reaktionen schütteln wollte. Und auch die Nebencharaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen. Eine leichte Story für Zwischendurch mit ein paar Happen, die hängen bleiben.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Ein Buch über Liebe und Trauer in speziellem Schreibstil

Kurt
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Lena hat zwei Kurts. Einen großen und einen kleinen. Naja, es sind dann wohl eher anderthalb Kurts. Der kleine Kurt ist der Sohn vom großen Kurt, mit dem sie sich ein Häuschen in Brandenburg gekauft hat, ...

Lena hat zwei Kurts. Einen großen und einen kleinen. Naja, es sind dann wohl eher anderthalb Kurts. Der kleine Kurt ist der Sohn vom großen Kurt, mit dem sie sich ein Häuschen in Brandenburg gekauft hat, damit der kleine Kurt wochenweise bei ihnen sein kann, denn das Sorgerecht teilt sich der große Kurt mit seiner Expartnerin. Soweit, irgendwie so kompliziert. Und das muss auch Lena feststellen. Sich auf dem brandenburgischen Land einzugewöhnen, ist als Berlinerin gar nicht so leicht, das Geld ist knapp, und gehört sie eigentlich zur Familie? Mitten in diese Findungsphase fällt der kleine Kurt vom Klettergerüst und stirbt. Und plötzlich ist alles anders. Ein Kind zu verlieren, ist das schlimmste für Eltern, sagt man. Aber auch Lenas Welt bricht zusammen. Darf sie auch trauern? Was passiert jetzt mit ihrer Beziehung zum großen Kurt?

Das Buch behandelt ein sehr schwieriges Thema. Der Tod eines Kindes, Trauer, Verlust, die Welt, die sich weiterdreht, und die Auswirkungen auf die Trauernden. Das alles trifft auf Sarah Kuttners einzigartigen Schreibstil. Offen und ehrlich, authentisch, berlinerisch. Die Sprache ist sehr eigen, und man mag sie, oder man mag sie nicht. Ich mochte sie auf Anhieb und werde sicherlich weitere Bücher von Kuttner lesen. Die offene Art brachte für mich auf sehr direkte Weise die Emotionen und Gefühle der Charaktere rüber.

Das Buch kann niemanden kalt lassen. Und es wirkt nach.