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Veröffentlicht am 31.05.2024

Toller dritter Band

Der Rabbi und der Kommissar: Fremde Götter
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Den ET dieses dritten Bandes hab ich verpasst, dafür freute ich mich, als ich ihn entdeckte umso mehr. Ich mag die Reihe und mit diesem Band grad noch mehr als eh schon.

Rabbi Henry Silberbaum ist sympathisch, ...

Den ET dieses dritten Bandes hab ich verpasst, dafür freute ich mich, als ich ihn entdeckte umso mehr. Ich mag die Reihe und mit diesem Band grad noch mehr als eh schon.

Rabbi Henry Silberbaum ist sympathisch, gewitzt, beliebt, fortschrittlich und bringt Menschen sogar vom Sterben ab. Er ist liberal und legt sich deswegen öfters mit seinen Vorgesetzten an. Henry nimmt die Anliegen seiner Schäfchen aka Gemeindemitglieder ernst und hilft, wo er kann - oder wo er ein Geheimnis vermutet.

So sucht Henry in diesem Band eine ehemalige Freundin einer Frau, dessen Ehemann ihn aufsuchte. Der Ehemann weiss, dass seine Frau schon schwanger war, als sie ihn heiratete. Da nun Enkel da sind, nagt dieses Wissen am Ehemann. Seine Frau hat keine Ahnung, was ihren Mann belastet und so schaltet sich Henry ein. Seine Erkundigungen führen ihn in die Schweiz, wo er eine Sektengemeinschaft besucht. Henry hofft, dort mehr herauszufinden, über das, was den beiden Frauen damals passierte.

Im Falle des Gurus kontert Henry schlagfertig religiöse Unterstellungen. Henry hat es unter anderem mit einem Atheist zu tun, der selbst für einen Gott gehalten werden will. Eindrücklich wird durch mehrere Beispiele gezeigt, wie Situationen und Tatsachen verkehrt dargestellt werden von einer mehr als nur suspekten Person.

Als ob der Autor beim Schreiben dieses Bandes wusste, was aktuell zeitgeschichtlich läuft zum Thema Antisemitismus, muss Rabbi Silberbaum mit Kommissar Robert Berking auch noch Bedrohungen gegen ein Frankfurter Restaurant einordnen. Muss man das Ganze ernst nehmen oder ist der bedrohungsausstossende Typ "einfach nur" ein hirnloser Spinner?

Mir hat "Fremde Götter" sehr gut gefallen. Eigentlich weniger wegen des Kriminalfalls - der zwar nicht ganz so spannend, aber auch gut war - sondern aufgrund der semantischen Spielereien und theologischen Exegesen. Wer zudem Bock auf Gottesdienst hat ohne einen zu besuchen, also wer Kirche und Synagoge schwänzen will, bekommt hier einige tolle, coole Predigten frei Haus inklusive.

Das Beste an Band 3? Aufgrund des Cliffhanger am Ende weiss man, dass es eine Fortsetzung geben wird. Darauf freue ich mich schon sehr, denn ich habe eine Vermutung, wer Auslöser dieser Bedrohungen sein könnte. Ausserdem bin ich gespannt, wie es mit Henrys Verlobten Zoé, die in diesem Band endlich zu Besuch gekommen ist, und Esther Simon weiter geht.

Einziger Kritikpunkt: die Schweizer Polizei ist anders aufgestellt, als hier dargestellt wird. Nicht nur die Bezeichnungen stimmen nicht, die Arbeitsweise interkantonal wäre auch nicht so easy wie Michel Bergmann es beschreibt. Ein Hinweis darauf in einem Nachwort am Ende wäre sinnvoll gewesen.

Fazit: "Fremde Götter" ist so viel mehr als nur ein Krimi, der gut unterhält und witzig ist. Zudem eine tolle Reihe, die von mir aus noch lange weitergehen kann.
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.05.2024

Funny oder nicht funny?

Funny Story
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Eine "Funny Story", also eine lustige Geschichte ist es nicht für Daphne. Denn Peter Collins hat seine Verlobte Daphne Vincent, Bibliothekarin, am Junggesellenabend für seine platonische Freundin Petra ...

Eine "Funny Story", also eine lustige Geschichte ist es nicht für Daphne. Denn Peter Collins hat seine Verlobte Daphne Vincent, Bibliothekarin, am Junggesellenabend für seine platonische Freundin Petra Comer verlassen. Petra selbst hat zur selben Zeit Miles verlassen. Die Frauen tauschen quasi die Wohnungen. Petra zieht zu Peter. Und Daphne - fast gezwungenermassen, da sie dringend eine Wohnung braucht - zu Miles. Partnertausch sozusagen, doch Daphne und Peter sind kein Paar. Irgendwann geben sie sich als das aus und spielen ihren Ex'en etwas vor, doch bald müssen sie sich eingestehen, dass da doch was in der Luft liegt.

Ein Teil des Ganzen zu sein, nicht nur anwesende Zuschauerin - als letzteres fühlte sich Daphne bei Peter, aber sie wünscht sich das Erste. Teil eins Ganzen zu sein. Ihr fallen Freundschaften schwer, da sie in ihrer Kindheit oft umgezogen ist. Daphne freundet sich mit ihrer Arbeitskollegin Asleigh an, die ebenso einsam ist. Asleigh tut Daphne gut, sie stellt wichtige Fragen und fordert Freundschaft ein. Daphne merkt nun, was sie wieso bei Peter suchte und emanzipiert sich quasi.

Die Kapitel sind mit "X (z.B. 108) Tage, bis ich gehen kann" überschrieben. Lange ist unklar, was damit gemeint ist. Irgendwann erfährt man, dass an diesem Tag der Lesemarathon in der Bibliothek stattfindet, darauf sollte ein Besuch bei Daphnes Mutter folgen. Die Überschrift ändert sich im Laufe des Romans minim, entsprechend Daphnes Gefühlslage.

Diese "lustige Geschichte", die oft auch ernst ist, spielt im fiktiven Waning Bay in Michigan. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Beziehungsfähigkeit, Familienstreitigkeiten, Selbstvertrauen finden und einiges mehr. Ich mochte die Grundzüge des Romans, aber einiges war mir zu viel (das Vater-Problem, vorschnelle Entscheidungen), anderes zu wenig (Freundschaften vertiefen).

Daphne als Charakter war ganz okay, aber ich mochte Miles, dessen Fähigkeiten und tolle Charaktereigenschaften bis zum Ende nicht wirklich ganz gezeigt wurden, viel lieber. Seine Schwester Julia bringt Schwung in die Bude.

Leider bleibt mir die Geschichte nicht in Erinnerung. Schon wenige Tage nach dem Lesen musste ich meine Notizen und den Klappentext nochmals lesen, um mir die Story in Erinnerung zu rufen. Schade eigentlich, denn ich habe den Roman zügig ausgelesen und es liegt also nicht daran, dass es langweilig wäre. Aber da ist wieder dieses unerklärliche Emily Henry-Dings, das mir in all ihren Büchern ausser "Book Lovers" aufgefallen ist: "gut zu lesen, aber irgendwas passt mir nicht" - meist sind mir die Geschichten zu überladen. Dennoch werde ich ihre Bücher weiterhin lesen, in der Hoffnung, dass sie ihre Protas bald mit weniger emotionalem Ballast gestaltet.

Fazit: Nette Geschichte, von der leider nicht viel hängen bleibt, aber gut unterhält.
4 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Orangen und mehr

Mallorquinische Sühne
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Das wird nichts mit Llucs Ferien - besser so, denkt man sich als Leserin, denn wahrscheinlich wäre da Krach vorprogrammiert gewesen. Nicht nur für Lluc, sondern für alle drei, also auch für Gual und Fina ...

Das wird nichts mit Llucs Ferien - besser so, denkt man sich als Leserin, denn wahrscheinlich wäre da Krach vorprogrammiert gewesen. Nicht nur für Lluc, sondern für alle drei, also auch für Gual und Fina kommt der neue Fall wie gerufen und lenkt von ihren Problemen im Privatleben ab.

Der aufgefundenen toten Frau wurde ein Ohr abgeschnitten und eine Orange in den Mund gesteckt. Alles sieht nach einem Serienmörder aus, denn kurz darauf wird eine zweite Leiche, genau gleich präpariert, entdeckt. Lluc und sein Team ermitteln unter Zeitdruck. Obwohl Lluc theoretisch in einigen Tagen nach Sevilla müsste, stresst ihn viel mehr, dass Jurado, ein Sonderermittler vom Festland, den Lluc von früher her kennt, in einigen Tagen "helfen" kommen will.

Die tolle Zusammenarbeit zwischen Fina, Gual und Lluc muss lobend erwähnt werden. Der Fall gibt viel Raum zum Spekulieren, man fragt sich bei jedem neuen Indiz, ob das jetzt wirklich was zur Lösung beitragen wird oder nicht.

Auch in diesem dritten Band gibt es wieder viel Lokalkolorit und die Landschaft wird schön beschrieben. Wie zuvor erfährt die Leserschaft wieder einiges über die Privatleben der Ermittler. Je besser sie sich untereinander kennen, je besser arbeiten sie auch zusammen. Diese Entwicklung gefällt mir gut und ich muss sagen, nachdem ich anfänglich bei der andern oder andern Figur noch einige Fragezeichen hatte, mag ich die drei von Band zu Band immer mehr.

Der Humor kommt ebenfalls auch nicht zu kurz. Besonders wenn Autorin Lilly Alonso in die Trickkiste greift, gibt es Momente, bei denen man sich Schmunzler nicht verkneifen kann.

Humor gepaart mit einem interessanten Fall und sympathischen Ermittlern macht das Lesen von "Mallorquinische Sühne" zu einem Lesevergnügen.

Fazit: Spannend und wendungsreich bis zuletzt.
4 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Hochinteressant mit vielen Twists

Schatten über Monte Carasso
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Gerne hätte ich letzten Sommer, als ich die ersten beiden Bände gelesen habe, direkt noch mehr "Moira Rusconi"-Krimis gelesen. Moira Rusconi macht süchtig, aber ich musste warten. Das Warten hat sich gelohnt, ...

Gerne hätte ich letzten Sommer, als ich die ersten beiden Bände gelesen habe, direkt noch mehr "Moira Rusconi"-Krimis gelesen. Moira Rusconi macht süchtig, aber ich musste warten. Das Warten hat sich gelohnt, denn auch der neue, dritte Fall ist gelungen.

Ambrogio, Moiras Vater, muss zur Kur. Kurzentschlossen, weil voller Heimweh nach dem Tessin, gesellt Moira sich vom kühlen Frankfurt in den warmen Süden mit dazu. Ein bisschen Ruhe und Entspannung in der Wellness-Villa würde ihr auch gut tun.

Ambrogio freundet sich schnell mit anderen Kurgästen an, Moira freut sich mehr über das unerwartete Zusammentreffen mit Luca Cavadini, der den hiesigen Chef Olivier Bonvin kennt. Ausserdem trifft sie auf eine junge Frau, die ihr von ihrem nachstellenden Ex-Mann erzählt und kurz danach aus der Villa verschwindet. Moiras innere Alarmglocken schrillen und schnell ruft Moira die Polizei rund um Inspektorin Chiara Moretti auf den Plan. Doch die Polizei kann nichts unternehmen, so leid es Chiara tut, und so kommen sie, Moira und Abrogio auf die Idee, mit einem Trick die Polizei zu "aktivieren".

Moira selbst ist bei der Tessiner Polizei als freie Dolmetscherin angestellt und hat somit deren Durchwahlnummer. Luca, ihr Freund aus Kindertagen und immer noch der Mann, den sie liebt, und den sie in der Villa beim Yoga trifft, ist Rechtsmediziner. Zur Truppe gehören noch einige weitere Charaktere, die sind - bis auf den Big Boss - alle super sympathisch. Man merkt in "Schatten über Monte Carasso" wie gut sie sich in den ersten beiden Bänden aneinander gewöhnt haben und nun sehr gut miteinander harmonieren - privat und bei der Arbeit. Nur Moira nimmt sich manchmal einige Freiheiten heraus, zu deren sie gar nicht befugt wäre. Aber meistens ist sie dabei auf der richtigen Spur, von daher wird ihr schnell verziehen.

Der Fall spielt in einer Wellness-Villa, sprich Kurklinik, auf dem titelgebenden Monte Carasso in der Nähe von Bellinzona. Dort gibt es eine Hängebrücke, die im Krimi eine Rolle spielt. Auf diese Hängebrücke wollte ich schon lange mal gehen - aber nach diesem Band bin ich nicht mal sicher, ob ich diesen Wald überhaupt bewandern soll

Einige Twists machen diesen Band - der mehrere Delikte wie Diebstahl, das Verschwinden der Frau und einiges mehr beinhaltet - hochinteressant und ich war höchst gespannt, wer schlussendlich für was gerade stehen muss. Und wie schon zuvor hätte ich gerne direkt den nächsten Band in die Hand genommen und weiter gelesen.

Fazit: Kurzweiliger und unterhaltender dritter Band - gerne mehr von Moira und Co.!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Schwimmen in London

Am Himmel funkelt ein neuer Tag
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Zoé, die man knapp aus "Am Morgen wartet ein neuer Horizont" kennt, zieht von Hamburg nach London. Auf ihre neue Stelle, die auf ein Jahr befristet ist, ist sie sehr gespannt, doch das Team erweist sich ...

Zoé, die man knapp aus "Am Morgen wartet ein neuer Horizont" kennt, zieht von Hamburg nach London. Auf ihre neue Stelle, die auf ein Jahr befristet ist, ist sie sehr gespannt, doch das Team erweist sich als relativ komplikationslos. Mit ihrer Bleibe ist Zoé ebenfalls höchst zufrieden. Ihr Vermieter Ravi, der im Erdgeschoss ein kleines Café führt, füttert sie nicht nur durch, sondern wird auch zum Freund. Dass sich in der Nähe ihrer Wohnung kleine Schwimmteichs befinden, ist für Zoé das Highlight, denn sie liebt es zu schwimmen und kann nun ihrem Lieblingshobby auch in London unkompliziert nachgehen. Im Ladies Pond findet sie schnell Anschluss.

Soweit alles gut. Bis sie eines Tages plötzlich denkt, sie hätte Filipe, ihren Ex aus Portugal gesehen. Die Fotos, die er auf Social Media postet, sehen stark nach London aus. Zoé beschäftigt diese Situation, sie denkt nämlich immer noch an ihn.

Sie macht sich extrem viele Gedanken, immer wieder. Darüber spricht sie mit einer älteren Frau, mit der sie frühmorgens im Ladies Pond schwimmt. Doch dann denkt sie Geister gesehen zu haben, was zu den Legenden passt, die erzählt werden. Aber auch eine Wahrsagerin hat ihr in ihren ersten Londoner Tagen etwas mit auf den Weg gegeben, was Zoé sehr beschäftigt.

Meike Werkmeister schlägt hier leise Töne an, was mir am Anfang sehr gut gefallen hat. Diese leisen Töne wurden aber immer mehr durch Zoés ständiges Gedankenkarussell gestört. Die Unterstellung, dass Zoé forsch ist, nur weil Yon beleidigte Leberwurst spielte, konnte ich nicht nachvollziehen - für das hat Zoé viel zu oft drumrum geredet, anstatt direkt gesagt, wieso sie was gedacht, getan oder vermutet hat. Der Konflikt zwischen den beiden fand ich deshalb viel zu hoch geschraubt und konstruiert.

Zudem hatte ich ständig das Gefühl, ich hätte im Portugal-Roman etwas verpasst, denn es hörte sich hier so an, als ob die Trennung mit Filipe damals ein riesiges Drama war und wer jetzt wie Schuld war für was auch immer, das wurde mir hier zu dick aufgetragen (und ständig wiederholt). Ich hab dann im Vorgänger einige Szenen nachgelesen: dort kam das Drama gar nicht so extrem rüber. Auch komisch empfand ich, dass die super sympathische Portugal-Prota Katrin dermassen tratschen würde.

So sehr ich das Setting in Hampstead mit seinen Schwimmteichen, Ravi's Café und die unterschiedlichen Charaktere - alle besonders (und einige besonders toll) auf ihre eigene Art - liebte, fiel es mir, aufgrund der gerade genannten Dinge, schwer dran zu bleiben. Ich hatte, im Gegensatz zu "Am Horizont wartet die Sonne" leider nie das Gefühl, unbedingt weiter lesen zu wollen.

Das Ende war nett, doch gerne hätte ich gegen Ende nochmals etwas über die "weissen Blumen", die von der Wahrsagerin prophezeit wurden, gelesen. Am Anfang sah man überall weisse Blumen, am Ende spielten sie keine Rolle mehr, sie wurden nicht mal mehr erwähnt.

Fazit: Eigentlich eine schöne Geschichte, die mir, durch gewolltes Drama wo keines war, zu sehr aufgebauscht wurde.
3.5 Punkte.

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