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Veröffentlicht am 16.11.2020

Berührend und manchmal nur schwer auszuhalten

Nebel im August
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
gestern habe ich das Buch „Nebel im August“ von Robert Domes ausgelesen. Ein Freund hatte es mir ausgeliehen. Wie ich das Buch fand, liest man jetzt.

Worum geht es in ...

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
gestern habe ich das Buch „Nebel im August“ von Robert Domes ausgelesen. Ein Freund hatte es mir ausgeliehen. Wie ich das Buch fand, liest man jetzt.

Worum geht es in dem Buch?
Der Journalist und Autor Robert Domes (Jahrgang 1961) hat sich mit Krankenakten befasst, die ihm aus dem Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren zugänglich gemacht wurden. Er stieß dort auf unglaubliche Ereignisse, die während des Zweiten Weltkriegs in dieser Klinik passierten. Menschen wurden dort schikaniert, gequält und umgebracht.
Ein Schicksal hat es dem Autor besonders angetan – das Schicksal von Ernst Lossa. Mit vier Jahren kam Ernst in ein Heim. Er hatte seine Mutter verloren und der Vater konnte für ihn und seine zwei Schwestern nicht sorgen.
Ernst Lossa war ein aufgeweckter Junge, der von anderen Kindern und auch Lehrern oft wegen seiner Herkunft gemobbt wurde. Er stammte aus einer Familie der Jenischen – das ist ein fahrendes Volk. Viele bezeichneten ihn als „Zigeuner“, was ihn kränkte. Als er sich gegen die Schikanen, die ihm andere Kinder und Erwachsene „angedeihen“ ließen, wehrte und, wenn er Gegenstände stahl, wurde er als „unerziehbar“ eingestuft. So wurde er von einem Heim in das nächste abgeschoben, bis er schließlich in einer Anstalt in Kaufbeuren-Irsee landete, in der schwerbehinderte Menschen lebten. Er versuchte, sich dort nützlich zu machen, er freundete sich mit einigen Bediensteten an. Dabei träumte er immer wieder, dass sein Vater ihn herausholt und mit ihm eines Tages nach Amerika reisen zu können…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch hat mich gepackt und erschüttert. Robert Domes hat es nicht nur geschafft, Ernst Lossa eine Geschichte zu geben – er hat es auch geschafft, diesem Jungen eine Seele zu geben. Manche Passagen in diesem Buch waren für mich schwer zu ertragen. Oft dachte ich beim Lesen: „Schwer erziehbar war dieser Ernst doch nicht. Er war ein cleveres Bürschchen, der Dinge stahl.“ Aber er war nicht gewalttätig und er tat niemandem ein Leid an.
Die Lektüre erschüttert, sie berührt, sie macht fassungslos. Auch wenn vieles nur schwer zu ertragen ist, empfehle ich das Buch unbedingt weiter. Es ist ein wichtiges Buch. Es behandelt einen Teil dunkler, deutscher Geschichte, den man nicht vergessen sollte. Von mir gibt es fünf Sterne für „Nebel im August“.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Gutes Thema – aber das Buch konnte mich nicht durchgehend packen

Das Haus in der Claremont Street
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Worum geht es in dem Buch?
Die Handlung des Buches spielt in Toronto (Kanada). Mona wurde von ihrem Ehemann Russell erschlagen, der sich danach selbst das Leben nahm. Ihr Sohn Tom (9 Jahre alt) hat die ...

Worum geht es in dem Buch?
Die Handlung des Buches spielt in Toronto (Kanada). Mona wurde von ihrem Ehemann Russell erschlagen, der sich danach selbst das Leben nahm. Ihr Sohn Tom (9 Jahre alt) hat die beiden entdeckt und einen Notruf abgesetzt.
Sonya, seine Tante, hat das Sorgerecht für ihn bekommen, aber sie kommt nicht mit ihm klar. Tom will nicht reden – zu tief sitzt noch der Schock über den gewaltsamen Tod seiner Eltern. Schließlich kommt Tom zu Rose, der zweiten Schwester von Mona. Sie wohnt in dem Haus an der Claremont Street mit ihrem Sohn Nick. Noch immer redet Tom nicht, aber bei Tante Rose und seinem Cousin Nick fühlt er sich besser. Zumal später Onkel Will – der Bruder seiner Mutter und seiner Tanten – ebenfalls in diesem Haus wohnt und trotz Toms Schweigen einen Zugang zu ihm findet.
Tom, Sonya, Rose und Will versuchen, ihre Trauer um Mona und Russell zu verarbeiten. Sie erinnern sich zurück, sind aber auch mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Die Ehe zwischen Sonya und ihrem Mann Alex scheint am Ende – und Rose und Sonya kommen nicht miteinander klar. Darüber hinaus sucht Will einen Job, der ihn erfüllt. Und alle wollen, dass Tom wieder spricht.

Meine Meinung:
Der Roman ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit geschrieben. Oft ist die Handlung aus der Sicht von Tom geschildert. Tom ist sympathisch, sein Onkel Will ebenfalls. Mit Sonya und Rose musste ich mich beim Lesen immer wieder anfreunden. Sie mochten sich nicht und hatten immer wieder Streit.
Ich habe das Buch gelesen, weil ich wissen wollte, wie es mit Tom weitergeht. Besonders nach diesem dramatischen, erschütternden Beginn des Romans. Ich wollte wissen, wo Tom letztendlich wohnen wird und ob er jemals wieder spricht. Vom Thema her ist das Buch interessant. Es geht um Familie – und das, was Familie bewirken kann, was Familie stark macht. Und gemeinsam als starke, geerdete Familie kann man auch Trauer verarbeiten.
Beim Lesen fehlte mir jedoch oft der gewisse „Kick“ – also eine Spannung, das „gewisse Etwas“, das ein Buch durchgängig interessant macht. Oftmals plätschert die Handlung vor sich hin, es passiert wenig – und ich fragte mich beim Lesen, wann das Buch richtig interessant werden würde, also ein Wendepunkt passieren würde.
Es hat mir gefallen, wie sich die Familie im Laufe des Romans entwickelt. Jedoch ist mir die Handlung oft zu „verhalten“, so dass ich für die Lektüre letztendlich nur drei von fünf Sternen vergeben kann.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Wenderoman mit Absurditäten

Kaltes Wasser
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Worum geht es in dem Buch?
Friedrich Bender wächst in der DDR auf. In seiner Schule ist er als Agitator tätig, also ein Mensch, der die Vorteile des Kommunismus seinem Umfeld schmackhaft macht und gute ...

Worum geht es in dem Buch?
Friedrich Bender wächst in der DDR auf. In seiner Schule ist er als Agitator tätig, also ein Mensch, der die Vorteile des Kommunismus seinem Umfeld schmackhaft macht und gute Ereignisse in der DDR herausstellt.
Als die Wende kommt – also aus BRD und DDR ein Staat wird -, ist Friedrich clever genug, sich durch sein Leben zu mogeln und viele Vorteile für sich zu nutzen. Während seines Studiums schafft er es, Leistungsnachweise zu bekommen, ohne auf Prüfungen zu lernen. Dafür ist er kreativ und auf anderen Gebieten tätig – betreibt beispielsweise mit einem Kumpel eine Bar in einem Bus. Je mehr Erfolg Friedrich mit seinen Aktionen hat, desto kühner wird er – desto mehr will er mit so wenig Anstrengung wie möglich erreichen…

Meine Meinung:
Anfangs habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Der Schreibstil gefällt mir, die Story ist gut, der Roman ist kurzweilig. Außerdem habe ich nichts gegen einen Roman, der aus der Ich-Perspektive – so wie dieser – verfasst ist.
Vieles in dem Roman hat mich belustigt – und ich habe gestaunt, wie kreativ Friedrich ist und was er alles zustande bringt. So erfindet er eine Brieffreundin in Großbritannien und kommt an britische Briefmarken, um allen Leuten glaubhaft zu machen, dass diese Freundin existiert – die er angeblich in einem Zeltlager getroffen hat.
Auch die Geschichte mit der Bar im Bus und die Story, wie Friedrich auf einmal an viel Geld kommt, sind amüsant. Irgendwann wurde mir aber Friedrich zu kühn, die Handlung zu abstrus, was mich veranlasste, das Buch 50 Seiten vor Schluss abzubrechen. Irgendwie nervte mich die Lektüre nur noch – vor allem, wenn ich daran dachte, wie sich viele Studenten abrackern müssen, um Leistungsnachweise zu bekommen und ihr Studium erfolgreich abschließen zu können. Sorry, da war mir dieses Werk „Kaltes Wasser“ von Jakob Hein doch zu übertrieben.
Ich vergebe vier Sterne für einen guten Schreibstil und eine interessante Handlung, die mir jedoch irgendwann zu sehr ins Absurde abdriftete. Deswegen gibt es einen Stern Abzug.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Erfrischende Lektüre

Im nächsten Leben wird alles besser
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Worum geht es in dem Buch?
Arnold Kahl ist 53 Jahre alt und hat sich gerade – irgendwann im Jahr 2020 - mit seiner Frau Kathrin über den Klimawandel gestritten. Im nächsten Moment ist er plötzlich 78 Jahre ...

Worum geht es in dem Buch?
Arnold Kahl ist 53 Jahre alt und hat sich gerade – irgendwann im Jahr 2020 - mit seiner Frau Kathrin über den Klimawandel gestritten. Im nächsten Moment ist er plötzlich 78 Jahre alt, befindet sich im Jahre 2045 und liegt in einem Altersheim der Zukunft, in dem er von einem Roboter, namens Gustav, betreut wird. Arnold gerät in Panik – denn er weiß nicht, wie und wann er in dieses Altersheim kam und was in den vergangenen 25 Jahren passiert ist. Verzweifelt versucht er, sich zu erinnern. In seiner Erinnerung tauchen seine Kameraden Olaf, Uli und Walter auf, mit denen er zum Bowlen ging und ein Bier trank. Auch an seine Frau Kathrin, seine Tochter Pia und die Enkelin Hermine erinnert er sich noch gut.
Aber 25 Jahre später ist er von Kathrin geschieden, Pia und Hermine leben irgendwo, wo er sie nicht finden kann. Er lebt in einem System, in dem vieles aus „Nanobots“ besteht und ihm sein Schlafanzug sagen kann, welche Krankheiten er hat. Auch Gustav, sein Roboter, besteht aus Nanobots. Gustav funktioniert – und wenn er Gefühle hat, wird das als „Fehlfunktion“ gewertet.
All das ist ziemlich rätselhaft und beschäftigt Arnold. Er sucht Kathrin, die seinen Erinnerungen vielleicht auf die Sprünge helfen kann…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive im Präsens geschrieben und ist von Anfang an interessant und amüsant. Viele Dialoge lockern die Handlung auf und machen das Lesen angenehm.
Es ist ein Roman, der sich vorwiegend um Ereignisse dreht, die in der Zukunft spielen. Es gibt keine Monster oder düsteren Szenerien, wie man sie oft in Romanen, die in der Zukunft spielen, findet. Die Handlung ist eher humorvoll. Der Autor zeigt eine Welt mit kreativen Erfindungen, die das Leben von Rentnern erleichtern und abwechslungsreich gestalten können. Dennoch werden alle kontrolliert – außer, wenn sie aus diesem System fliehen. Arnold versucht also nicht nur zu erfahren, was in den vergangenen Jahren in seinem Leben los war – er muss auch eine Entscheidung treffen, ob er weiterhin in diesem System leben will.
Geschrieben ist alles mit einem Augenzwinkern. Dabei wirkt die Handlung nie überdreht oder albern. Manchmal schwingt auch Ernsthaftigkeit mit – und man fragt sich beim Lesen, wie es einem selbst wohl im Alter von 78 Jahren gehen wird.
Arnold wurde offensichtlich in dieses Altersheim abgeschoben – seine nächsten Angehörigen kümmern sich nicht um ihn. Sein Ansprechpartner ist lediglich der Roboter Gustav, der beim Leser äußerst sympathisch rüberkommt – vielleicht, weil es sich hier nicht mehr um das neueste Modell eines Roboters handelt, sondern um einen Roboter, der wegen mancher Fehlfunktionen auch mal menschlich ist.
Beim Lesen habe ich immer wieder über den Einfallsreichtum des Autors gestaunt, der Nanobots erfindet, Institutionen, die Wünsche erfüllen, und anderes mehr. Gelesen habe ich das Buch, weil ich wissen wollte, was in den Jahren, an die sich Arnold nicht erinnern kann, mit ihm passiert ist. Der Schluss des Buches hat mich erstaunt – aber ich finde diesen Schluss auch in Ordnung und nachvollziehbar.
„Im nächsten Leben wird alles besser“ ist ein Buch, das ich so noch nie gelesen habe. Es hat mich amüsiert, zum Nachdenken gebracht – und von vielen aktuellen Problemen abgelenkt – und das ist gut so!
Ich gebe fünf Sterne für dieses Buch und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Ein besonderes Buch, das nachhallt

Zugvögel
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Worum geht es in dem Buch?
Franny Stone ist Ornithologin. Sie hat eine irische Mutter und einen australischen Vater und wächst in der Nähe des Meeres auf. Mal in Galway in Irland, mal in Australien. Von ...

Worum geht es in dem Buch?
Franny Stone ist Ornithologin. Sie hat eine irische Mutter und einen australischen Vater und wächst in der Nähe des Meeres auf. Mal in Galway in Irland, mal in Australien. Von ihrer Mutter wird sie verlassen. Das trifft sie sehr, und sie ist immer wieder auf der Suche nach ihrer Mutter.
Schon während ihrer Kindheit hat Franny eine Liebe zu Vögeln entwickelt. Sie möchte den Küstenseeschwalben bis zum Südpol folgen. Unter dem Vorwand, dass die Küstenseeschwalben wissen, wo sich Fische aufhalten, schafft es Franny, auf einem Fischerboot durch die Antarktis mitreisen zu können.
Auf dem Schiff hat sie es mit Menschen mit unterschiedlichen Charakteren zu tun. Aber auch Franny ist kein „unbeschriebenes Blatt“. Ihre Vergangenheit ist mysteriös, viel liegt im Dunkeln. Was ist beispielsweise mit ihrem Mann Niall und ihrer Tochter Iris passiert? Und warum war Franny im Gefängnis?

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Franny im Präsens (Gegenwart) erzählt. Als Leser lernt man mehrere Episoden aus Frannys Leben kennen, die in unterschiedlichen Jahren passiert sind. Einmal geht es um eine Zeit in der (wahrscheinlich nicht allzu fernen) Zukunft, in der schon viele Tiere ausgestorben und weitere Tierarten vom Aussterben bedroht sind.
Franny will Vögel retten und sie erforschen – zum Beispiel die Küstenseeschwalben. Allerdings ist sie nicht legal unterwegs. Wenn die Behörden sie erwischen, droht ihr eine Gefängnisstrafe.
Die Autorin hat eine schöne poetische Sprache, die ich sehr gerne gelesen habe. Und auch, dass die Handlung immer wieder in verschiedenen Jahren stattfindet, hat mich nicht gestört oder durcheinandergebracht, da durch passende Überschriften ganz klar ist, worüber man gerade liest – über Begebenheiten auf dem Fischerboot Saghani oder dem Eheleben von Franny und Niall oder anderen Ereignissen. Und langsam offenbaren sich die Antworten rund um die Rätsel, die Franny umgeben.
Nicht nur die Vögel, die Franny am Herzen liegen, sind Zugvögel – auch viele Menschen, die in dem Buch vorkommen. Franny beispielsweise und auch einige Leute auf dem Schiff.
Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, musste ich erst einmal viele Eindrücke „sacken“ lassen, darüber nachdenken. Dieses Buch erstaunte mich vom Anfang bis zum Ende – das komplett unerwartet ist. Es ist aber ein Ende, das ich als Leserin in Ordnung finde und das mich – trotz einiger düsterer Momente in der Handlung – zufrieden zurücklässt.

Mein Fazit:
„Zugvögel“ ist ein besonderes Buch. Ein Buch mit einer interessanten Handlung in einer schönen Sprache. Ein Buch, das mitreißt, fasziniert und zum Nachdenken anregt.
Ich vergebe alle Sterne und eine Weiterempfehlung.

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