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Veröffentlicht am 03.09.2021

Die 70er und viele tiefgreifende Entscheidungen

Die Wunderfrauen
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Der dritte Band der Wunderfrauen-Trilogie spielt in den bunten und rebellischen 70er Jahren. Alle vier Frauen, die wir schon seit dem ersten Band kennen , erfahren durchgreifende Veränderungen in ihrer ...

Der dritte Band der Wunderfrauen-Trilogie spielt in den bunten und rebellischen 70er Jahren. Alle vier Frauen, die wir schon seit dem ersten Band kennen , erfahren durchgreifende Veränderungen in ihrer Lebensgestaltung und in ihren Partnerbeziehungen. Sie schmieden gemeinsam Pläne für die neue Zukunft und immer wieder kreuzen sich ihre Vorstellungen. Sie stützen und beraten sich untereinander, keine ist allein.
Es ist kein Problem, mit dem dritten Band in die Trilogie einzusteigen, denn die Autorin gibt immer wieder kurze Rückblenden und füllt so die Lücken. Für den Kenner beider vorherigen Bände ergibt sich so manches Ach-ja-Erlebnis. Und solche Erlebnisse hatte ich nicht nur in Bezug auf die Wunderfrauen, sondern auch im Rückblick auf die 70er Jahre. Da ich diese sehr intensiv erlebt habe, war es für mich wunderbar, an typische Moden, Ereignisse, Musikproduktionen usw. erinnert zu werden.
Alle vier Frauen entwickeln und emanzipieren sich weiter, sie gründen neue Existenzen und werfen kritische Blicke auf ihre Männer. In einem Fall kommt es endlich zur Scheidung. Lange gehütete Geheimnisse werden voller Elan aufgedeckt. Wenn man heute auf diese Zeit zurückblickt, schüttelt man verwundert den Kopf, wenn man realisiert, wie unterdrückt die Frauen in den 70ern teilweise noch waren. Da fiel eine Frau in einem öffentlichen Auftritt mit Hosenanzug direkt auf. Das übergreifende Motto des Buches beschreibt aber wieder die Macht der Gemeinsamkeit. Die Frauen halten zusammen und können sich aufeinander verlassen, selbst in sehr schwierigen Situationen. Durch dieses Vertrauen entwickelt sich immer mehr Selbstbewusstsein!
Auch die Politik wird beleuchtet, der kalte Krieg, der sich hauptsächlich in und um Berlin herum abspielte. Hochinteressant, daran erinnert zu werden. Z.B. die abenteuerliche Fahrt nach Berlin, die abschreckende Abfertigung an der Grenze, die strengen Kontrollen ließen bei mir so manche Erfahrung von früher wieder aufblitzen. Schön!
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und sehr lebendig. Die Autorin gibt dem Leser das Gefühl, in der Situation als Beobachter dabei zu sein. Besonders Stresssituationen werden sehr gekonnt skizziert. Was mir auch sehr gut gefallen hat, sind die wechselnden Perspektiven, die sich mit jedem Kapitel ändern. So erfahren wir viel über die Gefühlswelt der Frauen und ihre Gedankengänge und können Entscheidungen und Verhaltensweisen besser verstehen. Der Prolog ist unheimlich, man weiß nicht, ob es Realität oder Traum ist. Sogleich baut sich dadurch Spannung auf, und später kann man den Prolog gut einordnen.
Ich habe diese Trilogie sehr gern gelesen und jedes Buch genossen. Sehr empfehlenswert! Schade, dass die Reihe beendet ist, aber so kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen.....

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Veröffentlicht am 01.09.2021

Was geschah vor 25 Jahren?

Dein dunkelstes Geheimnis
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Kathryns Vater sitzt im Gefängnis, weil er vor 25 Jahren ihre beste Freundin Elsie ermordet haben soll, seine Tochter hasst ihn dafür. Er äußert sich nicht zu den Vorfällen damals, und eine Leiche wurde ...

Kathryns Vater sitzt im Gefängnis, weil er vor 25 Jahren ihre beste Freundin Elsie ermordet haben soll, seine Tochter hasst ihn dafür. Er äußert sich nicht zu den Vorfällen damals, und eine Leiche wurde nie gefunden. Die Ereignisse von damals werden wieder zum Tagesgespräch, als genau 25 Jahre später ein weiteres Mädchen, das Elsie sehr ähnlich sieht und gleich alt ist, im selben walisischen Dorf verschwindet....Alte Theorien und neue Verdächtigungen werden wieder lebendig....

Der Schreibstil ist sehr flüssig, und man liest sich schnell ein, allerdings kommt zumindest in der ersten Hälfte keine richtige Spannung auf, da nur der Inhalt des Klappentextes verarbeitet wird, in der zweiten Hälfte des Buches ändert sich dies glücklicherweise, und man möchte unbedingt 'hinter die Kulissen' schauen, so dass man das Buch dann kaum aus der Hand legen kann. Es gibt auch einige Überraschungen, und die Autorin legt falsche Fährten, was mir gut gefallen hat. Am Ende kommt es zu einem großen Showdown, wobei der Ausgang des Dramas offen bleibt......

Allerdings habe ich mich die ganze Zeit gefragt, warum dies ein Psychothriller sein soll, denn spannenden Nervenkitzel auf psychologischer Ebene habe ich nicht verspürt. Meist geht es um die Ermittlungen, ihre Ergebnisse, ihre Behinderungen usw., aber die psychologischen Komponenten vermisse ich. Dass ich mal vor Spannung den Atem angehalten hätte, dass meine Nerven mal sehr gereizt gewesen wären, das kam nicht vor. Schade! In früheren Büchern der Autorin konnte man sich überzeugen, dass sie durchaus solche Inhalte schreiben kann.

Auch erschienen mir das Ende und die dazugehörigen Motive sehr unrealistisch und konstruiert, einige Fragen bleiben offen. Manche Entscheidungen kann man einfach nicht nachvollziehen. Leider kann ich nicht näher darauf eingehen, da ich sonst spoilern würde.

Die Grundidee ist durchaus lobenswert, aber das Gerüst hätte treffender gefüllt werden müssen.

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Veröffentlicht am 27.08.2021

Leben gemäß der Natur

Greta und Jannis
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Greta und Jannis wachsen in einem abgelegenen Bergdorf gemeinsam auf wie Bruder und Schwester, sie verstehen sich bestens und leben sehr naturverbunden. Als sie älter werden, spüren sie immer stärker die ...

Greta und Jannis wachsen in einem abgelegenen Bergdorf gemeinsam auf wie Bruder und Schwester, sie verstehen sich bestens und leben sehr naturverbunden. Als sie älter werden, spüren sie immer stärker die gegenseitige sexuelle Anziehung. Sie lassen der Natur freien Lauf und kommen sich wirklich näher, aber das darf nicht sein....Ihre Wege trennen sich, Jannis heiratet sogar, während Greta sich in ihrem abgelegenen Bergdorf zusammen mit ihrer Tante um Pflegekinder kümmert. Aber Greta und Jannis verlieren sich nie aus den Augen, und erst recht nicht aus dem Sinn. Jannis frühe Heirat ist sicher als Ausdruck der schwer zu ertragenden Realität zu sehen, die wahre Gefühle unterbindet und immer wieder Ausbrüche erlebt.
Außergewöhnlich an diesem Buch ist der Schreibstil, der mich auch zunächst abschreckte, dann aber so faszinierte, dass mich der Roman in Gedanken reichlich beschäftigte. Denn erstens gewöhnt man sich an diese Sätze, in denen die wörtliche Rede in Kursivdruck einfach in den normalen Satzbau integriert wurde, was erstmal irritierend ist. Und zweitens hatte ich immer mehr das Gefühl, dass dieser Schreibstil genau die Denkweise und Einfachheit der Bergbewohner ausdrückt, was nicht negativ gemeint ist, sondern mit der Naturverbundenheit und der damit einhergehenden Spontanität zu erklären ist. Die Autorin hat mit der Sprache experimentiert und somit einen sehr atmosphärischen Roman geschrieben.
Sehr schön ist, dass die Natur im Mittelpunkt steht und das Leben der Menschen stark beeinflusst. Sie lassen sich darauf ein und erleben dadurch eine Intensität, die ihnen viele Glücksmomente beschert. Die Natur hilft Greta trotz ihrer großen Traurigkeit positive Gefühle zu haben. Natürlich gibt es auch negative Erfahrungen, aber das gehört dazu. Bisweilen werden die Grenzen der Realität überschritten und erreichen den Bereich der träumenden Fantasie.
Sehr interessant ist auch das Frauenbild in diesem Roman. Die Einstellung der Tante lautet: Wenn du dich auf einen Mann verlässt, bist du verlassen. Entsprechend leben auch die Frauen dieses Romans, sie sind autark, stützen sich gegenseitig und bekommen dadurch zuverlässigen Halt.
Alles in allem hat mich dieses Buch nach anfänglichem Zögern stark beeindruckt, aber man muss sich Zeit nehmen, um sich einzulesen und darüber nachzudenken. Es ist kein Buch für zwischendurch, sondern verdient, dass man sich intensiv damit beschäftigt.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Der falsche Weg

Dein ist die Lüge
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Dies ist bereits der 12. Fall für Kate Burkholder, die Polizeichefin in Painters Mill, Ohio. Man muss aber nicht die Vorgängerbände gelesen haben, um sich in diesen Fall einzulesen, denn es gibt einige ...

Dies ist bereits der 12. Fall für Kate Burkholder, die Polizeichefin in Painters Mill, Ohio. Man muss aber nicht die Vorgängerbände gelesen haben, um sich in diesen Fall einzulesen, denn es gibt einige Rückblicke, die Kates Vergangenheit beleuchten.
In Ohio hat es heftig geschneit, und der amische Familienvater Adam Lengacher spannt ein Pferd vor den Schlitten, um mit seinen drei Kindern eine Fahrt durch den Schnee zu machen. Die Kinder haben großen Spaß, aber plötzlich entdecken die Vier ein Auto in den Schneeverwehungen. Es gehört Gina Colorosa, die auf der Flucht ist, eine Schusswunde hat, und nun bittet sie Adam die Polizeichefin Kate Burgholder zu informieren, weil sie von ihr Hilfe erwartet. Es stellt sich heraus, dass vor langer Zeit die beiden Frauen Kolleginnen und sogar Freundinnen waren, aber kann, will und darf Kate ihr überhaupt helfen.....? Kate ist auf den falschen Weg geraten, aber will sie diesen wirklich verlassen, wie sie vorgibt?
In einem weiteren Handlungsstrang beobachten wir zwei Kollegen Ginas, die alles daran setzen, sie zu finden und möglichst zum Schweigen zu bringen, denn sie könnte so einiges ans Licht bringen.
Auch in diesem Thriller sind viele Hintergrundinformationen über die Amish Gemeinde enthalten, was ich sehr interessant finde, da die Grundeinstellung u.a. Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit und den Glauben an das Gute im Menschen beinhaltet. Diese Eigenschaften kommen auch in diesem Buch zum Tragen.
Das Buch bietet Spannung und einige Überraschungen, selbst noch zum Ende hin, was mir nicht so gefallen hat, waren die detaillierten Rückblicke in Kates Vergangenheit, nachdem sie ihre Amish Familie verlassen hatte. Das war zeitweise etwas langatmig und hätte etwas gerafft werden können.
Alles in allem: Ich hatte ein schönes Wiedersehen mit Painters Mill und habe das Buch sehr gern gelesen.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Beklemmender Blick zurück

Die Überlebenden
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Die Mutter der drei erwachsenen Brüder Nils, Benjamin und Pierre ist gestorben, und ihr Wunsch war, dass ihre Asche am See ausgestreut wird, wo sie früher jeden Sommer Urlaub machten. Die Brüder haben ...

Die Mutter der drei erwachsenen Brüder Nils, Benjamin und Pierre ist gestorben, und ihr Wunsch war, dass ihre Asche am See ausgestreut wird, wo sie früher jeden Sommer Urlaub machten. Die Brüder haben sich auseinandergelebt, sehen sich als Erwachsene selten und müssen feststellen, dass sie viele Kindheitserlebnisse verdrängt und noch nicht bewältigt haben. Einige haben sich zu Traumata entwickelt. Diese Rückblicke sind verstörend und ergreifend, und diese negative Sicht entwickelt sich peu à peu, denn zunächst hat man das Bild einer glücklichen Familie vor Augen, die ihren Urlaub in der Natur an einem See genießen. Auf diese Weise entwickelt sich eine permanente Spannung, denn man ist immer darauf gefasst, weitere bedrückende Details zu erfahren. Bei diesen tragischen Kindheitserfahrungen geht es um Alkoholmissbrauch der Eltern, daraus folgende Vernachlässigung der Kinder sowie mangelnde Zuwendung. Man erfährt immer mehr Details, die mich sehr schockiert haben.
Die Erzählung erfolgt auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und in Rückblicken auf Erlebnisse der Kindheit und Jugend. Sehr erschüttert hat mich eine Szene von Tierquälerei, als ein kleiner Fisch lebend gebraten wird. Es gibt Zeugen dieser Tat, aber keiner macht was dagegen....traurig! Schlimm genug, dass keiner den Kindern beigebracht hat, dass man keine Lebewesen quält. Diese Gefühlslosigkeit wurde von den Eltern auf die Kinder übertragen, nur dass die Kinder damals nicht erkennen konnten, wie unzulänglich ihre Erziehung war. Heute im Blick zurück wird es klar.
Der Schreibstil ist leicht und gut verständlich, man liest fließend und gern mehr als geplant. Allerdings sollte man dieses Buch nicht als Strandlektüre wählen, denn einige Szenen sind schon sehr berührend, so dass man länger darüber reflektiert und Empathie durchlebt.
Die Protagonisten sind detailliert und authentisch beschrieben, allerdings ist mir keiner wirklich sympathisch, was bei mir aber auch kein Muss ist, wenn ich Romane lese. Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Szenen mit Tierleid etwas weniger intensiv präsentiert worden wären.
Ein empfehlenswerter Roman, der bewegt und den Leser auch noch nachwirkend beschäftigt.

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