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Veröffentlicht am 27.09.2018

Turbulent gehts weiter

Lebensgefährlich schön
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Nach ihrem turbulenten Einstand im Higher Barton Romantic Hotel hat sich Sandras Leben beruhigt und auch im Hotel läuft alles rund. In den kommenden Tagen wird das Hotel sogar nur für das Team einer Misswahl ...

Nach ihrem turbulenten Einstand im Higher Barton Romantic Hotel hat sich Sandras Leben beruhigt und auch im Hotel läuft alles rund. In den kommenden Tagen wird das Hotel sogar nur für das Team einer Misswahl geöffnet sein. Der Koch reklamiert zwar, dass er nur Gemüse vorsetzen soll und nicht "richtig" kochen darf, aber alles in allem wäre die im TV übertragene Wahl für das Hotel eine gute Visitenkarte und Werbung für neue Kundschaft.

Doch dann wird die Chefin der Misswahl, Sheila Branson, ermordet aufgefunden. Um die überhebliche Zicke trauert niemand, mussten doch alle ihre Launen ertragen. Seien es ihre beiden Mitorganisatoren, die Kandidatinnen oder gar ihre Tochter Amber, die von Sheila behandelt wurde, als ob sie eine dumme Angestellte sei und nicht ihr Kind.

Hotelchefin Sandra meisterte den Umgang mit Sheila professionell, sie machte sich mehr Gedanken um ihre nächtlichen Beobachtungen - sie sah Personen, die nachts heimlich aus oder ins Hotel schleichen. Sie erzählt DCI Bourke alles, doch misst einer Begebenheit keine Bedeutung zu - weswegen er sie zur Schnecke macht und einen Verdächtigen einsperren lässt.

Ganz so einfach wie der Inspector meint, macht es uns die Autorin allerdings nicht. Bis der Fall gelöst ist, wird kräftig in den Biografien aller Beteiligten herumgestochert und damit einher, einige Geheimnisse aufgedeckt.

Immerhin halten die Angestellten des Hotels zusammen, was nach "Auf Eis erlegt" nicht selbstverständlich ist. Der elitäre belgische Koch Peintré hat nach wie vor seine Macken, doch er gibt sich Mühe und verteilt auf seine Art Komplimente an seine polnische Küchenhilfe Rosa, die mit ihm umzugehen weiss. Rezeptionistin Eliza teilt mit Sandra ihre Familiengeschichte, was Sandra als grossen Freundschaftsbeweis aufnimmt. Auch lernt Sandra die Dorfmetzgerin etwas besser und persönlicher kennen. Bleibt zu hoffen, dass Sandra - jetzt wo sie sich so gut eingelebt hat und Freundschaften schliesst - von der Hotelleitung wegen des neuen Mordfalls nicht versetzt wird.

Leider können Sandra und Christopher Bourke das Knistern aus dem ersten Band nicht aufrecht halten, denn sie wissen nicht mit der Situation umzugehen. Es ist kompliziert: mal sind sie "per du", dann wieder hoch offiziell "per Sie" und fauchen sich an.

Nach der Lektüre des vorliegenden zweiten Teils möchte ich am liebsten gleich nach Cornwall und Higher Barton reisen und mich vor Ort vergewissern, wie es weitergeht - ein Schwatz mit der Metzgersfrau halten und Alan Trengove, dem guten Engel der Serie, vorgestellt zu werden. Natürlich dürfte auch ein Besuch bei den Penroses nicht fehlen, in der Hoffnung eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen angeboten zu bekommen.

Rebecca Michéle schaffte es - einmal mehr - mich mit ihrem neuesten Krimi zu begeistern und mich von Buch zu Buch heimischer zu fühlen in Barton.

Fazit: Spannender zweiter Teil, der mir kurzweilige Lesestunden schenkte.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 12.09.2018

Zwischen den Seiten fehlte ein wenig der Zauber

Der Zauber zwischen den Seiten
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Bereits auf den ersten Seiten lernen wir Sofia Bauer und ihre Liebe zu Büchern kennen. Sofia lebt in Rom und hat früher als Bibliothekarin in der Bibliotheca Hertziana gearbeitet, sowie einige Kurse in ...

Bereits auf den ersten Seiten lernen wir Sofia Bauer und ihre Liebe zu Büchern kennen. Sofia lebt in Rom und hat früher als Bibliothekarin in der Bibliotheca Hertziana gearbeitet, sowie einige Kurse in Buchbinden besucht. Deshalb nimmt sie das Geschenk von Antiquar Andrea Vinci auch gerne an; es handelt sich um das erste Buch einer Trilogie, die Erstausgabe von Christian Philipp Fohr. Schon nach den ersten Zeilen ist Sofia von der Trilogie von Fohr fasziniert. Sie spürt, dass seine Texte zu ihr sprechen und ihr dabei helfen aus ihrer unglücklichen Ehe auszubrechen. Auch die diversen Anmerkungen an den Seiten des Buches und vor allem der im Einband versteckte Brief einer Clarice, den sie beim Restaurieren des Buches findet, haben sie neugierig gemacht. Sofia will zudem mehr über die Hintergründe zu Clarices Leben erfahren und hofft, in den zwei vermissten Büchern weitere Briefe zu finden. Sie macht sich auf die schwere Suche danach. Unerwartet findet sie Hilfe bei Tomas Leoni, einem Grafologen, dem sie erst kürzlich begegnet ist.

Auf den Seiten dieses Zeitebenenromans begegnen wir zwei Frauen, die beide von Männern klein gehalten werden. Zweihundert Jahre liegen zwischen ihnen, doch sie dürfen beide nicht tun, was sie lieben; sind beide auf der Suche nach einer besseren und freieren Zukunft. Die eine musste ihre Arbeit als Bibliothekarin aufgeben, die andere durfte nicht Buchbinderin werden. Nach dem Tod ihrer Eltern lebte Clarice Marianne von Harmel um 1804 herum in Wien bei ihrer Tante und ihrem Onkel. In Buchbinder Frederick Schmidt fand sie einen Lehrer und väterlichen Freund, aber leider meinten es nicht alle so gut mit ihr wie er. Eindrücklich wird ihre spannende Geschichte erzählt.

Zwischen den Seiten, in Sofias Geschichte, fehlte mir ein wenig dieser Zauber, dieses gewisse Etwas, das den Büchern von Cristina Caboni normalerweise zu eigen ist. Es ist schwierig zu sagen, ob es an meinem unlektorierten Vordruck liegt oder am Werk selbst. Einige kantige Übergänge passen so gar nicht zu der italienisch geprägten eleganten und ausdrucksvollen Sprache der Autorin. Zu wenig Italianità für mich - dafür ist vielleicht auch das viele, für Cristina Caboni untypische, "Deutsch" Schuld: Schauplätze wie Wien und München und Clarices und Sofias deutsche Wurzeln. Dazu kommt, dass Sofia wie auch Tomas eher scheu sind und kaum über ihre Gefühle reden. Sie machen fast alles mit sich selber aus. Ihre Geschichte ist mehr von Handlungen als von Emotionen geprägt. Als sehr herzlich und anteilnehmend erlebte ich Sofias Grossvater Max, der den Gefühlszustand seiner Enkelin besser spürte als sie selbst.

Der Zauber dieses neuen Romans von Cristina Caboni fand ich jedoch in den Zeilen von Clarice mutiger Lebensgeschichte. Sie will ihren Traum nicht aufgeben und versucht - zu der Zeit recht schwierig - ihre Frau zu stehen und ihre Ziele hoffnungsvoll zu erreichen. Clarice Stärke ist ihre Entschlossenheit, die ihr bei mancher Begebenheit hilft notfalls schnell zu agieren. Ihr Weg nimmt überraschende Wendungen und endet leider fast zu schnell.

Die Suche nach den verlorenen Büchern wird interessant und fesselnd beschrieben. Sie führt Sofia, Tomaso und die Leser in Städte wie Wien, München und Rom und bietet ein tolles Ende.

Fazit: "Bücher über Bücher lesen"-Liebhaber werden auf ihre Kosten kommen in dieser hervorragenden Doppelgeschichte, die die Liebe zu Büchern vereint.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Der Kreislauf des Lebens

Der Blaubeergarten
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Ich liebe Beeren! Und somit natürlich auch Bücher, in denen Beeren gehäuft vorkommen. Das tun sie hier - es dreht sich alles um eine Blaubeerenplantage, die Greer spontan kauft.

Greer träumt schon lange ...

Ich liebe Beeren! Und somit natürlich auch Bücher, in denen Beeren gehäuft vorkommen. Das tun sie hier - es dreht sich alles um eine Blaubeerenplantage, die Greer spontan kauft.

Greer träumt schon lange von einem ruhigeren Leben auf dem Lande, und als ihr nach einigen Job-Ereignissen, bei denen sie sofort oder viel länger als normal zur Stelle sein sollte - der Alptraum für eine alleinerziehende Mutter - der Kragen platzt, greift sie zu. Das Anwesen mit der Blaubeerplantage in der Nähe von Euroa hat sie beeindruckt. Es spielt keine Rolle, dass sie keine Ahnung vom Anbau der Blaubeeren hat; Greer ist gewillt alles darüber zu lernen und glaubt, dass sie es schaffen kann.
Aber die ersten Probleme warten bereits bei ihrer Ankunft auf sie: das Haus ist kalt und Charlie will nicht in das Zimmer im Altersheim ziehen, das sein Sohn für ihn gemietet hat. Doch schnell profitiert Greer von Charlies Wissen und setzt sich für ihn ein, sie kann nicht begreifen wie verständnislos ein Sohn gegenüber seinem alten Vater sein kann.

Weitere Unterstützung bekommt Greer von Shane und dem italienischen Erntehelfer Enrico, der stets gute Laune und ein Lied auf den Lippen hat. Ich glaube, ich würde wie Enrico, es geniessen dort zu arbeiten. Eine Blaubeerplantage gibt viel Arbeit, aber die Beschreibungen der idyllischen Umgebung mit Akazien- und Feigenbäumen, die bevölkert sind von Kakadus, Kookkaburras und Sittichen, lesen sich viel aussergewöhnlicher und entspannender als unsere "langweiligen" Spatzen in den Apfelbäumen.

Das macht die Geschichte zu einer gemütlichen Wohlfühllektüre, für mich absolut passend zum Herbst. Mit den Jahreszeiten hatte ich aber so meine Mühe, denn der Roman spielt in Australien und wenn da gleichzeitig von Juli und Winter oder Dezember und Sommer die Rede war, was öfters vorkam, war ich erst irritiert, bis ich mich wieder daran erinnerte, dass die Jahreszeiten in Australien umgekehrt zu uns stattfinden.

"Der Blaubeergarten" ist eine ruhige Erzählung über eine junge Mutter, die alleine einen Neustart wagt. Der Autorin konnte mir mit ihrem Schreibstil und Aussagen die Emotionen aller Charaktere glaubhaft rüberbringen. Auch die diversen Themen, die sie reinpackte, passten gut. Ebenso die Hoch und Tiefs die das ungewohnte neue Farmerleben so mit sich bringen. Kurzum, ein durchaus gelungener Erstlingsroman. Ich würde gerne wieder ein Buch von Glenna Thomson lesen, wenn es an solch einem schönen Ort platziert wird.

Fazit: Schöne Geschichte über eine Blaubeerplantage und über den Kreislauf des Lebens; dekoriert mit Jazzmusik, tollen Naturbeschreibungen und mit einer leichten Sentimentalität und viel Optimismus verziert.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Erinnerungen statt Modeentwürfe

Der Stoff, aus dem Träume sind
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An diesen Roman stellte ich eindeutig falsche Erwartungen. Die Claire aus dem Klappentext teilt sich die Hauptrolle mit Vivian, einer alleinerziehender jungen Frau, die sich mit zwei Jobs über dem Wasser ...

An diesen Roman stellte ich eindeutig falsche Erwartungen. Die Claire aus dem Klappentext teilt sich die Hauptrolle mit Vivian, einer alleinerziehender jungen Frau, die sich mit zwei Jobs über dem Wasser hält. Psychologin Vivian arbeitet abends von zuhause bei einer telefonischen Notrufstelle. Ideal für sie, denn so ist sie daheim und kann arbeiten wenn ihr kleiner Sohn Ethan schläft. Tagsüber hilft sie in einem Vintageladen aus. Der spielt jedoch in der weiteren Geschichte keine Rolle mehr - wer also wie ich dachte, dass der Laden der Schauplatz des Romans darstellt, wird enttäuscht. Er spielt nur insofern eine Rolle als das Vivian hier Claire kennenlernt.

Ein kleines Missgeschick geschieht und die zuvorkommende Vivian, die es allen recht machen will, ist schnell eingeschüchtert im Umgang mit Claire, die sehr geradeaus ist und mit ihren Worten andere schnell verletzt. Vivian ist das pure Gegenteil von Claire, aber im Laufe der Zeit gewöhnen sie sich aneinander und erfahren die Lebensgeschichte der jeweils anderen.

Vivian hat mit Kleider nichts am Hut - Claire ist eine bekannte Designerin, spröde geworden durch ihre harte Kindheit; Vivian sieht das Gute in den Menschen, ist aber alles andere als mutig. Während Vivian sich mit Claire auf der einen und ihrem neuen liebenswerten Chef Aidan auf der anderen Seite herumschlagen muss, denkt Claire seit dem Besuch im Vintageladen oft an ihre Kindheit auf Barra und will die schottische Insel nach all den Jahre nochmals besuchen.

Claires Lebensgeschichte ist beeindruckend und ich nahm der Autorin alles ab. Es ist so gar nicht die leicht lockere Story, wie man auf den ersten Blick vermutet. Am Anfang fand ich Claire unsympathisch, doch sobald sie Einblick in ihr Leben gibt, versteht man ihre Art.
Vivians Umfeld ist ganz anders, aber auch sie hat wichtige Entscheidungen zu treffen. Sie war mir oft zu naiv, und im Gegensatz zu Claires Geschichte wirkt jene von Vivian fast so langweilig wie ein ungetoastetes Stück Toastbrot - mich hat sie nicht sehr berührt.

Fazit: Wer eine Geschichte über Schneiderinnen, Modeentwürfe oder den Verkauf von Vintagekleider erwartet, wird enttäuscht werden und sollte besser die Finger vom Roman lassen. Stattdessen schreibt Jana Stieler über zwei unterschiedliche Frauen und besonders im Fall von Claire, eine eindrückliche und emotionale Geschichte ums Erwachsenwerden in der Nachkriegszeit.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 03.08.2018

Der Geist in der Küche

Das geheime Rezept für zweite Chancen
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Das farbenfrohe Cover lockt auf jeden Fall alle Früchteliebhaber! Der Titel ist etwas sperriger, aber im Laufe der Geschichte wird klar, was er bedeutet.

In dem in Australien spielende Roman begleiten ...

Das farbenfrohe Cover lockt auf jeden Fall alle Früchteliebhaber! Der Titel ist etwas sperriger, aber im Laufe der Geschichte wird klar, was er bedeutet.

In dem in Australien spielende Roman begleiten wir Lucy Muir, die sich gerade von ihrem Mann und Geschäftspartner getrennt hat. Sie fährt in der Stadt herum und entdeckt dabei ein leerstehendes Restaurant und verliebt sich auf den ersten Blick - in die Bruchbude. Das Gebäude steht schon seit einiger Zeit leer, draussen hat sich ein Obdachloser breit gemacht.
Entgegen aller Ratschläge mietet Lucy es für drei Monate und plant darin ein Popup-Restaurant. Doch sie ist nicht allein, jedes Mal wenn sie in der Küche steht, hat sie das Gefühl beobachtet zu werden. Da ist was dran, doch das rote Rezeptbuch, das wohl vom Vorgänger noch hier geblieben ist, fesselt sie mehr.

Der Roman entwickelt sich zu einer interessanten und witzigen Story, in der einerseits von Lucys Arbeit berichtet wird und zeitgleich die Geschichte des "Fortune", wie das Restaurant früher hiess, erzählt wird. Viel ist los auf diesen 416 Seiten: einige Gäste haben es auf das alte Rezeptbuch abgesehen und Lucy muss sich mit einem richtigen Geist herumschlagen.

Ganz stark in Barretts Erstling sind die vielfältigen Charakter. Die Bandbreite reicht von Lucys Hippiemutter über ihre Freunde Julia und Hugo, und all die neuen Bekannten wie der Obdachlose Bill, der alte und neue Koch Serge, dann natürlich auch Frankie und Charlie und viele mehr.

Die Autorin legt hier einen fantasievollen Roman vor, in der sich alles um die Liebe zum Kochen und um Geheimnisse in der Vergangenheit dreht. Dies wird aber leicht und humorvoll rübergebracht, so dass man die Geschichte mit Vergnügen liest.

Ich war extrem gespannt auf das Ende, gespannt wie Barrett aus dieser Geist-Geschichte rauskommt. Ich finde es unglaublich schwer, so eine gute Story glaubhaft rüber zu bringen, damit sie nicht aufs Ende hin noch kitschig wird. Doch ich kann Entwarnung gebe: das Ende ist ihr vernünftig gelungen.

Fazit: Nicht nur für Australien-Fans eine witzige und unterhaltende Geschichte, in der ein Geist und gutes Essen eine grosse Rolle spielt.
4 Punkte.